Von Geschäftsführer erwarten, dass er Sportwagen fährt?
Kürzlich las ich ein Buch, in dem der Protagonist neu in einem Betrieb angefangen hatte zu arbeiten. Den Geschäftsführer lernte er durch Zufall nicht erst im Vorstellungsgespräch, sondern schon kurz vorher kennen und so merkte er, dass dieser eigentlich ein ziemlich unsicherer Mensch ist. In einem späteren Gespräch sagte er dann auch, dass dieser Job eigentlich nichts für ihn sei und dass er zum Beispiel auch nur darum einen tollen Sportwagen fährt, weil das von einem Geschäftsführer einfach erwartet wird. Dieser Satz stimmte mich nun etwas nachdenklich.
Wenn man sich mal so umsieht, dann ist es wirklich oft so, dass Geschäftsführer von Unternehmen mit tollen Autos unterwegs sind, aber eigentlich ging ich davon aus, dass die Leute dann entsprechend auch Freude an den Autos haben und deswegen damit unterwegs sind. Aber natürlich kann es auch ein Stück weit sein, dass es erwartet wird und dass die Geschäftsführer auf diese Weise eben ihre Position und damit verbunden die Tatsache zeigen wollen und sollen, dass sie sich solche Autos leisten können.
Wenn man bekannt ist, dann kann man vielleicht auf diese Weise auch zeigen, dass das Geschäft gut läuft, oder dass man diesen Anschein gerne der Außenwelt gegenüber aufrecht erhalten möchte. Genau darum kann ich es mir auch vorstellen, dass es diese Erwartung an den Geschäftsführer gibt. Denkt ihr auch, dass es von einem Geschäftsführer erwartet wird, dass dieser einen tollen Sportwagen fährt? Oder ist das Quatsch und kann man auch dann das Unternehmen würdig vertreten, wenn man nur einen Kleinwagen oder vielleicht auch gar kein Auto hat?
Dass ein Geschäftsführer nicht gerade mit einer Schrottkarre unterwegs ist, das dürfte wohl jedem klar sein. Natürlich würde das Rückschlüsse auf die Integrität und Liquidität des Unternehmens zulassen. Ein Geschäftsführer ist neben seiner produktiven Tätigkeit natürlich auch ein Repräsentant seiner Firma. Aber woher du die Weisheit nimmst, dass es ein Sportwagen sein sollte, ist mir mehr als schleierhaft.
Seine Funktion als Repräsentant des Betriebes gibt auch vor, wie sein Gefährt beschaffen sein sollte. Wenn der Geschäftsführer einer Unternehmensberatung mit einem Sportwagen vorfahren würde, dann würde dieses Zweifel an der Seriosität seines Unternehmens zur Folge haben. Die Automarke sollte die Unternehmenskultur widerspiegeln. Bei einer Unternehmensberatung wäre eher ein Mercedes angebracht, denn das steht für Seriosität und für Reife. Bei einem technisch orientierten Unternehmen wäre es ein BMW, was für Dynamik steht. Ein Sportwagen kann es auch sein, wenn das Unternehmen dies auch widerspiegelt. Ein Sportunternehmen zum Beispiel. Der Kunde oder Client sollte immer ein bestimmtes Bild des Unternehmens im Auge haben. Und dies erreicht man dadurch, dass man zum Beispiel ein Auto fährt, welches genau dem erwünschten Image entspricht. Von daher sollte es schon kein schlechtes oder altes Auto sein, ganz klar. Aber welcher Typ hängt entschieden von der Art des Unternehmens ab.
Die meisten Geschäftsführer fahren deshalb Mercedes, weil man damit einfach nichts falsch macht. Mercedes kann ein Geschäftsführer aus jeder Branche fahren, denn es steht für Erfolg. Aber einen Sportwagen sollte nicht jeder fahren. Wenn der Geschäftsführer eines Finanzunternehmens einen Porsche fährt, so würden bei mir sofort Assoziationen aufkommen, die die Seriosität des Unternehmens in Frage stellen. Es hängt natürlich immer vom Einzelfall ab. Aber zu pauschalisieren, dass ein Geschäftsführer unbedingt einen Sportwagen fahren sollte, halte ich für sehr abwegig.
Möglicherweise suchen viele Menschen bei Geschäftsführern mehr oder weniger bewusst nach Statussymbolen wie Sportwagen, teure Armbanduhren, Schuhe und Kleidung, weil sie sich davon beeinflussen lassen. Ein Geschäftsmann, der mit einer alten, klapprigen Seifenkiste um die Ecke tuckert und vom Kleidungsstil eher mit einem Studenten vergleichbar wäre, dem traut man nicht wirklich zu, dass er sein Geschäft im Griff hat. Damit vermittelt der Geschäftsführer unbewusst, dass es dem Unternehmen nicht so gut geht und es finanzielle Probleme gibt und ich könnte mir schon vorstellen, dass das mögliche Geschäftspartner eben abschreckt was eine Zusammenarbeit angeht.
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