Vorwerfen sich nie zu sehen und selbst nichts dafür tun?

vom 13.06.2017, 12:39 Uhr

Bei einer Freundin erlebe ich es nun schon seit längerem, dass sie mir bei jeder Gelegenheit aufs Brot schmiert, dass wir uns ja nie sehen würden. Sie wohnt etwas weiter weg und bisher bin ich immer überwiegend zu ihr gefahren, wenn wir uns mal treffen wollten. Ein paar Mal war sie auch bei mir, aber das war eher selten der Fall.

Nun habe ich es wirklich langsam satt, dass ich mir ständig anhören muss, dass wir uns ja nicht sehen würden. Dies liegt nicht an mir alleine und ich habe ihr dies nun auch mal gesagt. Immerhin habe ich schon häufiger mal gesagt, dass wir uns mal wieder treffen könnten, aber sie hatte meist irgendwas anderes und konnte nicht und wenn ich sie zu mir eingeladen habe, passte ihr dies aus irgendeinem Grund auch nicht. Nun scheint sie beleidigt zu sein. Ich denke, dass man selbst auch mal den Hintern hoch bekommen kann, wenn es einem wirklich so wichtig ist, eine Person mal wieder zu sehen.

Könnt ihr nachvollziehen, dass jemand ständig meckert, dass man sich nicht sieht, aber selbst nichts dafür tut? Würdet ihr das so hinnehmen oder auch mal etwas dazu sagen? Meint ihr, dass es irgendwann zu einer Gewohnheit wird, dass man sagt, dass man sich ja nie sehen würde?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn sie es immer mal sagt, kann sie sich innerlich damit zufriedenstellen ja einen Schritt auf dich zugemacht zu haben. Ich kann so ein Verhalten auch nicht leiden. Immerhin kann man selber auch mal zu einem kommen, etwas ausmachen und auch mal klar nachfragen, wann man Zeit hat. Ich denke, dass eine Freundschaft auch von beiden Seiten gepflegt werden muss und beide Seiten auch ankommen müssen. Meckern kann man in der Situation aber nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Im Allgemeinen bin ich der Ansicht, dass Kontakt keine Einbahnstraße ist und dass sich ruhig beide Seiten anstrengen können, damit der Kontakt nicht abreißt und das Verhältnis irgendwie funktioniert. Daher wäre ich von so einer Freundin auch eher genervt. Ich habe eine Bekannte aus der Oberstufe, die bei jedem Small Talk (auch über Chat) meint, dass man sich ja unbedingt mal treffen müsste, aber sie hat nie den Wunsch geäußert, mich zu besuchen und mich eingeladen hat sie auch nicht. Es wurde auch kein Treffpunkt zwischen unseren Wohnorten vorgeschlagen, sodass das für mich eher eine Höflichkeitsfloskel ist und sie das Treffen nicht wirklich Ernst meint. Allerdings höre ich von ihr auch keine Vorwürfe, dass es nicht zum Treffen gekommen ist.

Ich finde man sollte bei so etwas schon differenzieren und näher auf die Situation an sich schauen. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob gesundheitliche Probleme vorhanden sind, ob deine Freundin vielleicht Kinder hat oder andere Gründe, dass sie nicht mal eben fahren kann. Mein Onkel zum Beispiel hat drei kleine Kinder zu Hause und er sagt selbst, dass er uns nicht besuchen fahren wird und wenn wir ihn sehen wollen, müssten wir eben zu ihm fahren. Ihm wäre das nämlich viel zu stressig mit drei kleinen Kindern so weit wegen einem Treffen zu fahren. Er hätte das einmal bei jemand anderem gemacht und möchte das seitdem nicht mehr. Das kann ich gut verstehen und mit solchen klaren Ansagen kann ich dann auch arbeiten und dann macht es mir nichts aus, dass ich immer zu ihm fahren "muss".

Ich finde auch, dass man bei älteren Verwandten, wie den Eltern, Schwiegereltern oder Großeltern noch einmal unterscheiden sollte und nicht einfach verlangen kann, dass die auch mal vorbei kommen sollen. Meine Schwiegermutter möchte zum Beispiel auch immer, dass wir sie besuchen fahren, weil ihr die Strecke mit dem Auto einfach zu weit ist. Sie traut sich in dem Alter nicht zu, so weit unfallfrei zu fahren und hat dann auch Angst. Ich arbeite gerade daran, sie an die Bahn zu gewöhnen, das wäre einfacher und unkomplizierter, aber der Plan wurde noch nicht umgesetzt, auch wenn sie Interesse am Bahnfahren zeigt.

Meine Eltern wohnen noch weiter weg als meine Schwiegereltern, wobei meine Mutter dann auch immer darauf besteht, dass wir - wenn überhaupt - zu Besuch fahren und nicht umgekehrt. Denn gesundheitliche Probleme verhindern, dass die beiden über 3 Stunden mit dem Auto fahren können. Da würde ich es als ziemlich respektlos empfinden, sich da einfach hinzustellen und herumzuzicken, dass die Eltern auch mal vorbeikommen sollen. Gerade bei den Eltern, Schwiegereltern (oder Großeltern je nachdem) finde ich, dass man als junger Mensch durchaus aktiver sein kann, wenn es darum geht eine längere Strecke für ein Treffen zu fahren. Da finde ich es dann sogar unsympathisch, wenn man als junger Mensch zu faul ist und von den anderen Menschen verlangt, ihren Hintern zu bewegen, wenn es einem selbst doch viel leichter fällt diese lange Strecke zurückzulegen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke ebenfalls, dass man das hier näher beleuchten muss. Wenn wirklich keine Kinder vorhanden sind oder auch ein Gebrechen es schwer macht mit einer langen Reise, dann ist es schon etwas anderes, als wenn es einfach nur die Faulheit und Bequemlichkeit ist.

