Wäre ein einheitliches Flaschenpfand sinnvoll?
Für Einweg- und Mehrweg-Flaschen ist das Pfand derzeit unterschiedlich hoch. Für Einweg-Flaschen und -Dosen beträgt dies 25 Cent. Bei Mehrweg-Flaschen aus Plastik oder Glas liegt es bei 15 Cent. Es gibt jedoch auch noch Flaschen für die ein niedriges Flaschenpfand von lediglich 8 Cent verlangt wird - wie z.B. bei den Flaschen von Fritz-Kola.
Das Unternehmen hat nun angemerkt, dass sie das Flaschenpfand für ihre Flaschen für zu niedrig halten und fordert für diese auch ein Flaschenpfand in Höhe von 25 Cent. Der Grund hierfür sei, dass sie viel zu langsame Rücklaufquoten feststellen würden. Laut Ihnen fänden sich die Flaschen immer noch zu oft am Wegrand bzw. neben Mülleimern. Offensichtlich sei es selbst Flaschensammlern zu wenig lohnenswert 8 Cent-Pfandflaschen zu sammeln.
Könnt ihr auch feststellen, dass gerade die 8 Cent-Flaschen zu oft weggeschmissen statt zurückgegeben werden? Würde es Sinn machen einfach ein einheitliches Pfand für alle Flaschen zu verlangen? Wie hoch sollte so ein Flaschenpfand betragen?
Wenn ich mich in meiner Umgebung so umschaue, dann sind es tatsächlich meistens die Bierflaschen mit dem geringen Flaschenpfand, die am Wegesrand herumstehen und das oft auch über längere Zeit, weil es sich wohl nicht lohnt, die Flaschen einzusammeln. So gesehen würde ich es auch bevorzugen, wenn ein einheitliches Pfand von 25 Cent gelten würde.
Ich finde es seltsam, dass ausgerechnet die Einwegflaschen aus dünnem Plastik den höchsten Pfandwert haben, während Glasflaschen und Mehrwegflaschen aus Kunststoff weniger Pfand bringen, wenn man sie zurück bringt. Das führt wohl wirklich dazu, dass genau diese Flaschen seltener zurückgegeben werden, weil es eben dann oft einfacher ist, sie einfach im Müll oder Altglas zu entsorgen.
Ich finde diese Forderung zutiefst unsozial. Ich lebe in einer armen Gegend, hier stehen selbst 30 Bierflaschen, die mitten im Nirgendwo beispielsweise an einem alten Weichenhäuschen abgestellt worden sind, nicht länger als einen Tag. Aber darauf möchte ich gar nicht hinaus.
Denn das Unsoziale an der Forderung ist, dass es arme Familien aus dem Mehrwegsystem ausschließt. Kunststoffflaschen und Getränkedosen ermöglichten zum ersten Mal in großem Stil die Mitnahme von Durstlöschern unterwegs. Davor packte man selbst eine dauerhaft nutzbare, selbst gefüllte Flasche ein, oder kaufte und konsumierte ein Getränk mit Kohlensäure direkt am Kiosk oder der Trinkhalle. Die Glasflasche war viel zu unhandlich und schwer.
Seit es wieder verschließbare Flaschen aus robustem und leichten Kunststoff gibt, nimmt man das Getränk mit. Und, wie die Erfahrungen zeigen, entsorgen viele die einfach am Wegesrand, wenn der Pfandbetrag zu niedrig und/oder die Rückgabe zu anstrengend ist.
Das hat aber nichts mit dem Pfand auf Mehrwegflaschen zu tun. Diese werden für den Konsum daheim und auf Vorrat gekauft. Steigt das Pfand merklich an, werden viele nicht mehr zum Getränkemarkt gehen. Denn auch so ist der Pfandbetrag deutlich spürbar, wenn man einige Kästen kauft. Das ist für viele so schön eine große Belastung. Denn das Geld ist zwar nicht weg, es steht aber nicht zur Verfügung.
cooper75 hat geschrieben:Ich finde diese Forderung zutiefst unsozial.
Naja, nur weil wir uns hier Gedanken über eine andere Gestaltung der Pfandpreise machen, würde ich das nicht gleich unter unsozial einsortieren, schon gar nicht "zutiefst". Ich denke, es würde auch ausreichen zu schreiben, dass der Flaschenpfand auch soziale Aspekte hat, die man nicht außer Acht lassen sollte.
Wie gesagt, ich lebe in einer armen Region und in der in einem sehr armen Stadtteil. Und ich sehe, wie viele Menschen hier genau zählen müssen, um sich Ein- oder Mehrwegflaschen irgendwie leisten zu können, wenn sie im örtlichen Discounter stehen. Zumal mittlerweile ja auch für mehr Verpackungen Pfand aufgebracht werden muss. Du kennst Armut weniger, oder Lascar?
cooper75 hat geschrieben:Du kennst Armut weniger, oder Lascar?
Was vermutest du, cooper75? Schreib ruhig mal, wie du dir das so vorstellst. Erzähl mal, wie sehen wohl meine Wohnverhältnisse aus, welches Auto werde ich wohl fahren, aus welchen Kreisen werden meine Eltern wohl stammen? Ich bin gespannt, wie Deine Einschätzung so ist, cooper75.
cooper75 hat geschrieben:Denn auch so ist der Pfandbetrag deutlich spürbar, wenn man einige Kästen kauft.
Aber das ist doch eine einmalige Ausgabe. Die nächsten Kisten sind dann ja quasi mit der Rückgabe pfandfrei. Wenn ich so arm wäre, dass ich mir die einmaligen unter zehn Euro nicht leisten könnte, dann würde ich mal eine Woche mit dem Getränkekauf aussetzen und Leitungswasser trinken, was ich eh tue.
Ich bin auch dafür, dass der Pfandbetrag für Glasflaschen erhöht wird, damit nicht mehr so viele Pfandflaschen im Gebüsch im Park landen, womöglich noch zerbrochen, sodass sich Kinder und Hunde verletzen könnten.
Ich denke auch, dass es noch Alternativen zur Getränkebeschaffung gibt, wenn man mal kein Geld für Pfandflaschen hat, ob Leitungswasser, Tee oder eben auch so etwas wie Soda Stream. Die Anschaffung so eines Soda Streams ist zwar auch erstmal kostenintensiver, aber auf Dauer dann günstiger als teure Wassermarken in Wasserkästen. Und wer kein Wasser mag, der kann ja auch den dazugehörigen Sirup verwenden.
Also soll man aus sozialen Gründen den Pfand noch geringer machen, damit sich auch ja jeder Mensch die Getränke leisten kann? Pfeifen wir auf Umwelt und Schonung der Ressourcen? Denn alles was im Müll landet muss neu hergestellt werden. Und die Herstellung ist teuer. Nicht wegen der Rohstoffe, sondern wegen der Wärme die dafür benötigt wird.
Den Gedanken finde ich eher unsozial, dass man quasi zu Lasten der Umwelt und damit der Allgemeinheit einen überschaubaren Teil der Bevölkerung entlasten soll. Und ganz ehrlich. Wenn ich mir hier die vermeintlich Armen anschaue, so kaufen die aber auch die teuersten Produkte.
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