Vorurteil, dass religiöse Menschen fehlerfrei leben?
Ich bekomme immer wieder mit, wie die Menschen bei Gläubigen wegen der Religion besonders hohe Maßstäbe ansetzen. Da wird dann zum Beispiel erwartet, dass diese keine offiziellen "Sünden" begehen, nicht lügen, ihren Konsum entsprechend anpassen (siehe Schweinefleisch bei Juden/ Muslimen oder Fastenzeit bei den Katholiken). Da wird dann mit Adleraugen geschaut und wehe, irgendjemand macht etwas falsch. Wenn jemand doch etwas falsch macht, wird meist direkt ein Fass aufgemacht und skandalös getan, als ob Gläubige grundsätzlich sündenfrei und fehlerfrei wären.
Könnt ihr so eine Denkweise nachvollziehen? Geht ihr bei Gläubigen (von mir aus auch Pfarrer, Priester, Rabbi etc.) davon aus, dass diese immer sündenfrei und perfekt auf diesem Planeten wandeln? Ist so ein Denken nicht eher weltfremd und realitätsfern? Schließlich sind wir doch auch nur Menschen oder seht ihr das anders?
Ich lasse jeden so leben wie er mag und deswegen würde ich da auch nicht mit den Finger auf eine Person zeigen, die nicht alles genau nach Vorschrift macht. Ich meine letztendlich wurde alles mal von Menschen notiert und festgehalten und damit ist es auch so, dass das Ganze Fehler haben kann. Man muss selber sehen, was für einen in Ordnung ist und was man aus dem Glauben für sich ziehen kann. Man muss keine Religion zu 100% leben finde ich, sondern kann sie durchaus verschieden auslegen.
Ich würde auf keinen Fall jemanden kritisieren oder besonders hohe Maßstäbe ansetzten. Letztendlich kann man auch an alles glauben, Hauptsache ist doch, dass die Person einen Gewinn aus dem Glauben ziehen kann und dann kann ich auch damit leben, egal wie die Religion ausgelebt wird, so lange das nicht radikal ist.
Ja, wenn Religiöse anderen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben, dann erwarte ich von ihnen, dass sie selber auch nach diesen Maßstäben leben. Wenn Priester Homophobie predigen und andere Menschen dafür verurteilen, dass sie eine einvernehmliche, auf Liebe basierende Beziehung unter Erwachsenen eingehen, kann man dann nicht erwarten, dass sie die Finger von Kindern lassen?
Natürlich ist das Konzept der "Sünde" völlig weltfremd. Aber nur deshalb funktioniert Religion ja. Da werden völlig menschliche Eigenschaften auf die Verbotsliste gesetzt und weil wir nun mal alle Menschen sind schafft es fast niemand sich an diese Verbotsliste zu halten. Also muss der Religiöse in die Kirche rennen, sich von seinen "Sünden" befreien und der Kreislauf beginnt wieder von vorne.
Aber während man als Mensch an seiner Menschlichkeit nichts ändern kann, kann man an sich natürlich dafür entscheiden wie man mit dem Glauben an "Sünden" umgeht. Es gibt schließlich genug Religiöse, die tolerant und weltoffen sind und andere nicht für ihre Menschlichkeit verurteilen und denen wird wohl auch kaum jemand einen Fehltritt übel nehmen.
Jeder Mensch macht Fehler und natürlich auch religiöse Gemeinden, sehr religiös lebende Menschen, Sekten usw. Das Problem welches ich insbesondere mit religiösen Menschen habe, die vor allem auch die Bibel ständig für Hinz und Kunz zur Rate ziehen, dass sie komplett abseits der Realität leben und glauben, dass das ihnen geschriebene und in der Kirche erzählte stimmt. Nehmen wir mal das Respekt vor dem Leben und Menschen als Beispiel, seltsam, dass Gottes Worte du sollst jeden Menschen lieben und ehren irgendwie bei Homosexuellen dann wieder nichts wert ist.
Dann der Satz „Gott hat uns erschaffen“. Super, aber Homosexuelle nicht? Andersgläubige nicht? Es gibt so viele unterschiedliche Aussagen, die einfach mit dem realen Verhalten vieler nichts zu tun haben. Fehler passieren, aber es werden sich von streng religiösen Menschen, auch Koranhuldiger immer Passagen zurechtgedreht, wie es einem gerade selber in den Kram passt.
Nehmen wir auch mal der Fairness den Koran. Es gibt Suren, die eindeutig sagen, dass weder Frau noch Mann sich vor der Ehe eben rumtreiben dürfen. Männer mit muslimsichen Glauben wollen ständig eine Jungfrau und viele huren sich herum. Eigentlich ist das verboten, aber dann wird so getan, als wenn die Passagen dann ständig nur auf Frauen bezogen sind und sowas nervt mich an, wenn man seine Religion dann auch ständig anpasst, damit es den eigenen Ansprüchen entspricht und dann auch das Geschriebene zweckentfremdet.
Frei von Fehlern müssen diese Menschen nicht sein, aber es wäre bei streng gläubigen Muslimen und Katholiken etc. mal ganz fair, wenn sie ihre Aussagen mal auf sich zurückführen und auf das Geschriebene, wonach sie ja so gut und gerne leben wollen. Dann würde einiges den Leuten schnell vergehen, wenn sie merken, wie falsch sie Dinge interpretieren, damit es ihnen in den Kram passt.
Wer hat denn derlei abstruse Vorurteile? Aber gut, die menschliche Dummheit kennt kein Limit, das habe ich mittlerweile auch begriffen. Ich weiß auch nicht, wo die Vorstellung herkommt, dass quasi hinter jedem Busch "Religiöse" lauern, die nur darauf warten, dich blöd anzuquatschen, weil du ohne kirchliche Trauung bumst oder freitags Fleisch isst oder was auch immer.
Ich lebe schon relativ lang, noch dazu in einer konservativen ländlichen Gegend, und das Level an "Gläubigkeit" hat noch nie eine Rolle im Umgang untereinander gespielt. Wenn du gar nicht weißt, wie "gläubig" dein Gegenüber ist, wie willst du dann mit Argusaugen dessen Lebenswandel überwachen und verurteilen? Sich in die Angelegenheiten anderer zu mischen ist ja zudem kein religiöses Problem, da sind die "Aufgeklärten" oft viel schlimmer.
Ich habe stattdessen eher den Eindruck, dass einzelne Erfahrungen durch Ignoranz und Vorurteile über Gebühr aufgebauscht werden. So mancher kriegt ja schon einen moralischen Krampfanfall, wenn die Kollegin in der Mittagspause nur erwähnt, dass sie wallfahrten geht oder der Nachbar im Ramadan fastet. Da heißt es dann: Die hält sich wohl für was Besseres! oder "Der will mich wohl missionieren" und die Schnappatmung ist groß, während die "Religiösen" in Wirklichkeit nur in aller Seelenruhe nach Altötting wandern, Räucherstäbchen anzünden oder sich nett zum gemeinsamen Futtern treffen.
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