Von der besten Freundin geghostet
Ich versuche mich hier ein wenig kürzer zu fassen, aber es wird wohl dennoch ein längerer Text. Meine beste Freundin habe ich kennen gelernt, als sie vor ein paar Jahren angefangen hat meine beiden Pferde zu Reiten. Schnell wurde aus dieser Bekanntschaft eine super enge Freundschaft und wir haben uns einfach alles erzählt. Da sie zu dem Zeitpunkt studiert hat und der Reitsport sehr teuer ist, habe ich ihr auch sehr viel finanziert, weil sie die Möglichkeiten nicht hatte und ihr zum Beispiel ein paar neue Reitstiefel geschenkt, nachdem ihre geklaut wurden. Außerdem habe ich sie immer zum Training und zum Turnier gefahren - nichts war unmöglich.
Letztes Jahr im Sommer, als mein Norweger noch gelebt hat, war sie mich noch einmal in meiner neuen ´Heimat besuchen. Danach wurde der Kontakt weniger und weniger, als er eingeschläfert werden musste. Von sich aus hat sie sich fast gar nicht mehr gemeldet, auch dann nicht, als es mir sehr schlecht ging und ich sie dringend gebraucht hätte.
Vor kurzem habe ich sie dann darauf angesprochen, was denn los ist und warum sie sich nicht mehr meldet. Sie sagte, dass sie das Gefühl hat, dass wir einfach nicht mehr zueinander passen und sie die Freundschaft abbrechen wollte und gehofft hat, dass es einfacher ist, wenn man den Kontakt einfach einschlafen lässt anstatt es anzusprechen. Dementsprechend sauer war ich natürlich auch und habe sie dann, nach einigen weiteren Texten, blockiert.
Mein Problem ist nicht, dass sie das Gefühl hat, dass wir beide uns auseinander entwickelt haben, wenn sie es mir direkt ins Gesicht gesagt hätte. Aber einfach zu hoffen, dass sie andere Person sich irgendwann nicht mehr meldet und hofft, dass der Kontakt einschläft, finde ich sehr traurig und das habe ich ihr auch so gesagt.
Hat jemand von euch so was schon mal erlebt? Wurdet ihr schon mal "geghostet"? Habt ihr es dann einfach so hingenommen oder das Thema noch mal direkt angesprochen?
Ja, leider habe ich das auch schon mal erlebt. Ich bin jemand, der nicht viele echte Freunde hat, noch nie gehabt hat. Aber eine echte Freundin hatte ich dann in der Oberstufe der Schule. Weil sie nicht zum Abitur zugelassen wurde, nachdem ihr unsere "Lieblingslehrerin" eine negative Note zu viel gegeben hatte (sonst hätte es gereicht), ging es zwischen uns etwas auseinander, denn ich war im Abitur-Stress, während sie die Schule verlassen hatte. Wie ich später erfahren habe, war sie auch schwanger gewesen und hatte eine Fehlgeburt gehabt.
Einige Zeit später fanden wir uns über Stayfriends wieder und hatten zunächst lockeren Kontakt, der dann wieder sehr intensiv wurde. Sie hatte so einige Probleme, was ihre Männer anging. Da war unter anderem auch Gewalt dabei und den einen kann man einfach nur als Vollidioten bezeichnen. Der hat unter anderem ihren neuen Wagen zu schrott gefahren, weil er mal ausprobieren musste, wie es ist, die Handbremse bei ca. 70 km/h zu ziehen. Sie war dann auch zu vertrauensselig, hat einem ihr Geld gegeben und natürlich nichts davon wiedergesehen.
In der ganzen Zeit war ich für sie da. Der Kontakt wurde immer besser. Endlich fand sie einen, den sie auch heiratete und zwei Kinder von ihm bekam. Alles schien endlich gut zu werden - bis sie ihn mit einer anderen erwischte. Es kam die Trennung, wo ich ihr wirklich viel beistand. Ich hatte es ihr angeboten und sie nahm es auch an, mitunter mitten in der Nacht mit einem Heulkrampf anzurufen.
Und dann ging es bei mir so langsam den Bach runter. Ich hatte beruflich Probleme, weil ich auch mal zu vertrauensselig gewesen war und auf einen Hochstapler reingefallen bin. Ich musste dringend die Unterlagen für die Steuer fertig machen, Geld für meine Steuerberaterin, die das sonst gemacht hatte, hatte ich nicht mehr. Aber meine Freundin war Steuerfachwirtin. Also fragte ich sie, ob sie mir helfen konnte. Sie sagte zu.
Und dann hörte ich nichts mehr von ihr. Das Fristende rückte immer näher. Ich versuchte mich selbst daran, denn das Ende rückte immer näher und sie meldete sich einfach nicht! Ich wurschtelte irgendwas zusammen. Und dann fand ich eine Email von ihr, die sie an meine uralte Adresse geschickt hatte, von der sie genau wusste, dass die nicht mehr aktuell war und ich da nur alle paar Wochen mal rein guckte.
