Vorlage für Tattoo selbst zeichnen oder zeichnen lassen?
Eine Bekannte von mir möchte sich ein Tattoo stechen lassen und hat dafür ganz besondere Vorstellungen. Sie ist nun auf der Suche nach einem Menschen, der gut zeichnen könnte und der ihr dann die Vorlage anfertigt, wie sie sie haben möchte. Sie hat dafür auch schon Kritik einstecken müssen. So soll wohl eine Kollegin von ihr gesagt haben, dass das ganze Tattoo doch nichts wert wäre, wenn meine Bekannte die Vorlage nicht selbst zeichnet. Denn dann wäre es nichts besonderes mehr.
Ich kann die Argumentation nicht nachvollziehen und würde die Vorlage auch lieber zeichnen lassen, bevor ich da kompletten Murks fabriziere, der dann ewig sichtbar meine Haut ziert und mich tagtäglich daran erinnert, wie schlecht ich Zeichnen kann. Würdet ihr die Vorlage für euer Tattoo selbst zeichnen oder zeichnen lassen? Kann guter Tätowierer auch gute Vorlagen erstellen oder muss man da zu jemand anderes gehen?
Ein guter Tätowierer kann immer eine gute Vorlage zeichnen. Außerdem kann man als Kunde eine Zeichnung mitbringen, wobei der Tätowierer diese Zeichnung dann ausbessert. So muss man auch keine perfekte Zeichnung zum Tätowierer bringen, sondern kann eine grobe Idee einwerfen. Aber auch durch Gespräche ist es möglich herauszufinden, wie der Kunde sich das Tattoo vorstellt.
Meiner Meinung nach muss man nicht jedes Tattoo selbst entwerfen. Und meiner Meinung nach muss nicht jedes Tattoo so pseudo-individuell sein. Man kann sich auch einfach ein Motiv aussuchen, das nicht außergewöhnlich ist und was zu einem passt. Man muss die ganze Körperkunst auch nicht überdramatisieren, wie ich finde.
Es wäre schlecht, wenn ein Tätowierer keine Vorlagen zeichnen könnte, da es ebenfalls mit zu diesem Berufsbild mit dazu gehört. Wenn man schon sehr genaue Vorstellungen hat, dann sucht man sich auch einen aus, dem sein Stil einen entspricht.
Meine Vorlage hat auch meiner gezeichnet, ich hatte Bilder dabei, ihm meine Vorstellungen dazu gesagt wie ich es gerne hätte und er angefangen zu zeichnen. Im Endeffekt dauerte es keine 3 Stunden, bis das ganze fertig war, auf Folie und es los gehen konnte. Ich hatte mich vorher aber auch schon informiert und mir mehrere seiner Werke angesehen vom Stil her und mich dann erst für diesen Entschieden und einen Termin gemacht. Weiter weg war er ebenfalls, ich renne auch nicht zum erstbesten sondern zu dem, der sein Handwerk versteht und das machen kann, was ich auch möchte.
Ich kenne es auch so, dass Tätowierer nicht nur irgendwelche Vorlagen durchpausen, sondern Kundenwünsche auch zeichnerisch umsetzen können. Vielleicht nicht jeder Amateur, aber wenn man sich schon zu einem derartigen Akt durchringt, sollte man meiner Meinung nach schon ordentlich recherchieren und sich die Werke und den Stil unterschiedlicher Künstler anschauen. Auch hier hat jeder seine Spezialitäten, und manche können vielleicht richtig gut Buchstaben tätowieren, aber dafür ums Verrecken keine Gesichter oder was auch immer. Auch der generelle Stil variiert natürlich von Künstler zu Künstler, weswegen ich nicht zum Erstbesten gehen würde.
Ich kann mir auch vorstellen, dass für Tattoos andere Gesetze gelten als für Zeichnungen auf Papier, wenn man ein harmonisches Ergebnis haben möchte, welches auch gut erkennbar ist, lange hält und an der entsprechenden Körperstelle, die schließlich auch dreidimensional ist, einen guten Eindruck macht. Wenn man einfach nur so etwas auf Papier krakelt, ohne beurteilen zu können, ob die Zeichnung als Tattoo überhaupt funktioniert, wird sich ein anständiger Tätowierer normalerweise schon etwas winden und eher noch Verbesserungsvorschläge anbringen, als dass er/sie einfach so nach Kundenwunsch zur Nadel greift. Schließlich steht auch der eigene Ruf als Künstler auf dem Spiel.
Ich würde also in jedem Fall mit dem Tätowierer zusammenarbeiten, was die Auswahl und Gestaltung des Motivs angeht, unabhängig davon, ob ich selber gut oder schlecht zeichnen kann. Wenn jemand, der sich wirklich damit auskennt, etwas malt, was ich vorschlage, ist es deswegen nicht weniger "mein" Design, es sieht nur besser aus.
Ich habe jahrelang Tattoos für andere Leute gezeichnet und hatte daran wirklich viel Spaß. Ich wollte aber selber nie eins haben. Bis ein Schicksalsschlag meine Meinung geändert hat. Viele Leute lassen sich einfach irgendwas stechen, ohne sich vorher Gedanken darüber zu machen, welche Bedeutung sie haben. Deswegen werden ja auch etliche Tattoos überarbeitet.
Meine Mutter war auch gegen Tattoos. Dann habe ich aber eins gezeichnet um mit dem Tod meiner Großmutter abzuschließen. Sie mochte Lilien, die einen Abschied bedeuten können, sie liebte Orchideen, die für einen Neuanfang stehen können. Ich zeichnete außerdem ein Chameleon, dass für seine Farbenfrohheit und den Wechsel steht, sowie einen Schmetterling für sie Hoffnung. Oma mochte diese Tiere.
Diese 4 Symbole habe ich dann an einer Ranke zusammen gefügt und immer 4 Punkte für die Geburt, das Leben, den Tod und die Zeit nach dem Tod hinzugefügt. Es viel mir schwer mich zu verabschieden, aber das war ein Anfang und selbst meine Mutter hat ihr Einverständnis gegeben. Da war ich auch schon 23 Jahre alt. Wenn ich mir noch eins stechen lassen würde, dann würde ich es sicherlich auch wieder selber zeichnen.
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