Vorurteile gegenüber Tierheimtieren immer noch ein Thema?

vom 21.02.2017, 18:28 Uhr

Ich habe vor kurzem in einem Beitrag im Fernsehen gesehen, dass eine Familie sich einen Hund anschaffen wollte. Allerdings haben sie gleich gesagt, dass sie einen Rassehund von einem Züchter nehmen wollen. Sie wüsste dann immerhin woher das Tier genau käme und hätten eben auch entsprechende Papiere und die Wahrscheinlich wäre auch höher, dass der Hund nicht krank wäre und eben auch noch keine schlechte Erfahrungen gemacht hätte.

Das mag teilweise richtig sein, aber auch bei einem Tier vom Züchter kann man ja nicht wirklich sicher sein, ob es nicht vielleicht doch eine Erkrankung hat oder irgendeine schlechte Erfahrung gemacht hat. Die Familie meinte, dass ein Hund aus dem Tierheim ein hohes Risiko wäre und man ja nie wüsste, ob er nicht irgendwelche Macken hätte, die sich erst im Nachhinein zeigen würden.

Ich muss sagen, dass ich Vorurteile gegenüber Tieren aus dem Tierheim nicht so ganz nachvollziehen kann. Natürlich kann sich immer irgendwann noch eine Macke oder ähnliches bei einem Tierheimtier herausstellen, aber die Tierheime gehen ja schon offen mit solchen Dingen um und erwähnen dies auch vor einer Vermittlung, ebenfalls was Krankheiten angeht.

Könnt ihr euch erklären, warum viele immer noch Vorurteile gegenüber Tiere aus dem Tierheim haben? Sollte sich das mittlerweile nicht mal gelegt haben? Was meint ihr, woher oft immer noch die Abneigung gegen solche Tiere herkommt? Ist nicht immer mehr der Trend Tiere aus dem Tierschutz zu nehmen, als zum Züchter zu gehen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kann keinen besonderen Trend zum Tierheimtier erkennen. Eher gibt es einen Trend zum geretteten Südhund, weil diese Tiere als "dankbar" vermarktet werden und das Leid so anrührend ist. Tierheimtiere aus einheimischen Heimen stinken dagegen ziemlich ab. Denn die gelten als schwierig und damit nicht dankbar. Denn sie sind abgegeben worden, weil der Halter sie nicht wollte. Das muss einen Grund haben. Oder sie sind dem Halter weggenommen worden, dann müssen die eine Macke haben.

Das Phänomen gibt es auch in anderen Ländern. In Belgien oder Frankreich sind gerettete Straßenhunde auch "schick". So etwas muss man haben. Gleichzeitig werden in den einheimischen Heimen Abgabe- und Fundtiere nach wenigen Tagen getötet. Aber die sind eben nicht "dankbar", die sind schwierig.

Ansonsten geht der Trend zum Rassehund. Aber es wird sich nicht die Mühe gemacht, einen ordentlichen Züchter zu suchen. Entweder soll es billig sein, da tut der Wühltischwelpe aus Osteuropa, schließlich soll der nur hübsch aussehen und 500 Euro sind viel Geld. Oder es ist der nächstbeste "Züchter", nach dem Verband wird nicht gefragt. Ob es eine ordentliche Zuchtordnung gibt, ist den meisten egal. Jetzt sofort soll der Hund her und der ist süß! Basta! Selbst wenn gruselig ist, muss man das arme Tier "retten".

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich glaube, dass die Tierheime wenig im Trend sind. Unseres in Essen ist zum Beispiel auch selber an diesem Zustand der Überfüllung mit Schuld. Klingt komisch, aber ist so. Denn wenn man vor Ort ist, wird man teilweise von oben herab behandelt. Man wird ausgefragt, regelrecht einen Seelenstriptease macht man. Sei es für die Katze, die man möchte oder den Hund. Verdienst, Familienbackground, Arbeitszeiten usw.

Es kamen schon des Öfteren Aussagen wie, ne geht nicht, sie verdienen zu wenig, wenn mal OPs anstehen. Nein hier und nein da. Unser Tierheim ist im Service der letzte Witz und wird dadurch von immer mehr Essenern geschnitten. Aus diesem Anlass fahren viele freiwillig nach Gelsenkirchen. Man kann das gut und gerne mal im Internet auf Facebook & Co nachlesen. Die Storys sind teilweise beim Tierheim in Essen alle dieselben und dann am Ende beschweren, dass sie überfüllt sind. Wenn man die Leute teilweise belästigt, von oben herunter behandelt, ihnen Tiere ausredet und mehr.

