Wann akzeptieren, dass jemand alleine sein möchte?
Es kommt ja durchaus vor, dass Menschen mal Situationen oder Phasen haben, in denen sie lieber alleine sein möchten. Bei einer Bekannten ist das aktuell so, dass sie etwas sehr verletzt hat und sie sagt, dass sie an Weihnachten niemanden sehen möchte. Nun fragt sich die Familie aber, ob es wirklich sinnvoll ist, sie an Weihnachten alleine zu lassen und ihren Wunsch zu akzeptieren. Sie sind der Meinung, dass es vielleicht gar nicht wirklich der Wunsch ist, sondern eben eine Handlung aus Verletztheit.
Wann meint ihr, sollte man akzeptieren, dass jemand alleine sein möchte? Harkt ihr da immer noch einmal nach, ob dem wirklich so ist? Hattet ihr da schon Bedenken jemanden alleine zu lassen? Oder meint ihr, dass es jeder selbst wissen muss und man diesen Wunsch dann akzeptieren sollte? Würdet ihr euch da sorgen, dass es der Person nicht gut tut, wenn sie dann alleine ist?
Ich halte nichts davon, an Weihnachten trotzdem aufzutauchen, wenn die Person vorher glasklar kommuniziert hat, dass sie alleine sein möchte. Sollte sie ihre Meinung ändern, dann wird sie das schon offen mitteilen. Warum macht man sich jetzt Gedanken darüber, wie das gemeint sein könnte?
Die Aussage, dass jemand allein sein möchte, nicht ernst zu nehmen finde ich ziemlich respektlos und bescheuert, egal ob das jetzt die Familie ist oder nicht. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn du definitiv alleine sein möchtest und dann steht aber Besuch vor der Tür? Da wärst du doch auch nicht begeistert. Warum soll das also deinen Angehörigen da anders gehen?
Ist dir nicht den Sinn gekommen, dass manche aus verletztem Stolz oder warum auch immer sagen, dass sie allein sein möchten und in Wirklichkeit sieht es ganz anders aus? Glaubst du immer direkt, was dir jemand sagt? Auch, wenn du die Person gut kennst und weißt, dass sie generell eher nicht gern alleine ist? Würdest du das akzeptieren, wenn du dir ernstlich Sorgen um die Person machen würdest?
Generell denke ich auch, dass man akzeptieren sollte, wenn jemand sagt, dass er allein sein möchte. Aber wenn man die Person gut kennt und das eher untypisch für sie ist, kann ich schon nachvollziehen, dass man da doch lieber noch ein zweites Mal fragt, ob sie wirklich alleine sein möchte. Einfach vor der Tür stehen würde ich da auch nicht. Das fände ich dreist und sehr aufdringlich.
Wenn erwachsene Menschen den Wunsch äußern an einem bestimmten Tag alleine sein zu wollen, dann sollte man das immer akzeptieren. Was ist denn so schwer an dem Satz zu verstehen, wenn man sagt "Ich will alleine sein"? Warum muss man hinterfragen und den Menschen, der alleine sein will auch noch damit nerven? Meine Meinung ist, dass erwachsene Menschen selbst bestimmen können, was sie wollen und was nicht und wenn sie alleine sein wollen, dann wollen sie alleine sein. Und wenn sie sich beruhigt haben und wieder Besuch empfangen können, dann haben sie einen Mund um zu sagen, dass es schön ist, wenn jemand vorbei kommt.
Akzeptiere einfach, wenn dir ein erwachsener Mensch sagt, dass er niemanden sehen will. Selbst Jugendliche muss man in dieser Hinsicht akzeptieren, wenn sie sagen "Hau ab, ich will alleine sein". Wenn sich die Wogen etwas geglättet haben, kann man immer noch nachfragen aber weiterhin akzeptieren, wenn derjenige immer noch keinen sehen will.