Sie habe sich nicht wohl gefühlt und wollte mir nicht mit der Steuer helfen. Ich habe ihr eine Antwort geschrieben, die sich gewaschen hatte. Ich habe mich kein bisschen zurück genommen, warum auch? Jetzt war es mal an mir, mich auszukotzen und alles raus zu lassen, was sie mir gerade angetan hatte. Ich hielt ihr vor, wie absolut egoistisch sie war, dass sie immer nur genommen, aber nichts gegeben hatte, dass Freundschaft so nicht funktioniert. Und dass sie sich deshalb nicht wundern darf, dass sie keine anderen Freunde hatte.
Ich habe danach nie wieder etwas von mir hören lassen und danach auch natürlich nichts mehr von ihr gehört. Ich habe allerdings noch lange nachgedacht über die ganzen Jahre vorher. Auch da hatte ich immer nur gegeben, wenn auch nur mental, nie finanziell oder irgendwie anders. Für mich war es aber okay gewesen. Mir war es bis dahin einigermaßen gut gegangen, während sie Pech zu haben schien.
Im Nachhinein bin ich mir da gar nicht so sicher, ob es nur Pech war oder ob sie da nicht einen gehörigen Teil zugetan hat. Eine Bekannte hatte solche Menschen mal anstrengend und Krafträuber genannt. Das trifft es irgendwie recht gut. Ich habe es insgesamt als Erfahrung abgehakt.
Das Internet und seine Modewörter. Jeder anstrengende Mann ist entweder ein Narzisst oder ein Psychopath, alles an schlechtem Benehmen ist toxisch und auseinandergehende Beziehungen oder Freundschaften sind nicht zerbrochen, man wurde geghostet. Nach meiner persönlichen Definition liegt hier in beiden Fällen kein Fall von Ghosting vor.
Ghosting bedeutet ja eben, dass eine Kommunikation einseitig unter gar keinen Umständen mehr möglich ist bzw. ohne Angabe von Gründen zu Einhundert Prozent unterbunden wurde. Von einem Tag auf den anderen ist der Mensch einfach weg, man weiß nicht, warum und jeder Kontaktversuch läuft ins Leere, weil man plötzlich blockiert ist, die andere Person verzogen oder die Nummer geändert ist. Das sehe ich hier aber im Eingangsbeitrag nicht.
Dass viele Leute nicht den Mut haben, jemanden, der ihnen vielleicht immer noch etwas bedeutet, mit dem es aber zur Zeit (!) nicht mehr oder nicht passt, vor den Kopf zu stoßen, ist kein ungewöhnliches Verhalten. Damit will ich nicht sagen, dass das für die Betroffenen nicht auch schlimm ist, aber es ist kein Ghosting, wenn der Kontakt anfängt, zunehmend einzuschlafen. Mir persönlich ist so sogar fast lieber als dramatische Kontaktabbrüche und Dramen, zumal sich Einstellungen und Meinungen und auch Freundschaften wieder verändern können. Wer weiß, was in einigen Jahren ist.
Dass man aber nachfragt, was los ist, kann ich auch verstehen. In der Regel bekommt oder gibt man ja meistens dann eher ausweichende Antworten, beruft sich auf Zeitmangel oder Unlust zur Kommunikation. Das ist sicher nicht immer der beste Weg, aber auch nicht der schlechteste. Nicht jeder will hören: Du nervst mich mit deiner Art zur Zeit irgendwie, keine Lust mit dir zu reden. Da ist so eine weiße Lüge meiner Ansicht nach besser als der Wunsch nach absoluter Offenheit.
Klassisches, echtes Ghosting, also das Verschwinden des anderen ohne Angabe von Gründen und ohne Weitergabe der Kontaktdaten habe ich vor vielen Jahren mal mit einem damals schon Exfreund erlebt. Wir hatten auch zwei Jahre nach der Trennung noch Kontakt, sehr zum Missfallen seiner damaligen Freundin, wofür es aber keinen Grund gab, denn ich war sehr glücklich in meiner neuen Beziehung, die Fronten waren abgesteckt.
Als ich eines Tages zum Geburtstag anrufen wollte, waren beide Telefonnummern geändert, ich konnte nie wieder jemanden erreichen und es kam auch niemals mehr etwas zurück. Das war nach all der Zeit sehr überraschend. Ein expliziter Grund wurde mir auch nie genannt, sodass ich nur spekulieren konnte, dass die Partnerin die Freundschaft nicht gerne gesehen hat, er es aber nicht offen sagen wollte.
Ich glaube in jungen Jahren hat das sicherlich jeder mal erlebt und da finde ich das auch noch einigermaßen okay, wenn man sich nicht aussprechen möchte und da einfach noch nicht den Arsch in der Hose hat um die Wahrheit zu sagen. Als Erwachsener finde ich so ein Verhalten aber mehr als bescheuert und ich kann nicht verstehen, wie man das machen kann. Sicherlich hat sie in deinem Fall einfach die Möglichkeit darin gesehen, dass ihr ja scheinbar nicht mehr so nahe beieinander wohnt. Das finde ich schon wirklich schlimm.
