Von was sollen Geringverdiener denn noch vorsorgen?
Gerade wurde in den Nachrichten berichtet, dass gerade bei Geringverdienern eine gravierende Altersarmut drohe, wenn diese nicht privat vorsorgen würden. Irgendwie kann ich das aber auch schon nicht mehr hören, weil ist da nicht schon ein Widerspruch in sich drin, in dieser Aussage? Denn wovon sollen denn bitteschön gerade die Geringverdiener oder auch die Aufstocker noch vorsorgen? Fällt euch da was ein, mit welchen Mitteln da eine spürbare Vorsorge betrieben werden könnte?
Man müsste so leben, dass man sich etwas zurücklegen kann, also verzichten. Es ist aber wie ich finde eine Frechheit, dass man erwartet, das Menschen, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen noch etwas zurücklegen sollen. Ich kenne viele Leute, die Angst vor dem haben, was da noch auf sie zukommt und die froh sind, wenn sie alle Rechnungen zahlen können, obwohl sie arbeiten gehen und nicht ausschweifend leben.
Der dicke Hammer wird aber kommen und eine Rente ist irgendwann auch nicht mehr zu erwarten. Es ist traurig, wie wenig man die arbeitenden Leute zu schätzen weiß. Das, wovon Menschen in der Rente leben müssen ist wirklich wenig und wenn man dann sein ganzes Leben lang nichts verdient hat, kann man dann noch Flaschen sammeln gehen. Es ist sehr traurig wo sich alles hinentwickelt.
Ramones wo lebst du eigentlich? Du meinst immer, dass man weiter verzichten kann damit am Monatsende noch etwas übrig bleibt. Es gibt genug Leute die schon auf alles verzichten was geht und das Geld dennoch nicht reicht, da bringt ein weiterer Verzicht auch nichts, höchstens wenn sie ihr eigenes Leben einstellen. Somit ist das sicherlich nicht die Ultimative Lösung nur zu sparen damit am Monatsende etwas übrig bleibt, da müssen dann ebenfalls die Einnahmen gesteigert werden damit man dort hin gelangt und noch etwas zurück legen kann.
Nachdem die Politiker sich wunderbar in den letzten Jahren an den Rentenkassen bedient haben sieht man doch wohin es geht. Es kommen immer mehr alte die in Rente gehen und weniger junge nach die das finanzieren, klar wie soll man dann auch jedem Rentner 2000 Euro in die Hand drücken jeden Monat? Dann würden die heute arbeiten gehen von ihrem eigentlichen Gehalt nichts mehr behalten können und irgendwoher muss deren Lebensunterhalt auch bestritten werden. Der Trend geht auch weiter, solange die Geburtenrate niedriger ist und es weniger Arbeitnehmer als Rentner gibt wird sich daran rein gar nichts ändern.
Aber man muss auch sagen, dass man selbst Schuld ist. Wenn man es einfach verpasst hat in frühen Jahren mit seiner privaten Vorsorge dann zahlt man hinterher den höheren Preis. Ich habe für meinen Sohn für seine Rente bereits etwas angelegt nach seiner Geburt. Ist er 18 Jahre alt, dann sind dort bereits 75.000 Euro angelegt für seine Rente, führt er es weiter bis zur Rente mit dem Mindestsatz den ich aktuell monatlich zahle, dann kommt er in den siebenstelligen Bereich und kann damit wunderbar leben. Selbst wenn es bis dahin gar keine gesetzliche Rente mehr gibt. Daher sehe ich auch die Eltern der Kinder die heute noch zu klein sind selbst vorsorgen in der Pflicht sich dem Thema anzunehmen, gerade wenn man früh anfängt kann man mit 5 Euro doch einiges noch aufbauen.
Für mich wurde das nicht von meinen Eltern gemacht, aber ich habe bereits mit 18 Jahren angefangen zurück zu legen und zu investieren. Dadurch das die gesetzliche Rente ab 2040 nochmals voll besteuert wird, bleibt dann noch weniger übrig als jetzt. Wer sich aber nie damit befasst hat, der steht irgendwann einfach dumm da. Immobilien sind zwar nett, aber von einem materiellen Wert kann man auch nicht leben, sprich wenn man diese zu Geld macht dann kann man es als Vorsorge sehen oder selbst bewohnt um Miete zu sparen. Aber auch dann sind genug weitere Kosten vorhanden die getragen werden müssen an einer Wohnung oder einem Haus. Denn manche meinen ihr Häuschen alleine reicht dann als Altersvorsorge für das Alter aus.
