Von Geschenk die Liebe abhängig machen?

vom 01.08.2017, 13:52 Uhr

Eine Freundin von mir ist gerade sehr geknickt und meint, dass ihr Vater sie wohl nicht so lieben würde. Ihr Bruder würde zum Geburtstag vom Vater etwas bekommen, dass dieser selbst extra für den Bruder geschreinert hat. Dies ist wohl schon das zweite Geschenk, was der Bruder bekommt, dass der Vater selbst gemacht hat. Meine Freundin findet solche selbst gemachten Geschenken toll und hätte auch gerne mal so etwas, bekommt aber nichts der gleichen.

Sie meint, dass ihr Vater den Bruder sicher lieber hat und schließt das auch aus einer Meinungsverschiedenheit die es vor kurzem wohl wegen einem Missverständnis gegeben hatte. Ich kann sie auch nicht von diesem Glauben abbringen, dass ein Geschenk eben nicht unbedingt ausdrückt, wie sehr man jemanden mag. Und sie die Liebe von ihrem Vater nicht anhand eines Geschenks messen sollte.

Habt ihr schon mal von einem Geschenk die Liebe einer Person abhängig gemacht? Würdet ihr da auch denken, dass eins der Kinder bevorzugt wird? Oder meint ihr, dass es einfach völlig missverstanden wird? Ist es nicht kindisch anhand eines Geschenks ausmachen zu wollen, ob jemand eine andere Person lieber mag?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde, dass man nie in eine Familie hinein sehen kann und oft sind die Aussagen der Betroffenen einfach subjektiv. Es ist ja auch klar, dass es leichter fällt, immer nur die eigene Sichtweise des Ganzen zu sehen, das ist menschlich. Deshalb finde ich es auch gut, dass du versuchst, deine Freundin vom Gegenteil zu überzeugen.

Es kommt nun darauf an, was es denn für selbstgemachte Dinge sind, die der betroffene Vater da als Geschenk angeblich schon zweimal geschreinert hat und die Tochter nie in den Genuss gekommen ist, der Sohn aber schon doppelt. Vielleicht hat der Vater bezüglich einer ehemaligen Aussage der Tochter wohl angenommen, dass diese vielleicht nichts anfangen kann, mit dieser Kunst.

Offensichtlich herrscht bei der Familie, besonders aber bei Vater und Tochter einfach Redebedarf. Wenn es also schon der Fall war, dass die beiden vor kurzem eine Auseinandersetzung hatten, dann sind hier wohl auch noch einige andere Dinge im Argen.

Es kann ja auch sein, dass die Tochter einfach nur eifersüchtig ist, weil der Sohn eben etwas selbstgemachtes vom Vater bekommt und das, obwohl sie es eigentlich gar nicht gebrauchen kann. Einfach so, weil es eben ihr Bruder auch bekommen hat. So ein Konkurrenzdenken würde ich dann auch nicht mehr als normal empfinden.

Wenn es sich dabei um selber geschreinerte Kästen, Tische, Stühle und dergleichen handeln würde, oder eben um etwas, dass man als Tochter auch gerne haben würde, würde ich eben das Wort selber ergreifen und meinem Vater dies mitteilen. Männer tun sich ja bekanntlich noch schwerer, die Gedanken der Frauen zu lesen, als es umgekehrt der Fall ist.

Oft hilft einfach nur ein klärendes Gespräch. Und als Freundin bekomme ich immer wieder mit, dass man zwar ein offenes Ohr haben kann und eine eigene Meinung schildern kann, das ganze objektiv sehen. Aber schlussendlich muss das Problem immer der oder die Betroffene klären. Da kann man als nicht involvierte Person gar nichts machen, sollte man auch nicht.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich glaube auch, dass die beiden einfach mal miteinander reden sollten. Wenn man als Kind den Eindruck hat, dann muss man das ansprechen. Wobei ich nie im Leben auf die Idee kommen würde an einem Geschenk die Liebe von jemanden zu messen oder denken, dass das voneinander abhängig wäre. Immerhin kann man ja auch mal einen Engpass haben oder einfach keine gute Idee haben. Geschenke sind eine nette Geste für mich, mehr aber auch nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kenne die Leute natürlich nicht, aber es kann natürlich schon sein, dass Eltern eins ihrer Kinder bevorzugen. So unschön wie das für alle Beteiligten ist, kommt es doch immer wieder vor. Beispielsweise ist mir schon das Phänomen begegnet, dass von zwei (oder mehreren) Kindern eins von den Eltern als besonders schützenswert und betreuungsbedürftig wahrgenommen und entsprechend gesondert betüdelt wurde, während die kompetenten, stabilen und angepassten Geschwister mit dem Ofenrohr ins Gebirge geschaut haben. Über die Konsequenzen für das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern und zu dem Geschwisterteil, auf welches man immer Rücksicht nehmen musste, brauche ich mich hier wahrscheinlich nicht auszulassen.

