Vor was am meisten Angst bei Auszug aus Elternhaus?
Viele sehnen den Auszug aus dem Elternhaus lange herbei und können es gar nicht erwarten, auszuziehen. Diese Personen freuen sich dann auch auf den Auszug und haben keine oder kaum Ängste, weil die Freude überwiegt. Und dann gibt es natürlich noch Leute, die große Angst davor haben, aus dem Elternhaus auszuziehen und die das auch nur dann machen, wenn es beispielsweise beruflich nicht anders geht oder sie sich endgültig zu alt dafür fühlen, bei den Eltern zu wohnen.
Angst, dass ich nicht allein zurechtkommen würde, hatte ich nie. Ich hatte nie Angst, alleine den Haushalt zu schmeißen oder generell allein zurechtzukommen. Allerdings habe ich anfangs nur etwa 50 Kilometer von meinen Eltern weg gewohnt, so dass ich sie auch oft besuchen konnte. Das habe ich dann auch gemacht.
Schwieriger wurde es für mich dann aber, als ich in eine andere Stadt gezogen bin, die 200 Kilometer von meinen Eltern entfernt war. Da hatte ich anfangs mit Heimweh zu kämpfen, was sich aber auch recht schnell gelegt war. Jetzt wohne ich ähnlich weit weg, vermisse allerdings nichts mehr. Vor was hattet ihr am meisten Angst, als ihr aus eurem Elternhaus ausgezogen seid und was hat euch die meisten Sorgen bereitet?
Angst beim Auszug hatte ich eigentlich nur, dass ich bzw. wir uns finanziell verrennen. Als ich zu Hause ausgezogen bin (mit 19) war ich nämlich schon mit meinem Freund zusammen und wir sind dann gleich zusammengezogen. Sprich ich hatte nie eine eigene Wohnung für mich alleine. Angst vorm Alleinsein oder dass ich grundsätzlich nicht klar komme hatte ich also weniger weil wir ja zu zweit waren. Da wir auch nur 15 km von meinem Zuhause weggezogen sind - und später dann 25 km - war Heimweh auch nie ein Thema. Finanziell war es anfangs allerdings schon etwas schwierig da wir beide noch in Ausbildung waren und keine wirklichen finanziellen Reserven hatten. Aber wir haben es gemeistert und sind gut klar gekommen.
Ich hatte damals eigentlich gar keine Angst beim Auszug aus dem Elternhaus, weil ich das sogar herbeigesehnt hatte. Außerdem bin ich ja nicht gleich in einen komplett eigenständigen Haushalt umgezogen, sondern in ein Studentenwohnheim. Und wegen der recht geringen Distanz zum Heimatort (60 km) ergaben sich in der ersten Zeit viele Heimfahrten am Wochenende, die sich erst allmählich reduziert hatten. So fand der Übergang vom Elternhaus zum unabhängigen Wohnen quasi fließend und ohne harte Brüche statt.
Ich hatte nur das Gefühl der Freude. Mir war klar, dass ich das alles schon hinbekommen würde, denn schlimmer könnte das auch nicht sein. Mein Verhältnis zu meinen Eltern ist nicht so super und deswegen war ich unglaublich froh dort raus zu sein. Sie haben mir auch kein Ding geholfen meine Sachen zu meinen Freund ins andere Bundesland zu bekommen, das musste ich alles mit der Bahn stemmen. Zum Schluss habe ich jeden Tag geweint bei meinen Eltern, weil die mich einfach immer mehr fertig gemacht haben. Jeden Tag wurde ich beleidigt, verbal angegriffen und schlecht geredet.
Ich bin also direkt in die Wohnung meines jetzigen Mannes geflüchtet und dort habe ich mich dann zusammen mit ihm an das Leben außerhalb einer elterlichen Wohnung gewöhnt. Er hatte bis zum Studium nämlich auch noch bei seinen Eltern gewohnt, obwohl er auch arbeiten war.
Natürlich ist das am Anfang nicht leicht, man muss sich finanzieren, lernen wie man die Dinge im Haushalt erledigt, kocht was auch immer. Dennoch gewöhnt man sich schnell daran und lernt ja auch jeden Tag dazu. Es ist sicherlich schöner, wenn man von den Eltern gut vorbereitet wurde, dann hat man aber sicherlich auch dennoch mit Heimweh zu kämpfen, da das Verhältnis in so einem Fall besser ist.
Ich war eigentlich immer schon sehr selbständig, von daher bestand keine Gefahr, dass ich ohne die schützende Hand meiner Eltern im Chaos versinken oder verhungern werde.
Finanziell hat sich natürlich schon einiges geändert. In der Schulzeit waren Unterkunft und Verpflegung natürlich gratis und alles, was ich an Taschengeld bekommen und durch Jobs verdient habe konnte ich nach Lust und Laune ausgeben. Im Studium war ich zum ersten Mal in der Situation, dass ich schon am Anfang des Monats fast pleite war wenn ein neues Semester mit Gebühren, Büchern, Arbeitsmaterialien und so weiter anstand.
Ich habe aber recht schnell gelernt dann ein bisschen voraus zu planen und habe dann zum Beispiel den Büchergutschein vom Geburtstag nicht für die Bücher ausgeben, die ich lesen wollte sondern für die Bücher, die ich lesen musste.
Heimweh kenne ich generell nicht. Es gab natürlich schon Situationen, in denen ich auf einen Ort keine Lust mehr hatte und am liebsten meine Sachen gepackt und sofort nach Hause gefahren wäre, aber diese wehmütig-depressive Stimmung, die manch einer anscheinend entwickelt hatte ich noch nie.
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