Von "Tunneldenkern" total genervt sein?

vom 30.11.2015, 12:06 Uhr

Ich erwähnte ja bereits in einem anderen Thread, dass ich vor kurzem in einem Forum eine für meinen Geschmack ziemlich dämliche Diskussion mitverfolgt habe. Dämlich deswegen, weil da eigentlich nur in eine Richtung argumentiert wurde und sämtliche andere Aspekte dabei ausgeklammert wurden.

So ging es da um vegane Ernährung und die angeblich ach so tödliche und schädliche Wirkung von Fleischkonsum. Es wurde dann damit argumentiert, dass die Inuit, die ja hauptsächlich Fleisch zu sich nehmen, 10 Jahre früher sterben würden als die "zivilisierten" Menschen und dass das der ultimative Beweis dafür sei, dass die vegane Lebensweise die gesündeste ist.

Solche Aspekte wie Traditionen, klimatische Bedingungen und dergleichen wurden komplett ausgeklammert und der Fokus lag nur auf der Ernährung als Übel von allem. Ich finde das viel zu kurz gedacht und ehrlich gesagt nerven mich Unterhaltungen mit solchen "Tunneldenkern", weil die meiner Erfahrung nach nicht bereit sind, ihren Horizont zu öffnen und alle Aspekte und Sichtweisen in die Diskussion mit einzubeziehen.

Seid ihr auch so genervt von "Tunneldenkern" so wie ich? Wie geht ihr mit solchen Menschen um?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



"Tunneldenker" ist ein schönes Wort, das werde ich mir merken. Ich habe hin und wieder auch mit Menschen zu tun, die alles, was nicht zu ihrer Überzeugung passt, konsequent ausklammern. Natürlich ist das nervend, weil es ja fast kein Thema gibt, das man wirklich nur auf schwarz und weiß reduzieren kann.

Andererseits läuft natürlich jeder Gefahr bei Meldungen, die zu der eigenen Überzeugung passen, weniger kritisch nachzufragen. Ich habe das vor Kurzem bei einem Artikel auch erlebt, der in meinem Umfeld bejubelt worden.

Das sind alles Menschen, die ich als kritische Denker bezeichnen würde, aber es hat trotzdem ein bisschen gedauert, bis jemand mal die Fragen gestellt hat, die bei jeder Studie normal sein sollten - wer hat die Studie in Auftrag gegeben, was für eine Methodik wurde angewandt und so weiter.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich denke auch, dass solche Menschen sehr nervig sein können. Es ist ja gut und schön, wenn man eine Meinung hat und die auch vertreten kann, aber wenn jemand gute Argumente hat, dann sollte man diese auch anhören und dann auch schauen, was da so dran ist. Wenn Menschen mit ihrer Meinung so schlimm festgefahren sind, aber offensichtlich falsch liegen, nervt mich das auch sehr.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das mag jetzt überraschen, aber ich bin der Meinung, dass wir bei diesem Thema alle mehr oder weniger im Glashaus sitzen und nicht mit Steinen werfen sollen. :roll: Wie Cloudy schon geschrieben hat, ist es extrem verführerisch, bei Behauptungen oder Theorien, die der eigenen Meinung und Lebenseinstellung diametral entgegen stehen, das "kritische Denken" auszupacken und diese zu zerpflücken, aber wenn nicht minder subjektive (oder auch objektive) Aussagen zur eigenen Meinung perfekt passen, diese unhinterfragt hinzunehmen.

Bei dem beliebten und kontroversen Thema Ernährung fällt es meines Erachtens besonders auf. Artikel/Thesen/Studien, die Ernährungsweise X wahlweise als gesund oder ungesund darstellen, werden von den jeweils dazu passenden Leuten entweder gierig aufgesogen oder als "die Typen haben doch sowieso nur Vorurteile gegen Veganer/Vegetarier/Mischköstler" abgetan.

Mir geht es beispielsweise so bei Kritiken von Filmen oder Theaterstücken, die mir gefallen haben. Wenn die Kritikerin mit mir einer Meinung ist, halte ich sie für eine schlaue Person, die gut analysieren und eine kritisch hinterfragbare und wohl fundierte Meinung abgeben kann. Wenn der Film oder das Stück verbal in der Luft zerrissen wird, muss ich schon sehr gut drauf sein, um mir die Kritikpunkte wirklich durch den Kopf gehen zu lassen und nicht nur einfach den Kritiker als ignoranten Trottel abzuwerten. Ich denke daher, dass wir einfachen Leute alle mehr oder weniger "Tunneldenker" sind, und dass jeder von uns Themengebiete hat, wo er oder sie sich auch von Logik und kritischen Argumenten nicht überzeugen lassen möchte.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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