Wärt ihr bereit für Nachtarbeit?
Laut neusten Studien steht Nachtarbeit ja in Verdacht, verschiedene Krebserkrankungen verursachen oder zu begünstigen zu können. Was haltet ihr denn von derartigen Aussagen und wie für belastbar haltet ihr diese denn? Was sollen die hunderttausenden Beschäftigten, die regelmäßig Nachtdienste verrichten, von solchen Aussagen halten oder darauf reagieren? Wärt ihr denn angesichts solcher Risiken überhaupt bereit Nachtarbeit zu leisten?
Ich habe mir von meinen befreundeten "Nachtarbeitern bzw. Nachtarbeiterinnen" aus Sozial- und Gesundheitsberufen sagen lassen, dass bei einem Nachtdienst 3 Tage im Eimer sind.
Ich kann nur von mir sagen, dass ich nicht dazu bereit wäre. Hatte zwar schon berufliche Noteinsätze in der Nacht, doch das waren unvorhersehbare Ausnahmen. Regelmäßig wäre mir das zuviel. Ich bin ein Mensch der einen gewissen Rhythmus benötigt. Durch die Nachtarbeit würde mein sensibles Biosystems meines Körpers komplett durcheinander kommen. Da stehe ich lieber mit den Hühnern am frühen Morgen auf als, dass ich die Nacht wach bleiben muss.
Bin auch nicht die große Ausgeherin. Doch wenn ich dann mal ausgehen "muss", aus gesellschaftlichen Gründen heraus, dann ist das ganze Wochenende weg. Das jedoch nicht wegen dem Alkohol, sondern einfach weil mein Biorhythmus durcheinander gekommen ist. Fazit: Bei mir gibt es definitiv keine Bereitschaft für Nachtarbeit.
Ich komme beruflich gar nicht darum herum im Monat mehrmals auch Nachts zu arbeiten. Und ich muss sagen, ich mache das jetzt schon fast 10 Jahre und jedes Jahr merke ich mehr, wie sehr die Nachtdienste doch schlauchen und dass man immer länger braucht um wieder in einen normalen Rhythmus zu kommen. Also selbst wenn Nachtarbeit keine Krebserkrankungen auslösen sollte, bringt sie doch genug andere Probleme, was den Biorhythmus und den Kreislauf angeht mit sich.
Wenn ich nicht finanziell doch recht gut dafür entschädigt werden würde, hätte ich die Nachtarbeit schon längst aufgegeben. Ich finde daher, dass man Nachtarbeit wirklich auf die Bereiche beschränken sollte, wo man gar nicht um die Arbeit herum kommt. Also im Gesundheits- und Sicherheitswesen und Transport und Gastronomie. Aber in vielen anderen Bereichen dagegen, ist es mehr als unnötig. Warum muss ein Auto auch Nachts gebaut werden oder ein Spätshop bis morgens offen haben? Klar das steigert natürlich alles die Produktivität, geht aber eben auf Kosten der Gesundheit.
Ich selbst habe zwar nie Nachtarbeit gemacht, aber ich kenne sehr viele Menschen. Mein Vater hatte da sogar noch ein anderes Schichtsystem, als es heute üblich ist. Und von den Leuten, die ich mit Nacharbeit kenne, hat nur ein Mann eine Krebserkrankung. Wobei ich die Studie nicht angesehen habe und daher nicht weiß, ob Prostatakrebs mit zu den dort aufgeführten Erkrankungen zählt.
Allerdings weiß ich, dass es Menschen gibt, die mit Nachtdiensten gut zurecht kommen und eben auch Menschen, für die es eher eine Quälerei ist. Mangels Alternativen beißen sie sich halt durch.
Ich habe mal kurz über diese Studie, es ist eigentlich eine Methastudie, die zwölf Studien ausgewertet hat geschaut und da ist einige Mal von Schichtarbeit und rotierenden Schichten die Rede. Da da auch Tierversuche mit rein genommen worden sind gehe ich davon aus, dass zu dem Thema einfach noch nicht so viel geforscht worden ist und alles zusammengekratzt worden ist, was irgendwie gepasst hat.
