Wählt ihr Freizeitaktivitäten wegen Terror bewusster aus?
Hat sich in den letzten Monaten aufgrund diverser Terroranschläge euer Freizeitverhalten verändert? Ich bin da ehrlich gesagt etwas gespalten in meinen Gedanken. Vom Kopf her ist mir durchaus klar, dass man sich deswegen nicht einschränken und einschüchtern lassen sollte, dass das genau das ist, was erreicht werden sollte. Man muss auch sagen, dass schon immer Terroranschläge gab, und vom Verstand her muss man auch sagen, dass selbst jetzt, wo das Risiko doch um einiges höher ist, ist und bleibt das Risiko ja im Normalfall dennoch gering.
Dennoch ertappe ich mich immer wieder dabei, dass ich Freizeitaktivitäten bewusster auswähle. Wobei man auch hier sagen muss, dass man das ja gar nicht wirklich risikoärmer gestalten kann. Ein Anschlag kann mehr oder weniger überall passieren. In erster Linie natürlich dort, wo mehrere Menschen sind, aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass es auch bald einmal wirklich überall sein kann.
Jedenfalls bemerke ich schon, dass ich teilweise auf Freizeitaktivitäten verzichte, obwohl ich das eigentlich gar nicht möchte. Ich zögere zum Beispiel diverse Aktivitäten in einer Großstadt zu planen und wähle dann doch eher Aktivitäten in ruhigeren Gebieten. Ich bin früher für Freizeitaktivitäten mit meinem Sohn gerne mit dem Zug in eine Großstadt gefahren, jetzt mache ich das nicht mehr so oft und schon gar nicht mit dem Zug, weil ich mich bei einigen Bahnhöfen einfach nicht mehr sicher fühle.
Wie gesagt. Ich will diese Einschränkungen eigentlich gar nicht bewusst machen, weil ich mich da eigentlich gar nicht einschränken lassen möchte, erwische mich aber immer wieder dabei, dass ich da scheinbar doch ziemlich ängstlich bin.
Wie geht ihr mit der derzeitigen Situation um? Habt ihr diesbezüglich Ängste und falls ja, wie geht ihr damit um? Ich fahre heuer zum Beispiel auch nicht in den Urlaub, zumindest nicht ins Ausland. Wobei ich diese Entscheidung bereits im Herbst letzten Jahres getroffen habe und nicht erst jetzt, wo die Medien über mögliche Terroranschläge an Stränden berichten. Gut, diese Entscheidung ist nicht nur wegen möglicher Terroranschläge, aber war dennoch mit ein großer Punkt für meine Entscheidung.
Ich bin der Meinung, dass man das eh nicht beeinflussen kann. Wenn es einen treffen soll, dann wird es einen treffen, aber es ist doch schlimm, wenn man sich durch den Terror nun kontrollieren lässt und seinem Leben nicht mehr so nachgeht, wie man es sonst machen würde.
Meine Schwiegermutter war schon besorgt als wir dieses Jahr Zug gefahren sind mit dem Kleinen und ehrlich gesagt konnte ich das nicht verstehen. Die Wahrscheinlichkeit das genau bei uns etwas passiert ist doch sehr gering und wenn dann ist es eben so, man weiß ja nie wo die dann zuschlagen und den ganzen Tag zu Hause bleiben kann man auch nicht.
Ich schränke mich nicht ein und mache alles wie vorher. Diese Freiheit möchte ich mir auch mit meinem Kind behalten, weil man nicht ständig in Angst leben muss. Es kann immer etwas passieren und wenn solche Anschläge geplant werden kann man auch immer Opfer sein, auch wenn man vielleicht nur zu Hause ist und etwas in der Nähe explodiert.
Solches Verhalten basiert aus einer falschen Wahrnehmung von Risiko. Das Risiko eines Terroranschlags wird massiv überbewertet. Wenn man beispielsweise irgendwo mit dem Auto statt dem Zug hinfährt, hat man sein Risiko sehr wahrscheinlich sogar vergrößert, da der Zug ein viel sichereres Verkehrsmittel ist. Es ist auch ganz klar, dass die Wahrscheinlichkeit, im eigenen Haus ermordet zu werden, immer noch größer ist als bei einem Terroranschlag in Deutschland zu sterben.
Menschen können eben Wahrscheinlichkeiten nicht richtig erfassen, da die Wahrnehmung sich immer von äußeren Faktoren wie zum Beispiel den Nachrichten beeinflussen lässt. Dazu gibt es eine Menge Studien, und das Phänomen konnte man sogar bei Leuten feststellen, die sich beruflich mit Wahrscheinlichkeiten beschäftigen. Das menschliche Gehirn ist eben nicht dafür gemacht, intuitiv Risiken abzuschätzen.
Genau so sehe ich es wie gesagt vom Verstand her auch. Das Risiko mit dem Auto einen Unfall zu haben oder dergleichen sehe ich selber auch als höher und dennoch fahre ich mit dem Auto. Trotzdem erwische ich mich wie gesagt immer wieder dabei, dass ich scheinbar irgendwo doch Angst habe. Mein Verstand sagt mir durchaus anderes. Passieren kann immer und überall etwas und das muss bei weitem nichts mit Terror zu tun haben.
