Vor Kind zugeben, wie belastend dessen Kindheit war?
Wir waren neulich bei den Eltern meines Freundes zu Besuch und es kam das Thema Kindheit auf, da die Nachbarn gerade ein Baby haben. Die Mutter meines Freundes meinte dann, dass sie dessen Kindheit doch als eine sehr große Belastung empfunden hatte. Mein Freund war als Baby offenbar sehr unruhig und konnte nicht lange alleine bleiben, wenn er beispielsweise einen Mittagsschlaf halten sollte. Das Stillen empfand seine Mutter als sehr einengend.
Später musste sie in Teilzeit arbeiten, da sie sich keine gute Betreuung für die Schwester meines Freundes fand. Diese hatte einige Erkrankungen. Auch das habe ihr keinen großen Spaß gemacht und sie hat auch betont, dass sie gerne wieder Vollzeit arbeiten gegangen wäre und lange nach einer guten Betreuung gesucht hatte.
Ich selbst fand es nicht schlimm, dass die Mutter das so erzählt hat. In der Regel sind es ja die Mütter die die Kinder pflege und die Männer machen sich ein schönes Leben. Da darf man als Mutter auch mal seine Meinung sagen. Mein Freund fand das im Nachhinein aber schon belastend. Ich denke mir, dass man das als Mann aber vielleicht auch nicht gänzlich nachvollziehen kann. Meist dürfen Männer in ihrem Beruf bleiben und es ändert sich wenig in ihrem Leben. Im Leben der Frauen ändert sich mitunter viel und eine anspruchsvoller und abwechslungsreicher Job wird plötzlich von Brei und vollen Windeln abgelöst.
Könnt ihr nachvollziehen, dass die Mutter meines Freundes offen erzählt hat, dass sie die Kindheit meines Freundes und seiner Schwester als Belastung empfunden hat? Würdet ihr das als Mutter lieber verschweigen, damit das Kind denkt, ihr hättet mit großer Freude Beruf und Karriere für die Erziehung geopfert?
Crispin hat geschrieben:Da darf man als Mutter auch mal seine Meinung sagen. Mein Freund fand das im Nachhinein aber schon belastend. Ich denke mir, dass man das als Mann aber vielleicht auch nicht gänzlich nachvollziehen kann.
Du hast aber einen ziemlich komischen Freund? Der findet es belastend, dass seine Mutter nicht komplett im Muttersein aufgegangen ist? Und das als gestandener Mann im Beruf? Das finde ich ziemlich jämmerlich. Es ist doch vollkommen normal, dass man mitbekommt, dass manche Zeiten für die Eltern ziemlich anstrengend waren. Das erfährt man doch eigentlich nebenbei noch während der Schulzeit und normalerweise kann man das auch gut verstehen, ohne dass es einen belastet oder man sich abgelehnt fühlt.
Crispin hat geschrieben:Meist dürfen Männer in ihrem Beruf bleiben und es ändert sich wenig in ihrem Leben. Im Leben der Frauen ändert sich mitunter viel und eine anspruchsvoller und abwechslungsreicher Job wird plötzlich von Brei und vollen Windeln abgelöst.
Du hast irgendwie sehr abstruse Vorstellungen von Familie. Wie kommst du darauf, dass sich im leben von Männern wenig ändert, wenn Kinder kommen und die Frau daheim bleibt? Erstens tut das nicht jede Frau, das hat schon lange vor deiner Geburt nicht jede Frau getan. Zweitens ist es auch für Männer nicht leicht, wenn sie plötzlich allein die finanzielle Verantwortung für Frau und Kind(er) tragen müssen.
Crispin hat geschrieben:Könnt ihr nachvollziehen, dass die Mutter meines Freundes offen erzählt hat, dass sie die Kindheit meines Freundes und seiner Schwester als Belastung empfunden hat? Würdet ihr das als Mutter lieber verschweigen, damit das Kind denkt, ihr hättet mit großer Freude Beruf und Karriere für die Erziehung geopfert?
