Von Arbeitsstelle aus dem Urlaub gerufen

vom 16.02.2015, 14:02 Uhr

Mein Freund hat eigentlich Urlaub. Wir wollten, weil ich auch Urlaub habe, eigentlich auch einiges unternehmen. Doch heute Früh rief der Arbeitgeber an, dass er unbedingt arbeiten müsste, weil drei Leute sich krank gemeldet haben. Da heute die Firma zu ist, hat er noch Glück. Aber ab morgen muss er dann wieder arbeiten. Mein Freund vermutet nun die Karnevalskrankheit zu der man sich schon krank meldet, ehe man krank ist und ist ziemlich sauer.

Passiert das bei euch auch schon mal, dass man aus dem Urlaub zurückgerufen wird und dann doch arbeiten muss? Der Urlaub kann dann zwar später genommen werden, aber es ist nicht das Gleiche. Wenn wir weggefahren wären, dann hätte die Firma Pech gehabt. Aber so waren wir zu hause und mein Freund konnte da auch nicht nein sagen.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Mir selber ist das noch nicht passiert, aber ich kenne es durchaus von Ärzten. Ein Arzt im Krankenhaus in meiner Heimat wurde beispielsweise auch aus seinem Italien Urlaub eingeflogen bei einem Notfall. So etwas ist dann auch wirklich sehr unschön, aber was will man machen? Ich finde das wirklich schlimm und wenn ich Urlaub habe, dann kann mein Arbeitgeber auch anrufen wie er will, ich gehe nicht dran.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne es früher noch von meinen Eltern, wo man die Urlaubsadresse beim Chef lassen musste. Eben damit man im Notfall dort erreichbar ist. Immerhin hat mein Vater in einem Vierschichtsystem gearbeitet und wenn da zwei Kollegen auf einen Schlag ausgefallen wären, kann man es den beiden anderen nicht zumuten, dass einer ständig 12 Stunden Tagesschichten und der andere die entsprechenden Nachtdienste macht. Zudem wäre ein Tausch der Schichten gar nicht machbar gewesen. Aber mein Vater musste nie vorzeitig den Urlaub abbrechen.

Ist man verreist und man erklärt sich bereit den Urlaub abzubrechen, dann kostet das die Firma eine Menge Geld. Von daher wird kaum eine Firma ohne wirkliche Notlage seine Leute aus dem Urlaub zurück beordern. Wenn man allerdings sowieso zu Hause ist, dann sollte es kein Problem darstellen, dass man auch bei Krankheit der Kollegen den Urlaub unterbricht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das hört man doch immer wieder von der Bahn. Vor einiger Zeit gabs doch ein ähnliches Problem in Mainz bei dem dann 5 Mitarbeiter bei der deutschen Bahn krank und drei im Urlaub waren und mehr oder weniger der ganze Verkehr in der Region lahm gelegt wurde. Es wurde dann auch den Mitarbeitern im Urlaub hinterher telefoniert, dass die gefälligst wieder arbeiten kommen sollen.

Ich weiß allerdings nicht, ob die dem auch nachgekommen sind und überhaupt erreichbar waren. Wenn ich Urlaub habe, dann habe ich Urlaub und geh auch nicht ans Telefon, wenn mein Chef mich anruft.

Mein Freund wurde auch schon mal im Urlaub angerufen, dass er arbeiten kommen soll. Zufälligerweise war er da aber bei mir in meiner Uni-Stadt und der Anruf erfolgte auf sein Festnetztelefon, was er ja schlecht mitnehmen kann. Er hat den Anruf also nicht bekommen und hinterher total den Anschiss von seinem Chef bekommen, dabei kann er doch nichts dafür, dass seine Pläne nicht immer mit den Plänen des Chefs konform gehen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe es jetzt mal nachgelesen und ein Arbeitgeber darf in Extremfällen wirklich den Arbeitnehmer dazu zwingen den Urlaub abzubrechen. Die Kosten, die deswegen entstehen muss der Arbeitgeber zahlen.