Aber ich weiß logischerweise auch nicht, ob hier ein vergleichbarer Fall vorliegt, oder ob die gute Frau einfach davon ausgeht, dass ihr Vater Gedanken lesen kann und ihr ein selbstgemachtes Geschenk aus bösem Willen vorenthält. Vielleicht weiß der Mann ja einfach nur nicht, dass sie seine Arbeiten auch toll findet und sich darüber freuen würde, wenn er etwas für sie anfertigt.

Als Hobby-Kunsthandwerkerin weiß ich nämlich auch, dass Selbergemachtes nicht bei allen Leuten gleich hoch im Kurs steht. Vielleicht möchte der Herr seiner Tochter einfach auch nur nichts aufs Auge drücken, was ihr vielleicht gar nicht zusagt, während er bei seinem Sohn weiß, dass der gar nicht genug Gewürzregale (oder was auch immer) haben kann. Da hilft nur Nachfragen bzw. darüber Reden.

Aber generell bin ich durchaus der Meinung, dass man Liebe auch an materiellen Geschenken festmachen kann. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass man seinen Kindern oder Freunden allen Ernstes versichern kann: "Dein Bruder kriegt von uns ein neues Auto, und deswegen hat es für dich nur zu einer Schachtel Pralinen gereicht. Aber wir lieben dich natürlich genauso sehr!" So funktioniert Zuneigung nicht, auch wenn es natürlich romantischer wäre, wenn materielle Dinge hier wirklich gar keine Rolle spielen würden.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich frage mich, warum erwachsene Menschen nicht mal den Mund aufmachen können und sagen können, was sie bewegt, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Und wenn das Gegenüber dann auch erwachsen genug ist, wird auch eine Antwort kommen, die entweder das Missverständnis auflöst oder eben auch zum weiteren Gespräch animiert und die beiden können sich mal aussprechen.

Ich denke, dass bei derjenigen, die sich ungerecht behandelt fühlt, einiges im Argen ist und dass sie mit dem Vater reden sollte. Denn ihm ist es vielleicht gar nicht so bewusst. Um aber genaueres zu sagen, müsste man beide Seiten hören. Vielleicht ist es auch nur ein subjektives Gefühl der Freundin. Das alles kann man durch ein einziges Posting nicht objektiv beurteilen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ist das die Freundin, die auch schon beleidigt war, weil sie sich von ihrer Schwägerin/Schwiegermutter in Sachen selbstgemachte Präsente benachteiligt gesehen hat? Falls ja, kann es ja auch durchaus sein, dass das einfach ein Muster von ihr ist: Die Umwelt zu beobachten und vermeintlich zu ertappen, wer einen wann und auf welche Weise zurückgesetzt hat.

Was ich an der Konstellation aber so oder so nicht verstehe, ist auch das, was meine Vorschreiberinnen schon anmerkten. Warum fragt man nicht einfach, ob man so etwas Selbstgebautes auch mal bekommen kann? Wenn dann nur Ausflüchte kommen oder das Präsent niemals kommt, weiß man zumindest Bescheid. Möglicherweise wäre der Vater auch erfreut oder geschmeichelt über das Interesse der Tochter. Manche Leute machen sich echt das Leben selbst schwer oder wie meine Großmutter nun gesagt hätte: Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche.

