Wäre Erste-Hilfe Unterricht an unseren Schulen sinnvoll?
In der Schweiz lernen Kinder in der Unterstufe bereits sehr viel über die Erste-Hilfe-Maßnahmen. Dies wird dort in den Unterricht integriert und dauert mehrere Schulstunden lang. Die Kinder bekommen Grundlagen beigebracht und verbinden sich gegenseitig aufgemalte, sehr realistisch wirkende Verletzungen.
Auch die Herzdruckmassage an einer Puppe wird geübt und der Einsatz eines Defibrillator. Dies soll die Kinder dazu motivieren im Ernstfall zu helfen und aktiv zu handeln. Vielen Erwachsenen wird vorgeworfen im Notfall nicht zu handeln und manch einer tut dies auch aus Angst, etwas falsch machen zu können.
Hättet ihr im Ernstfall auch Angst vor Fehlern und würdet daher keine Erste-Hilfe leisten? Denkt ihr, dass man als Erwachsener oder Jugendlicher eher handelt, wenn man Erste-Hilfe ausführlicher in der Schule hattet? Würdet ihr euch wünschen, dass es das auch an deutschen Schulen gibt oder denkt ihr nicht, dass es wirklich etwas bewirken kann?
Ich würde mir das schon wünschen. Bei uns gab es immer mal halbherzige Versuche so etwas in den Schulalltag zu bringen. Da gab es beispielsweise freiwillige Ags oder auch Veranstaltungen, aber so wirklich etwas gelernt hat man da nicht. Ich würde mir ehrlich gesagt schon wünschen, dass man das wie beim Führerschein macht und dann auch jedes Jahr wiederholt, damit sich einfach eine Sicherheit bei den Kindern einstellt.
Ich halte das auch für sehr sinnvoll. Viel Zeit kostet das ja im Endeffekt nicht. Wenn man nur die Grundlagen lehrt, ist das ja mit ein paar Schulstunden im Jahr erledigt. Eine jährliche Wiederholung mit Auffrischung und vielleicht auch aufbauend neuen Themen halte ich auch für sinnvoll. Wenn man das oft genug wiederholt, prägt sich das auch besser ein und die Wahrscheinlichkeit, dass man das Wissen im Ernstfall wirklich nutzen kann, steigt damit sicherlich auch enorm an.
Unser großer Sohn hatte bereits in der Grundschule Erste-Hilfe-Unterricht. Dies kam auf die Initiative der Elternschaft zustande, Hintergrund war ein medizinischer Notfall vor der Schule, bei dem nicht viele der anwesenden Kinder wussten was zu tun ist. Dieser Notfall war aber dank der beiden Kinder, die sofort handelten, dann glimpflich ausgegangen.
Es gibt extra Erste-Hilfe-Schulen für Kinder, solch eine wurde dann gebucht. Dies musste zwar von den Eltern finanziert werden, war aber mit knapp 10 Euro pro Kind im Rahmen. Die damals teilnehmenden Kinder wissen nun immer noch, was Erste-Hilfe ist und was man im Notfall alles beachten muss, weil es zu Beginn jedes Schuljahres eine kurze Auffrischung gibt. Die neuen Kinder wissen das leider nicht, aber es ist geplant, dieses Jahr wieder eine Erste-Hilfe-Schulung anzubieten.
Ich finde es sehr wichtig, Erste-Hilfe bereits Kindern näher zu bringen. Was man als Kind lernt und verfestigt, vergisst man ja auch nicht so schnell. Sicherlich kommt es immer auf die Situation an, ein Kind kann damit auch schnell mal überfordert sein. Aber nicht geschulte Kinder sind dies dann gleich noch viel mehr. Und wenn "nur" Hilfe geholt wird und/oder Beistand geleistet wird, ist das auch schon sehr wichtig.
Meine Söhne haben neben der Schule auch bei der Kinderfeuerwehr Erste-Hilfe gelernt, mein Großer war eines der beiden Kinder, die damals helfen konnten. Darauf ist er nach wie vor sehr stolz, weil es eben stolz macht, helfen zu können.
