Völlig laktosefreie Ernährung mit hohen Kosten verbunden?

vom 22.01.2015, 14:04 Uhr

Eine Bekannte von mir ist laktoseintolerant und sollte sich, wenn sie nicht diese Tabletten nimmt, die ein bestimmten Enzym dem Körper geben, ausschließlich laktosefrei ernähren. Sie ist aber gar nicht so begeistert davon, weil sie meint, dass es viel teurer ist als "normale" Ernährung.

Ist denn eine völlig laktosefreie Ernährung wirklich mit hohen Kosten verbunden? Muss man immer auf die teuren Varianten zurückgreifen oder kann man nicht einfach die Milchprodukte zum größten Teil weg lassen? Braucht man für die Haushaltskasse wirklich mehr Geld, wenn man sich laktosefrei ernähren will?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe auch eine mäßig ausgeprägte Laktoseunverträglichkeit und verwende deswegen in meinem Haushalt ausschließlich laktosefreie Milch und Sahne. Viele Milchprodukte wie Quark, Joghurt oder Käse enthalten jedoch von Natur aus kaum noch Milchzucker, da dieser im Laufe des Herstellungsprozesses bzw. der Reife von Natur aus abgebaut wird. In meinen Augen wird mit dem Label "laktosefrei" in der Lebensmittelindustrie auch viel Schindluder getrieben, wenn beispielsweise Schinken als "laktosefrei" angepriesen wird, obwohl von Natur aus gar kein Milchzucker in dem Produkt enthalten sein kann.

Man arbeitet eben mit der Naivität und mangelnden Aufgeklärtheit mancher Konsumenten, die sich nicht die Mühe machen, vor dem Kauf von Milchprodukten zu recherchieren, ob es unbedingt nötig ist, die teurere laktosefreie Alternative, beispielsweise bei Butter oder Käse, zu kaufen oder ob man damit nur den Herstellern einen Gefallen tut.

Ich selbst habe den Eindruck, dass sich mein Laktoseproblem auf lange Sicht kaum auf meinen Geldbeutel auswirkt. Ich kaufe zwar preiswerte laktosefreie Milch und Sahne, verzichte aber dafür gezwungenermaßen auf Eisbecher und trinke im Café nur schwarzen Kaffee, weil ich keine Lust habe, den oftmals dreisten Aufpreis für laktosefreie Kaffeespezialitäten zu bezahlen. So halten sich Ausgaben und Einsparungen etwa die Waage. Es gibt definitiv teurere Ernährungseinschränkungen als ausgerechnet Milchzuckerunverträglichkeit.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich leider leider auch unter Laktose Intoleranz und finde auf jeden Fall, dass es deutlich teurer ist, sich so zu ernähren. Laktosefreie Sachen sind einfach oft doppelt oder dreifach so teuer wie die herkömmlichen Varianten. Für laktosefreien Joghurt zahle ich im Supermarkt 69 Cent. Ich überlege mir jedes Mal, ob ich mir das gönnen will, denn in der Mensa bekomme ich für den Preis von 2 Joghurts dieser Art schon eine ganze Hauptmahlzeit.

Auch Butter ist sehr teuer, ein kleiner Würfel (100g statt 250 wie bei normaler Butter) kostet 1,5 oder 2 Euro. Daher kaufe ich viele Sachen nur ein, wenn sie gerade im Angebot sind. Käse ist auch relativ teuer mit 1,70 Euro finde ich. Wenn man No Name Produkte kauft von der Eigenmarke eines Supermarktes, zahlt man oft nur die Hälfte.

Und selbst einige Fleischsorten enthalten Laktose. Im Supermarkt sehe ich oft Schinken, Speck oder ähnliches, das extra damit ausgeschildert ist, dass keine Laktose enthalten ist. Sowas ist dann natürlich auch wieder teurer.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wie Speck Milchzucker enthalten kann erschließt sich mir jetzt nicht wirklich. Das ist ja nicht mal vom selben Tier. "Laktosefreier Speck" ist wahrscheinlich genauso etwas wie "glutenfreie Reiswaffeln" - da wird irgendwas "weggelassen", was nie im Produkt war, und der Kunde fällt darauf rein und bezahlt brav mehr.

Natürlich kann man auf Milchprodukte verzichten oder eben nur die Produkte kaufen, die von Natur aus keinen Milchzucker mehr enthalten. Und wenn man Milch nur im Kaffee trinkt oder ab und zu mal einen Joghurt isst sind die Mehrkosten für die veganen Alternativen gering.

Ein Problem bekommt man aber wahrscheinlich dann, wenn man es gewöhnt ist viele verarbeitete Lebensmittel zu sich zu nehmen. Da stecken ja wirklich in allen möglichen Produkten Milchbestandteile drin und oft vermutet man das gar nicht, weil man selber gar keine Milch verwenden würde, wenn man so etwas herstellen würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe auch eine Laktoseintoleranz. Normale Kuhmilch vertrage ich beispielsweise gar nicht, genauso wie auch einige Joghurts oder Eissorten. Käse vertrage ich dabei aber meistens problemlos. Wie Gerbera schon geschrieben hat, enthalten viele Käsesorten von Natur aus gar keine Laktose mehr. Dabei steht genau das oft auch auf den Packungen drauf - auch wenn die Produkte nicht explizit laktosefrei sind.

