Verspätung wegen behinderten Menschen - dennoch sauer sein?

vom 12.06.2015, 21:39 Uhr

Heute musste ich mit der Bahn fahren und diese kam leider 30 Minuten zu spät. Alle anderen Gleise waren offenbar belegt oder wurden sonst irgendwie gebraucht und so musste der Zug warten, denn an dem entsprechenden Gleis stand ein Zug der offenbar aus Lourdes gekommen war und die Fahrt war von Maltesern begleitet, da viele kranke und behinderte Leute dabei waren. Einige dieser Menschen mussten dann auch aus dem Zug begleitet werden und das dauerte eine Weile.

Anschließend standen sehr viele winkende Menschen auf den Gleisen und in den Zugfenstern. Irgendwann haben sich dann viele Leute auf den Gleisen aufgeregt und waren verärgert über den Zug und die Leute. Ein Malteser musste einen aufgeregten Mann dann auch beruhigen und ihm erklären, dass die behinderten Menschen eben keine andere Möglichkeit haben aus dem Zug zukommen und man dann eben etwas warten muss. Könnt ihr euch auch über solche Zugausfälle ärgern oder habt ihr da mehr Verständnis für, da es sich um kranke Menschen handelt? Ich finde, dass die Bahn hätte besser planen und anders handeln können.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde, dass man da auch mal durchaus Rücksicht nehmen kann. Die Bahn hat ja nun wirklich oft eine Verspätung und auf ein paar Minuten kommt es da eigentlich doch auch nicht mehr an. Der Mann sollte mal einen Tag in so einer Lage sein, finde ich. Die Leute haben sich das ja nicht ausgesucht und können auch nichts dafür, dass es nun so ist. Natürlich kann man das vielleicht ein bisschen zeitsparender planen, aber die Leute müssen ja trotzdem in den selben Zug und deswegen würde es so und so ein paar Minuten kosten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn ich mir die Züge und auch viele Bahnhöfe so anschaue, bin ich eher der Meinung, dass es die Schuld der Bahn ist, dass eigentlich nur Menschen, die im absoluten Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten sind, ihre Dienstleistungen nutzen können.

Deshalb fände ich es sinnvoller, nicht über die Betroffenen zu schimpfen, sondern sich generell für mehr Barrierefreiheit einzusetzen. Da haben wir alle was davon.

Bei der Bahn ist bekanntlich ständig der Aufzug kaputt oder fehlt ganz, in die Züge kommt man als gehbehinderter Mensch nur mit aufwändigen technischen Hilfsmitteln, und in den Zügen selbst gibt es genug enge Durchgänge, Stufen und Winkel, dass man schon aufgeschmissen ist, wenn es mit der Fortbewegung nur ein bisschen hapert. Der Journalist Raúl Krauthausen hat zu diesem Thema auch einiges zu sagen.

In diesem Fall denke ich mir, dass die Betroffenen tatsächlich eher behindert werden und ärgere mich vielmehr über das Unternehmen der Bahn, das auf diese Art ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt. Natürlich ist es nervig, wenn man eine ganze Mannschaft von Leuten, die sich mit der Bahn schwer tun, verladen muss, aber wer bin ich, anderen Leuten ihr Recht auf Bahnfahren abzusprechen?

Zudem bin ich als Berufspendler schon sehr oft aus den absurdesten Gründen irgendwo in der Pampa fest gehangen, da machen die Lourdes-Pilger auch keinen Unterschied mehr. Aber gerade Leute, die wenig mit der Bahn reisen, neigen ja meiner Erfahrung nach eher zu Ungeduld und rüpelhaftem Verhalten. Und wenn es sich um grölende Fußballfans gehandelt hätte, die auch oft genug für Chaos an Bahnhöfen sorgen, hätte sich garantiert keiner zu meckern getraut.

Ich bin daher nicht der Meinung, dass man über bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Menschen mit Behinderungen (oder Mütter, oder Jogger oder was auch immer) nicht sauer sein "darf", aber in diesem Fall ist es ja wirklich nicht die Schuld der Bahnkunden, dass es so mühsam ist, Bahn zu fahren.

» Gerbera » Beiträge: 11319 » Talkpoints: 49,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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