Vorteil Anwalt in Familie zu haben?

vom 23.06.2015, 19:07 Uhr

Ich habe bei meinem derzeitigen Praktikum eine Studentin aus einer anderen Uni kennengelernt, mit der ich nun zusammen arbeite. Neulich haben wir uns auch etwas mehr über private Dinge unterhalten und sie meinte zu mir, dass sie es unglaublich praktisch findet, dass mein Freund Anwalt ist. Einen Anwalt in der Familie zu haben wäre immer gut. Ich selbst finde das sicherlich auch nicht unpraktisch, denke aber auch nicht, dass es übermäßige Vorteile hat.

Mein Freund neigt aufgrund seines Berufes dazu jeden zu verklagen und zu melden, der sich mir gegenüber nicht vorbildlich verhalten hat und dazu zählen inzwischen Dozenten, mein Hausarzt, mein Frauenarzt und meine frühere Vermieterin. Bei Problemen ist es natürlich praktisch, ansonsten aber habe ich manchmal Angst davor, dass er über reagiert. Habt ihr auch Personen mit einer juristischen Ausbildung in eurem Familienkreis und findet ihr das auch praktisch? Würdet ihr so eher dazu neigen, jemanden zu verklagen oder anzuzeigen, als wenn dies nicht der Fall wäre?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Meine Schwägerin ist auch Juristin. Sie gibt einen immer mal einen guten Ratschlag, wenn man Fragen hat, aber ansonsten ist sie nun nicht so besonders angriffslustig wie dein Partner. Sie weiß durchaus auch ihre Freizeit zu genießen und gesteht anderen Menschen auch mal Fehler zu. Wenn wirklich sehr grob etwas schief läuft hilft sie aber gerne.

Ich denke schon, dass es Vorteile hat, wenn man sich auch mal privat einen Rat holen kann, der auch gut beantwortet wird. Aber ich würde mich glaube ich sehr ärgern, wenn mein Partner nun alle in meinem Umfeld verklagen würde oder böse Briefe schreiben würde. Das ist einfach nicht besonders hilfreich, wenn man mit den Personen dann auch noch zu tun haben muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Auf jeden Fall hat das Vorteile. Andere Leute müssen lange überlegen, ob sie sich gegen Geld beraten lassen oder vielleicht doch die eine oder andere nicht so lebensentscheidende Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, statt ihr Recht zu bekommen. Oder ohne jemals sicher zu wissen, ob man die Chance gehabt hätte, Recht zu bekommen.

Neulich habe ich in der Bahn auch ein Gespräch von zwei Malern gehört. Der eine hat erzählt, dass er irgendwie Probleme arbeitsrechtlicher Art hat und daher zum Anwalt gegangen ist. Dieser hat ihm zwar gesagt, dass er Recht hat, aber engagiert sich nicht sonderlich. Zumindest, wenn man den Handwerker glauben mag. Und da der sagte, er hat durch den Job auch nicht so irrsinnig viel Geld auf dem Konto um noch einen zweiten Rechtsvertreter zu beschäftigen, wird ihm wohl eine Menge Geld durch die Lappen gehen, das ihm wohl zusteht.

Wenn man jetzt einen Anwalt in der Familie hat, muss es ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass man den für Lau für sich arbeiten lässt. Aber man wüsste zumindest, dass das Geld bei dem Verwandten vermutlich oft in engagierteren Händen landet, als bei einem fremden Anwalt, der einem später nicht mehr ins Gesicht sehen muss. Und klar sind sicher nicht alle Anwälte so wie der Maler beschrieben hat. Aber wenn man Pech hat, kann man eben schon an so einen geraten. Schwarze Schafe gibt es in jeder Berufsgruppe.

Und Apropos Schwarze Schafe: Zumindest vor denen kann ein Verwandter Anwalt einen warnen, weil er vermutlich einige Kollegen schon vor Gericht kennen gelernt hat. Und wenn er einen guten Anwalt empfiehlt und dem Kollegen vielleicht auch einen Hinweis gibt, wer der Kunde XY sein wird, ist einem sicher auch schon mancher Weg geebnet.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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