Versterben Männer häufiger in Einsamkeit, als Frauen?
Meine Eltern wohnen in einer kleinen Ortschaft und kürzlich ist ein Nachbar verstorben. Dieser hat alleine gewohnt und sein Tod ist auch erst nach einigen Tagen aufgefallen. Die Wohnung musste dann aufgebrochen werden. Zur Beerdigung kamen auch nur einige Nachbarn und Bekannten und keine Familienmitglieder. Sowas ähnliches hab ich auch schon an meinem früheren Wohnort in einem Mehrfamilienhaus erlebt.
Generell habe ich den Eindruck, dass sowas eher Männer trifft, als Frauen. Ist man beispielsweise vorher verheiratet, dann kommen die Kinder nach der Scheidung in der Regel zur Frau und haben daher auch eine bessere Beziehung zur Mutter. Ich kenne viele Scheidungskinder, die kaum mehr einen Bezug zum Vater haben. Daher kann ich mir vorstellen, dass Männer generell schneller vereinsamen, als Frauen. Wie denkt ihr darüber? Versterben Männer generell eher in Einsamkeit als Frauen?
Ich glaube nicht, dass man das verallgemeinern kann. In meinem Freundeskreis und Bekanntenkreis und auch in meiner Verwandtschaft gab es (leider) schon recht viele Scheidungen und ich kann sagen, dass es nicht immer so ist, dass die Kinder heutzutage noch zu der Mutter kommen. In vielen Fällen, vor allem dann, wenn es Jungs sind, ziehen sie lieber zu dem Vater. Wenn nicht, dann ist es meist so, dass die Eltern ein geteiltes Sorgerecht haben und die Kinder genau so oft beim Vater sind wie bei der Mutter (vorausgesetzt die Beziehung ist zu beide Elternteilen gut).
In der Regel ist es ja auch so, dass die Frauen eine höhere Lebenserwartung haben als die Männer. Ich kenne es von meiner Arbeit aus dem Krankenhaus also auch meist so, dass die Frauen schon alleine sind, weil der Mann bereits gestorben ist. Verwitwete Männer habe ich seltener als Frauen, mal ausgenommen diejenigen, deren Partner an Krankheiten oder Unfällen das Leben verloren haben.
Dennoch finde ich es immer traurig, wenn Menschen, egal ob Mann oder Frau, ihre letzte Tage im Leben oder sogar Stunden alleine verbringen müssen, weil sie niemanden mehr haben, der sich um einen kümmert. Auch dann, wenn man keinen Lebenspartner mehr hat, hat man doch in den meisten Fällen noch Freunde oder andere Verwandte wie Geschwister etc, die regelmäßig nach einem sehen und mit denen man noch Kontakt hat. Wenn das nicht der Fall ist, dann haben diese Menschen mein tiefstes Mitgefühl - niemand auf dieser Welt hat es verdient einsam und alleine zu sterben.
Ich glaube nicht, dass das was mit dem Geschlecht zu tun hat. Ich habe in den Medien schon häufiger von Fällen gelesen oder gehört, wo eindeutig von einer alten verstorbenen Frau die Rede war, deren Todesfall erst nach Tagen aufgefallen ist als ihre Wohnung anfing zu müffeln. Du achtest nur vermehrt auf einsam verstorbene Männer, daher kommt dir das auch so vor als wären nur Männer davon betroffen.
Ich glaube nicht, dass man das verallgemeinern kann. Nicht jedes Scheidungskind geht zur Mutter, wie du es so schön sagst und nicht jedes Kind, was dann zur Mutter gegangen ist, hat dann auch ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater. Das eine muss ja nicht unbedingt gleich das andere mit sich ziehen. Ich kenne viele Leute, die entweder nach der Scheidung bei ihrem Vater aufgewachsen sind oder die sich, alternativ, eben noch sehr gut mit ihrem Vater verstehen. Irgendwann zieht man ja sowieso aus und entscheidet dann selbst, mit wem man wie viel Zeit verbringt.
Ich glaube also nicht unbedingt, dass Männer eher alleine versterben als Frauen. Eigentlich ist ja sogar die Lebenserwartung von Frauen höher als die von Männern, weshalb es meist ja so sein sollte, dass die Frauen später versterben als die Männer. Aber auch, wenn der Partner verstirbt, heißt es nicht, dass man alleine sein muss. Man hat immer noch die Familie und wenn man leider keine Familie mehr hat oder keinen Kontakt zu ihr, dann hat man immer noch die Möglichkeit Freunde zu haben. Alleine sterben muss also definitiv keiner, auch, wenn es manchmal einfach nicht anders geht, was natürlich schade ist. Niemand sollte das müssen.
Glauben heißt nicht Wissen, oder? Ja, Frauen leben ab 60 viel häufiger allein als Männer, die sich eher eine neue Partnerin suchen und dabei mehr Auswahl haben, weil sie bevorzugt jüngere Frauen suchen. Aber im Gegensatz zu den allein lebenden Frauen sind die Männer, die das nicht schaffen, viel häufiger einsam und sozial isoliert. Denn Frauen bauen sich ein viel stärkeres soziales Netzwerk als Männer. Das Risiko für ältere männliche Singles zu vereinsamen und in kompletter sozialer Isolation zu sterben ist ungleich höher.
Mein erste Gedanke war auch, dass Frauen doch im Schnitt älter werden als Männer und oftmals ihren Partner überleben. Ich denke, dass man gar nicht genau sagen kann, ob Frauen oder Männer eher einsam sterben. Ich habe auch schon häufiger von Fällen gehört, in denen eine Frau dann tot in der Wohnung aufgefunden wurde.
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