Zu meiner Schulzeit - und auch heute, da meine Kinder zur Schule gehen - gab es schon Erste-Hilfe-Kurse in der Schule selbst. Natürlich gab es keinen lehrplanmäßigen Unterricht mit einer oder mehreren Stunden pro Woche. Mal davon abgesehen, dass sich das nie wirklich durchgesetzt hätte wegen der Konkurrenz und dem höheren Stellenwert anderer Fächer, hätte sich der Lerninhalt für die einfache und grundlegende Erste-Hilfe doch recht schnell aufgebraucht, würde man diesen Kurs mehrmals pro Woche oder Monat durchführen.
Es ist und bleibt durchaus sinnvoll, die grundlegenden Erste-Hilfe-Techniken in der Schule zu lehren und sie auch wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu richten. Schon mit den grundlegendsten Techniken kann Menschen in Ernstfällen extrem viel geholfen werden, weswegen es meiner Meinung nach auch unabdingbar ist, diese Techniken zu beherrschen. Vertiefenderes Wissen kann man sich ja in entsprechenden Kursen des Roten Kreuzes oder zum Beispiel bei der freiwilligen Feuerwehr aneignen.
Ich würde es auf jeden Fall sinnvoll finden, wenn an den Schulen auch Unterricht in erster Hilfe abgehalten werden würde. Ich hatte das als Kind zwar nicht in der Schule, aber im Schwimmunterricht bei der DLRG wurden auch immer wieder solche Elemente der ersten Hilfe in den Unterricht eingebunden, wozu auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung an einer Puppe gehörte. Ich finde es schon gut, wenn man es schon in jungen Jahren lernt, damit man vielleicht weniger Angst hat, wenn wirklich mal etwas passiert.
Ich halte einen Erste-Hilfe-Unterricht an deutschen Schulen aus mehreren Gründen nicht für sinnvoll, jedoch sollte es die Möglichkeit einer AG, in der man den Schein erlangen kann, geben.
Der erste Grund, warum ich mich nicht wirklich dafür aussprechen kann ist, dass so gut wie jeder in der Zukunft einen Führerschein machen wird. Ein wichtiger Bestandteil zur Erlangung des Führerscheins ist das Absolvieren eines Erste-Hilfe-Kurses, also ist es nicht notwendig, diesen Schein vorher zu machen, aber es kann einen Zeit ersparen.
Das Argument, was teilweise aus dem ersten folgt und wesentlich aussagekräftiger ist, ist dass man zum Zeitpunkt, wo man den Führerschein anfängt, in der Regel eine gewisse Reife und ein relativ hohes Maß an Verantwortung hat, was auch zu einer höheren Einsatzbereitschaft führt, was in ernsten Fällen gefragt ist.
Ein Kind reagiert eher emotional und ist somit teilweise handlungsunfähig. Ein Erwachsener hingegen kann in ernsten Situationen im Normalfall rational reagieren, was von entscheidender Bedeutung ist, da es sich um das Erhalten eines Menschenlebens handeln kann.
Also ich wohne ja in der Schweiz und wir haben den Erste-Hilfe-Kurs im letzten Schuljahr mit der ganzen Klasse gemacht. Wir haben dann alle eine Bescheinigung erhalten, die sechs Jahre lang gültig war und mit dieser konnte man dann den Führerschein machen, ohne nochmals die Kurse besuchen zu müssen. Ich finde, so sollte es jede Schule machen.
Aber in der Unterstufe finde ich diesen Unterricht unpassend, kaum ein kleines Kind wird sich das Merken können und im Notfall richtig handeln, daher sollte man den Kindern dort lieber beibringen, wie man richtig einen Notruf absetzt und vielleicht kleinere Verletzungen richtig behandelt.