Tierheim-Tiere im Allgemein finde ich, haben sie keinen schlechteren Ruf. Die Aussage, man weiß nicht, wo die Tiere herkommen ist immer so eine Sache. Nur weil objektiv beim Züchter alles tutti aussieht, ist es das in meiner Auffassung noch lange nicht. Züchter unterstützt man auch irgendwie nicht gerne oder? Gibt genug Tiere in Tierheimen und anderswo, die erst einmal Hilfe brauchen. Stattdessen wird hier gezüchtet, gezüchtet und gezüchtet. Steht mir persönlich nicht so gut!

Auch das Retten von Hunden aus dem Ausland hat derzeit einen gewissen Trend mitbekommen. Hier kommen dann im WWW immer gerne Rettungsgeschichten und traurige Vorgeschichten. Teilweise erfunden, weil woher soll man das bei einem Straßenhund alles wissen? Ändert natürlich nichts daran, dass die Tiere ein zu Hause mit Liebe verdient haben.

Ich denke, dass die Trends anderweitig liegen. Woran das aber letzten Endes liegt, das weiß ich nicht und kann ich kaum beurteilen. Unser Tierheim ist jedoch an einem großen Teil selber daran Schuld, dass es kaum Besucher bekommt, weil sie es sich selber mit ihrer dämlichen Art so versauen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich verstehe Leute die kein Tierheim Tier möchten, es kommt sehr auf die Lebensumstände an. Ich habe einen Hund, welcher schon einiges durchmachen musste, habe ihn aber nur, weil ich alleine mit meinem Freund wohne und keine Kinder geplant sind. Mit Kleinkind wäre ich da noch mal vorsichtiger. Hinzu kommt, dass Tiere sich im Tierheim komplett anders verhalten können, als dann zuhause.

Für ein Tier ändert sich alles, eine Bezugsperson ist plötzlich da, der Alltag läuft nicht mehr ab wie immer, es wird etwas vom Tier gefordert, es gibt ganz einfach plötzlich ein Zusammenleben mit Menschen, was es vorher nicht unbedingt gab. Auch Tierheime können die Tiere in sämtlichen Lebenssituationen nur schwer testen, es kann eine grobe Einschätzung gegeben werden, wie sich das Tier bisher gezeigt hat, das war es dann aber auch schon. Genau das gleiche gilt natürlich für Tierschutztiere. Mein nächster Hund wird auch definitiv von einem guten Züchter kommen, man weiß in der Regel, dass die Tiere sozialisiert sind, sie haben sämtliche Prägungen erhalten und sind normalerweise mutiger.

Ein weiteres Problem von Tierheimtieren ist auch, dass viele Tierheime sehr hohe Anforderungen an zukünftige Besitzer stellen und man teilweise wirklich das Gefühl bekommt, dass sie die Tiere nicht los werden wollen. Vor ein paar Jahren wollten wir eine junge Katze aus dem Tierheim holen, es gab auch gerade Kitten, allerdings noch nicht abgabebereit. Ich habe dann die Mitarbeiter gefragt, ob die noch frei sind (ja, waren sie) und wollte gerne zwei Kleine nehmen und auch gleich die Schutzgebühr zahlen und meine Daten da lassen. Gesagt wurde dann, dass nicht reserviert sind, aber ein ungefähres Datum wann ich wiederkommen sollte wurde auch nicht genannt.

Weiteres Beispiel, wo es dann an den Hundewunsch ging, sind wir wieder ins Tierheim. Voraussetzungen war, dass man eine feste Arbeit hat, die zweite Person aber den ganzen Tag zuhause sein solle, ein eigenes Haus mit großem Garten muss vorhanden sein und am Besten keine Kinder in Planung. Mit 20 Jahren waren wir leider auch zu jung und nicht in der Lage einen Hund zu führen. Letztendlich wurde es dann auch ein Hund aus dem Auslandstierschutz.

» MiloLena » Beiträge: 58 » Talkpoints: 24,75 »



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