Viele Freunde verlieren, wenn man bei Polizei arbeiten will?

vom 08.03.2015, 18:17 Uhr

Ich hatte nach dem Abitur kurzzeitig daran gedacht, bei der Polizei zu arbeiten, wobei ich das dann doch wieder verworfen hatte, nachdem ich feststellen musste, dass ich den Sporttest nicht bestehen würde. Jedenfalls kam es im Laufe der letzten Jahre immer wieder dazu, dass ich mit Partnern oder Freunden geredet hatte und ich dabei auch zur Sprache kam, dass ich mich bei der Polizei bewerben wollte.

In der Regel bin ich mit diesem Geständnis jedoch tatsächlich immer nur auf eine negative Reaktion gestoßen und viele meinten sogar zu mir, sie würden nicht mit mir befreundet sein wollen, wenn ich tatsächlich bei der Polizei wäre. Sie würden die Polizei nicht mögen und hätten Angst, dass ich ihnen bei jeder Kleinigkeit auf die Finger schauen würde.

Ob das mit dem Freundschaft kündigen so ernst gemeint war, weiß ich nun nicht, wobei ich es schon heftig finde, dass viele Menschen so negativ reagieren.

Könntet ihr es euch vorstellen, dass ihr viele Freunde verlieren würdet, wenn ihr anfangen würdet, bei der Polizei zu arbeiten? Wart ihr vielleicht sogar schon einmal in dieser Situation?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe auch einen Bekannten, der Polizist ist und dem hab ich mal gesagt, dass ich unangeschnallt gefahren bin und sofort kam die belehrende Nachfrage, ob ich das öfters machen würde. Also da hatte ich auch den Eindruck, dass er nicht von seinem Job abschalten kann und auch in seiner Freizeit die Handlungen anderer danach bewertet, ob sie irgendwelchen Regeln entsprechen oder nicht.

Das mag ich nicht, wenn ich mich immer so kontrollieren muss und ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute ein Problem damit haben, wenn sie durch ihr Gegenüber immer so bewertet und gemaßregelt werden. Das muss nicht unbedingt Freundschaften beeinträchtigen, aber es ist zumindest unangenehm.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es kommt schon sehr darauf an, wie sehr man seinen Beruf mit nach Hause nimmt. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, zur Polizei zu gehen. Aber wenn, dann würde ich das aus Überzeugung tun und dann wäre ich auch eher der Typ, der seinen Freunden damit eventuell ein bisschen auf die Nerven ginge. Da alle meine Freunde schon so ihre Erfahrungen mit Drogen gemacht haben, wäre das wohl nicht auf viel Freude gestoßen. Aber genau aus dem Grund käme das gar nicht für mich in Frage.

Ich kenne allerdings einen Polizisten, der das alles absolut nicht so eng sieht. Der konsumiert selber noch ein bisschen was und seine Freunde können auch einfach neben ihm kiffen. Dass man unangeschnallt Auto fährt, wäre dem herzlichst egal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch nur einen Freund durch seinen Job verloren hat.

Ich hätte keinem Freund die Freundschaft gekündigt, nur weil er eine Ausbildung bei der Polizei angefangen hätte. Das allein ist einfach kein Grund. Wenn er sich im Laufe seiner Laufbahn allerdings als besonders nervig herausstellt, kann es natürlich sein, dass man sich nicht mehr entspannt unterhalten kann oder er jede Situation zu seinem Problem macht und dann schläft der Kontakt irgendwann ein. Aber "Du fängst bei der Polizei an? Leb wohl!" ist für mich nicht nachvollziehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Was hat man denn für Freunde, wenn die einen wegen der Berufswahl hängen lassen. Ich glaube ich könnte meinen Freunden erzählen, dass ich ein linker Marsmensch werden will und die würden hinter mir stehen und mich unterstützen. Sicherlich kann man nicht immer gut abschalten, wenn man bei der Polizei arbeitet, aber man ist doch immer noch dieselbe Person, das ändert sich nicht und so muss ein Freund auch weiterhin zu einem stehen, sonst ist es kein Freund.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Natürlich werden Polizisten unter Freunden dazu neigen, andere zu belehren, weil sie ja nun mal den Beruf haben und dann auch reagieren, wenn etwas ihrer Meinung nach nicht richtig ist. Aber genauso machen es andere Menschen auch, wenn es ihren Beruf betrifft. So wird ein Schneider die nicht ordnungsgemäße Kürzung einer Hose sehen und sich darüber äußern. Ein Koch als Freund wird sicher sagen, welches Gewürz am Essen fehlt usw.

Wer beruflich mit Verfehlungen zu tun hat, wird auch nicht immer abschalten können, wenn er privat im Kreise seiner Freunde ist. Mir wäre das aber auch egal, wenn er etwas verlauten lassen würde, mit dem er täglich zu tun hat. Ich sehe das nicht als Kontrolle, sondern nur als freundschaftlichen Hinweis. Ich würde es albern finden, einem Polizisten die Freundschaft zu kündigen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass sich auch nur ein wirklicher Freund von mir abwenden würde, wenn ich eine Ausbildung bei der Polizei beginnen würde. Schließlich kenne ich meine Freunde ja schon und somit auch ihre eventuellen Straftaten. Jedoch würde ich sie niemals bei der Polizei anschwärzen und gegebenenfalls sogar festnehmen. Viel eher würden meine Freunde den ein oder anderen Witz bringen und mich andauernd auf den Arm nehmen.

Es ist jedoch sicherlich schwierig neue Freunde zu finden, wenn man bereits Polizist ist. Schließlich herrscht dann ja noch keinerlei Vertrauen und dann nehme ich das den fremden Personen auch nicht unbedingt übel.

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» Synchro » Beiträge: 1641 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


So eng kann die Freundschaft dann wohl nicht sein, wenn man mit so was droht. Mir selbst ist es noch nicht passiert, aber ein ehemaliger Mitschüler aus meinem Abijahrgang hat ähnliches erlebt. Die einen haben es ihm direkt ins Gesicht gesagt, beispielsweise so beleidigende Sachen wie: "Willst du wirklich dein Leben als Streifenbulle absitzen?" und so ähnlich. Dabei wollte er eigentlich zu Kripo. Andere waren so feige, in der Abizeitung blöde Kommentare zu seinem Berufswunsch hinterlassen. Wir hatten damals so eine Rubrik, wo man schreiben sollte, wie man sich die Zukunft des anderen vorstellen würde. In dem Alter sind halt viele noch herzlich unreif und egozentrisch.

Ich hätte damals keinen Deut darauf gegeben, was meine Mitschüler von mir denken. Traumberuf ist Traumberuf. Und wenn man etwas wirklich werden will, dann zieht man das durch. Wenn nicht, dann war es kein wirklicher Traumberuf. Und wer mich wirklich mag und kennt, der versteht auch, dass und warum ich mir einen Beruf ausgesucht habe.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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