Wie gesagt, ich finde daran überhaupt nichts außergewöhnlich. Allerdings kenne ich auch keine Frauen, die ihre Karriere für Kinder geopfert haben und ich bin älter als du. ich kenne Frauen, die wollten sich um die Familie kümmern. ich kenne Frauen, die haben sich den damals geltenden gesellschaftlichen Konventionen gebeugt. Aber ich kenne keine Frauen, die unbedingt Arbeiten und Karriere machen wollten und das nur für die Kinder unterlassen haben. Das war immer die Entscheidung der Frau. Und wer sich für den leichten, weil damals anerkannten Weg entscheidet, der hat immer noch eine eigene Entscheidung getroffen und nichts "geopfert".
Ich kann mich cooper nur anschließen und frage mich ebenfalls, was für einen seltsamen Freund du an der Seite hast. Er empfindet es als belastend, wenn man ihm mal sagt das nicht alles voller Rosenblüten war und jedermann sich erfreut hat wenn er auf einmal da war und alles leicht war? Wie erbärmlich ist das denn bitte, dass man das meint und das noch als erwachsener Mensch der selbst einen Kinderwunsch am Start hat? Es ist doch noch der selbe wie vor einigen Jahren, wo du auf den Themen mit Kinderwunsch herum geritten bist den er hat du allerdings nicht. Dann sollte man sich auf so etwas schon einstellen und muss nicht alles durch die rosarote Brille sehen, wie einfach das alles wird.
Auch meinst du immer, dass man sobald man Kinder hat nur noch Zuhause sitzen muss und als Hausfrau verkommt. Die Möglichkeiten mit Arbeiten gab es schon immer, man musste nur eine Betreuung für die Kinder finden. Früher waren das noch mehr die Großeltern und Geschwister die eingespannt wurden, heute sind es Fremdbetreuungsstellen in denen die Kinder betreut sind oder auch nebenbei noch die Eltern. Es ist machbar, wenn man denn möchte und es ist niemand gezwungen sich Zuhause als Hausfrau hin zu setzen und dort einen auf Mütterchen zu machen was alles geopfert hat.
Ich habe auch nichts geopfert, ich war nicht in Elternzeit da es finanziell nicht ging. Bin 8 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gegangen bzw. 12 Wochen nach einer verlängerten Krankschreibung. Es ging und Karriere hat sich nur durch die Schwangerschaft ein Jahr nach hinten verschoben, rächt sich bei meinem Alter mit dem neuen Einstieg aber auch nicht, da hinten heraus ich so oder so 13 Jahre für einen weiteren Aufstieg brauche, ob ich davon nun 7 oder 8 Jahre schaffe, macht den Kohl nicht fett. Nur Zuhause hocken Haushalt machen und Kinder bebrüten würde mir im Leben nicht in den Sinn kommen und ich verstehe auch nicht wie andere jammern können in Elternzeit, dass sie keine Zeit für irgendwas haben. Wenn ich frei hatte, war ich um 8 Uhr mit Haushalt fertig und hatte den restlichen Tag Zeit für alles andere, zwar mit der Brut am Bein, aber das ist nicht immer ein Hindernis und macht alles unmöglich.
Was ich aber auch sagen muss, nicht für alle Männer kommt das auch an, dass sich etwas geändert hat. Mein Exemplar Erzeuger meines Sohnes, meinte es änderte sich nichts für ihn. Er hat keinen Finger krumm gemacht, sein Geld für sich auf den Kopf gehauen und empfindet es nach wie vor als die große Ungerechtigkeit, dass ich ihm ein Teil seines Gehaltes als Unterhalt direkt abführen lasse an mich. Er nennt das Zwangsenteignung, aber das er Spaß hatte, das Kind gezeugt hat und auch dafür zu stehen hat wenigstens in finanzieller Hinsicht, das fehlt bis heute. Von Versorgen von Frau und Kind kann da keine Rede sein und das was Männer die sich Rar machen an Unterhalt blechen müssen, ist ein Tropfen auf den heißen Stein und kann man mit dem Aufwand den der andere Part mit dem Kind hat, in keiner Weise aufrechnen.