Ich bin auch der Meinung, dass man die Wünsche erwachsener Menschen nach Alleinsein respektieren sollte, solange nicht massiv der Verdacht im Raum steht, er oder sie würde sich sonst etwas antun. Davon abgesehen finde ich es immer reichlich vermessen, wenn Leute sich anmaßen, besser zu wissen, was für eine Person gut sei oder dass sie gar nicht wirklich "meint", was sie sagt. Bei kleinen Kindern verstehe ich es noch, dass diese etwas aus Trotz ablehnen und insgeheim ganz froh sind, wenn man sie dann nicht ernst nimmt, aber Erwachsene haben in meinen Augen ein Recht auf ihre eigenen Entscheidungen, völlig wurscht, ob ihre Umwelt sie gutheißt oder auch nur nachvollziehen kann.
Gerade im Bezug aufs Alleinsein reagieren viele Leute geradezu hysterisch, weil das gesellschaftliche Ideal offensichtlich, wie der Name schon sagt, auf Gesellschaft beruht. Da ich selber auch ganz gern mal meine Ruhe habe und auch der Meinung bin, alt genug zu sein, um beurteilen zu können, ob ich gerade Gesellschaft haben möchte, wäre bei mir von Weihnachtsfreude auch keine Spur, wenn die explizit ausgeladene Bagage trotzdem ankommen würde. Getreu dem Grundsatz: Das hast du doch bestimmt nicht so gemeint, also freu dich gefälligst, weil wir so gute Menschen sind und dich nicht allein lassen. "
Sicher ist es durchaus möglich, dass deine Bekannte nur aus verletztem Stolz oder als eine spontane Reaktion auf die Situation gesagt hat, dass sie an Weihnachten niemanden sehen möchte. Aber sie hat es eben gesagt und das würde ich in so einem Moment dann auch akzeptieren. Auf keinen Fall sollte man dann einfach da auftauchen, weil man eben glaubt, dass der Wunsch nur so daher gesagt und nicht wirklich so gemeint war.
Man kann in einer Familie doch auch miteinander reden und sicher hat deine Bekannte auch ihre Gründe dafür, dass sie niemanden sehen möchte. Man kann ja dann als Angehöriger sagen, dass man das versteht und akzeptiert, dass man aber bereit ist, falls sie ihre Meinung ändern sollte. So hätte deine Bekannte dann nicht das Gefühl, dass sie alleine bleiben muss, wenn sie doch das Bedürfnis hat, ihre Familie zu sehen.
Ich akzeptiere so eine Aussage in der Regel schon, auch wenn es sich um besondere Tage handelt, an denen eine Person allein sein will. Trotzdem gibt es ja kein Gesetz, das besagt, dass man an bestimmten Tagen nicht allein sein darf - wenn man es sich ausdrücklich wünscht, dann ist es eben so und das sollte man immer akzeptieren, auch wenn man es selbst vielleicht nicht nachvollziehen kann.
Gerade dann, wenn die Person normalerweise anders ist und einfach nur situationsbedingt alleine sein will, gibt es ja nicht unbedingt sofort einen Grund, sich Sorgen zu machen. Jeder hat doch hin und wieder mal das Bedürfnis, alleine zu sein und ich habe auch schon besondere Feiertage allein verbracht, weil mir das in solchen Momenten einfach lieber war.
Anders ist es, wenn sich eine Person über Wochen und Monate komplett abschottet, jeglichen Kontakt zu anderen minimiert und einfach ständig nur alleine sein will. Da würde ich mir auf jeden Fall auch nach einiger Zeit Gedanken und auch Sorgen machen und das Gespräch mit der Person suchen - auch wenn sie nicht wollen würde. Wenn das aber eben ab und zu mal vorkommt, sehe ich das als nicht weiter schlimm an und würde das einfach so hinnehmen.
Nelchen hat geschrieben:Ist dir nicht den Sinn gekommen, dass manche aus verletztem Stolz oder warum auch immer sagen, dass sie allein sein möchten und in Wirklichkeit sieht es ganz anders aus? Glaubst du immer direkt, was dir jemand sagt? Auch, wenn du die Person gut kennst und weißt, dass sie generell eher nicht gern alleine ist?