Aber was mir halt sofort auffällt ist, dass Schichtarbeit nicht das gleiche ist wie Nachtarbeit. Ich habe in den Semesterferien mal einen Monat lang Nachts Pressemeldungen aus den USA übersetzt und bin Morgens nach Hause gegangen wenn die Nachrichtenredakteure mit der Arbeit angefangen haben. Nachdem ich den Rhythmus mal drin hatte, hat mir das überhaupt nichts mehr ausgemacht, nur die ersten paar Tage des neuen Semesters waren hart.
Wenn man das seriös untersuchen will müsste man auf jeden Fall einen Unterschied machen zwischen den Leuten, die nur Nachts arbeiten, und den Leuten, die in verschiedenen Schichten arbeiten und sich immer wieder umstellen müssen.
Dass Nachtarbeit nicht gerade dem menschlichen Biorhythmus entspricht und daher langfristig bestimmt nicht gut für die Gesundheit ist, ist ja nichts Neues. Aber ich finde es schon recht schwierig, eine direkte Verbindung zwischen der Arbeitszeit und bestimmten Krebserkrankungen zu ziehen, weil ja immer mehrere Faktoren im Spiel sind.
Außerdem finde ich, dass man die individuelle Veranlagung auch nicht außer Acht lassen sollte. Es gibt auch genügend Leute, die mit Nachtarbeit gesundheitlich besser zurecht kommen als mit einem Bürojob, für den man sich um sechs Uhr morgens aus dem Bett quälen muss. Wenn ich so dürfte, wie ich könnte, würde ich auch lieber von zwei Uhr morgens bis 10 Uhr vormittags pennen.
Und wie schon erwähnt macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man ständig wechselnde Schichten hat und sich pausenlos umgewöhnen muss oder ob man genauso regelmäßig abends um sieben arbeiten geht wie andere Leute morgens um sieben. Und Nacht- und Bereitschaftsdienste sind noch mal anstrengender als eine reguläre Nachtschicht von 7 oder 8 Stunden Dauer, wenn man lässig 24 Stunden durcharbeiten muss. Gerade medizinisches Personal kann sicher ein Lied davon singen, wie man sich nach so einer Schicht fühlt.
Wir haben arbeiten auch nachts. Denn wenn wir in einer Jugendeinrichtung für obdachlose Jugendliche, so doof die Bezeichnung auch sein mag, sind, müssen wir ja auch nachts vor Ort sein. Da sind dann Sozialpädagogen wie Streetworker eben zur Stelle. Es müssen ja Aufsichtspersonen da sein, wir müssen nach dem dritten Tag zum Beispiel in der einen Einrichtung auch Personalausweisdaten einfordern, wir machen gemeinsam gewisse Tätigkeiten wie kochen usw. Morgens ab 08.00 Uhr geht’s dann aus den Federn. Dafür sind wir eben auch Ansprechpartner usw.
Glaubt mal nicht, dass es dort dann harmlos zur Sache geht. Wir mussten auch schon Polizei rufen, weil die sich gekloppt haben und mehr. Deswegen arbeiten wir auch nachts. Das ist aber dann natürlich abhängig vom Schichtplan und Einsatzort. Da mein persönlicher Kernbereich jedoch sowieso im Milieu war, war auch immer eine nächtliche Schicht da, weil ich viele Damen nachts betreut habe. Das wurde weniger, als 2017 die Anmeldepflichten für Prostituierte kamen, sodass jetzt alles etwas leichter geworden ist, oder eben auch nicht. Kann man unterschiedlich sehen.
Aber klar, wir arbeiten auch nachts. Ich werde auch durchaus mal nachts angerufen, im Notfall, dass der junge Bursche in der Einrichtung, der ein besonderes Vertrauensverhältnis zu mir hat, durchdreht. Ich müsste nicht kommen, tue es aber. Dasselbe gilt nachts für Anrufe von Bordellbetreibern, wenn eine Prostituierte mich benötigt, Zwangsprostitution, Frauenhausgeschichten usw. Da werden wir dann auch gerufen, neben Polizei oder ähnliche Instanzen.
Du musst das ja so sehen. Auch wenn ich rechtlich keinen bis auf mit dem „Jedermanns Gesetz“ verhaften darf und justizfachrechtlich nicht der Ansprechpartner bin, vertrauen uns die Kids oder beispielsweise mein Kern-Milieu. Die wollen nicht mit der Kriminalkomissarin reden, sondern mit uns. Wir sind dann teils das vermittelte Sprachrohr und das ist auch manchmal gut so.
