Verständnis für Böhmermanns Flucht nach Russland haben?

Laut dieser Pressemeldung, hat sich nach Bekanntwerden der Zulassung von Ermittlungen zu seinen "Schmähgedichten", Jan Böhmermann vorsorglich erst einmal nach Russland abgesetzt. Dort sichert man ihm vollstes Asyl und freie Betätigung zu. Nachvollziehen kann ich diese Entscheidung dennoch nicht so wirklich.

Habt ihr Verständnis oder besser noch eine Erklärung dafür, warum Böhmermann nach Russland geflohen ist? Hat er so wenig Vertrauen in die deutsche Politik und deren Rechtssystem oder musste er wegen vereinzelter Morddrohungen, gar um sein Leben in Deutschland bangen? Zumal er ja nach diesem Artikel, nun auch noch Kim Jong-un „am Hintern“ hat. Was meint ihr denn dazu und speziell auch zu diesen russischen politischen Winkelzügen?

Die Erklärung ist einfach. Der Artikel ist ein Witz, eine Satire eben. Es ist keine Pressemeldung sondern eine Artikel im Satiremagazin der Welt. Was sollte Böhmermann auch in Russland? Die Idee ist aber nett und schon geschrieben. Der Postillon berichtet, Böhmermann sei in die Türkei ausgeliefert worden.

Ich habe dazu einen Radiobeitrag gehört und da hieß es, dass es ohnehin unwahrscheinlich ist, dass er zu irgendetwas verurteilt wird und selbst wenn, dass da eine kleine Geldstrafe oder ähnliches dabei herauskommen würde.

Vielleicht hätte es auch schon gereicht, wenn er sich entschuldigt hätte. Einfach mal über den eigenen Schatten springen und zugeben, dass man es übertrieben hat und gut.

Der Artikel ist ein Witz, eine Satire eben.

Zugegebenermaßen kam mir der Artikel ja auch ein wenig komisch vor, aber macht man denn mit solchen Meldungen Witze und Späßchen? Kann man in Zukunft gar keiner Pressemeldung mehr trauen, weil dahinter Satire und Comedy verschachtelt ist? Also wenn das der neue Nachrichtenstil wird, dann sehe ich ja absolut schwarz.

Der Artikel steht im Feuilleton, wo traditionell auch Glossen veröffentlicht werden. Außerdem ist in der Dachzeile eine entsprechende Kennzeichnung vorhanden. Wieso sollte ein typisch journalistischer Stil für einen Artikel in diesem Ressort das Vertrauen in die Presse schmälern?

Mag ja sein, dass ich in dieser Beziehung etwas humorlos bin, aber auf so eine Art von Blödel-Journalismus kann ich gut und gern verzichten. Denn gerade bei Meldungen die eine gewisse Tragweite besitzen, will ich nicht erst noch nachrecherchieren müssen, ob das nun als Glosse unter Feuilleton oder wo auch immer veröffentlicht wurde. Wenn man so einen Journalismus unbedingt braucht, dann soll man das doch gleich als Fake-Meldung deklarieren. Aber das scheint wohl wieder uncool zu sein.

Aber genauso ist es doch deklariert worden. Es steht drüber, das Ressort ist erkennbar, was fehlt denn dann noch? Zumal der Text selbst doch auch ganz klar Satire ist. Was kann man da falsch verstehen?

Ich habe mir das mal selbst angeschaut. Oben im Link zu dem Artikel steht, dass es sich um Satire handelt. Aber schaut man sich denn immer den Link so genau an? Und es steht auch nochmal über dem Artikel - ja, aber man merkt ja, dass es offenbar doch passiert, dass Menschen das übersehen und da reicht es offenbar nicht aus, das klein drüber zu schreiben.

Und wie kann man den Text lesen und es nicht bemerken? Russland schickt also Bomber und Böhmermann wohnt mit Snowden, Claude Oliver Rudolph und Depardieu in einer Wohngemeinschaft in Satiristan? Meinungsfreiheit und humanere Bedingungen? Wer nimmt das ernst?

Ich kann diese Form der Satire nicht leiden, da sie wirklich beleidigend ist. Allerdings denke ich auch, dass Erdogan nur einen Grund für so einen Vorfall gesucht hat und Böhmermann war eben das perfekte Opfer. Nun haben wenigstens alle gesehen, dass wir eine Fünfte Kolonne im Land haben, die sich aus Ankara Anweisungen geben lässt.