Auch für die ganze Familie, wie schon mehrere Arbeitsgerichte entschieden haben. Und ich gehe mal davon aus, dass der Fall der Bahn mit Mainz schon als Extremfall angesehen werden kann. Denn dass gleich mehrere Angestellte wegen Krankheit ausfallen kann man nicht einfach bei den Planungen einkalkulieren.

Wenn man aber auf dem Festnetz angerufen wird und gar nicht zu Hause ist, dann ist das in dem Moment Pech für den Chef. Dass man seine Handynummer in der Firma angeben muss oder gar eine Rufumleitung vom Festnetz auf das Handy legt, ist noch keine Pflicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich habe meine Urlaubsadresse immer in der Firma hinterlassen. Nicht weil man mich aus dem Urlaub zurückholen müsste, sondern aus Gründen, wenn es eine wichtige Rückfrage gab. Noch niemals bin ich zurückbeordert worden, weil es Krankheitsfälle gab. In einem solchen Fall kamen dann Mitarbeiter aus anderen Zweigstelle zur Aushilfe. Einmal erhielt ich ein Telegramm auf Mallorca und habe nicht gewagt, es zu öffnen. Aber es enthielt nur eine sehr erfreuliche Mitteilung.

Wenn ich meinen Urlaub zu Hause verbracht hätte und ich gebeten worden wäre auszuhelfen, hätte ich es gemacht. Aber der Urlaub wurde auch immer so eingeplant, dass nicht drei Mitarbeiter auf einmal Urlaub hatten. Zustände wie sie in Mainz vorkamen, hätte es nie gegeben, wenn vernünftig geplant worden wäre und nicht bei knapper Besetzung noch drei Urlauber auf einmal weg waren. So wie ich das gelesen habe, war es aber auch eine Zumutung, nicht mehr Personal einzustellen.

Ob es mal dazu kommen wird, dass der Arbeitnehmer zu erreichen sein muss, weiß ich nicht. Aber nicht jeder Arbeitnehmer besitzt ein Handy und je nachdem, in welchem Land man sich aufhält, wird er nicht zu erreichen sein. Dann höchstens durch das Hotel, das man mit angeben müsste.

Wenn es nun einen auf eine schwierige Operation spezialisierten Arzt betreffen würde und die Operation nicht warten könnte, kann ich verstehen, dass man einen solchen Experten bittet, zurückzukommen. Obwohl auch ihm der Urlaub zusteht und er ihn bestimmt auch braucht. Aber ohne ihn würde vielleicht ein Mensch sterben. Das wäre eine Extremsituation, wo der Arzt sicherlich Verständnis zeigen würde.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


@Cid: Man kann in keiner Branche damit rechnen, dass bei drei Urlaubern noch fünf Kollegen wegen Krankheit ausfallen. Man kann hier also nicht von einer unvernünftigen Planung reden. Ich weiß nicht, wie viel Ahnung du von der Bahn hast. Aber man kann in einem solchen Fall eben auch nicht von einem anderen Bahnhof jemanden holen. Selbst wenn man dort noch Ersatzleute hat.

Bis dieser geborgte Mitarbeiter dann an der neuen Stelle allein arbeiten darf, sind die anderen Kollegen auch aus dem Urlaub wieder da. Und das Problem hast du in anderen Branchen auch, wenn da mehrere Leute durch Krankheit ausfallen. Deswegen gibt es ja die Möglichkeit, dass bei solchen Extremfällen der Arbeitgeber auch auf dem Urlaubsabbruch bestehen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Punktedieb, wenn die Bahn zu wenig Mitarbeiter einstellt, ist das nicht richtig. Das Stellwerk hat laut Süddeutscher Zeitung 18 Mitarbeiter, was zu wenig ist. Diese Mitarbeiter haben jeder einen Resturlaub von 28 Tagen und jeder musste 120 Überstunden anhäufen. Wie sollen die Mitarbeiter die ganze Arbeit für mehrere Urlauber, für normale Krankheitsfälle und für die zu wenig eingestellten Mitarbeiter leisten?

