Von Horrorgeschichten anderer demotiviert werden?

Ab und zu kommt es vor, dass ich aufgeregt bin, weil etwas Besonderes oder Aufregendes bevorsteht. Wenn ich anderen Leuten davon erzähle, dann erwarte ich eigentlich, dass sie sich neutral zu der Sache äußern oder mir vielleicht sogar gut zusprechen und mir Mut machen. Gerade dann, wenn ich Angst vor etwas habe und das meinen Eltern oder meinem Partner oder auch sehr guten Freunden erzähle, wünsche ich mir schon, dass sie mich etwas motivieren.

Manchmal ist aber auch das Gegenteil der Fall und die Personen packen dann richtige Horrorgeschichten diesbezüglich aus. Das demotiviert mich natürlich total und macht die Aufregung für mich nicht besser. Ich frage mich dann auch, weshalb mir die Personen das erzählen. Werdet ihr auch manchmal von Horrorgeschichten anderer demotiviert, wenn ihr ihnen etwas erzählt, was für euch wichtig ist? Wie reagiert ihr darauf?

Ich finde es offen gestanden alles andere als nützlich, wenn ich meine Ängste mitteile und man mich mit Horrorgeschichten konfrontiert. Ich habe zum Beispiel so schon panische Angst vor dem Zahnarzt und gehe wirklich ungern dahin, auch wenn mein Verstand weiß, dass es vernünftiger wäre, dort regelmäßig hinzugehen und die Zähne kontrollieren zu lassen.

Wenn ich aber wieder so Angst vor dem Zahnarzt habe, weil ein Termin bevorsteht, erwarte ich auch, dass mir Freunde oder Familienmitglieder gut zu sprechen, mich trösten und versuchen meine Ängste zu nehmen und die ganze Situation möglicherweise herunterzuspielen und zu betonen, dass es doch bestimmt nicht so schlimm sein wird.

Aber leider kenne ich auch Menschen, die dann erst recht aufdrehen und mir dann erzählen, was nach ihren Erfahrungen schon alles beim Zahnarzt schief gelaufen ist und welche (vermeidbaren) Schmerzen sie dadurch hatten. So etwas will ich in dem Moment nicht hören und das hilft mir auch nicht.

In die Falle bin ich bis vor einigen Jahren auch immer wieder getappt. Mittlerweile habe ich gelernt, mir vorher genau zu überlegen, wem ich was erzähle. Das mag sich jetzt taktierend anhören, aber ich musste mich schon zu oft aufregen oder wurde von negativen Geschichten verunsichert, dass ich keine Lust mehr darauf habe. Also schone ich einfach meine Nerven und erzähle nicht jedem alles.

So würde ich einen Streit mit dem Partner nun nicht gerade der Freundin erzählen, die in einer schmutzigen Trennung lebt oder einen anstehenden Zahnarztbesuch auch nicht einer zur Hypochondrie neigenden Drama-Queen, die einem dann die eigene Odyssee in allen ungewollten Einzelheiten erzählt. Heute bin ich allerdings selbstbewusst genug, mich im Zweifelsfall sofort abzugrenzen und zu sagen, dass ich so etwas gerade nicht hören möchte.

Auch hilfreich war die Erkenntnis, dass die Erfahrungen anderer in deren Vergangenheit kein Indikator für meine in der Zukunft sind. Das lässt einen die Sache auch gelassener sehen. Es gibt wirklich sehr viele Menschen, denen es an Empathie mangelt oder die die Welt durch ihre eigene Brille so stark gefärbt sehen, dass sie ihre Geschichte in jedem anderen sehen, und dies unmittelbar meinen mitteilen zu müssen. Meist sind es vor allem Leute, die selber zu Angst und Pessimismus neigen.

Das käme bei mir ganz darauf an, was denn da so Besonderes bevorsteht. Mitunter braucht man ja vielleicht gar keine Motivation, sondern eher eine Einschätzung der anderen. Da ist es mitunter bestimmt hilfreicher, wenn diese Personen mal von ihren Erfahrungen plaudern.

Und wenn da mal eine Horrorgeschichte dabei rüberkommt, ja dann ist es eben mal so. Aber demotivieren würde mich so etwas nicht. Ganz im Gegenteil, es kann ja sogar hilfreich sein, damit man nicht in irgend ein Fettnäpfchen tritt.