Dass meine Ernährungsweise besonders kostenintensiv ist, würde ich absolut nicht behaupten. Laktosefreie Milch ist geringfügig teurer, wobei ich den Preis trotzdem absolut angemessen finde dafür, was sonst so für Milch verlangt wird. Und viele normale Produkte wie Käse oder Eis kann man auch mit einer Laktoseintoleranz vertragen.

Anstatt direkt immer zu den laktosefreien Produkten zu greifen, sollte man besser erst einmal normale Produkte für sich ausprobieren. Das muss man mit der Zeit einfach lernen. Ich vertrage manche Eissorten beispielsweise überhaupt nicht, andere wiederum sehr gut. So ist es auch bei Joghurt und vielen anderen Produkten. Wenn man das für sich herausgefunden hat, muss man auch nicht mehr Geld ausgeben als andere Leute.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Wie Speck Milchzucker enthalten kann erschließt sich mir jetzt nicht wirklich. Das ist ja nicht mal vom selben Tier. "Laktosefreier Speck" ist wahrscheinlich genauso etwas wie "glutenfreie Reiswaffeln" - da wird irgendwas "weggelassen", was nie im Produkt war, und der Kunde fällt darauf rein und bezahlt brav mehr.

Leider enthält verarbeitetes Fleisch wie Mortadella und Co. oft tatsächlich Milchzucker. Die wenigsten Menschen machen sich die Mühe, sich die Zutatenliste hinten durchzulesen, aber da kann einem auch nur schlecht von werden. Milchzucker ist billig und wenn man ihn in verarbeitetes Fleisch untermischt, kann man logischerweise mehr davon verkaufen und macht Gewinn. Auch wenn Milchzucker natürlich nichts in Mortadella oder Speck verloren hat. Wenn du ungläubig bist, kannst du das auch hiernachlesen.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei mir wurde vor einiger Zeit eine etwas hochgradigere Laktoseintoleranz genetischer Natur festgestellt, das bedeutet, ich bin wahrscheinlich von Kindesbeinen an schon laktoseintolerant. Ich bin es an sich gewohnt Milchprodukte zu konsumieren, aber da ich zusätzlich noch eine entzündliche Darmerkrankung habe, hat sich das in den letzten zwei Jahren schwer umgestellt.

Ja, eine vollständig laktosefreie Ernährung ist teurer Ich trinke keine normalen Milchprodukte mehr, sondern greife auf die pflanzlichen Alternativen zurück, ich verwende keine normale Sahne mehr, gibt ja pflanzliche Alternativen. Die sind aber wirklich teurer. Da ich aber auch keine Wurst mehr esse, außer vielleicht alle sechs Monate mal ein Stückchen Fleischwurst, gleicht sich der Preis aber wieder aus.

Butter finde ich nun nicht teurer, ich habe aber auch vorher schon etwas mehr für gute Butter ausgegeben. Aber man lernt mit der Zeit halt auch Alternativen kennen, es gibt viele Hartkäsesorten, die komplett laktosefrei sind. Zusätzlich gibt es auch viele Frischkäsevarianten in fast laktosefreier Form. Ich habe zusätzlich viele Pasten, insbesondere vom türkischen oder arabischen Laden kennen- und lieben gelernt. Fleisch kaufe ich meistens möglichst unverarbeitet, ich schneide mir mittlerweile sogar das Roastbeef selbst auf dem Stück, das ich mir dann besorge.

Seit es bei mir offiziell ist, mache ich viele Dinge einfach selbst. Seien es Brotaufstriche oder andere Dinge. Aber Verzicht übe ich nicht wirklich. Ich versuche auch viele Dinge mit Angeboten auszugleichen, auch wenn die laktosefreien, bzw. veganen Alternativen wirklich nicht so massiv in mein Portemonnaie eingreifen. Laktosefreier Frischkäse kostet circa 20 Cent mehr wie normaler Frischkäse, veganer Joghurt circa 30 Cent mehr je nach Sorte.

Bei jemandem, der jeden Cent zweimal umdrehen muss, läppert sich das schon zusammen, es ist etwas teurer. Wem es zu teuer wird, dem rate ich auch einfach viele Dinge selbst zu machen und Milchprodukte anders einzusparen. Dann gibt es halt mal anstatt eines Käsebrotes ein Tomatenbrot oder was Anderes. Klingt einfach, ich habe es auch mal lernen dürfen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich bin selber zum Glück nicht von einer Lactoseintoleranz betroffen, aber ich schaue im Supermarkt aus Interesse öfter mal nach den Preisen und Angeboten für alternative Nahrungsmittel, und da fällt schon eine deutliche Diskrepanz zwischen den Durchschnittskosten für herkömmliche kuhmilchbasierte Milchprodukte und lactosefreie oder vegane Austauschprodukte auf. Selbst die Angebotspreise sind im Schnitt in der letzten Gruppe immer noch gut doppelt bis dreifach so hoch.

Das Gute ist ja, dass heutzutage immer mehr pflanzliche Produkte als Milchproduktalternativen auf den Markt kommen und dass auch die Discounter zunehmend auf diesen Zug aufspringen. Entsprechend hat man mittlerweile zumindest eine wesentlich größere Auswahl an Herstellern und Preisklassen, als dies noch vor mehreren Jahren der Fall war, als es quasi keine Alternative zu „Minus L“ gab. Trotzdem würde ich aus dem Bauch heraus auf jeden Fall sagen, dass eine völlig lactosefreie Ernährung teurer ist. Einfacher ist sie aber mit Sicherheit geworden.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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