Viele Suizide bei Vorfahren - muss man sich Sorgen machen?

vom 15.05.2016, 15:40 Uhr

In der Familie meines Freundes sind drei Frauen und zwei Männer bekannt, die Selbstmord begangen haben. Bei den Frauen waren die Motive häufig, dass sie von ihren Männern geschlagen wurden und eine Frau war schwanger mit einem Kind, was sie nicht haben wollte. Die Motive der Männer sind relativ unbekannt.

Mein Freund findet es sehr seltsam, dass es so viele Suizide bei seinen Vorfahren gibt und macht sich deswegen manchmal einen Kopf. Ich denke aber nicht, dass dies etwas zu bedeuten hat. Gerade während der Kriegszeit haben die Menschen sehr viel durch gemacht, so dass solche Taten aus Verzweiflung oft eher die Normalität waren.

Wie seht ihr das? Gibt es auch in euren Familien viele Suizide und habt ihr euch mal Gedanken darüber gemacht, warum das so ist? Macht euch das Sorgen oder hinterfragt ihr das nicht weiter, da die Menschen damals ein schwereres Leben hatten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Warum Sorgen machen? Weil man denkt, dass man sich auch irgendwann umbringen könnte? Oder warum macht man sich da Sorgen? Ich glaube, es hat jeder schon mal daran gedacht, sich umzubringen. Nicht so, dass man es wirklich machen will, aber der Gedanke, wie man sich umbringen wöllte oder was dann andere daraufhin machen würden, den hatte bestimmt schon fast jeder einmal.

Das eine ist aber ein Gedanke und das andere ist die Frage, ob man auch wirklich einen Handlungsimpuls dazu hat. Den hätte ich beispielsweise nicht und hatte ich auch nie und das ist meiner Ansicht nach das Entscheidende. Denken kann man an vieles, das muss nicht bedeuten.

Ich finde es nicht schlimm, wenn es in der Familie viele Selbstmorde gab. Da würde ich mir keine Gedanken machen, wenn es mir ansonsten gut geht und ich zufrieden bin.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Selbstmord und Selbstmordversuche sind bekanntlich (oder auch nicht so bekanntlich?) Symptome und Anzeichen für psychische Krankheiten aller Art von Depressionen bis Schiziophrenie. Solche Krankheiten können ebenso wie körperliche Erkrankungen durchaus auch zu einem gewissen Anteil vererbt werden, ganz zu schweigen, was der Selbstmord oder -versuch eines nahen Verwandten mit der Psyche der engsten Angehörigen macht. Nicht jeder ist so hart gesotten und "Hauptsache mir geht's gut" wie manche Forumsmitglieder hier.

Andererseits ist es eine relativ aktuelle Entwicklung, dass psychische Probleme überhaupt als Krankheiten erkannt und behandelt werden und nicht als lästige Charakterschwächen abgetan werden, für die sich die Betroffenen schämen müssten. Deswegen kann ich mir auch vorstellen, dass früher mehr psychisch Kranke keinen Ausweg als den Selbstmord gesehen haben.

Daher würde ich mir vermutlich nicht gerade aktiv Sorgen machen, wenn ich eine familiäre Vorbelastung in Sachen Suizid hätte, aber dennoch auch auf meine psychische Gesundheit vermehrt achten. Heutzutage hat man ja genug Möglichkeiten, und zudem ist es ja nur vernünftig. Wenn es in der Familie vermehrt Krebserkrankungen gibt, geht man ja auch automatisch früher zur Vorsorge. Ich bin natürlich kein Fachmann, aber ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass auf vergleichbare Art auch eine gewisse psychische Labilität vererbt werden kann.

» Gerbera » Beiträge: 11317 » Talkpoints: 49,13 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich sehe das so wie Gerbera. Gerade bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen sollte bekannt sein, dass diese familiär gehäuft auftreten und dass die genetische Disposition, diese Erkrankung schneller zu bekommen oder anfälliger für die Entwicklung psychischer Erkrankungen zu sein, auch weitergegeben werden kann.

Wenn man das Kind eines Rauchers oder Trinkers ist, ist die Wahrscheinlichkeit auch höher, dass man selbst eine Suchtproblematik entwickelt als wenn die Eltern "unbelastet" wären. Das ist leider so. Mit Depressionen ist es dasselbe, zumindest sollte das allgemein bekannt sein.

Daher würde ich so eine Information - egal ob in meiner Familie oder in der Familie meines Partners - dankbar zur Kenntnis nehmen und vermehrt auf Details und Anzeichen achten. Auch wenn Nachwuchs vorhanden wäre, würde ich vermehrt darauf achten, dass es ihm gut geht und bei kleinsten Anzeichen von Depressionen direkt die Notbremse ziehen, um schlimmeres zu verhindern. Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich weiß schon, dass es eine genetische Disposition gibt, er dazu kommt auch ein Stressor, der die Depression auslöst oder eben nicht. Und typische depressive Merkmale sind ja beispielsweise das übermäßige Sorgen machen, Grübeln, zu sehr in sich hineinhorchen usw. Was sollte man also nicht machen, wenn man eventuell eine familiäre Häufung hat?

Man sollte eben nicht übermäßig in sich hineinhorchen, grübeln und sich beobachten. Man sollte versuchen, unbeschwert zu leben und alles zu genießen und eben nicht andauernd nur darauf warten, dass jemand ein depressives Zeichen zeigt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


In meiner Familie gibt es bisher keinen Todesfall aufgrund von Suizid. Ich hoffe natürlich auch das es niemals zu einem Vorfall kommen wird. Aus persönlicher Erfahrung kann ich allerdings berichten, dass psychische Erkrankungen wie zum Beispiel schwere Depressionen einen Suizidversuch oder allein schon einen Suizidgedanken begünstigen.

Psychische Erkrankungen sind meiner Meinung nach vererbbar können aber auch erst aufgrund von falscher oder mangelnder Erziehung in der Kinderheit entstehen. Die Erkrankung aufgrund von falscher oder mangelnder Erziehung kann schon bereits in der Kindheit, aber auch oftmals erst im Erwachsenenalter auftreten. Bei mir war leider letzteres der Fall.

Wenn in meinem familiären Umfeld Fälle von Suizid bekannt wären würde ich mir schon meine Gedanken dazu machen. Vielleicht gehöre ich selber auch zur Risikogruppe ohne mir dessen bewusst zu sein.

Ich glaube aber auch, dass man sich in das Thema nicht reinsteigern sollte. Wenn mir das Thema keine Ruhe lassen würde, dann würde ich gegebenenfalls spezielle Hilfe in Form von Therapie in Anspruch nehmen. Eventuell besteht sogar bereits eine Angststörung, wenn das Thema einen rund um die Uhr nicht mehr zur Ruhe kommen lässt und mein Leben dadurch stark eingeschränkt wird. Ich denke hier sollte man selber abwägen ob entsprechende Hilfe benötigt wird.

» VNESS18 » Beiträge: 66 » Talkpoints: 36,19 »


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