Also ich habe mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass auch jüngere Schüler durchaus einen Erste-Hilfe-Kurs machen könnten. Es geht ja nicht um einen Führerschein, es geht um das Einüben eines Ablaufes in Notfallsituationen. Klar, die Erste Hilfe-Kurse für Kinder sind etwas anders aufgebaut als bei Erwachsenen. Es wird eher gelehrt, wie man bei einem seiner Freunde eine Herzdruckmassage ohne Beatmung durchführt, also am Kind, wie man einen Verband macht und wie man gegebenenfalls reagiert, wenn einem Erwachsenen etwas passiert und den Notruf absetzt. Ein Erste Hilfe-Kurs ist nicht vergleichbar mit einem Erste Hilfe-Kurs für Jugendliche oder für Erwachsene.
Ich habe meinen ersten Erste Hilfe-Kurs mit 11 Jahren gemacht. Damals war ich in der siebten Klasse und es wurde von der Schule angeboten. Dieser Kurs war aber schon sehr nahe an den Erwachsenenkursen und der Torso, an dem wir die Herzdruckmassage gemacht haben, war halt auch der klassische Erwachsenentorso. Aber damit wurde mein Interesse an meinen Hobbies und meinem Beruf geweckt.
@Geengerossa: Also dass Kinder rein emotional und nicht rational reagieren, das stimmt einfach nicht. Kinder können genauso rational reagieren und agieren wie Erwachsene, auch wenn es Kinder sind. Ich habe im Laufe der Zeit auch Erwachsene erlebt, die handlungsunfähig wurden und bei Notfällen nicht reagiert haben. Das finde ich teilweise viel schlimmer, denn gerade Erwachsene sollten sich der Verantwortung, die sie haben, auch bewusst sein. Die meisten Erwachsenen haben ihren Erste Hilfe-Kurs zuletzt für den Führerschein gemacht und wissen selbst nicht, was zu tun ist oder trauen sich es nicht zu. Daher denke ich schon, dass es besser ist, wenn in gewissen Abständen ein Kurs absolviert wird, im Idealfall von Kindesbeinen an. Das sitzt dann alles besser und das Kind kann auch in kleineren Notlagen reagieren.
Ich fände es super, wenn man Erste-Hilfe Kindern in der Schule beibringt und ich persönlich denke sogar, dass das schon ab dem Grundschulalter oder Vorschulalter kindgerecht sinnvoll wäre. Das könnte man ja gut als Thema in Heimat und Sachkunde einbringen.
Erste-Hilfe ist für viele eine Sache mit großer Hemmschwelle und wenn man dieses Thema von klein auf als natürliche Sache behandelt, dann sinkt vielleicht auch die Hemmschwelle davor etwas falsch zu machen. Es ist einfach falsch zu denken, dass man mit erste Hilfe viel kaputt machen kann. Keine Hilfe macht oft viel mehr kaputt.
Ich selbst war in meiner Kindheit und Jugend in der Wasserwacht aktiv. Auch da gehört Erste-Hilfe schon in den Gruppenstunden in regelmäßigen Abständen genauso dazu wie Naturschutz, Knotenkunde, Schwimmunterricht und eben auch Bastelstunden & Co. Jedes Jahr gibt es außerdem einen Erste-Hilfe-Wettbewerb auf Landkreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene, bei dem auch schon die Kleinsten mitmachen dürfen.
Aktives Vereinsmitglied kann man ab einem Alter von 6 Jahren werden, somit lernt man auch ab diesem Alter schon erste Themen von Erste Hilfe. Das fängt beim richtigen Absetzen von Notrufen an, beim richtigen Versorgen von kleinen Wunden aber auch Themen wie stabile Seitenlage. Später lernt man dann auch mal, wie man eine Wiederbelebung richtig durchführt.
Ich würde jedenfalls nicht behaupten, dass Kinder nicht verantwortungsvoll handeln oder gar handlungsunfähig sind und zu emotional reagieren. Kinder gehen an die Sache oft viel hemmungsloser ran und überlegen nicht so lange, was sie alles falsch machen könnten. Sie haben auch kaum bis gar keine Berührungsängste, während es älteren Erste-Hilfe-Teilnehmern oft sogar schon schwer fällt, einfach auf einen verletzten Menschen zuzugehen und mit diesem zu reden. Das sind jedenfalls meine Erfahrungen die ich als Betreuerin bei der Wasserwacht gemacht habe.
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