Da jeder von ihnen noch eine Menge an Überstunden vor sich herschiebt und um die Jahreszeit noch so viel Resturlaub hat, insgesamt sind noch 504 Urlaubstage, die ausstehen und 2.160 Überstunden, die noch abgefeiert werden müssten. Wie nennst du das? Ich nenne es Fehlplanung! Und bitte schreibe nicht wieder, dass man nicht alles glauben, was in Zeitungen steht. Das weiß ich selbst.

Dass zu dem Zeitpunkt zusätzlich noch 5 Mitarbeiter krank waren, ist nicht normal. Aber mit normalen Krankheitsfällen von ein bis drei Mitarbeitern muss auch in der Urlaubszeit gerechnet werden. Ob die Mitarbeiter nun wirklich alle krank waren oder nur auf die Zustände aufmerksam machen wollten, ist die Frage, die ich mir stelle. Es wurde auf die Zustände in Mainz und anderen Städten wiederholt hingewiesen, aber es passierte so gut wie nichts. Alles lief auf Kosten der Mitarbeiter so weiter. Auch der Bund steckte viel Geld von der Bahn ein, war aber angeblich nicht zuständig.

Ich weiß nicht, ob du den Artikel zu Ende gelesen hast, denn da steht doch einiges Wissenswerte drin, was ich vorher auch nicht wusste.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


@Cid: Ich wage zu behaupten, dass ich da entsprechende Branchenkenntnisse habe. Und ein Fahrdienstleiter ist eben nicht mal einfach so aus dem Hut gezaubert. Die Ausbildung dauert selbst als firmeninterne Weiterbildung seine Zeit. Nur wie weit will man vorplanen? Die Bahn hat sehr viele Arbeitnehmer zu Hause sitzen. Die werden nur hier und da mal gebraucht, sind aber von ihrer Ausbildung her nicht einfach so überall einsetzbar.

Bei Fahrdienstleitern ist der Mangel eigentlich schon seit Jahrzehnten vorhanden. Nur wenn sich nicht genug Nachwuchs findet, kann man eben auch nicht mehr Leute einstellen beziehungsweise einsetzen. Zudem kann man auch nicht unbedingt vorausplanen wie viele der Leute eventuell in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Auch das ist ein Faktor den man kaum kalkulieren kann. Wie eben auch keine fünf Krankmeldungen bei 18 Mitarbeitern.

Wobei ich mit keiner Silbe auf den Artikel eingegangen bin. Aber ich gebe dir Recht, dass man nicht alles glauben kann, was bei solchen Themen in der Presse kommt. Am Ende nur soviel. Wenn du heute bei der Bahn weißt, dass in fünf Jahren X Personen das Rentenalter erreichen und somit in der selben Anzahl Nachfolger gebraucht werden. Kannst auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht eine Anzahl Y an Arbeitnehmern einfach mal in Reserve haben.

Das kann sich weder ein so großer Betrieb wie die Bahn wirklich leisten, noch ein kleiner Betrieb um die Ecke. Und genau aus diesem Grund kommen wir wieder zu dem Thema Urlaubsabbruch des Arbeitnehmers und warum das erlaubt ist. Wobei der Rahmen dazu eben vom Gesetzgeber schon eng genug gesteckt wurde.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@Punktedieb, es ist alles ganz gut und schön, was du schreibst. Trotzdem könntest du dich mal zu den extremen Überstunden äußern und dem noch sehr hohen Urlaubsanspruch. Die Personalknappheit besteht in Mainz nicht erst seit gestern. Ausgenommen sind davon Fälle von vorzeitiger Pensionierung - die du erwähntest allgemein. Wenn es bekannt ist, dass so viel Personal fehlt, muss man nicht auf Verdacht ausbilden, sondern aufgrund eines dringenden Bedarfs. Der ist seit Jahren dort vorhanden.

Ich denke, dass ganz bestimmt sich Mitarbeiter finden lassen, die eine Ausbildung in einem Stellwerk machen würden. Aber wenn die Bahn sich nicht darum bemühen will und auf den Knochen der Mitarbeiter ihren Gewinn maximiert, kommen solche Zustände wie in Mainz, die nicht nur die Mitarbeiter betreffen, sondern auch die Bahnkunden. Das aber kann nicht richtig sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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