Vortrag auswendig lernen sinnvoll?

vom 26.11.2015, 19:52 Uhr

Wenn ich einen Vortrag halten muss, überlasse ich nur ungern etwas dem Zufall. Ich übe dann oft vor dem Spiegel oder halte ihn auch probeweise vor meinen Mitbewohnern. Das liegt daran, dass ich bei Vorträgen sehr nervös bin und mich schnell aus dem Konzept bringen lasse.

Leider ist mir kürzlich aufgefallen, dass es sich nicht gut anhört, wenn ich einen Vortrag viel geübt habe. Irgendwann kann ich ihn automatisch auswendig und das hört man beim Vortragen dann auch. Es klingt irgendwie "leidend" und auch auswendig gelernt, weil ich ihn eben "runterleier".

Was kann man dagegen tun? Ich will ja auch nicht unvorbereitet in den Vortrag gehen, weil ich mich dann vor Nervosität oft verhaspel. Wenn ich ihn aber gut beherrsche, klinge ich auswendig gelernt, was wiederum schwer erträglich für die Zuhörer ist.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 26.11.2015, 20:04, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ein Tipp ist, so oft wie mögliche überall Vorträge zu halten. Auch wenn man es nicht mag. Dann wird das Reden vor Publikum mehr und mehr zur Gewohnheit und wenn man etwas gewohnt ist, jagt es nicht so schnell Angst ein.

Außerdem hilft es auch, sich das worst case Szenario auszumalen. Ich meine, was kann schon schlimmes bei einem Vortrag passieren? Und wenn man sich das schreckliche vorstellt, dann versucht man im Vorfeld Strategien zu entwickeln, was man in so einer Situation tun könnte, um da wieder raus zu kommen. Wenn man vor Kindern redet, ist da vieles anders. Aber ich schreibe jetzt hier vom Reden vor Erwachsenen, denn ich vermute, darum geht es hier, oder? Ich nenne mal ein paar Beispiel für so typische Angstmacher bei Vorträgen:

1) Man erzählt etwas und die Zuhörer lachen. Beispielsweise über einen Versprecher oder eine ungewollte Situationskomik. Was könnte man tun? Tief durchatmen und das ganze mit Humor nehmen. Kaum ein Redner verspricht sich nicht mal. Ja und? Und wenn eine komische Situation entsteht, kann man ruhig mitlachen. Könnte höchstens unpassend werden, wenn man gerade über einen Völkermord oder dergleichen erste Themen redet. Aber da lachen die Leute eher selten. Zumindest unter Erwachsenen.

2) Man fängt total an zu stottern und verhaspelt sich. Was kann man tun? Eine kurze Pause, irgendwie entspannen und ganz bewusst dem Publikum sagen, dass man sich gerade kurz sammeln möchte und dann fortfährt. Normale Erwachse reagieren darauf gelassen und wenn man erst mal etwas anderes gesagt hat, klappt das in der Regel auch wieder mit der Stolperstelle.

3) Man ist so nervös, dass man die Stelle auf den Stichpunkten verloren hat und nicht mehr weiß, was man als nächstes sagen wollte. Was kann man tun? Die Zuhörer kurz fragen, ob sie das bisher gehörte verstanden haben. Entweder sie sagen ja, dann hat man einen Moment Zeit geschunden nachzudenken, was man gerade eigentlich sagen wollte. Oder sie fragen etwas nach, man beantwortet die Frage und in der Regel fällt einem dann auch wieder ein, wo man war und wie man weiter machen wollte. Ansonsten macht man einfach mit dem übernächsten Punkt weiter.

4) Ein Zuhörer stellt eine Frage, die einen unvorbereitet erwischt. Was kann man tun? Die Frage einfach gekonnt zurück ans ganze Publikum spielen. Zur Not eben erfinden, dass man eigentlich genau diese Frage als Mitmachfrage eingeplant hat, weil man sich genau das auch schon gefragt und den Frager für die tolle Frage loben. Meist findet sich irgend einer, der schon eine Idee oder Ahnung hat und den Ball weiter spielt.

5) Die Zuhörer sind total gelangweilt und hören nicht zu. Schrecklich für den Vortragenden, ich weiß. Was kann man tun? Einfach das Publikum um ein Zwischenfeedback bitten, ob man zu schnell oder zu langsam voran schreitet oder ob möglicherweise andere Ursachen für die Langeweile vorliegen. Beispielsweise eine zu frühe oder späte Uhrzeit könnte eine Ursache sein, die nichts mit dir zu tun hat.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ein Tipp ist, so oft wie möglich Vorträge zu halten. Auch wenn du keine Lust dazu hast, kann es dir sehr weiterhelfen, denn nur Übung macht den Meister!

