Videochat einem Arztbesuch in der Praxis vorziehen?

vom 20.01.2022, 20:56 Uhr

Videochat oder Praxisbesuch von Arzt besser?

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Klehmchen hat geschrieben:Alternativ kannst du natürlich in der Praxis auch zusätzliche Ärzte dafür einstellen um dann das gleiche Pensum zu schaffen. Aber die würden dich als Praxisinhaber ja viel mehr Geld kosten als die MFAs und würden trotzdem rein ökonomisch keinen Mehrwert bringen.

Ich kann es mir tatsächlich noch nicht wirklich effektiv vorstellen, wenn medizinische Assistenten quer durch die Stadt fahren, inklusive diversem Equipment, um die Patienten zuhause aufzusuchen, und dann die Ergebnisse an die zentrale Arztpraxis zu übermitteln. Aber naja, wenn das tatsächlich so ist, wird es wohl so sein. Wobei ich trotzdem weiterhin lieber in die Arztpraxis kommen würde, sofern das dann noch möglich ist.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Lascar, in vielen Regionen gibt es solche Lösungen für die hausärztliche Versorgung. Natürlich ist es einfacher, wenn du in die Praxis kommst. Aber nicht jeder kann das. Auf dem Land klappt es ohne Auto schlichtweg oft nicht. Und in anderen Ländern wird es eine Himmelfahrt. In Irland konzentriert sich beispielsweise die fachärztliche ambulante Versorgung auf Dublin. Viel Spaß in Connemara, immerhin fahren Senioren kostenlos Bahn.

Aber es ist ja nun kein Problem, ein EKG oder ein Röntgenbild vor Ort zu erstellen und die Ergebnisse online zu übertragen. Blutzucker, Sauerstoffsättigung und so weiter gehen auch flott. Unrinuntersuchungen machen Praxen vor Ort eh mit Teststreifen, mehr geht ins externe Labor. Teststreifen sind mobil. Mit einem Analysegerät wie dem Reflotron bestimmst du die wichtigsten Blutwerte schneller als der Arzt in der Praxis, weil der das externe Labor nutzt.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Aber es ist ja nun kein Problem, ein EKG oder ein Röntgenbild vor Ort zu erstellen und die Ergebnisse online zu übertragen.

Ich glaube, ich stehe wirklich auf dem Schlauch. Wie genau erstellt man denn vor Ort ein EKG oder ein Röntgenbild? Ich meine, wer hat denn ein Röntgengerät zuhause, oder bringt das die medizinische Fachangestellte in ihrem Auto mit? ich finde es eigentlich irgendwie eben doch nicht so trivial, zuhause ein Röntgenbild zu machen, oder sehe ich da was falsch?

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



lascar hat geschrieben:Ich kann es mir tatsächlich noch nicht wirklich effektiv vorstellen, wenn medizinische Assistenten quer durch die Stadt fahren, inklusive diversem Equipment, um die Patienten zuhause aufzusuchen, und dann die Ergebnisse an die zentrale Arztpraxis zu übermitteln.

Du musst dir einfach mal vor Augen halten, was in einer Arztpraxis so passiert. Wer nimmt dir da Blut ab?, Wer schreibt das EKG? Wer misst Blutdruck, Sättigung und Frequenz? Ich kenne auch Praxen, da wird die Ultraschalluntersuchung durch gut ausgebildete MFAs gemacht, zumindest auf bestimmte Bereiche beschränkt. Oder in einer Radiologie wirst du ja auch nicht vom Radiologen geröntgt.

Also rein was das technische angeht, machen ja doch viele Untersuchungen nicht die Ärzte. Und mittlerweile gibt es ja viele Geräte in sehr überschauber Größe. EKG´s die eine Größe eines Tablets haben, UItraschallgeräte in der Größe eines Smartphones. Sauerstoffclips, die gerade so groß wie dein Finger sind. Das kriegst du problemlos alles in den Kofferraum eines Kleinwagens.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



lascar hat geschrieben:, zuhause ein Röntgenbild zu machen, oder sehe ich da was falsch?

Also das wird so in Deutschland mit Sicherheit nicht gehen. Dafür gibt es gesetzliche Anforderungen an eine Röntgenstätte mit entsprechenden Strahlenschutzmaßnahmen. Es gab da mal in Berlin ein mobiles CT für Schlaganfallpatienten, wo dann im Großraumkrankenwagen das CT installiert war.

Ansonsten denke ich in so einem Fall, dass es wohl eher so wäre, dass ein Röntgenpraxis genutzt wird, wo eine radiologische MTA sitzt und kurz mit dem Radiologen bespricht, wie für die entsprechende Fragestelle geröntgt werden soll und dann macht sie das und übermittelt die Bilder. Das gibt es ja schon als Teleradiologie. Aber wie gesagt, da braucht man dann schon eine Praxis dafür.

