Vieles auf psychische Erkrankung eines Menschen schieben?

vom 31.10.2017, 09:58 Uhr

Ich habe schon erlebt, dass oftmals auch bestimmte Charakterzüge eines Menschen, auf seine psychische Erkrankung geschoben wurde, wenn er denn eine hatte. So wurde dann gesagt, dass diese oder jene Angewohnheit, sicher daher rühren würde.

Auch habe ich schon mitbekommen, dass manchen Menschen mit einer psychischen Krankheit noch irgendwelche Dinge angedichtet wurden, die gar nicht zutrafen. Für mich sieht es dann schon so aus, als wäre die Erkrankung ein gefundenes Fressen, auf das man sich stürzen kann, um den Betroffenen so irgendwie noch kränker oder "gestörter" zu machen.

Vielleicht ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, ob es sich eben um eine Eigenart oder ein Symptom der Krankheit handelt, aber ich finde es doch irgendwie unpassend alles darauf zu schieben. Oftmals kommt so etwas dann von Menschen, die anscheinend selbst keine Ahnung haben.

Habt ihr auch schon erlebt, dass manche vieles auf die psychische Erkrankung eines anderen Menschen schieben? Wie würdet ihr damit umgehen? Habt ihr das selbst vielleicht schon mal bewusst oder unbewusst gemacht? Meint ihr, dass dies teils sogar automatisch passiert?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben:Vielleicht ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, ob es sich eben um eine Eigenart oder ein Symptom der Krankheit handelt, aber ich finde es doch irgendwie unpassend alles darauf zu schieben. Oftmals kommt so etwas dann von Menschen, die anscheinend selbst keine Ahnung haben.

Wer leugnet, dass sich psychische Erkrankungen überhaupt auf den Charakter und die Gewohnheiten und Verhaltensweisen auswirken, hat keine Ahnung und lebt ziemlich realitätsfern. Wenn ein depressiver Mensch beispielsweise sozialphobisch reagiert und kaum Kontakte pflegt, wäre das für dich die Krankheit oder der Charakter an sich? Würde sich der Mensch genauso verhalten, wenn er nicht depressiv wäre? Wohl kaum.

In meinem Umfeld sind so einige Menschen mit psychischen Problemen und ich selbst bin auch eine Zeit lang depressiv gewesen. Ich kann sehr wohl unterscheiden, was noch die Krankheit ist und welche Verhaltensweisen und Charakterzüge auch ohne die Krankheit da wären. Wenn ein Mensch depressiv ist und kein Selbstwertgefühl hat und daher auf Kritik überempfindlich reagiert, weil er sie direkt persönlich nimmt und sich daran aufhängt, dann wäre so eine Denkweise und Reaktion doch ohne Depressionen und mit einem gesunden Selbstwertgefühl gar nicht vorhanden. Wer das Gegenteil behauptet, redet sich alles doch nur schön.

Ich glaube, manche Menschen wollen gar nicht wahrhaben, dass die Krankheit einen größeren Einfluss auf das Verhalten und bestimmte Sichtweisen und Charakterzüge hat, als man denkt. Diese Menschen wollen sich einreden, dass die Krankheit eine eher geringfügige Rolle spielt, weil sie sich sonst machtlos und ausgeliefert fühlen würden. Leugnen hilft aber nicht bei der Besserung und Heilung. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^