Aber ich sag mal so, die nächtliche Arbeit ist kein Pappenstil. Jedenfalls nicht im sozialen Bereich mit Straßenjungen/kindern oder auch im Milieu. Allgemein wäre es vielleicht in Ordnung, aber da ist immer viel Stress, gerade auch zum Wochenende, wo viel Alkohol das nochmals untermauert.
Mein Freund und ich müssen auch regelmäßig nachts arbeiten. Er ist im klassischen Drei-Schicht-System tätig und macht daher immer mehrere Nachtdienste am Stück. Das macht ihm schon ordentlich zu schaffen, denn er ist auch noch bekannter Migränepatient und wird durch diese Wechsel im Tagesrhythmus immer stark getriggert. Nicht selten ist er nach der ersten Nacht erstmal den kompletten Tag über ausgeknockt, leidet unter stärksten Kopfschmerzen und braucht die volle Zeit bis zum Beginn des nächsten Dienstes, um wieder auf die Beine zu kommen. Nicht verwunderlich ist es also, dass es ihm nach dem Block auch meistens noch einige Tage schlecht geht. Er hat sogar schon darüber nachgedacht, eine Befreiung von Nachtdiensten zu erbitten, aber scheinbar stehen die Chancen da leider schlecht …
Ich selber muss im Monat etwa vier bis fünf 24-Stunden-Dienste im Monat machen, bei denen ich meinen Arbeitstag also regulär beginne, dann aber bis zum Morgen des Folgetages im Dienst bleibe. Den Anschlusstag bekomme ich als Ausgleich und zur Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes dann frei. Mir machen diese Dienste nicht so viel aus, außer, dass sie natürlich einen gewissen psychischen Stress mit sich bringen.
Im Gegensatz zu meinem Freund darf ich mich allerdings theoretisch auch hinlegen und schlafen, muss aber auf Abruf bereit zum Einsatz sein. In ruhigen Nächten kann es also sein, dass ich gar nicht so sehr von meinem normalen Tagesrhythmus abweiche, nur schlafe ich meistens auf der Arbeit relevant unruhiger als zuhause. Wenn ich aber mal einen richtig miesen Dienst habe und annähernd 24 Stunden pausenlos arbeite, dann schlaucht das zweifellos. Zwar sehe ich trotzdem meistens davon ab, mich am Folgetag länger als ein oder zwei Stunden nochmal hinzulegen, weil ich es nicht mag, aus meinem festen Ablauf gerissen zu werden, aber ich habe dann häufig schlechte Stimmung, bin von Grund auf stärker reizbar und fühle mich unkonzentriert und leicht erschöpft. Ich finde mich aber schnell wieder zurecht, wenn ein "normaler" Tag vergangen ist.
Mein Mann muss auch nachts arbeiten, wobei er in 3 Schichten arbeitet und es damit immer wechselt. Allerdings ist es ein Wechsel von 2 Tage Frühschicht, dann 2 Tage Spätschicht und 2 Tage Nachtschicht, danach hat er dann frei. Man merkt schon deutlich, wie er dann an dem Tag nach der letzten Nachtschicht und am ersten freien Tag Schlafprobleme hat. Ich hatte so auch schon gearbeitet und für mich ist das absolut nichts zumindest nicht mit Schichtwechseln. So für sich betrachtet bin ich nachts wach genug und kann da auch gut arbeiten, also eine reine Nachtschicht wäre okay, aber mit den Wechseln komme ich vom Biorhythmus nicht klar.
Ich denke, dass das körperlich schon viel anrichten kann mit einem, gerade bei den Wechseln. Man kann es sich aber gar nicht immer aussuchen und muss in dem Job arbeiten, in dem man Geld verdienen kann und der einem vielleicht auch noch Spaß macht.
Das Krebsrisiko wäre mir egal. Das sehe ich nicht als hoch an nur weil man nachts arbeitet. Aber ich würde aus dem Grund nicht nachts arbeiten, da ich nachts nun mal schlafe. Wenn ich nicht schlafe bin ich todmüde. Wüsste also nicht welchen Job ich dann noch erledigen sollte.
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