Das kannst du nicht einfach so zu Hause machen. Aber auch da ist es ja so, dass auf dem Land ja mittlerweile alle Ärzte knapp werden. Und bevor man da eine Praxis zu macht, weil es keinen Nachfolger vor Ort gibt, kann man ja schon überlegen ob so eine Praxis als Teleradiologiepraxis weiter betreibt, wo der Radiologe auch in der Schweiz sitzen könnte oder in der Karibik auf seiner Yacht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Na ja, wenn das so ist und tatsächlich effektiver ist, dann wird es wohl so sein. Da bin ich einfach technisch und organisatorisch nicht versiert genug, um das beurteilen zu können. Bisher dachte ich tatsächlich, dass Röntgengeräte eher sperrig seien. Aber gut, ich muss zum Glück keine Praxis planen oder organisieren. Ich persönlich hoffe, dass es auch weiterhin noch Praxen geben wird, die man direkt aufsuchen kann, da ich in der Hinsicht eher altmodisch bin.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Lascar, mobile Röntgengeräte, die nicht größer als ein Wasserkasten sind, gab es schon, als noch Filme in Röntgenplatten entwickelt werden mussten. Schon vor über 40 Jahren flogen Assistenten des Top-Gelenkspezialisten für Pferde aus Deutschland nach Schweden, Großbritannien oder Brasilien und brachten das Gerät und kistenweise bestückte Platten mit und fuhren eine Woche durchs Land und untersuchten und behandelten. Die Entwicklung und Auswertung der Bilder erfolgte nach der Rückreise in der Klinik. Röntgenbilder im Stall sind seit Jahrzehnten vollkommen normal. Ich bekam die Auswertung halt schnell nach dem Hausbesuch mit dem Auto, heute beugt man sich eben direkt neben dem Gaul über das Tablet und guckt.

Und seit man digital Röntgen kann, ist das mobile Verfahren halt auch für Menschen interessant und kann den Transport ersparen. Das Bild lässt sich einfach zum Arzt schicken. Online geht das ja nun wirklich einfach und sekundenschnell.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Und seit man digital Röntgen kann, ist das mobile Verfahren halt auch für Menschen interessant und kann den Transport ersparen. Das Bild lässt sich einfach zum Arzt schicken. Online geht das ja nun wirklich einfach und sekundenschnell.

Wie würde ich mir also jetzt konkret einen Video-Arztkonsultation vorstellen? Angenommen, ich habe unklare Schmerzen im Schulterbereich und würde das gern vom Arzt abklären lassen, wie würde ich dabei vorgehen, bzw. wie würde die Konsultation ablaufen, wenn ich sie als Videosprechstunde in Anspruch nehmen wollte? Da kommt also zum angegebenen Zeitpunkt ein medizinischer Assistent bei mir vorbei, klingelt, bringt das wasserkistengroße Röntgengerät mit, führt die Untersuchung bei mir in der Küche durch? Dann werden die Bilder online zum Arzt geschickt, der mir per Videocall weitere Infos oder eine Diagnose erteilt?

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das kommt stark auf das jeweilige Land oder die Modellregion hierzulande an. In der einfachsten Version, die beispielsweise in der Schweiz sehr verbreitet ist, weil die Option Telmed die Beiträge deutlich vermindert, führst du einfach ein Videotelefonat mit einem Arzt, der gerade im Callcenter oder im Homeoffice Dienst hat. Der entscheidet dann, ob er dich mittels Beratung und Rezept verarzten kann. Geht das nicht, vereinbart er einen Termin in einer passenden Praxis vor Ort.

In der extremsten Form kommt eine über die normale Ausbildung hinaus geschulte Fachkraft zu dir, führt alle Untersuchungen durch und auch ein grundlegendes Anamnesegespräch, übermittelt die Ergebnisse in die Praxis und dann hast du ein Videogespräch mit dem Arzt. Oder du besuchst eine voll ausgestattete Praxis, aber der Arzt ist nur per Video vor Ort. Das gibt es beispielsweise in Frankreich.

Hier bei uns bereiten beispielsweise die Mitarbeiter der Praxen bei einigen Hausärzten alles für den Besuch vor. Die nehmen Blut und erfassen Ekg, Blutdruck, Blutzucker und ähnliche Werte. Ist alles da, entscheidet der Arzt, ob ein echter Hausbesuch erforderlich ist, oder ob ein Videogespräch reicht. Hier fehlen Hausärzte und viele haben gar keine Hausbesuche mehr gemacht. Das bedeutet, dass viele Senioren absolut unzureichend versorgt sind und erst mit dem Rettungswagen in der Notaufnahme einen Arzt sehen. Was oft zu spät ist. Da sind mobile Verfahren, die die wenigen Mediziner entlasten, Gold wert.

Nimm meinen Hausarzt. Der weiß heute schon, dass er keinen Nachfolger finden wird. Der macht morgens Hausbesuche, dann Sprechstunde. Da kommt oft ein Notfall zwischen, dann Altenheime, Nachmittagssprechstunde und wieder Hausbesuche. Das macht keiner mehr mit. Der wird länger arbeiten dürfen, damit die Versorgung der Kassenpatienten gewährleistet ist, und plant seine Rente, wenn seine Mitarbeiterinnen so weit sind. Und dann?

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Röntgenbilder im Stall sind seit Jahrzehnten vollkommen normal. Ich bekam die Auswertung halt schnell nach dem Hausbesuch mit dem Auto, heute beugt man sich eben direkt neben dem Gaul über das Tablet und guckt.

Das finde ich echt spannend. Kannte ich so noch nicht. Gibt es das auch für die Humanmedizin und ist dafür in Deutschland auch zugelassen? Ich meine, wenn ich mir anschaue, was eine Radiologiepraxis oder eine Röntgenabteilung in einem Krankenhaus für ein Bohei für eine Zulassung machen muss um alle Strahlenschutzvorgaben einzuhalten, da kann ich es mir einfach nicht vorstellen, dass ich da einfach mit so einem Koffer durch die Gegend fahren darf.

Hast du dazu Erfahrungen, wie das und ob das in Deutschland auch in der Humanmedizin so geht und erlaubt ist? Ich meine in der Veterinärmedizin mag ich mir das vorstellen können. Zum einen geht das da ja oft gar nicht anders und zum anderen sind Tiere wahrscheinlich da von Gesetzes wegen ja einfach nur Gegenstände, die geröntgt werden und nicht groß geschützt werden müssen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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