Es ist nun zum Glück auch nicht so, dass ich mich zu Hause einsperre. Ich unternehme durchaus weiterhin vieles mit meinem Sohn. Wir waren auch schon immer sehr naturverbunden und haben viele Ausflüge in der Natur gemacht, aber eben auch immer wieder Aktivitäten in einer Großstadt eingeplant und jedesmal, wenn ich in diese Richtung mir wieder etwas überlege, bemerke ich, dass sich da mein "Instinkt" weigert und irgendwie blockt.
Ja wie gesagt, das ist eine völlig normale Reaktion der menschlichen Psyche. Es ist ja auch eine Art Schutzmechanismus, dass man die Gefahren beim Autofahren nicht zu einer übermäßigen Angstreaktion ausarten lässt. Bei einer Überflutung des Gehirns mit Terrornachrichten passiert aber genau das.
Es mag ja sein, dass das Risiko eines Autounfalls höher ist als das Risiko, dass mit dem Zug etwas passiert. Aber ich halte mich für einen guten Fahrer, der auch auf Fehler anderer angemessen reagieren kann und ich fühle mich im Auto einfach sicherer, da ich dort alles selbst beeinflussen kann und nicht anderen Menschen ausgeliefert bin oder Personen direkt neben mir habe, die ich da vielleicht nicht haben will.
Ich würde auch nicht so gerne mit dem Zug fahren wollen. Ok, kleine Regionalstrecken halte ich für problemlos, aber ich fühle mich auch am Bahnhof nicht wohl. Es hat am Bahnhof meines Zweitwohnsitzes schon mehrere Angriffe zwischen Migranten gegeben und auch Messerstechereien oder Polizeieinsätze und da rennt auch die Polizei nun mit Maschinengewehren herum. Das finde ich schon unheimlich.
Daher habe ich, als ich meinen Freund vom Bahnhof abgeholt habe, auch vereinbart, dass er einen Ort vorher aussteigt, nämlich in einem kleinen Kaff und eben nicht am Hauptbahnhof einer großen Stadt, an dem es immer wieder Tumulte gibt.
Bist du allein auf der Straße unterwegs, Zitronengras? Es mag sich subjektiv besser anfühlen, aber wenn dir einer rein fährt, dann hast du darauf absolut keinen Einfluss. So etwas hat mich bisher vier Autos gekostet. Am Bahnhof mit bewaffneten Polizisten bin ich noch nicht einmal umgeknickt. Gefühl und tatsächliche Gefahr klaffen weit auseinander.
Es geht ja nicht um das Gefühl, sondern um nicht um irgendwelche statistischen Werte. Es geht darum, wo man sich sicher fühlt und wenn ich mich am Hauptbahnhof, wo schwer bewaffnete Polizisten herumlaufen, beklemmt fühle, dann ist das eben so und daran ändert auch keine Statistik irgend etwas.
Ich fahre in der Woche 700 km mit dem Auto und mir ist noch keiner reingefahren. Man kann immer auch auf das Verhalten anderer reagieren und wenn du schon vier Autos kaputt gemacht hast, dann bist du vielleicht einfach ein schlechter Autofahrer.
Aber klar, Zitronengras, wenn ich an einem Unfall nicht Schuld habe, bin ich ein schlechter Autofahrer. Dann wird Frau Superfahrerin mir bestimmt erklären, wie meine Fahrweise an den Unfällen beteiligt gewesen ist. Was tust du denn, wenn du in einer Schlange an der roten Ampel stehst, und dir fährt jemand von hinten ungebremst drauf und schiebt vier Autos zusammen? Den Spaß hatte ich zweimal.
Wie verhindere ich, dass jemand, der auf dem Linksabbieger an der roten Ampel steht, plötzlich nach rechts in den in fließenden Verkehr zieht, mich am Hinterrad und meinen Hintermann frontal erwischt? Oder hast du eine Lösung, wenn du bei Grün über eine Kreuzung fährst und der andere rast über Rot in deine Seite?
Wenn es nur um Gefühl geht, dann trägt irrationales Verhalten übrigens nicht unbedingt zur persönlichen Sicherheit bei. Ein Anschlag ist beispielsweise an einem großen Bahnhof viel unwahrscheinlicher als ein Raub oder eine Vergewaltigung an einem kleinen. Selbst letzteres passiert am großen Bahnhof seltener.
Ja die Superfahrerin erklärt dir gerne, dass das erste Gebot die gegenseitige Rücksichtnahme ist und dass dies auch dann gilt, wenn man eigentlich Vorfahrt hat. Das jemand von der Seite angebraust kommt, sieht man aus dem Augenwinkel und das Gehirn bekommt es auch auf die Reihe, die Geschwindigkeit als "schnell" einzustufen, was normalerweise ein automatisches Bremsen zur Folge haben müsste - auch wenn man Vorfahrt hat. Augen offen halten und mit Fehlern der anderen rechnen.
Wer ein wenig defensiv fährt und einfach mal schaut, was die anderen gerade machen, der kann auch darauf reagieren, wenn andere Fehler machen. Das hat der Superfahrerin bisher viele Unfälle erspart. Und wenn ich im Rückspiegel sehe, dass jemand schnell heranrast, dann drücke ich ein paar Mal auf die Bremse, damit die Rücklichter leuchten.
Und nein, an einem kleinen Bahnhof mitten am Tag werden garantiert nicht großartig viele Verbrechen passieren. Und ein Anschlag ist überall unwahrscheinlicher als irgendwelche anderen Verbrechen.
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