Verwerflich, wenn heilige Männer von Frauen gespielt werden?
Ich denke, dass die meisten in Deutschland die Legende um den Heiligen St. Martin kennen werden, der seinen Mantel geteilt hat, damit ein Bettler im Winter nicht frieren muss. In manchen Gegenden wird zum Gedenken an diesen Heiligen ein Martinsumzug organisiert, der von einem Reiter angeführt wird.
Ich habe ganz konkret von einer Region gelesen, wo der Heilige St. Martin auf seinem Pferd von einer Frau verkörpert worden ist. Mich persönlich stört das überhaupt nicht, weil es für mich bei der Legende und Geschichte um diese Person eher um die Botschaft an sich geht und nicht um das Geschlecht des Akteurs.
Ich weiß aber, dass sich manche darüber aufregen und meinen, man würde Heilige "entehren", wenn man sie von einer "sündigen" Frau verkörpern lässt. Wie seht ihr das? Findet ihr das schlimm und verwerflich, wenn heilige Männer von Frauen dargestellt werden? Oder ist das gar nicht so schlimm und Kritiker stellen sich nur unnötig an?
Was soll denn dabei sein, wenn eine Frau diese Rolle spielt. Es ist doch nichts anderes als eine Rolle und warum sollte eine Frau da "sündig" sein? Ich habe auch schon für eine Kindergruppe den Nikolaus gespielt. Deswegen habe ich mich nicht schlecht gefühlt und da ist bei keinem die Diskussion angefangen worden, dass ich als Frau diesen Heiligen Nikolaus nicht spielen darf.
In jedem Theater ist es so, dass Rollen nicht immer von dem richtigen Geschlecht besetzt werden. Warum sollte dann eine Person die "heilig" ist nicht auch von dem anderen Geschlecht gespielt werden. Es ist eine Rolle und mehr nicht.
Ach du meine Güte, eine "sündige Frau"?! Sind wir etwa im Mittelalter? So eine Herabsetzung des weiblichen Geschlechts ist ja grauenvoll. Kam vielleicht noch die Frage, ob sie wenigstens Jungfrau sei oder ob sie gerade ihre "schmutzigen Tage" hat? Ich bin sprachlos.
Wenn sie sich nur darauf berufen hätten, dass es eben in der Geschichte um einen Mann gehandelt hat, hätte ich das schon ein klein wenig lächerlich gefunden. Immerhin ist es nur eine Rolle und die Moral von der Geschichte wird überhaupt nicht angekratzt.
Aber sich auf die Sündenhaftigkeit des weiblichen Geschlechts zu berufen, ist wirklich mittelalterlich. Vielleicht hätte das der heilige Martin selbst so gesehen, damals. Aber würde er heute noch leben, hätte sich der Mann auch weiterentwickelt. Man kann doch nicht ernsthaft annehmen, dass er sich dann im Grabe umdreht. So was Verbohrtes und Engstirniges.
Wenn das Leben eines heilig gesprochenen Mannes verfilmt würde, dann erwarte ich natürlich auch, dass die Hauptfigur schon auch von einem Mann besetzt wird. Alles andere wäre jetzt schon sonderbar und würde mich schon auch etwas verwirren. Solch eine Besetzung habe ich aber auch noch nie erlebt.
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