Vorstellung: unangenehme Fragen, wie darauf vorbereiten?
Wenn man einen neuen Job sucht bzw. will, bleibt es nicht aus, dass man früher oder später dann auch mal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Manche freuen sich darauf und anderen fallen solche Gespräche wirklich sehr schwer. Kein Wunder, im Alltag erzählt man ja selten anderen wie toll man sich findet, oder?
Egal ob man redegewandter ist oder nicht: Es kommen immer wieder Fragen auf, die man nicht so locker mal spontan beantworten kann, sondern bei denen man sich am Liebsten erstmal Gedanken darüber machen würde. Ich habe mir nach meinen Gesprächserfahrungen deshalb mal eine Liste erstellt und versucht diese Fragen zu beantworten.
Zu folgenden Fragen habe ich zum Beispiel eine bestimmte "allgemeine" Meinung, die jeder dann individuell für sich beantworten muss:
- Was sind Ihre Stärken und Schwächen: Man sollte auf jeden Fall selbstbewusst ein paar Stärken nennen können die für das Berufsbild wichtig sind, am Besten durch Beispiele unterlegt. ABER man sollte auch zu seinen Schwächen stehen und vermitteln, dass man jederzeit dazu bereit ist daran zu arbeiten.
- Wo sehen Sie sich in 5 / 10 Jahren: Antworten wie "keine Ahnung", oder "da mach ich mir keine Gedanken" kämen da wohl nicht so gut. Man darf ruhig Ziele haben im Leben. Wichtig ist nur, dass sie auch realistisch bleiben. Ein Satz wie "ich möchte dann auf Ihrem Chefsessel sitzen" wären wohl genauso fehl am Platz.
- Welche Werte sind Ihnen bei einem Vorgesetzten wichtig: Ich persönlich möchte, dass mein Chef meine Arbeit wertschätzt und mich bei meiner Tätigkeit jederzeit unterstütz und fördert. Anerkennung durch Lob ist natürlich auch eine schöne Geste. Außerdem erwarte ich von einem Chef dass er mir ein angenehmes Arbeitsklima schafft in Bezug auf den Arbeitsplatz und auf ein Gutes Miteinander (auch mit den Kollegen) achtet.
Wie gehen Sie mit Stress um: Stress darf jeder Mensch haben und hat auch jeder Mensch. Wichtig ist meiner Meinung nach nur, dass man dem potenziellen Arbeitgeber klar macht, dass man weiß damit umzugehen. Zum Beispiel macht es Sinn sich Prioritäten zu setzen. Es kommt sicher auch gut an wenn man in seiner Freizeit einen guten Ausgleich hat. Ob man Yoga macht, sich bewusste Familienzeit nimmt oder gerne kreativ austobt ...
Es gibt noch zahlreiche andere Fragen, die einem als schwierig und unangenehm erscheinen. Habt ihr so Fragen, die ihr ungern beantwortet bzw. die euch zur Beantwortung schwer fallen?
Ich weiß nicht, ob es wirklich gut ist sich auf die typischen Fragen vorzubereiten, jedenfalls nicht im Details. Ich muss mir ja hin und wieder auch Bewerbungsgespräche anhören und ich finde, dass man es einfach immer merkt wenn man zufällig irgendwas fragt, dass der Bewerber vorbereitet hat und dann die vorbereitete Antwort geliefert bekommt. Das ist ja nicht Sinn und Zweck der Übung. Ich will eine ehrliche und spontane Antwort und nicht die Antwort, von der der andere denkt, dass ich sie hören will.
Ich habe übrigens mal einen Job bekommen obwohl ich bei der Frage nach Schwächen meinte "ich sollte jetzt wohl sagen, dass ich ja total perfektionistisch bin, weil das viel besser klingt als Pfefferminzschokolade". Man hat wohl mehr Wert auf Humor als auf vermeintlichen Perfektionismus gelegt.
Ich führe auch hin und wieder Bewerbungsgespräche und finde es auch immer angenehmer, wenn man nicht diese vorgefertigten Antworten hört.
Für mich persönlich gibt es in der Hinsicht vier Arten von Bewerbern:
- Die 'Auswendiglerner', die vor dem Gespräch quasi ganz Sätze auswendiglernen und dann ziemlich Wort wörtlich wiedergeben
- Die 'Überlegten', die sich vorher überlegen, was sie auf gerne gestellten Fragen antworten könnten und sich zumindest die Schlagworte dafür zurecht legen
- Die 'Spontanen', die ehrlich und menschlich spontan im Gespräch antworten
- Die 'Unvorbereiteten', die eigentlich jede Frage mehr oder weniger überrascht und wo oft ein "ähm..", "äh",... als Lückenfüller für die Denkpausen kommen
Ich selbst habe mal in einem Vorstellungsgespräch vor einigen Jahren auf die Frage mit den Schwächen geantwortet, dass ich mir ein Struktursystem aus meinem "Fachgebiet" nicht merken kann und ich daher immer in der ersten Schublade ein Spickzettel dafür habe. Es wurde gelacht und ich habe den Job bekommen.
Ich kann verstehen, dass Personalmitarbeiter sich ein ehrliches und spontanes Gespräch wünschen und keinen fertig auswendig gelernten Vortrag. Aus diesem Grund liebe ich auch Vorstellungsgespräche, die ungezwungen und locker verlaufen und bei denen solche (für mich absolut unnötigen) Fragen nicht vorkommen.
Ich gehöre zum Beispiel zu der Art von Mensch, die sich schriftlich ganz gut ausdrücken kann. Wenn ich mir Gedanken über bestimmte Themen mache, dann fallen mir dazu auch genug Formulierungen bzw. Argumente etc. ein. Wenn ich mich dann aber in einem Gespräch ausdrücken soll, dann stottere ich vor mich hin und wirke unvorbereitet und wie der letzte D...