Es ist schon fast zynisch Geringverdienern zu sagen, dass sie ja privat Vorsorgen können. Diese Aussage ist, wie Eingangs gesagt, paradox und zeigt, dass Menschen, die sowas von sich geben keine Ahnung haben. Verzicht wird da übrigens auch nichts bringen, denn wenn man Geringverdiener ist, verzichtet man bereits auf so gut wie alles. Als Geringverdiener, wohlmöglich noch mit Familie, kann man sich kein Auto, Urlaub, teure Klamotten etc. leisten. Also, wo könnte man noch sparen? Höchstens am Essen und man kann vielleicht das Heizen im Winter einstellen, wenn einem die Gesundheit nicht allzu wichtig ist.
Auch ist niemand selbst Schuld, wenn er in der Jugend nicht Vorsorgen kann. Nicht jeder hat Eltern oder Großeltern, die genug verdienen, um vor zu sorgen. Oftmals wird Armut von Generation zu Generation "vererbt". Die einzige Lösung in meinen Augen ist eine Umverteilung. Die Menschen müssen endlich wieder vernünftig für ihren Job bezahlt werden. Es darf ja nicht angehen, dass jemand, der Vollzeit auf dem Bau arbeitet, seine Familie nicht mehr ernähren kann. Das ist vor 20 Jahren noch ganz anders gewesen und das weiß ich, obwohl ich erst 28 bin.
Mein Vater ist selbst ungelernter Hauptschüler und kommt auch selbst aus einem "Arbeiterhaushalt". Da gab es auch nichts zum Sparen oder Vorsorgen. Doch damals hat er auch als ungelernter Mitarbeiter gute Jobs im Einzelhandel oder im Büro bekommen, die Vollzeit waren und vernünftig bezahlt, so dass er uns ernähren konnte. Doch nachdem die letzte Firma vor ca. 10 Jahren pleite ging, sieht das anders aus. Es gibt nur noch Zeitarbeit und schlecht bezahlte Jobs für gering qualifizierte und das muss dringend geändert werden, denn die meisten Menschen werden nun mal nicht Arzt oder Astronaut.
Diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Ich leugne nicht, dass es durchaus Einsparpotentiale gibt, die man mit wenig Geld nutzen kann. Als ich zum Beispiel studiert habe und wenig Geld verdient habe, habe ich die Wasserflasche oft in der Uni aufgefüllt. Auf den Monat gerechnet spart man da auch eine Menge, aber das funktioniert eben nur dann, wenn man keinen Geschmack im Getränk braucht und auch eher stilles Wasser bevorzugt.
Wenn man aber zu den Menschen gehört, die so schon jeden Cent dreimal umdrehen müssen um zu überleben ist es ziemlich unverschämt denen dann noch vorzuwerfen oder ihnen zu raten, sie müssten mal den Gürtel noch enger schnallen. Geld sparen und zur Seite legen ist nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich, aber ab dann nicht mehr.
Bei einer solchen Aussage, dass Geringverdiener bitte mehr selbst vorsorgen sollen, beißt sich die Katze in den Schwanz. Die meisten Geringverdiener verdienen ohnehin so wenig, dass sie noch mit Hartz IV aufstocken müssen, da bleibt einfach nichts mehr übrig, denn in den letzten Jahren sind auch viele Dinge so stark angestiegen, dass man mit Hartz IV inzwischen unter dem Existenzminimum lebt.
Als Geringverdiener wüsste ich auch nicht, warum ich denn bitte privat für das Alter vorsorgen sollte. Ich weiß schon jetzt, gut zwei Jahrzehnte vor der Rente, dass meine Rente nie und nimmer zum Leben reichen wird und ich auch im Alter weiterhin aufstocken muss mit Hartz IV bzw. dann Grundsicherung. Warum soll ich mir also von meinem Geringverdiener-Einkommen jetzt noch etwas absparen, damit ich dann später trotzdem nichts davon habe, sondern nur der Staat, der dann weniger zahlen muss?
Ich sehe also weder, wovon ich die private Rentenversicherung zahlen soll noch den Nutzen. Dazu kommt, dass aktuell doch viele Menschen, die mit Riester und diesen ganzen privaten Vorsorgen gespart haben, Bescheide bekommen, dass sie viel weniger heraus bekommen im Alter als sie eingezahlt haben wegen der aktuellen Finanzsituation, denn die Anbieter dieser privaten Renten bekommen aktuell ja auch keine Zinsen, können kaum mit dem Geld arbeiten und Gewinne erwirtschaften.
