Vor Schwangerschaft Hund erst einem Wesenstest unterziehen?
In einem anderen Beitrag schrieb Diamante ja, dass ihre Bekannte oder Freundin dem Hund einen Wesenstest machen ließ, da sie einfach sicher gehen wollte, dass der Dobermann keine Gefahr für ihre Kinder darstellt.
Bisher habe ich noch nie gehört, dass jemand seinen Hund einem Wesenstest unterzogen hat, bevor Kinder in die Familie kamen. Meistens hat das so durch klare Regeln funktioniert und ist immer gut gegangen. Ich frage mich daher, wie sinnvoll es ist, dass man seinen Hund vorher auf Herz und Nieren prüft, bevor man die Kinderplanung angeht.
Sollte man seinem Hund einem Wesenstest unterziehen, bevor man schwanger wird? Ist das durchaus sinnvoll? Oder zeigt das schon direkt, dass man dem Hund nicht traut und schon befürchtet, dass etwas passieren könnte? Ist ein Wesenstest vor der Familienplanung bei einem normalen und verhaltensunauffälligen Hund denn nötig und sinnvoll?
Dieses Vorhaben hat eher keinen großen Sinn. Wie soll denn so ein Test aussehen. Wie ein Alltag mit einem Baby aussieht, können wir gut nachvollziehen: Der Hund hatte die volle Aufmerksamkeit seiner Besitzer und die ganze Liebe galt ihm. Nun kommt so ein kleines schreiendes Bündel ins Haus, wo doch ein Hund so empfindliche Ohren hat. Es schreit und schreit, einige Stunden am Tag und wenn er endlich mal ungestört schlafen will, auch in der Nacht.
Statt sich um ihn zu kümmern, laufen Herrchen und Frauchen hin und her und beschäftigen sich ständig mit diesem Bündel. Die Spaziergänge sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Es kommt jetzt immer so ein komischer Wagen mit, in den das Bündel gelegt wird. Und nun kann er gar nicht mehr so wie früher toben und spielen auf seinem Spaziergang, weil er immer Rücksicht auf das Bündel nehmen muss...
Fakt ist auf jeden Fall, dass manche Hunde einfach den Nachwuchs in ihrer Familie nicht dulden und dann richtig schwierig werden und große Probleme machen. Auch könnte er plötzlich vergessen, dass er mal ganz toll und zuverlässig stubenrein war. Und letzten Endes sind manche Familien wirklich gezwungen, den Hund wegzugeben.
Der landet dann im Tierheim und wird bei "Tiere suchen ein Zuhause" präsentiert. Damit will ich aber nicht sagen, dass hier jemand Schuld hat. Lebensumstände ändern sich nun mal und man muss davon ausgehen, dass diese Änderung vom vierbeinigen Freund nicht so ohne weiteres akzeptiert wird. In einem Wesenstest aber lässt sich so etwas nicht feststellen oder vorhersagen.
Was soll so ein Test denn bitte bringen? Wer kennt den Hund besser als der eigene Besitzer? Und wie möchte man die veränderte Situation in der Familie nachstellen, wenn ein Kind kommt? Das ist doch Irrsinn hoch 5! Und was sagt so ein Test denn aus und welcher Test soll es sein?
Ich habe meine Kinder zusammen mit Hunden aufgezogen, die dich von Fremden nur auf Kommando anfassen lassen. Das ist heute noch so. Alle meine Hunde haben gelernt, einen Menschen zu beißen, sie haben eine komplette Zivilausbildung. Und trotzdem bestehen sie den Wesenstest in NRW ohne Probleme, weil der Gehorsam stimmt.
Im Test der TiHo Hannover wären sie dagegen definitiv auffällig und würden manche Übung garantiert versemmeln, weil sie da allein und ohne Halter entscheiden müssten. Bei anderen wäre eine deutliche Aggression erkennbar, die aber im normalen Bereich liegt. Den Test der Rassehundezuchtvereine, die für sie zuständig wären, würden sie wieder bestehen.
Und was sagt uns das? Man erfährt, dass die Hunde ein ausgeprägtes Aggressionspotenzial haben und dabei komplett steuer- und führbar sind. Also dass sie für die Umwelt ungefährlich sind. Aber es sagt nichts darüber aus, wie diese Hunde in der individuellen Situation in einer Familie reagieren. Das wüsste man auch nicht, wenn sie ganz anders und einfach nur ausgeglichen und immer freundlich wären. Ein Test ist eine Momentaufnahme, der nur Tendenzen im Wesen aufzeigt. Er sagt nichts drüber, wie der Hund nächste Woche in der eigenen Familie reagieren wird.
Ich finde das schwachsinnig. Man weiß doch auch so wie kinderlieb der eigene Hund ist oder etwa nicht? Außerdem werden beim Wesenstest ja auch Dinge geprüft die mit einer Kinderveträglichkeit nicht im Zusammenhang stehen, wie z.B. -Gehorsam, das Verhalten gegenüber Artgenossen oder dem Tierarzt.
Ich weiß z.B., dass mein Rüde sehr grobmotorisch ist und Kinder gerne mal umrennt oder sie zu dolle abknutscht, was bei einem Baby/Kleinkind ja durchaus mal zu einer Gehirnerschütterung führen könnte. Einen 12-jährigen Hund kann man aber auch nicht mehr groß ändern. Und ich weiß, dass er einen Wesenstest nicht bestehen würde, da er keine anderen Hunde mag. Was nützt mir da jetzt ein Wesenstest? Das weiß ich auch so als Mutter dass ich dann aufpassen muss, dass der Hund die Kinder nicht umrennt.
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