Es ist ja auch gar nicht in jedem Berufsbild erforderlich, dass man sprachgewandt sein muss. Dennoch muss ich ja für mich "werben" und das kann ich nur, wenn ich mich entsprechend vorbereite.
Bei meinem letzten Vorstellungsgespräch hab ich den Job vermutlich trotzdem wegen einer sehr ehrlichen Antwort bekommen. Ich wurde gefragt warum ich zur Kriminalpolizei als Schreibkraft will und ich hab gesagt dass die Polizei vermutlich nie pleite geht und dass ich zwar nicht sensationsgeil bin aber Krimis liebe.
Ja, bei manchen Fragen verstehe ich den Sinn dahinter auch absolut nicht. So etwas wie "wenn sie eine Obstsorte wären ..." ist für mich mehr als unnötig. Das hat sich sicher mal jemand aus einem bestimmten Grund ausgedacht, aber ich glaube, dass manch ein Chef, der diese Fragen stellt, die Hintergründe selber nicht kennt.
Ich bin ziemlich schlagfertig und sehe dumme Fragen als Herausforderung um eine möglichst noch dümmere und witzige Antwort zu geben, aber nicht jeder ist der Typ für solche verbalen Spielchen. Die Leute bringt man mit solchen Fragen dann einfach nur durcheinander und ich finde das muss einfach nicht sein.
Mir sind Vorstellungsgespräche generell unangenehm, weil sie so künstlich sind und mit so vielen unausgesprochenen Regeln und Fallstricken durchsetzt. Selbst wenn alle Beteiligten so tun, als handele es sich um ein nettes Kennenlern-Gespräch, so steht doch immer die unausgesprochene Tatsache im Raum, dass jeder nur schleimt und heuchelt, weil es sich nicht um eine Plauderei, sondern um einen Test auf Herz und Nieren handelt.
Normalerweise steht man als Bewerber ja doch irgendwo unter Druck, oder zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass sich jemand zum Spaß in Bewerbungsgespräche setzt. Und die Gegenseite muss entweder gefühlt Dutzende von diesen Gesprächen möglichst fair abspulen oder steht unter Druck, weil sich auf die Schnelle kein passender Bewerber findet. Am besten komme ich mit solchen Situationen klar, wenn beide Seiten die Spielregeln kennen, aber nicht allzu ernst nehmen.
Als Bewerberin sitzt du sowieso meist am kürzeren Hebel. Wenn der Personaler blöde Fragen stellt, musst du auf Kommando "schlagfertig" sein, darfst aber keine "auswendig gelernten" Antworten geben und schon gar nicht unvorbereitet wirken. Aber wehe, du fragst etwas Blödes oder hast die falschen Schuhe an oder schüttest dir Kaffee aufs Hemd. Von daher bin ich dazu übergegangen, mich vorab gründlich zu informieren und meine Kompetenzen im Geiste noch mal durchzugehen, und den Rest überlasse ich wohl oder übel dem Schicksal. Wenn ich einen Job nicht bekomme, weil ich "Ääääh" gemacht habe, dann hat es wohl nicht sollen sein.
Ich neige dazu, mich nicht vorzubereiten. Ich habe im Leben gelernt, dass man fast nichts so vorhersehen kann, wie es eventuell geübt wurde. Das ist natürlich dann auch kontraproduktiv, wenn sich jemand vorbereitet hat, glaubt, diese Fragen kommen und ganz andere werden auf einmal gestellt. Denn nicht jeder Arbeitgeber ist gleich und will dasselbe von einem wissen. Manch einem sind Zeugnisse herzlich egal, andere legen wert darauf. Andere wollen Charaktere und auch Menschen mit Macken und andere „perfekte Menschen“. Es kommt also wirklich nie so wie man denken mag.
Ich habe schon so oft richtig das Gefühl gehabt, ich weiß und kann alles, bin bestens vorbereitet und dann voll auf die Nase gefallen. Da wäre es doch nur blöd, wenn ich heute noch etwas vorbereite. Ich glaube einfach nicht, dass man sich noch perfekt auf gewisse Situationen vorbereiten kann. Das hat man uns in der Schule auch immer versucht zu erzählen und nicht einmal 20 Prozent von den angeblichen Geschichten ist eingetroffen. Weder beim Vorstellungsgespräch, Praktikum, im Job noch was die angeblichen Arbeitszeiten angingen. Die haben uns von vorne und hinten einen Bären aufgetischt.
Aber sei es drum. Ich bin keine Freundin davon, sich noch extrem vorzubereiten. Ich glaube auch, dass man merkt, wenn ein Arbeitnehmer vorbereitet ist oder spontan antwortet. Und was möchte ich am Ende eigentlich haben? Einen gut vorbereiteten Arbeitnehmer ohne Macken und Kanten? Ich bevorzuge dann lieber Ecken, Kanten, Menschlichkeit und auch mal spontane und dafür umso ehrlichere Antworten. Ich gebe auch nichts auf Zeugnisse, die nichts aussagen.
Es macht daher für mich persönlich einfach keinen Sinn mehr, wenn sich Menschen in irgendeiner Weise auf etwas vorbereiten. Natürlich sollte man seinen Job kennen, vielleicht mal kurze Recherchen angestrebt haben, um den Arbeitgeber und das Unternehmen sowie den Berufsstand zu kennen. Doch was kann man sonst lernen? Sich auf gewisse Fragen vorzubereiten und wenn sie dann nicht kommen, steht man mit dem Talent da.
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