Ich weiß also nicht nur nicht, wovon ich so eine private Vorsorge zahlen soll, sondern sehe auch den Vorteil für mich nicht.
Ich sehe das wie meine Vorredner. Einem Geringverdiener noch zu sagen er solle doch privat Vorsorgen um nicht in die Altersarmut zu rutschten ist skandalös. In der Regel reicht den Geringverdienern ihr Geld gerade so zum Leben, Ihnen noch zu sagen das Sie doch bitte fürs Alter Geld beiseite schaffen sollen ist eine Frechheit. Eigentlich sollte man Ihnen sogar Respekt zollen, schließlich gehen Sie arbeiten und zahlen damit sogar noch in die Rentenkasse ein. Viele machen sich den Stress gar nicht mehr und bleiben stattdessen ganz zu Hause. Deshalb sollte man jeden arbeitenden Menschen unterstützen anstatt durch die Blume zu sagen das Sie quasi selbst Schuld sind wenn Sie im Alter kaum Rente erhalten.
Und selbst wenn wir annehmen das es Geringverdiener gibt die soweit auf Dinge verzichten können das am Ende des Monats noch etwas übrig bleibt: Der Betrag den Sie in die private Altersvorsorge investieren könnten wäre so gering das am Ende sowieso nichts dabei herum kommt. Davon abgesehen das ein Geringverdiener vermutlich etliche Baustellen hat wo er das Geld dringender brauchen würde, wenn denn etwas übrig bleibt am Ende des Monats. Die wenigsten denken in diesen Moment an eine private Altersvorsorge. Im Übrigen ist es schon traurig genug das man sich in einem Land wie Deutschland so sehr um seine Rente sorgen und selbst tätig werden muss.
Sorae hat geschrieben:Es kommen immer mehr alte die in Rente gehen und weniger junge nach die das finanzieren, klar wie soll man dann auch jedem Rentner 2000 Euro in die Hand drücken jeden Monat? Dann würden die heute arbeiten gehen von ihrem eigentlichen Gehalt nichts mehr behalten können und irgendwoher muss deren Lebensunterhalt auch bestritten werden. Der Trend geht auch weiter, solange die Geburtenrate niedriger ist und es weniger Arbeitnehmer als Rentner gibt wird sich daran rein gar nichts ändern.
Aus welcher gefälschten Statistik hast du diesen Unsinn eigentlich? Derzeit wächst die Zahl der Beitragszahler stärker als die der Rentenempfänger. Daher steigen die Renten derzeit auch stärker an, als sie es eigentlich sollten. Dafür wurde ja mal der Nachhaltigkeitsfaktor eingeführt, der das dann auch bei der Erhöhung der Rentenbezüge abbildet.
Und auch heute gibt es durchaus Rentner, die eine gute Rente bekommen werden. Das Problem oder die Ursache für Altersarmut liegt ja nicht darin, dass wir zu wenig Beitragszahler haben. Das kommt sicherlich mit dazu, auch die verlängerte Rentenbezugszeit. Wobei das wohl auch eher nicht auf die Unterschicht oder wie auch immer wir sie nennen wollen zutrifft. Wer schon zu Erwerbszeiten kein Geld hat, steckt auch kein Geld in seine Gesundheit und dürfte eher früher als später sterben.
Das Problem liegt viel eher in unserem System. Wir haben hier keinen Kommunismus, sondern eine soziale Marktwirtschaft. Wir ziehen zwar alle irgendwie mit durch, aber im Grunde leben wir danach, dass sich Leistung lohnen soll. Und Leistung wird eben überwiegend in Geld gemessen, egal ob das sinnvoll ist oder nicht. Das heißt dann aber eben, dass Geringverdiener eben fast nichts in die Rentenkasse einzahlen und sich damit auch kaum Rentenansprüche erarbeiten. Das ist einfach dem System geschuldet. Aber anders ist das höchstwahrscheinlich auf Dauer auch nicht machbar.
Wenn man starke Schultern zu stark belastet und ihnen dafür dann eben deutlich weniger Rente auszahlen würde, als sie sich eigentlich erarbeitet haben, weil man alles umverteilt, dann hauen die einfach ab und brechen komplett als Beitragszahler weg. Das mag nicht jeder so machen können, aber der Anteil an Menschen die recht problemlos Deutschland verlassen könnten und woanders eine ähnlich gute Anstellung finden, dürfte unter der Mittel- und Oberschicht viel höher liegen als bei der einfachen Arbeitern, die nicht wissen wie das Geld reichen soll.
