Verstärkt man die Angst bei Hunden wenn man Trost spendet?

vom 31.12.2016, 00:19 Uhr

Man hört ja immer wieder, dass man einen Hund nicht trösten soll, wenn er Angst hat. Man soll ihn quasi links liegen lassen und nicht beachten. Angeblich würde das die Angst erst richtig verstärken, weil er glaubt, dass es richtig ist, dass er Angst hat, weil er ja mit Trost belohnt wird und wie man ja auch weiß, funktioniert bei Hunden einfach sehr viel über Belohnung.

Nun ist ja morgen Silvester und zig Hunde zittern vor Angst oder verkriechen sich oder beißen sogar vor Angst. Ist nun der Trost wirklich gut? Schürt man damit die Angst? Ist alles, was Hundeprofis sagen doch nicht richtig und man sollte den Hund trösten? Ich muss zugeben, dass mir das Herz bricht, wenn ein Hund vor Angst zittert, egal, ob es wegen Silvester oder Gewitter ist. Dann ist Trost dass, was ich auch jedem Kind geben würde. Warum also nicht dem Hund?

Wie macht ihr es bei euren Hunden? Trost oder doch nicht? Streicheln oder links liegen lassen? Verstärkt man tatsächlich die Angst, wenn man Trost spendet?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich mache das unterschiedlich, je nachdem, was meinem Hund Angst macht. Silvester ist nur ein Mal im Jahr. Da kann ich sie ruhig trösten. Das hat sie bis zum nächsten Silvesterabend längst vergessen. Sie liegt dann immer bei uns im Bett und kuschelt sich an uns. Ich habe in sechs Jahren keine nennenswerte Verschlechterung bemerkt. Wie viel Angst sie hat hängt davon ab, wie viel draußen geballert wird. Das ist ja auch jedes Jahr unterschiedlich.

Anderes Beispiel: die Feuerwehr bei uns im Dorf testet jeden Mittwoch um 15 Uhr die Sirene. Es kann sein, dass ich beim ersten Mal noch ein bisschen "ist gut" gesagt habe - wobei sie hier im Dorf geboren wurde und das also vom ersten Tag an kennt. Aber seitdem mache ich einfach stur weiter, was ich eben gerade mache und ignoriere meinen Hund, auch wenn sie dann mal wieder die Ohren spitzt und irritiert ist.

Die Hunde, die hier im Dorf alle in Zwingern leben, flippen aber jeden Mittwoch aus und kläffen dann für fünf Minuten. Das ist für mich der Beweis, dass Ignorieren, um die Angst nicht zu schüren, zwar funktionieren kann, aber nur, wenn man auch anwesend ist. Also selbst das Ignorieren zeigt dem Hund etwas. Wenn er dem angsterzeugenden Ereignis ganz alleine gegenübersteht, flippt er aus.

Was bei meinem Hund noch hinzukommt, ist die Tatsache, dass auch schon andere Erziehungstipps nicht viel geholfen haben. Zum stubenrein Machen soll man den Hund ja draußen an die richtige Stelle setzen und sich danach freuen, als hätte er ein kleines Wunder vollbracht. Tja, wenn ich mich gefreut habe, hat sie sich auch gefreut und das kleine Wunder aufgegessen. :lol:

Kurzum: ich mache es so, wie ich es für meinen Hund und auch für mich als beste Lösung empfinde. Sie heulen und in ihrer Angst alleine zu lassen, wäre mir auch zu grausam. Sie verlässt sich doch auf mich. Wenn die Angst dann vermeintlich schwindet, ist es wohl eher das Vertrauen, das da in die Binsen geht. Bei kleineren Dingen, an die sie sich einfach gewöhnen muss, mache ich aber auch nicht viel Aufhebens.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Jeder Hund ist anders und mit einem Kind kann man das ganze nicht vergleichen, denn ein Kind ist ab einem gewissen Alter in der Lage das ganze auch zu verstehen, ein Hund jedenfalls nicht. Daher kann es mit dem links liegen lassen funktionieren, muss es aber nicht.

