Verspätungen der DB im Alltag
Ich habe nun zum ersten Mal in Deutschland Urlaub gemacht. Wir waren ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Uns war bereits im Vorhinein bekannt, dass die Deutsche Bahn vom Ruf her nicht gerade besonders pünktlich ist.
Das Vorurteil hat sich in unserem Urlaub dann auch wirklich bestätigt. Es gab wirklich außergewöhnlich viele Verspätungen bis hin zu Zugausfällen. Das ist natürlich auch im Urlaub unangenehm, aber wir haben wir gesagt schon fast damit gerechnet. Irgendwie kamen wir auch immer dort an, wo wir hin wollten. Die Frage war halt nur, wann.
Für den Urlaub, war es für uns also ärgerlich, aber machbar. Wir haben uns aber gefragt, wie Leute im Alltag mit den Verspätungen umgehen - zum Beispiel, wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Schule oder in die Arbeit fährt. Wobei ich hier vor allem jene meinen, die ihren Schul- bzw. Arbeitsweg mit einer Regionalbahn zurücklegen.
Wie macht man das dann? Fährt man generell einen Zug früher? Das ist bei Regionalbahnen in der Regel 30 bis 60 Minuten früher. Es fällt ja bei weitem nicht jeder Zug aus oder hat Verspätung, somit stelle ich mir das dann auch schwierig vor, regelmäßig wesentlich früher in der Schule oder in der Arbeit zu sein. Plant man jedoch den zeitmäßig passenden Zug ein, wird es sehr häufig zu Verspätungen kommen. Darüber wird sich wohl kaum ein Arbeitgeber freuen, außer man hat Gleitzeit oder dergleichen. Aber in die Schule kann man ja auch nicht regelmäßig zu spät kommen, nur weil wieder ein Zug ausgefallen ist.
Darüber haben wir relativ viel diskutiert und deswegen wollte ich hier einmal nachfragen, wie im Alltag mit den wirklich häufigen Verspätungen und Zugausfällen der Deutschen Bahn umgegangen wird. Im Alltag würde ich damit glaube ich wirklich sehr verzweifeln.
Ich fahre im Alltag meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da ich kein Auto besitze. Zum Glück bin ich allerdings im beruflichen Zusammenhang nicht auf die DB angewiesen und nutze außerdem eine Gleitzeitregelung. Zwar haben auch die städtischen Verkehrsmittel oft Verspätung und Fahrtausfälle zu bieten, aber wegen der Gleitzeit kann ich nicht wirklich zu spät kommen. Ich komme eben ins Büro, wenn ich ankomme.
Im Privatleben fahre ich viel mit der DB und es kann auch vorkommen, dass ich ein Ziel pünktlich erreichen soll, weil es beispielsweise einen privaten Termin einzuhalten gilt. In solchen Fällen fahre ich tatsächlich eine Stunde früher als nötig, um einen gewissen zeitlichen Puffer zu haben und Störungen abfangen zu können. Allerdings reichen auch diese Puffer manchmal nicht aus, wenn man auch umsteigen muss. Falls alle Stricke reißen, muss ich dann eben per Telefon oder WhatsApp Bescheid geben, dass ich nicht pünktlich ankommen kann.
In Fällen, wo es wirklich unumgänglich ist, pünktlich anzukommen (wenn man z.B. ein bestimmtes Flugzeug am Flughafen erreichen muss), dann fahre ich entweder schon einen halben Tag zu früh los und nutze die überschüssige Zeit ggf. vor Ort und gehe ins Café oder mache noch Spaziergänge oder Besichtigungen. Wenn ein Flug früh am Morgen geht, dann fahre ich meistens schon am Vorabend zum Flughafen und leiste mir eine Übernachtung in einem Flughafenhotel, um sicher zu sein.
Diese Sicherheitspufferzeiten bauen wir inzwischen immer ein, seitdem einmal eine Flugreise wegen einer Bahnstörung fast ins Wasser gefallen wäre. Damals wollte mein Partner mit der Bahn aus Baden-Württemberg nach München zum Flughafen kommen, aber er strandete wegen einer großen Störung in Augsburg. Er konnte damals noch ein Taxi erwischen, das ihn in letzter Minute noch rechtzeitig zum Flughafen brachte, aber seither gehen wir lieber auf Nummer Sicher.
Ja, mit Gleitzeit kann ich es mir auch im beruflichen Alltag durchaus vorstellen. Schwierig wird es denke ich eben vor allem, wenn man nicht die Möglichkeit einer Gleitzeit hat.
Wir mussten bei der Heimreise auch einen ICE erwischen, davor jedoch etwa eine Stunde mit einer Regionalbahn fahren. Der Zug ging zwar schon relativ früh, aber dennoch haben wir aus Sicherheitsgründen einen früheren Zug als "normal" genommen, eben auch um das Risiko zu reduzieren, den ICE zu versäumen. Diese Regionalbahn kam dann zwar sogar pünktlich, aber das ist wie wir mitbekommen haben, bei weitem keine Selbstverständlichkeit.
