Verständnis für freilaufende, nicht erzogene Hunde?
In der Nachbarschaft lebt Isi, ein kleiner Rehpinscher, der unseren Hund Trixie nicht (mehr) leiden kann. Wenn die beiden sich begegnen (beide laufen in der Regel frei), dann möchte Trixie am liebsten nur weg und lässt sich von mir auch weg schicken aus der Reichweite von Isi, die zumindest in der Nähe ihrer Besitzerin bleibt. Isi ist hingegen richtig aggressiv und versucht Trixie zu beißen.
Deshalb nimmt die Besitzerin Isi normalerweise auf den Arm, sobald sie uns kommen sieht. Das funktioniert prima, denn die Besitzerin erkennt uns schon von weitem, Isi scheint schon recht kurzsichtig zu sein. Warum die Besitzerin es nicht mit einer Leine probiert, weiß ich nicht. Sie hat aber ihre beiden Hunde generell überhaupt nicht erzogen, ich könnte mir vorstellen, dass Isi die Leine nie kennengelernt hat.
Nun war ich eben mit Trixie auf der Abendrunde unterwegs. Isi kam uns entgegen. Die Besitzerin rief schon von fern und gab sich in der Dunkelheit zu erkennen, worauf ich antwortete. Darauf rief sie, dass sie Isi diesmal nicht hoch nehmen kann. Der Hund hatte arge Bauchschmerzen, sie war bis gerade beim Tierarzt gewesen. Traurig rief sie mir zu, dass ich Isi zur Not mit dem Fuß abhalten oder gar wegtreten soll. Eine andere Möglichkeit sah sie nicht.
Aber ich sah eine: Ich habe Trixie recht hoch auf den Arm genommen, sodass der kleine Rehpinscher nicht dran kommt. Isi hatte ja auch schon ein gewisses Alter. Um mich hatte ich keine Angst, in den ganzen Jahren, wo ich Isi schon kenne, ist sie nie auf einen Menschen los gegangen. Und wirklich hat Isi zwar versucht an mir hoch zu springen, ist sogar überraschend hoch gekommen, aber sie konnte nichts ausrichten. Trixie war auf meinem Arm in Sicherheit. Isi hat ihre Aggressivität auch nicht auf mich gerichtet und ging weiter, als ihre Besitzerin weiter weg war.
Und auf dem Rückweg sind wir uns leider noch mal begegnet, da habe ich es nochmal gemacht. Die Besitzerin hielt kurz an und bedankte sich fast mit Tränen bei mir, weil ich mich selbst total dreckig gemacht hatte (es regnete und war matschig), nur weil ihr Hund eben so ist, wie er ist, und sie selbst nichts dagegen unternehmen konnte. Sie meinte, so viel Verständnis hätten nicht viele Menschen.
Ich war erstaunt. Für mich war es in der Situation die beste Lösung. Der Dreck ist mir egal, wenn ich mit dem Hund draußen bin, bleibe ich selten sauber. Und ich mag einen anderen Hund einfach nicht treten! Ich habe hier zwar ein anderes Verhalten beschrieben, aber das war mir heute nicht möglich, denn es war stockdunkel und ich konnte Isi und auch Trixie nur schemenhaft erkennen. Außerdem konnte ich Isi einschätzen und wollte sie ja nicht generell abwehren.
Ist es so etwas Besonderes, in einer solchen Situation Verständnis zu haben? Ich habe gar nicht nachgedacht, dass ich ja auch anders hätte handeln können. Für mich war es logisch, einfach und Erfolg versprechend. Ich hätte nicht mal gewusst, ob ich in der Dunkelheit Isi überhaupt mit dem Fuß hätte abhalten können. Und weil die Besitzerin sonst immer wirklich aufpasst, dass Isi nicht beißen kann, war mir auch klar, dass ich diesmal eben handele und für die Sicherheit von Trixie sorge.
Was hättet Ihr gemacht? Hättet Ihr Verständnis für den kleinen, unerzogenen und bissigen Hund gezeigt? Oder hättet Ihr darüber geschimpft, dass er mal wieder frei und immer noch ohne Maulkorb herum läuft, wie ich es von anderen schon gehört habe? Hättet Ihr in diesem Fall vielleicht versucht, Isi "wegzutreten"? Rechtlich gesehen hättet Ihr es bei dem Angriff, den es wohl gegeben hätte, gedurft.
Der Hund kann nichts für die Unfähigkeit seines Herrchens. Soll man Tiere immer dafür bestrafen, wenn sie nur ihren Trieben oder Instinkten folgen? Anders macht es die Menschheit auch nicht. Wie soll ein Hund ein Sinn für Ethik haben, zwischen Falsch und richtig unterscheiden, wissen das er dort so und so nicht herum laufen sollte? Verständnis ist sicher das falsche Wort, ich würde sagen, Resultat aus dem Handeln von Anderer.
Der Hund hat es ja nicht ordentlich gelernt und daher finde ich es vollkommen okay, dass du ihn nicht getreten hast oder dergleichen, wobei ich im Notfall schon dazwischen gehen würde und dann eben auch mein Bein entgegen stellen würde, nicht treten sondern nur das Bein lang machen.
Wenn die aber beide auch auf den Arm zu nehmen sind und man dann keinen Hund hat, der dann noch den Menschen angeht, dann ist das so auch okay. Sicherlich muss man immer eine Lösung finden mit der beide Seiten leben können und wenn die Hunde sich sonst benehmen ist doch alles gut.
Sie hätte den Hund eben erziehen müssen, aber nun ist er alt und man kann nicht mehr viel machen. Indem sie den Hund hochnimmt setzt sie da ja auch falsche Signale. Das ist aber alles ihr Problem und leider in gewisser Weise bist du davon dann eben auch betroffen. Ich finde aber du hast richtig gehandelt und auch dem Tier gerecht gehandelt.
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