Meine Hunde sind sehr locker was das angeht und erprobt mit Feuerwerk und zucken dort nicht mit der Wimper oder kläffen los. Liegt aber auch daran, dass sie speziell auf solche Stressdinger trainiert worden sind und es damit kennen. Wenn es komplett unbekannt ist, dann ist es natürlich etwas was auch einem Hund Angst macht und gerade wenn dieser nicht selbst zur mutigsten Sorte gehört, kann das schon zu einem zitternden Hund führen der einem auf dem Arm springt. Fände ich sehr anstrengend und würde daher dazu übergehen, ihn daran im restlichen Jahr zu gewöhnen damit es an Silvester nicht mehr so schlimm ist anstatt auf das Trostpflaster zu setzen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke, dass man einfach auf seinen Hund achten sollte und eben machen sollte, was ihm hilft und gut tut. Wenn es einem ängstlichen Hund Sicherheit gibt, dann darf er auch ruhig auf dem Schoß sitzen. Mein kleiner Hund hat Silvester auch immer große Angst und ich finde, dass er ruhiger ist, wenn er dann dicht neben mir oder auch auf meinem Schoß sitzen kann.

Pauschal kann man sicherlich nicht sagen, ob es einem Hund eher schadet und seine Angst verstärkt. Ich denke, dass man das einfach weiß, wenn man seinen Hund kennt. Ich würde einfach das machen, bei dem ich eben meine, dass es ihm hilft. Es ist schon lange nicht mehr so, dass man seinen Hund dann komplett ignorieren sollte. Immerhin kommen manche Hunde automatisch zu ihrem Menschen, um Schutz zu suchen.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Das kann man nicht so einfach pauschalieren. Ich habe meinem Hund bei der Knallerei ein wenig Trost gespendet. Mein Hund ist zwei Jahre alt und hatte an seinem ersten Silvesterabend keinerlei Angst vor den lauten Böllern. Dieses Mal war es etwas anders, er bekam zwei Tage vor Sylvester in unmittelbarer Nähe einen sehr lauten Böller mit und hatte panische Angst. Da es im Dunkeln war konnte er nicht genau einordnen, was es für ein Geräusch war, er wollte nur schnell weg von der Stelle. In den Abendstunden hatten wir dann an drei bis vier Tagen einen total ängstlichen Hund im Freien, er wollte nicht mehr Gassi gehen. Da unser Hund nur 5kg wiegt, war es für mich kein Problem ihn raus und rein zu tragen und dann beruhigend auf ihn einzureden.

In den eigenen vier Wänden hat er sich wie immer verhalten, da musste ihm auch keiner der Familienmitglieder Trost spenden. In der Silvesternacht ist er hin und wieder bei einem lauten Böller zusammengezuckt, aber durch Ansprache und Ablenkung mit Such- und Schnüffelspielen haben wir das ganz gut in den Griff bekommen. Seit heute Abend muss er auch nicht mehr zur Gassirunde getragen werden, er geht wieder von allein und hat wohl alles wieder überwunden. Ich denke, ich werde sein Verhalten ein wenig trainieren, damit wir im nächsten Jahr nicht solche Probleme bekommen.

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich möchte das lieber nicht pauschalisieren, weil meine Hündin manchmal durchaus Trost gebrauchen konnte. So war es zum Beispiel bei jedem Tierarztbesuch direkt im Wartezimmer. Als wir dieses betreten haben, selbst für Routineuntersuchungen, da wurde sie ganz wibbelig, mochte es nicht und hatte offenbar immer das Gefühl, dass jetzt etwas unangenehmes passieren würde. Da habe ich sie gestreichelt und immer beruhigend gesprochen.

Was habe ich da gesagt? "Pssst, alles wird gut" oder "ganz ruhig meine Prinzessin". Klingt wirklich doof und vielleicht albern, aber man merkte, dass sie meinem Klang der Stimme folgte und offenbar sich beruhigen ließ. Als der Tierarzt sie untersuchte machte ich weiter und streichelte sie zärtlich. Das tat ihr sehr gut.

Silvester musste ich sie aber in Ruhe lassen, weil sie das dann nicht wollte und dann habe ich sie alleine gelassen. Sie kam dann ins Bett und hat sich unter die Decke gelegt. Da war ich ja ganz locker und habe das zugelassen, weil sie offenbar da sehr sicher sich gefühlt hat und das war mir wichtig.

Bei unseren Katzen ist das zum Beispiel so, dass man sie wirklich nicht beruhigen und trösten soll, weil die meist bekloppter werden, als man vorher angenommen hat. Da lassen mein Freund und ich das zum Beispiel komplett. Doch bei Hunden kann das sicher nicht pauschal beantwortet werden.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^