Ich finde, dass da gar nichts Schlimmes dran ist und man das durchaus machen kann. Es ist ja schließlich nicht so, dass man vor dem Kind sagt, dass es nicht erwünscht war, sondern eben nur, dass seine Kindheit schwierig war. Das empfinde ich aber nicht als schlimm, sondern eher als normal. Ich habe schon von etlichen Müttern gehört, dass das Leben mit Baby gerade in den ersten Wochen und Monaten extrem anstrengend ist.
Es ist ja nun einmal so, dass Babys sehr viel schreien und das gerne auch nachts, so dass die Eltern eine Zeit lang nicht viel Schlaf bekommen. Und es ist ja schon so, dass man da als Eltern in gewissen Bereichen auch selbst zurückstecken muss, was beispielsweise die Arbeit oder irgendwelche Unternehmungen angeht. Außerdem kosten Kinder auch viel Geld, so dass man da auch in anderen Bereichen zurückstecken muss. Das sind ja alles Tatsachen und nicht etwa irgendwelche Geheimnisse, die man nicht aussprechen dürfte.
Der Ton macht ja auch die Musik, also wenn sie es abfällig gesagt hat, könnte ich seinen Unmut etwas verstehen, aber sonst sehe ich kein Problem darin auch mal solche Dinge anzusprechen. Gerade bei Müttern mit einem kleinen Baby können solche Sätze eine wahre Wohltat sein, weil man nämlich immer nur diese perfekten Mütter kennt, da sagt doch kaum jemand die Wahrheit. Wenn es ihm in den Moment belastet hat, dann hätte er es doch auch ansprechen können. Nachvollziehen kann ich das aber nicht, wenn sie es normal gesagt hat.
Ich meine Babys schlafen nun mal nicht durch, man ist gestresst und dann zu hören, dass man das nicht alleine durchmacht tut gut, das war ja dann kein Angriff dem eigenen Kind gegenüber. Mein Sohn weiß beispielsweise jetzt schon, dass das mit ihm als Baby oft anstrengend mit dem Schlafen war. Diese Schlafprobleme hatte er auch noch recht lange, daher war das auch normal, dass man darüber redet. Ich bin für offene Kommunikation und da wäre es in der Situation, die du beschreibst, auch nicht so schlimm für deinen Freund gewesen.
Ich wäre 60(!) Jahre nach der Erfindung der Pille generell schon froh und dankbar, mir das Gejammer, wie scheiße Kinder und ihre Aufzucht doch seien, endlich nicht mehr anhören zu müssen.
Ständig nur das Geweine (von den Eltern wohlgemerkt): kein Schlaf, nur pürierte Reste zum Essen, die die Kinder übrig lassen, kein Geld, wunde Brustwarzen und der Kindsvater ein Rohrkrepierer, der wie die meisten Väter das absolute Minimum erledigt und sich dafür feiern lässt, wenn Mutti Samstagvormittag zwei Stunden zur freien Verfügung hat. Kann man sich alles ersparen, mittlerweile sogar hormonfrei.
Und besonders lästig finde ich es, wenn besagte Kindheit schon 30 oder 40 oder noch mehr Jahre her ist. Es kann ja sein, dass sich in deinem Leben nichts mehr ereignet hat, seit dein 40jähriger Sohn in den 1980ern gestillt wurde, aber ich würde heutzutage doch lieber über das Wetter oder den Krieg reden als über deine Brüste irgendwann in der Steinzeit.
Es geht mir tierisch auf die Nerven, wenn Menschen in ihrer Entwicklung derart stehenbleiben und sich bis ans Lebensende als junge Mutter eines kleinen Kindes inszenieren, die so viel geopfert und auf sich genommen hat. Spätestens wenn das kleine Kind graue Schläfen und einen Bauchansatz bekommen hat, sollte man sich auch als Mutter damit abfinden, dass Kinder kriegen anstrengend und langweilig sein kann.
