Während Studium Praktika bei Unternehmen absolvieren?

Eine Bekannte von mir studiert derzeit Ernährungswissenschaften und macht jetzt in den Semesterferien auch ein Praktikum bei einem Unternehmen, dass Tees und Süßwaren herstellt. Ich finde das sehr mutig von ihr, denn sie hat gerade erst die Klausuren bestanden und gönnt sich keine freie Minute.

Außer ihr kenne ich aber eigentlich keine weiteren Studenten, die während ihrer vorlesungsfreien Zeit solche Praktika machen. Die meisten machen das erst, wenn sie schon ihren Master haben oder auf den Doktor zugehen und sich überlegen, ob sie in der Industrie arbeiten möchten oder lieber an der Uni bleiben.

Habt ihr während eures Studiums auch schon Praktika in Unternehmen gemacht, um einen Eindruck davon zu bekommen, was euch später in der Arbeitswelt erwartet? Oder ist das bei euch auch nicht üblich? Denkt ihr, dass viele Unternehmen dafür offen sind?

In meinem Fachgebiet ist es völlig normal, dass man Praktika in Unternehmen macht. An den Fachhochschulen ist das Praxissemester ja sogar Pflicht. Allerdings ist eine Promotion oder eine Laufbahn an einer Hochschule in meinem Gebiet extrem selten, von daher ist es sehr wichtig, dass man so früh wie möglich Kontakte mit Unternehmen knüpft. Da ist es auch völlig normal, dass man seine Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreibt und dort wird man dann oft auch übernommen.

Ich habe während meines Studiums auch ein Praktikum in der vorlesungsfreien Zeit gemacht, welches acht Wochen lang ging. Somit waren meine Ferien im Sommer schon fast komplett mit dem Praktikum gefüllt. Allerdings war das nicht genug. Immerhin musste ich nebenbei auch noch mehrere Hausarbeiten schreiben, die ich zum Ende der Semesterferien auch noch abgeben musste, Das Ganze war wirklich sehr hart, vor allem, weil ich vor dem Praktikum eben erst die Klausuren geschrieben hatte. Somit kam dann alles zusammen.

Noch dazu hatte ich dann auch noch jedes Wochenende in meinem Nebenjob arbeiten müssen, da ich in meinem Praktikum kein Geld verdiente, aber eben Geld benötigte. Von daher hatte ich acht Wochen lang keinen Tag frei, was wirklich sehr hart war, vor allem, weil ich mich eben nicht richtig von den Klausuren erholen konnte und noch die Hausarbeiten schreiben musste,

Ich habe es jedoch überstanden, wobei ich die Zeit im Nachhinein als nicht wirklich schlimm in Erinnerung habe. Wahrscheinlich liegt das aber auch daran, dass das Praktikum mir auch viel Spaß gemacht hatte. Nach den Klausuren hatte ich zumindest einige Tage Zeit gefunden, um in den Urlaub zu fahren, wobei ich wusste, dass die erste Woche im neuen Semester dann erst langsam anlaufen würde und auch nicht richtig stressig werden würde. Von daher war ich die Zeit über schon recht motiviert.

Ich hatte auch nur die Möglichkeit gehabt, das Praktikum während meiner Semesterferien zu machen oder eben ein ganzes Semester wegen dem Praktikum dran zu hängen. Letzteres wollte ich damals nicht, so dass mir auch nichts anderes übrig blieb, als meine Ferien zu opfern. Es hatte sich ja um ein Pflichtpraktikum gehandelt.

Außer ihr kenne ich aber eigentlich keine weiteren Studenten, die während ihrer vorlesungsfreien Zeit solche Praktika machen.

Kann es sein, dass du in dieser Hinsicht den "falschen" Studiengang bzw. das "falsche" Umfeld hast? Bei uns ist das Standard. Wir müssen sogar jeweils im Bachelor und im Master ein Praktikum von 6-8 Wochen Minimum absolvieren. Ansonsten kriegen wir den Abschluss nicht. Das muss echt Luxus sein, wenn man hier noch die Wahl hat. Also wenn man sie nicht hat, muss man das irgendwie durchziehen, auch wenn man dafür kaum Auszeiten hat und an den Rande der Erschöpfung gerät.

In meinem ersten Studiengang kommt man auf über 1.200 Stunden Praktikum, es handelt sich dabei komplett um Pflichtpraktika, deren Umfang genau festgelegt ist. Einen Teil davon absolviert man während eines Semesters. Da studiert man dann nicht, das ist in die Regelstudienzeit eingerechnet. Den Rest leistet man in den Ferien.

In meinem zweiten Studiengang gab es keine vorgesehenen Praktika. Aber wer einen Job wollte oder gar die Empfehlung eines Professors bekam, der hat freiwillig welche gemacht. Denn ohne praktische Erfahrungen und Beziehungen sah es auf dem Arbeitsmarkt übel aus.