In der Zeit, als ich regelmäßig mit der Bahn gefahren bin, ist höchstens einmal im Monat ein Zug wirklich richtig verspätet gewesen. Also so, dass man einen Anschluss verpasst hätte oder zu einem Termin deutlich verspätet gekommen wäre. Und "sehr verzweifelt" sind höchstens Touristen, die keine DB Ap haben und eine Gleisänderung erst relativ spät über die Ansage mitbekommen. Der Rest ist meistens entspannt.
Bei dir klingt das so, als wären die Verspätungen so häufig, dass man seinen ganzen Alltag auf diese Verspätungen abstimmen müsste, was aber totaler Quatsch ist. Das macht kein Menschen. Und natürlich nimmt man einen früheren Zug wenn man einen Flug hat oder einen extrem wichtigen Termin. Genau das gleiche macht man aber auch wenn man mit dem Auto unterwegs ist, denn auch da kann es vorkommen, dass man im Stau steht. Du fährst nicht oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln, oder?
Cloudy24 hat geschrieben:Du fährst nicht oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln, oder?
Das war auch mein erster Gedanke. Oder es gibt da draußen irgend ein Land (außer Japan), wo der ÖPNV makellos funktioniert, auch der knappste Anschluss immer erwischt wird, nie ein Unfall passiert, und das Personal jeden Passagier unter servilen Verbeugungen von Gleis acht zu Gleis 26 eskortiert.
Mein Alltag ist von ziemlich viel ÖPNV geprägt. Ich fahre jeden Morgen mit dem Zug in die nächste Millionenstadt und dort noch U-Bahn für die letzten paar Kilometer bis an den Schreibtisch. In über 10 Jahren habe ich jede Konstellation an Umstiegen, Verspätungen, Ausfällen und auch mal einen Böschungsbrand mitgemacht. Zur Not muss man sich eben mit Mitreisenden anfreunden und auch mal zu fremden Leuten ins Auto klettern. Und einmal hatte ich auch eine Übernachtung im Gästetrakt meines Arbeitgebers, aber das war der absolute Extrem- und Ausnahmefall.
Im gefragten "Alltag" bin ich eben mal zwanzig Minuten früher oder später an meinem Schreibtisch oder auch mal eine Stunde später daheim. Da kräht kein Hahn danach, und wenn die Alternative Miete zahlen in München lautet - einen Tod muss der Mensch sterben. Auch das "Verzweifeln" gewöhnt man sich als Berufspendler ziemlich schnell ab, weil es sowieso nichts ändert und man alle Alternativen schon mal durchgespielt hat. Hysterisch werden nur die schon erwähnten Touristen und Gelegenheitsbahnfahrer, die schon ein banaler Gleiswechsel völlig aus der Bahn wirft. Unsereins hat quasi immer ein Auge auf dem Fahrplan und weiß mit den Unwägbarkeiten umzugehen.
Bei mir sind zudem Gleitzeit und (in beschränktem Maße) Homeoffice Standard und irgendwelche Meetings und sonstigen Termine sind meistens nachmittags um zwei, weil die meisten Mitarbeiter pendeln und immer irgendwer irgendwo festsitzt. Oft genug auch die Autofahrer. Es ist ja nicht so, dass nur der ÖPNV Sperenzchen macht.
Ich lebe im Ruhrgebiet und nutze den ÖPNV regelmäßig. Das hat einfach den Grund, dass viele Strecken so einfach schneller bewältigt sind als mit dem Auto. Das beginnt an meiner Haustür. Möchte ich in die Innenstadt, sind der größte Binnenhafen Europas, die Ruhr und ein Kanal im Weg. Und diese "wundervolle" Stadt mit über einer halben Million Einwohnern hat genau zwei normale Brücken und eine Autobahn zu bieten, um das Wasser zu überwinden . Selbst mittags steht man da im Stau. Mit der U-Bahn unter dem Wasser durch geht es viel schneller.
Und zu den Nachbarstädten sieht es ähnlich aus. Dank Dauerstau auf den zahlreichen Autobahnen sind die Regionalzüge und S-Bahnen einfach schneller. Klar, da fällt häufig etwas oder verspätet sich. Aber das ist nicht nur bei den Zügen der DB so, auch die anderen Regionalbahnbetreiber sind nicht besser. Mit dem Auto ist es nur stressfreier und schneller, wenn man antizyklisch fahren kann und einen Parkplatz hat.
Ich komme aus Österreich und ja klar, auch hier gibt es gelegentlich Verspätungen. Ich fahre hier regelmäßig mit dem Zug. Ich wohne ländlich und fahre auch mit dem Regionalzug in eine Stadt.
Ein kompletter Zugausfall ist mir eigentlich noch nicht untergekommen. In Deutschland waren es in den zwei Wochen sicher 10 Züge, die wir komplett ausgefallen gesehen haben.
Es ging eigentlich schon bei der Anreise an. Der Zug sollte eigentlich nach Hamburg (quer durch Deutschland) durch fahren. In Berlin kam plötzlich die Durchsage, dass der Zug einfach nicht mehr weiter fährt! Grund: das nachkommende Personal kam nicht! So etwas habe ich zum Beispiel in allen Jahren Bahn fahren in Österreich noch nicht erlebt, wobei ich durchaus auch öfter mit dem Zug von Wien nach Vorarlberg fahre.
