Vertretbar, wenn kranker Arzt noch praktiziert?
Vor kurzem habe ich es erlebt, dass ein stark erkälteter Arzt trotzdem in seiner Praxis die Patienten behandelt hat. Ich habe mich gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er dann lieber nicht zur Arbeit erschienen wäre. Natürlich ist es verständlich, dass er seine kranken Patienten nicht hängen lassen möchte und natürlich auch Geld verdienen muss, aber so besteht ja durchaus die Gefahr bereits kranke Patienten auch noch mit einer Erkältung anzustecken.
Ich würde sagen, dass es immer auf die Erkrankung des Arztes ankommt und wie ansteckend diese ist und ob sie auch Auswirkungen auf die Patienten haben könnte. Wenn ein Arzt nicht fit ist und vielleicht Fehldiagnosen stellt, ist sicherlich niemanden damit geholfen. Findet ihr es noch vertretbar, dass ein kranker Arzt weiterhin praktiziert? Würdet ihr das von der Krankheit abhängig machen? Hättet ihr da je nach Krankheit weniger Vertrauen in die Diagnosestellung?
Ich denke, dass man das schon ein Stück weit von der Erkrankung abhängig machen sollte. Wegen ein wenig Schnupfen und Husten bleibt wohl keiner von uns allzu lange seinem Job fern, wenn es wirklich nur das ist und man sich ansonsten gesund fühlt. Also nur, weil ein Arzt in seinem Beruf vielleicht eher mit kranken Menschen in Kontakt kommt als ein Mitarbeiter eines Großraumbüros, sehe ich da keinen Grund, weswegen er nicht mehr zur Arbeit gehen sollte und ein anderer Mensch schon. Solange gewisse Hygienemaßstäbe eingehalten werden und er sich regelmäßig die Hände desinfiziert, bevor er seine Patienten untersucht, wäre das für mich auch kein Problem.
Anders ist es natürlich mit Erkrankungen, die hochansteckend oder wirklich gefährlich sind oder werden können. Da ich eine Zeit lang im Krankenhaus gearbeitet habe, habe ich natürlich auch einige Epidemien von Norovirus und Grippe miterlebt. Wer als ärztliches oder pflegerisches Personal damit angesteckt wurde, der musste zuhause bleiben, denn ansonsten hätte innerhalb weniger Tage die komplette Station flach gelegen. Bei solchen Erkrankungen fände ich es einfach unverantwortlich, wenn der Betroffene weiterhin zur Arbeit erscheint.
Dir ist aber schon klar, dass ein niederglassener Arzt in der Regel selbstständig ist und wenn er seine Praxis schließen muss, weil er krank ist und keine Vertretung hat, dass er dann kein Geld verdient und im Endeffekt Verluste machen könnte oder? Ich glaube, gerade die Selbstständigen setzen sich enorm unter Druck und arbeiten bis zum umfallen, auch wenn sie gar nicht arbeiten sollten und Erholung angesagt wäre. Aber eine Grippe von zwei Wochen, wäre schon heftig, wenn ein Selbstständiger dann nicht arbeiten könnte.
Gerade Miete und solche Sachen müssten ja trotzdem bezahlt werden. Für mich liegt der Fehler einfach im System und nicht an den Menschen selbst. Manchmal ist man dazu gezwungen, Dinge zu tun, die man sonst nicht tun würde und auch für falsch halten würde. Daher würde ich einen niedergelassenen Arzt, der alleine eine Praxis unterhält und keine Gemeinschaftspraxis hat, wo die Kollegen ihn auch mal vertreten könnten, niemals dafür verurteilen oder schief ansehen, wenn er seine Praxis bei Krankheit eben doch nicht schließt. Ich habe nur mitbekommen, dass Praxen höchstens bei "Notfällen" wie Noroviren oder MRSA vorübergehend geschlossen werden, sonst vermeidet man das so gut es geht.