Ich finde, dass es darauf ankommt, wie und wem man es erzählt. Es gibt Mütter, die nur jammern, wie anstrengend das alles sei und war und das vor den Ohren des Kindes. Das finde ich nicht in Ordnung. Wenn die Kinder dabei sind, sollte man sich diesbezüglich etwas zurückhalten.
Ich überlege mir manchmal so im Nachhinein, ob ich da nicht auch manchmal etwas falsch gemacht habe. Andererseits habe ich eher die positiven Seiten hervorgehoben. Man kann das aber schlecht selber beurteilen. Es ist ja nicht so, dass man immer genau weiß, was auf einen zukommt, wenn man Kinder in die Welt setzt. Mein erster Sohn war ziemlich pflegeleicht. Dass er wenig Schlaf brauchte und nachts noch sehr lange sehr oft aufwachte, damit kam ich klar.
Aber der zweite war sehr viel anstrengender und ich habe vor anderen Leuten im Beisein der Kinder schon mal erzählt, dass der Zweite andere Ansprüche stellte als der Ältere. Der dritte lief dann einfach so mit. Ich glaube, dass das falsch war. Mir ist das Jahre später erst bewusst geworden. Wenn ein Kind später psychische Probleme bekommt, fragt man sich als Mutter ja immer, was man falsch gemacht hat und wo man etwas hätte anders machen müssen. Aber man ist ja auch nur ein Mensch.
Vielleicht sollte man vor anderen Leuten gar nicht so viel über die Kinder reden, wenn diese dabei sind. Das möchte man als Erwachsener ja auch nicht. Und wenn man über sie redet, dann eher über neutrale Dinge, wie etwa ein Fußballturnier gelaufen ist oder sowas. Ich würde heutzutage wahrscheinlich einige Dinge anders machen als damals. Man sollte nicht über die Köpfe der Kinder hinweg reden, sondern sie bei solchen Gesprächen, die sich um sie drehen, mit in das Gespräch einbeziehen und wenn sie nicht mitreden wollen, ein anderes Thema wählen.
Ich glaube nicht, dass ich irgendwie die Kinder als sehr belastend dargestellt habe. Ich habe immer klar gemacht, dass ich das so wollte und ich froh war, Kinder zu haben und dass deren Kindheit für mich eine überwiegend tolle Zeit war. Ich habe den Kindern nie das Gefühl gegeben, wegen ihnen auf irgendetwas verzichtet zu haben, das habe ich ja nicht, oder dass sie mir dankbar sein müssten.
Solche Mütter finde ich schlimm, die immer darauf hinweisen, dass sie wegen der Kinder ein verpfuschtes Leben haben. So eine kenne ich auch, die ihre psychischen Probleme mit ihrem Kind begründet. Da ist es kein Wunder, dass das dann erwachsene Kind das nicht mehr erträgt und sich abwendet.
Wenn sie wirklich gesagt hat, dass die Kindheit der eigenen Kinder belastend war, dann kann ich den Sohn schon verstehen. Schnell kommt man dann zu der Frage, ob man wirklich gewollt war. Dass die Zeit von der Geburt an für zwei bis drei Jahre kein Garten Eden ist, dann sollte wohl jedem Menschen klar sein. Egal ob man eigene Kinder hat oder nicht. Aber dann später zu sagen, dass die Zeit belastend war, ist schon etwas bedenklich.
Auch dass sie durch diverse Krankheiten der Schwester nur Teilzeit arbeiten konnte, hört sich bei der Wortwahl eher als eine Schuldzuweisung an. Das muss doch auch vor der Zeugung eines Kindes klar sein, dass es auch mit Krankheiten zur Welt kommen kann.
Ich selbst habe Kinder, habe manche Nacht so gut wie nicht geschlafen, weil sie sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen hatten. Ja, es war zeitweise anstrengend, aber ich würde es nicht als belastend bezeichnen. Wobei es mir eben auch vorher bewusst war, dass eigene Kinder das Leben verändern und dass man eben auch mal kaum Schlaf bekommt.
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