Im Grunde kann man einem dauerhaften Geringverdiener eigentlich nur raten bloß nichts anzusparen. Wenn absehbar ist, dass man später nicht über das Grundsicherungsniveau hinauskommt, ist private Vorsorge ja die reinste Geldvernichtung, wird sie doch später auf die Grundsicherung angerechnet. Da macht es noch mehr Sinn das Geld jetzt einfach auszugeben um wenigstens etwas davon zu haben.
Anijenije hat geschrieben:Im Übrigen ist es schon traurig genug das man sich in einem Land wie Deutschland so sehr um seine Rente sorgen und selbst tätig werden muss.
Warum sollte es das sein? Zum einen ist eine private Vorsorge durchaus auch in vielen anderen Ländern üblich. Zum anderen macht es auch Sinn den zukünftigen Rentner mit ins Boot zu holen. Kein Mensch bei der Rentenversicherung weiß doch wie viel Geld du im Alter benötigst. Der eine muss noch Miete zahlen und will 5 mal im Jahr in den Urlaub fahren, der andere hat sein Haus schon abbezahlt und ist das ganze Jahr über nur in seinem Garten. Einer kauft im Alter noch jede Woche sein Essen im Kadewe, der andere geht nur zu Aldi. Das führt dann dazu, dass der eine mit 500 oder 600 Euro im Monat auskommen würde, der andere aber 2.000 oder 3.000 Euro oder mehr braucht.
Nur man selber kann in etwa erst einmal abschätzen, was man selber so im Alter braucht. Warum aber sollte ich als Staat jetzt zusehen, dass ich es schaffe jedem mehrere Tausend Euro Rente zu zahlen? Dafür müsste man die Beiträge ja noch weiter exorbitant erhöhen und das womöglich nur, damit einige Leute einfach nur den Großteil ihrer Rente weiter vererben würden. Macht es da nicht mehr Sinn dafür zu sorgen, dass man die Beiträge halbwegs stabil hält und damit eine gewisse Grundversorgung sicherstellt und wer mehr haben möchte sorgt mit den gesparten Beiträgen selber vor? Und wer eben nicht vorsorgen will, gibt das Geld halt jetzt aus?
Es gibt ja neben Geringverdiener und Spitzenverdiener noch durchaus viele Menschen die dazwischen liegen und sowohl heute unter steigenden Beiträge wirklich leiden würden und zum anderen auch heute schon eine anständige Rente später bekommen würden. Diese Menschen werden ja in der Regel am stärksten von Änderungen betroffen.
Ich finde diese Aussage auch sehr zynisch und sie zeigt mal wieder, wie abgehoben und fern jeder Realität die Politiker leben. Ich sehe es wie meine Vorschreiber: Ein Geringverdiener hat gar nicht die Mittel, so gut für seine Rente vorzusorgen, dass er damit aus dem Leistungsbezug heraus heraus kommen könnte.
In meiner Zeit als Geringsverdiener habe ich mich mal erkundigt, wie teuer es denn überhaupt im Monat wäre, wenn ich es machen würde. Da wurde mir von mehreren Seiten gesagt, dass ich doch bitte mindestens 50 Euro im Monat investieren müsste in meine private Rentenversicherung, eigentlich lieber das Doppelte. Die würde ich ja wohl haben, die hätte doch jeder Mensch! Das sollte einem die eigene Rente doch wohl wert sein!
Ich stand da mit offenem Mund und konnte nur mit dem Kopf schütteln über so viel Arroganz und Lebensfremdheit. So viel Geld hat ein Geringsverdiener oder Leistungsbezieher einfach nicht! Einmalig könnte man den Betrag vielleicht aufbringen, aber doch nicht jeden Monat! Wenn man so viel Geld hätte, dann wäre man ja kein Geringverdiener!
Außerdem frage ich mich auch, wer denn etwas davon hat, wenn die Geringsverdiener auch noch irgendwie versuchen, für die Rente vorzusorgen. Wenn man es sich einmal durchrechnet, sind es zumindest nicht die Geringverdiener selbst, denn selbst wenn sie es schaffen würden, ein Minimum jeden Monat dafür aufzubringen, so ist das, was sie dann schließlich im Rentenalter heraus bekommen würden, so dürftig, dass sie doch wieder aufstocken müssten!
Diese Forderung würde also einzig und allein dem Staat und der Rentenkasse nützen, niemandem sonst!
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