Ich denke als erwachsene Person sollte man gerade mit einem Freund schon wirklich ehrlich sein und wenn es dann nichts mehr ist, dann ist es eben so und man muss das besprechen. Es geht ja auch nur darum, dass man einen ordentlichen Abschluss findet und das gehört dann eben auch zum Erwachsensein dazu.
Ich hatte das leider auch schon erlebt. Eine Freundin, mit der ich wirklich jeden Tag Kontakt hatte, ist mit ihren Eltern in den Nachbarort gezogen. Es gab viele Tränen, es wurden Kontaktdaten ausgetauscht und dann hatte sie erst keine Zeit mehr und hat sich dann nicht mehr gemeldet, da waren wir aber beide noch Kinder und da finde ich es auch okay, wenn man sich verändert und keinen Kontakt mehr will und das vielleicht dann auch auf diese Art und Weise macht.
In erster Linie tut mir das für Dich natürlich auch leid. Ich kann mir vorstellen, dass der Verlust einer sehr guten Freundin nicht so leicht ist und man natürlich irgendwie wie vor dem Kopf gestoßen diese Reaktion bekam. Klar konntest Du erahnen, dass etwas nicht in die richtige Richtung läuft, weil der Kontakt geringer wurde und auch in Notsituationen, aber man weiß es da ja noch nicht genau.
Dann wird einem gesagt, dass man nicht mehr zusammen findet beziehungsweise zusammen passt, fertig. Das ist schon in gewisser Weise schade, weil meine Oma immer gesagt hat, Freunde sind wichtig. Die wenigen, die man hat, bleiben meist ein Leben lang. Das war ihr immer wichtig, dass sie mir das mit auf dem Weg gab, weil man in der Jugend ja gerne die Boyfriends allem vorzog. Das habe ich bis heute auch so verstanden und verinnerlicht.
Das heißt, dass ich einen besten Freund und eine beste Freundin habe. Das teilweise weit über 25 Jahre hinweg. Auch wenn nicht immer täglicher Kontakt besteht, ist sie da, wenn ich sie brauche und umgekehrt. Man geht ja auch arbeiten, hat unter Umständen eine Partnerschaft, einen anderen Bekanntenkreis und nicht immer geht da alles gemeinsam wie in der Zeit, wo man jung war. So traurig das Erwachsenen Leben dann auch sein kann.
Ich finde es in Deinem Fall so schade, weil man offenbar nicht im Vorfeld etwas angemerkt hat und Dich die ganze Zeit einfach nur mit mangelndem Kontakt versucht hat, abzuhalten. Das finde ich schon schade, weil man schon einen gewissen Arsch in der Hose haben sollte, um klar zu machen, was Sache ist. Das finde ich auch einfach aus Respektgründen wichtig, weil man daran auch als Mensch wachsen kann.
Ich verstehe auch, dass Du nachgefragt hast, was denn überhaupt los sei oder wieso sie nicht da war. Sie hat Dir ja nie gesagt, dass sie die Freundschaft nicht wünscht. Das Du auch etwas sauer und vielleicht auch enttäuscht warst, ist völlig normal. Leider hast Du nun eine schmerzliche Erfahrung machen müssen und kannst daran wachsen!
Das tut mir leid zu hören, dass deine beste Freundin sich auf so eine feige Art von dir distanziert hat. Ich kann sehr gut verstehen, warum du verärgert und enttäuscht bist. Ich selbst habe auch schon erlebt, dass Freunde sich einfach ohne eine klare Erklärung von mir entfernt haben und das ist wirklich schmerzhaft.
Ich denke, es ist wichtig, das Verhalten deiner Freundin nicht persönlich zu nehmen. Es ist wahrscheinlich nicht, dass sie dich absichtlich verletzen wollte, sondern einfach nicht wusste, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Vielleicht hatte sie das Gefühl, dass sie dir nicht direkt sagen konnte, dass sie die Freundschaft nicht mehr fortsetzen wollte, weil sie Angst hatte, dich zu verletzen. Oder sie hat sich von dir distanziert, weil sie sich in einer schwierigen Phase ihres Lebens befand und dich nicht belasten wollte.
Das heißt aber nicht, dass ihr Verhalten in Ordnung war. Es ist wichtig, offen und ehrlich zu sein, wenn man das Gefühl hat, dass eine Freundschaft nicht mehr passt. Ich denke, du hast das Richtige getan, indem du sie darauf angesprochen und ihr deine Gefühle mitgeteilt hast. Wenn sie nicht bereit ist, mit dir darüber zu sprechen und die Freundschaft zu klären, ist es wahrscheinlich besser, den Kontakt abzubrechen. Es bringt nichts, an einer Freundschaft festzuhalten, die für beide Seiten nicht mehr erfüllend ist.
Ich denke, es ist auch wichtig, sich selbst zu erlauben, traurig und verärgert zu sein. Es ist okay, dass du dich so fühlst und du musst nicht sofort darüber hinwegkommen. Gib dir Zeit, um zu trauern und dich von der Freundschaft zu verabschieden. Aber lass das nicht dein Leben bestimmen. Konzentriere dich auf die Freunde und Familie, die noch in deinem Leben sind und dich unterstützen.
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