Ärzte sind immerhin auch nur Menschen und es ist eigentlich kaum verwunderlich, dass sie selbst auch mal krank sind, wenn sie permanent von anderen kranken Personen umgeben sind. Es kommt auch immer darauf an, welche Erkrankung der Arzt hat und wie ansteckend diese ist.
Wegen einer Erkältung kann heutzutage kaum jemand tagelang zu Hause bleiben. Ist ein Angestellter oder Arbeiter mal krank, dann übernehmen die Kollegen für die kurze Zeit die Arbeit. Ein Arzt hingegen muss seine Praxis schließen. Dazu kommt, dass dann viele Patienten vor geschlossenen Türen stehen und zu anderen Ärzten gehen müssen, um behandelt zu werden.
Kommt das ein oder zweimal vor wird niemand etwas sagen. Schließt der Arzt jedoch wegen jedem Schnupfen seine Praxis, kann schon vorkommen, dass er auf kurz oder lang keine Patienten mehr haben wird, weil die sich schon längst einen anderen Arzt gesucht haben.
Um Gottes Willen! Der Arzt hat eine Erkältung wie kann er nur seine Praxis offen lassen und jeden anstecken anstatt diese direkt dicht zu machen und alles stehen und liegen zu lassen. Lass doch mal die Kirche im Dorf und schau dir andere Arbeitnehmer an die mit einer Erkältung noch arbeiten renne und auch andere anstecken können. Auch das Argument mit bereits geschwächten und alten Menschen zieht da herzlichst wenig, denn diese können auch beim Bäcker oder im Supermarkt von einem anderen Kunden infiziert werden und nicht nur beim Arzt.
Solange hier Hygiene eingehalten wird, man nicht erst in die Hand rotzt und dann damit seine Patienten untersucht und ihnen die Hand gibt, stirbt man nicht direkt davon. Etwas anderes wäre es, wenn ein Arzt meint mit Ebola noch praktizieren zu müssen und solche lustigen Dinge, aber da auch eine entsprechende Meldepflicht besteht sind solche Dinge dann auch nicht machbar und möglich. Geld verdienen hin oder her, wenn man Ebola hat hat man andere Probleme als die Miete seiner Praxis finanzieren zu können.
Natürlich kann man sich streiten, ob eine "harmlose" Erkältung bei Ansteckung durch den Arzt so ein großes Thema ist. Das Ding ist, wenn jetzt jemand in seine Praxis kommt, dem es eh schon wegen irgendwas nicht gut geht und dieser sich dann noch ansteckt durch den Arzt, einfach noch kaputter ist als vorher. Als Arzt bist du ja da um zu helfen, und nicht jemanden das Leben noch schwerer zu machen, auch wenn es nur ne Erkältung ist.
Je nachdem was man vorher für eine Erkrankung hat wenn man zum Arzt geht, kann es sein dass auch schon eine Erkältung für jemanden schwerwiegende Folgen hat. Meine Meinung ist, der Arzt sollte nicht praktizieren während er krank ist. Es gibt immer andere Ärzte, auch Ärzte die Hausbesuche machen. Man sollte nicht mit dem Risiko spielen, gerade nicht als Arzt!!
Euch ist aber schon klar, dass ein kranker Arzt nicht vorgesehen ist? Das kennt das System nicht und dafür ist kein Notfallplan vorgesehen. Der selbständige Arzt mit Praxis kann sich Krankheit schlichtweg nicht leisten. Er ist für seine Existenz und die seiner Mitarbeiter sowie für seine Patienten verantwortlich. Für eine kleine Erkältung findet er nicht mal eben eine Vertretung.
Im Krankenhaus sieht es nicht anders aus. Die Versorgung auf den Stationen, die geplanten Operationen und die Notfallversorgung plant Krankheit nicht ein. Folglich wird tief in die Trickkiste gegriffen und sich fit gespritzt. Nicht ohne Grund gibt es unter Medizinern mehr Abhängige, mehr Depressive und mehr Suizide als beim Rest der Bevölkerung.
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