Auf mich wirkt es eher so, als würdest du aus verletztem Stolz und verletzter Eitelkeit nicht akzeptieren wollen, dass die Person alleine sein möchte und drehst jetzt alles so, dass du besser da stehst als "Heldin" oder was auch immer. Du solltest echt lernen, dein Selbstwertgefühl nicht von der Reaktion anderer abhängig zu machen und alles direkt gegen dich auszulegen. So ein Verhalten ist kindisch, krankhaft und ziemlich bescheuert.
Ich habe es tatsächlich noch nie erlebt, dass sich jemand mit "verletzten Stolz" in seine Schmollecke zurück gezogen hat und deshalb eine Einladung abgesagt hat. Aber natürlich kommt es vor, dass jemand absagt weil die Arbeitswoche super anstrengend war, sich eine Erkältung ankündigt oder ihm schlicht und einfach nicht nach Interaktion mit seinen Mitmenschen ist.
Ich würde nie auf die Idee kommen eine Absage nicht zu akzeptieren und die Person irgendwie zu bedrängen. Und ich gehe bei erwachsenen Menschen davon aus, dass sie in der Lage sind zu kommunizieren, was sie wollen. Wenn jemand sich ziert und anstellt und eigentlich nur möchte, dass man ihm noch mal eine extra Einladung ausstellt und sagt, wie schön es doch wäre wenn er doch kommt und so weiter, ist er bei mir an der falschen Adresse. Auf solche manipulativen Spielchen lasse ich mich nicht ein.
Und wenn ich wirklich das Gefühl habe, dass jemand seine Absage bereuen könnte sage ich der Person einfach, dass sie auch gerne später noch dazu kommen kann wenn sie sich besser fühlt.
Wenn Jemand aus welcher Situation und Lebenslage heraus auch immer, alleine sein möchte, muss man das als Gegenüber / Hilfegebender natürlich akzeptieren, schon aus Respekt und Empathie heraus. Viele versuchen durch das alleine sein erstmal zur Ruhe zu kommen, Nachzudenken, Dinge und Erlebnisse erstmal sacken zu lassen. Es gibt selbstverständlich immer auch diverse Gründe, warum Menschen sich isolieren und erstmal alleine sein wollen. Diese sieht man nicht immer von Außen. Wenn einem in dem Moment nach Gesellschaft wäre, würde man nicht so einen drastischen Schritt gehen.
Das funktioniert natürlich nicht, wenn äußere Einflüsse oder andere Leute immer wieder auf einen einprasseln und rumbohren sowie den symbolischen Finger in die symbolische Wunde legen. Reden hilft nicht immer, zumindest nicht sofort, das verstehen Außenstehende, die es "nur gut meinen" natürlich nicht und fühlen sich dann irgendwo manchmal auch gekränkt, wenn man beispielsweise nach dem dritten Versuch seitens des Außenstehenden die Hilfe etwas grantiger oder energischer ablehnt und zurückweist.
Es ist in solchen Situationen dann sicher hilfreicher demjenigen, welche man die Hilfe anbieten möchte lieber das Angebot, gern auch mehrmals, zu machen, dass man jederzeit auf einen zukommen kann, wenn man reden möchte oder Hilfe braucht. Das ist wohl der unaufdringlichste und einfachste Weg für den Hilfegebenden.
Des Weiteren hat man so die Gewissheit, alles dafür getan zu haben, den Anderen zu helfen, zumindest Hilfe angeboten zu haben. Lieber Hilfe anbieten, als sich gar nicht für die Belange und Sorgen sowie Probleme des Anderen interessieren. Desinteresse kommt unter Umständen auch nicht gut an. In der Regel registrieren Menschen, denen man Hilfe angeboten hat das auch dauerhaft, dass es da einen Menschen gibt oder gab, der notfalls für einen da wäre, ein symbolisches Hintertürchen / Ausweg also.
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