Wenn es hier wirklich nur um das nicht erbrachte Geschenk und eine einzelne Auseinandersetzung ging, dann wäre es schon ziemlich seltsam und dramatisch gleich davon auszugehen, dass man nicht geliebt wird. Oder aber an der Geschichte und ihrer Wahrnehmung ist eben ein wahrer Kern und uns fehlen einfach unzählige Informationen, um zum selben Schluss zu kommen. Aber wir können ja nur das beurteilen, was hier steht.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Gerbera hat geschrieben:Ich kenne die Leute natürlich nicht, aber es kann natürlich schon sein, dass Eltern eins ihrer Kinder bevorzugen. So unschön wie das für alle Beteiligten ist, kommt es doch immer wieder vor. Beispielsweise ist mir schon das Phänomen begegnet, dass von zwei (oder mehreren) Kindern eins von den Eltern als besonders schützenswert und betreuungsbedürftig wahrgenommen und entsprechend gesondert betüdelt wurde, während die kompetenten, stabilen und angepassten Geschwister mit dem Ofenrohr ins Gebirge geschaut haben. Über die Konsequenzen für das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern und zu dem Geschwisterteil, auf welches man immer Rücksicht nehmen musste, brauche ich mich hier wahrscheinlich nicht auszulassen.

Das habe ich mir auch gedacht, und es ist komplett normal, dass keines der Geschwister gleich behandelt wird sondern immer eine Ungleichbehandlung stattfindet, wenn man es so möchte. Nicht jeder ist gleich und identisch, wie sollte man diese denn in jeder Form gleich behandeln können? Auch das ist immer etwas, was ich sehr belächele wenn mir jemand sagt, dass er keines seiner Kinder anders behandelt, weil es gar nicht möglich ist zwei unterschiedliche Menschen gleich zu behandeln. Schlag bei einem Sensibelchen mal einen härteren Ton an, dann rennt es heulend weg und andere kommen damit ganz anders zurecht und klar.

Man kann sich schon vieles einbilden und auch ableiten von den Geschenken her, aber die Liebe nun wirklich nicht. Liebe ist etwas, was man nicht im Geld aufwiegen oder gegen rechnen kann. Aber was man sagen kann an diesem Wert, was einem der andere Wert ist. So wussten wir auch immer, dass wir in den Augen unseres Erzeugers nichts Wert waren, es keine Geschenke gab und stattdessen der straffällige Cousin alles in den Hintern gesteckt bekommen hatte, was wir uns gewünscht hatten. Das war auch eine blanke Berechnung mit der unser Erzeuger uns allen Kindern gezeigt hat und zeigen wollte, dass er andere Kinder "besser" findet als uns. Aber Liebe war da ohnehin keine Vorhanden, da ging es mehr oder weniger nur noch um den Status und die Rangfolge, wie viel dazwischen liegt bis wir mal in seiner Reihenfolge dran kämen, irgendwo in den hundertern dürfte realistisch sein.

Aber wenn sie sich das hier wünscht, dann kann sie doch auch einfach mal direkt den Mund aufmachen und nicht nur drum herum reden. Was ist denn so schwer an einem "das hätte ich auch gerne" oder "darüber würde ich mich auch sehr freuen" als zu sagen "ja gefällt mir" dass ist einfach nichts woraus man ableiten könnte, dass die Dame das auch gerne hätte und sich darüber freuen würde.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Es kann ja sein, dass der Vater einfach annimmt, dass sich seine Tochter nicht über solche selbstgerechten Geschenke freuen würde. Gerade dann, wenn man wirklich sehr klischeehaft denkt, liegt es ja schon nahe, dass sich ein Mann eher über ein selbstgemachtes Geschenk aus Holz freut, während man einer Frau klischeehaft vielleicht eher Parfum oder Schmuck schenkt. Vielleicht macht er es ja so, ohne an etwas Böses zu denken, weil er sich damit auf der sicheren Seite sieht.

Wenn man die beiden Personen nicht kennt, kann man es ja aber nicht wissen, woran es liegt. Vielleicht sieht der Bruder das ja auch so, dass er benachteiligt ist, weil er etwas Günstiges bekommt und seine Schwester vielleicht ein teures Parfum. Vielleicht wird der Bruder ja aber auch tatsächlich bevorzugt. Herausfinden kann man das aber tatsächlich nur, wenn man darüber spricht.

Es ist ja auch nichts Unangenehmes, dem Vater zu sagen, dass man seine Arbeiten sehr schön findet und sich auch mal so etwas wünschen würde. Ich denke, dass ihn das ja eher stolz machen sollte, weil es ja auch zeigt, dass einem seine Arbeit so gut gefällt und dass man sie auch wertschätzt und gekauften Geschenken vorzieht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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