Aber grundsätzlich muss eine Freundschaft auch von zwei Seiten gepflegt werden und nicht nur von einer. Dazu gehört es dann auch, dass man nicht immer nur jammert und nichts an der Situation konkret ändert. Denn auch wenn man nicht in der Lage ist zu reisen, dann kann man eine Einladung aussprechen die dann angenommen wird oder nicht, damit man sich sehen kann. Aber ganz ohne solche Dinge, wird halt nichts passieren und da muss man dann auch nicht jammern.

Ich sehe auch eine Freundin nicht mehr sonderlich häufig, seit sie das dritte Kind Zuhause noch hat. Mit einem kam sie ab und an noch vorbei, dann folgte die zweite Schwangerschaft die nicht sonderlich schön war und die es ihr unmöglich gemacht hat, sich die 2 Stunden ins Auto zu setzen zum kommen. Mit Kind Nummer 2 was dann auf der Welt war, war es ihr zu stressig mit kommen und fahren, da die kleine auch dauerhaft das Auto voll gebrochen hat, wenn sie fahren musste und hat daher das Auto gänzlich vermieden. Andere Wege dauern aber 5 Stunden und mehr, und das wäre mir auch zu nervig mit 2 kleinen Kindern.

Inzwischen ist das dritte da, gesehen habe ich sie das letzte mal nachdem die zweite geboren worden ist und ich bei ihr zu Besuch war. Klar kann ich auch sie Besuchen kommen, aber ich habe auch mein Leben was darum gehört und auch mein Kind, dass ich nicht jederzeit ins Auto springen kann und bislang kam immer etwas dazwischen was das sehen unmöglich gemacht hat.

Gejammert wird von keiner Seite, wir bedauern es halt das es bislang nicht mehr geklappt hat aber damit ist das noch nicht aus der Welt und es wird einfach ein erneuter Versuch gestartet mit Besuchen und sehen, immer mal wieder und irgendwann wird sich das auch wieder ergeben. Jetzt hat sie schon angekündigt, dass sie im nächsten Monat auch alleine kommen kann ohne Anhang wenn der Mann die Kinder mal einen Tag nimmt und das haben wir nun festgehalten als Termin, aber wer weiß, ob nicht wieder etwas dazwischen kommt. Da steckt man nicht immer drinnen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wobei das Alter nicht zwangsläufig ein Hinderungsgrund oder der einzig ausschlaggebende Faktor ist. Wenn ich da an das Verhältnis von meiner Mutter zu ihrer Mutter denke, war die Konstellation ähnlich, dabei hatte meine Großmutter sowohl zeitlich und finanziell als auch gesundheitlich die wesentlich besseren und größeren Ressourcen. Sie ist zweimal im Jahr ins Ausland in den Urlaub gefahren und auch ansonsten gerne durch die Republik gegondelt, hat teilweise nur 50 km von unserem Wohnort entfernt andere Verwandtschaft besucht, ohne jemals zu uns zu fahren.

Dieses Verhalten hat sie aber nicht daran gehindert, uns regelmäßig Vorwürfe zu machen, dass wir zu wenig kommen würden oder wann wir denn überhaupt mal gedenken, wieder zu ihnen zu kommen. Dabei habe ich zum Beispiel auf einem Weg ins Ausland einen Umweg auf mich genommen, um sie zu sehen und dabei alle meine mitreisenden Freunde mitschleppen müssen, die geduldig gewartet haben, während ich meine Oma besuchte. Und auch sonst sind wir meist einmal im Jahr hingefahren und haben einen Großteil unserer Urlaube dort verbracht.

Da bestand also ein krasses Missverhältnis im Aufwand, den wir betrieben haben, denn sie hat andere einfach in einer Bringschuld gesehen, möglicherweise vielleicht wirklich, weil sie das Alter als den ausschlaggebenden Faktor sah, eventuell hat es aber auch etwas mit einer seltsamen Anspruchshaltung zu tun. Ob das hier so ist, weiß ich natürlich nicht, es wurde ja nichts über die möglichen Gründe der Freundin erzählt oder auch nur angedeutet.

Als meine Großmutter eines Tages am Telefon mal wieder vorwurfsvoll fragte, wann wir denn mal kommen würden, habe ich nur entgegnet, wann sie denn uns überhaupt nur einmal besuchen würde. Darauf hat sie verlegen gelacht und ab da war Ruhe im Karton und es wurde nie wieder von ihrer Seite ein Vorwurf erhoben. Ich denke, sie hatte nämlich schlichtweg keine Lust zu uns fahren und wusste das ganz genau. Bei so einer Freundin würde ich dann den Spieß umdrehen und auch immer wieder Einladungen aussprechen, dann hat sie keinen Grund mehr, sich zu beschweren, wenn sie immer wieder absagt.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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