Außerdem hilft es dir, sich das worst case Szenario auszumalen. Ich meine überleg dir doch mal, was soll schon passieren? Im schlimmsten Fall, hast du einen kurzen Hänger, mehr aber auch nicht.

Ich finde es liegt vor allem an der Herangehensweise die du benutzt, hier ein paar Tipps:

  • Wenn du dich versprichst und das Publikum lacht ein wenig, sehe das nicht so wild und nehme das ganze mit Humor.
  • Du hast vergessen wie es weitergeht? Dann frage doch die Zuhörer ob sie alles bis zu diesem Punkt verstanden haben, bis dahin solltest du dich wieder gefangen haben.
  • Jemand stellt dir eine Frage auf die du nicht vorbereitet warst? Stelle die Frage doch einfach ganz gewollt ans Publikum.
  • Du hast das Gefühl die Zuhörer langweilen sich? Bitte sie doch um ein Zwischenfeedback, ob du zu schnell oder du zu langsam sprichst.
  • Gehe entspannt an die Sache ran.

» Hannes.01 » Beiträge: 11 » Talkpoints: 1,87 »



Ich lerne Vorträge nie auswendig. Offen gesagt übe ich sie nicht mal zu Hause vor dem Spiegel. Ich mache mir meine Karteikarten fertig, eventuell mit einigen Notizen oder Ergänzungen und lese diese einige Male durch. Das reicht mir dann meistens.

Auch habe ich es schon so gehabt, dass ich mir gar keine Karteikarten oder Notizen für den Vortrag gemacht habe, sondern einfach nur noch einmal die Hausarbeit (auf der der Vortrag basiert und die wir im Studium begleitend schreiben müssen) oder die Quellen allgemein zu lesen. Dann frischt man das Wissen ein wenig auf.

Dann gehe ich einfach ohne Spickzettel in den Vortrag und mache das dann aus dem Stehgreif. Meiner Erfahrung nach kommt das bei mir zumindest besser rüber, klingt frischer und weniger auswendig gelernt. Ich habe dafür besseres Feedback bekommen und deswegen will ich das häufiger so machen. Da macht man sich auch weniger verrückt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mittlerweile lerne ich auch nie auswendig. Das habe ich in der Schule gemacht, wobei das an der Uni aber nicht mehr funktioniert. Da muss man durchaus Referate halten, die die anderthalb Stunden füllen, wobei das dann schon mehrere Din A4 Seiten in Computerschrift sind, was da an Text gesagt wird. Das ist natürlich viel zu viel, um es auswendig zu lernen und das kann ja auch nicht klappen. Fünf oder sechs Din A4 Seiten sind einfach zu viel, um das Ganze auswendig zu lernen und das tue ich mir nicht an.

Ich mache es eher so, dass ich mir die ganzen Stichworte auf Karteikarten schreibe und diese dann lerne und immer wieder durchlese. Ich kann den Vortrag dann am Ende nicht exakt auswendig, sondern weiß dann nur so einigermaßen, was immer als nächstes kommt. Ich blicke dann immer wieder auf die Karteikarten, während ich rede, um zu sehen, welcher Punkt als nächstes kommt. Die Punkte erläutere ich dabei immer spontan, wobei meine Wortwahl dann natürlich auch immer wieder anders ist.

Wichtig ist nur, dass man die ungefähre Reihenfolge des Vortrags kennt und sich auch an die Punkte erinnern kann, die man erläutern möchte. Wenn man ab und zu auf die Karteikarten schaut, ist das aber überhaupt nicht schlimm, sondern wird von vielen Dozenten sogar gewünscht, da sie so sehen, dass man einen Vortrag eben nicht einfach nur auswendig gelernt hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Was Prinzessin 90 sagt ist ein Punkt. Man lernt einen längeren Vortrag natürlich nicht einfach so auswendig. Und die Chance, dass man dann den Faden verliert, wenn man sich doch dazu zwingt, die ist enorm hoch.

Zum anderen klingt eben auswendig abgespultes für die Zuhörer schnell monoton. Wenn der Vortrag wie in der Schule nur fünf Minuten geht, dann überleben das auch die Zuhörer meist unbeschadet. Aber wenn der Vortrag länger als eine Viertelstunde, dann reißen sich die Zuhörer nur aus purer Höflichkeit zusammen. Aktiv zuhören können dann nur wenige Wunderkinder· die sich in jeder noch so widrigen Situation konzentrieren können.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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