Klar, gibt es auch bei der ÖBB Probleme, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß, wie ich es bei der DB in diesen zwei Wochen erlebt habe. Und wie gesagt: jene, die sich fragen, ob ich selten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahre, muss ich enttäuschen. Ich bin zwar davor noch nie gute 13 Stunden mit der Bahn unterwegs gewesen, aber dennoch nutze ich regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel. Darauf würde ich jedoch wohl verzichten, wenn es so viele Probleme wie in meinem Deutschland Urlaub geben würde.
Im Lauf der Zeit gewöhnt man sich an die Unwägbarkeiten im Bahnverkehr, bzw. man wird aufmerksam und wachsam und plant immer die Möglichkeit von Störungen ein. Wenn ich eine Zugfahrt vorhabe, checke ich vorher regelmäßig per App die Fahrzeiten, um hoffentlich rechtzeitig über größere Störungen oder Zugausfälle informiert zu sein und ggf. eine Alternative auszuwählen.
Da ich regelmäßig im Raum Stuttgart unterwegs bin, bin ich überdies mit den Besonderheiten der Stuttgart21-Bauarbeiten konfrontiert. Der Bahnhof selbst ist nur auf Umwegen fußläufig erreichbar, und auch die Zulaufstrecken sind ständig wegen Bauarbeiten auf unterschiedliche Weise gesperrt oder blockiert. Da ändern sich die Umstände jede Woche. Beispielsweise halten häufig viele (aber nicht alle) Fernzüge in Esslingen statt in Stuttgart, und man muss versuchen vorherzusehen, von welchem der beiden Bahnhöfe man die größere Wahrscheinlichkeit hat, einen passenden Zug zu bekommen, der keine allzu große Verspätung hat. Falls die Wahl auf Esslingen fällt, muss man da natürlich rechtzeitig hinkommen, was nur funktioniert, wenn die passende S-Bahn pünktlich fährt.
Andererseits ist das Autofahren auch nicht immer unproblematisch. Wir sind vor einigen Wochen in Brandenburg und Sachsen mit dem Auto unterwegs gewesen und mussten häufig auf Straßensperrungen wegen Bauarbeiten reagieren. Die mit rotem X ausgestrichenen Richtungswegweiser waren unsere ständigen Begleiter, und teilweise bedeutete das Umwege von 20 bis 30 km zusätzlich, weil die direkte Straßenverbindung gesperrt war. Wir sind teilweise im totalen Zickzack unterwegs gewesen, ich habe noch nie so viele wegen Bauarbeiten gesperrte Straßen gesehen.
Wobei ich das Problem eher bei Touristen sehr als bei Pendlern. Wenn ich nur die Regionalbahnen nehme, dann fahren an meinem Bahnhof sieben davon pro Stunde in Richtung Landeshauptstadt und fünf in die andere Richtung. Dazu kommen die S-Bahnen und Schnellbusse. Aber das sind halt unzählige verschiedene Linien und Haltepunkte. Ortskundige wechseln versiert den Standort und verlieren keine zehn Minuten. Selbst auf dem platten Land am Niederrhein ist ein Totalausfall kein Drama. Nimmt man eben den Bus.
Wien? Bei unserem letzten Besuch in Wien standen wir erst mal ewig im Stau und in Wien selber ist dann eine komplette Bahnlinie ausgefallen (Bauarbeiten). Ersatzverkehr? Fehlanzeige. Es sei kein zusätzliches Personal vorhanden hieß es auf der Webseite.
Wenn man den öffentlichen Nahverkehr und die Verkehrssituation für Menschen im Alltag nach diesem einen Urlaubserlebnis beurteilen würde, würde man wohl davon ausgehen müssen, dass da viele sehr verzweifelt schon Stunden vor ihrem eigentlichen Termin im Auto oder am Bahnhof sitzen. Aber in der Realität haben doch die meisten Menschen längst gelernt mit Staus und Zugverspätungen umzugehen.
Da ich regelmäßig im Raum Stuttgart unterwegs bin, bin ich überdies mit den Besonderheiten der Stuttgart21-Bauarbeiten konfrontiert.
Das ist aber wirklich eine Besonderheit und nicht auf das komplette Schienennetz zu übertragen. Da wird ein Kopfbahnhof zu einem Durchgangsbahnhof umgebaut, weil der alte Bahnhof für das Verkehrsaufkommen nicht mehr zeitgemäß war. Natürlich ist das ein extrem aufwendiges Projekt, weil nicht nur der Bahnhof neu gemacht wird sondern auch ganze Gleisstränge neu verlegt werden müssen. Falls du mal Zeit hast - die Baustellenführung ist sehr interessant.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen für die Wohnung 2961mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1814mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1309mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?
- Welche Beerensorten auch gerne im warmen Zustand essen? 497mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: EngelmitHerz · Letzter Beitrag von fragdenapotheker
Forum: Essen & Trinken
- Welche Beerensorten auch gerne im warmen Zustand essen?