Verschärfte Gesundheitschecks für Piloten wünschenswert?
Ich frage mich, warum Piloten offensichtlich so wenig gesundheitlich untersucht werden, dass es über längere Zeit anscheinend nicht auffällt, dass ein Copilot Psychopharmaka nimmt und damit psychische Problem verdeckt.
Klar kann man Untersuchungen auch kritisch sehen. Und mit Blutuntersuchungen könnte man theoretisch auch Erbanlagen finden, die ein K.O. Kriterium wären, auch wenn sie vielleicht noch gar nicht ausgebrochen sind, beispielsweise eine Neigung zu Multipler Sklerose, die aber vielleicht nie ausbricht. Andererseits kann man über das Blut viel erkennen. Beispielsweise kann man vor einem Herzinfarkt schon oft im Blut nachweisen, dass das Herz geschädigt ist und Gefahr besteht. Oder man könnte regelmäßigen Alkoholmissbrauch nachweisen, oder eben die Einnahme von Medikamenten.
Aber ich frage mich schon, warum regelmäßige Blutuntersuchungen bei Spitzensportlern möglich sind, wo man doch alle möglichen Medikamente und Dopingmittel mittlerweile nachweisen kann und bei Personen wie Piloten anscheinend so etwas nicht automatisch gesucht wird. Oder irre ich mich da?
Fändet ihr es ratsam, wenn Piloten künftig gründlicher und häufiger medizinisch untersucht werden müssten? Oder seht ihr da eher die Rechte der Piloten in Gefahr? Wie würdet ihr euch da entscheiden, wenn ihr neue Regelungen mit bestimmen könntet und warum? Welche Checks oder Veränderungen würdet ihr euch wünschen und warum?
Ich weiß nicht, wie häufig die Piloten einen Gesundheits-Check machen müssen, aber ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass es nicht viel bringen würde, selbst wenn man jede Woche einen Check-up machen müsste. Warum ich so denke? Ganz einfach wegen der ärztlichen Schweigepflicht.
Die Ärzte von dem Unglücks-Piloten wussten ja Bescheid, dass er fluguntauglich war, er war sogar krankgeschrieben und die Ermittler fanden seine zerrissene Krankschreibung im Mülleimer seiner Wohnung. Da nur der betroffene Patient selbst die Ärzte von ihrer Schweigepflicht entbinden kann, glaube ich auch nicht, dass sich je etwas daran ändern wird. Ärzte wissen vielleicht schon Bescheid, aber sie sagen nichts, weil sie es nicht dürfen.
Um da Missverständnissen vorzubeugen: Ich rede nicht vom Gang zum Hausarzt. Ich meine Gesundheitschecks, deren Ergebnisse natürlich dem Arbeitgeber zugänglich gemacht würden. Durch einen Amtsarzt beispielsweise oder einen Arzt, der vom Konzern eigens zur Gesundheitsvorsorge der Piloten und Copiloten eingestellt würde, wobei hier schon wieder Interessenkonflikte denkbar wären.
Alles andere würde ja nichts neues bringen. Genau darum geht es ja in meiner Frage, um Checks, die den Passagieren mehr Sicherheit bringen könnten.
Vorweg ich finde schrecklich was passiert ist. Ich kann auch durchaus verstehen, dass man nach mehr Kontrollen verlangt. Und ich habe mich ins Thema nicht wirklich eingelesen. Ich weiß als Randbedingung nur, dass der Mann wohl in psychiatrischer Behandlung war und es eine Krankmeldung für den Unglückstag gab.
Zu den Bluttests. Blut kann generell auch auf eingenommene Psychopharmaka untersucht werden. Wobei es sinniger ist, wenn man weiß, nach was man sucht. Fakt ist aber auch, dass die Medikamente nicht ewig nachgewiesen werden können. Ich weiß von anderen psychisch kranken Menschen, dass sie auch bewusst und teilweise auch in Absprache mit ihrem behandelnden Arzt ihre Psychopharmaka abgesetzt haben, weil ein Bluttest an stand und es da unter anderem auch um den Traumberuf ging. Den Traumberuf, der alle Bewerber mit psychischen Erkrankungen ausschließt.
Es ist heute ohne Probleme möglich, eine Psychiater aufzusuchen, ohne das der Hausarzt davon weiß. Außer dem Patienten, dem Arzt und der Krankenkasse weiß da keiner was von. Würde man die Regelungen nun lockern und die Krankenkasse dürfte die doch sehr sensiblen und zum Teil intimen Daten an den Arbeitgeber oder den potentiellen Arbeitgeber weiter geben dürfen - ist euch eigentlich bewusst, was das auch heißen kann?
Ich als Betroffene - ich geh nun recht offen damit um. Die meisten Ärzte, die mich in den letzten Jahren behandelt haben, wussten, dass ich psychisch krank bin. In ein oder zwei Fällen habe ich es verschwiegen. Weil es da einfach nicht wichtig war. Bei einer ärztlichen Untersuchen, bei der ich mich ausziehen muss, könnte ich nicht verbergen, dass da was war oder ist. Aber rein im Gespräch - wenn ich das wollen würde und mir Mühe geben würde, könnte ich zum Großteil vollkommen normal rüber kommen. Ich könnte auch auf die meisten psychiatrischen Fragen so antworten, dass man keine Störung vermuten würde.
Ich bin schockiert darüber, dass ein einzelner Betroffener sich auf diese Weise das Leben genommen hat und noch so viele Menschen mit in den Tod genommen hat. Mir macht es aber auch Angst, wie die Gesellschaft da nun mit umgehen wird. Sind alle mit einer psychischen Störung nun Massenmörder?
Aber ich frage mich schon, warum regelmäßige Blutuntersuchungen bei Spitzensportlern möglich sind, wo man doch alle möglichen Medikamente und Dopingmittel mittlerweile nachweisen kann und bei Personen wie Piloten anscheinend so etwas nicht automatisch gesucht wird. Oder irre ich mich da?
Bei Spitzensportlern wird auch bewusst nach bestimmten Wirkstoffen gesucht. Ich wette, wenn man heute eine Blutprobe von einem Sportler aus den 80er Jahren untersuchen würde, würde man da auch Wirkstoffe finden, die heute nicht mehr erlaubt wären, nach denen damals aber nicht gesucht wurde oder die damals eben noch erlaubt waren.
Ich weiß von einer Fluggesellschaft, die mit Sicherheit vor der Einstellung Blutuntersuchungen macht und dabei wohl auch auf diverse psychiatrischen Medikamente untersucht. Wenn man das aber vorher weiß, dann setzt man sie eben früh genug ab. Und wie gesagt, manches Mal muss man auch wissen, nach was man sucht.
Fändet ihr es ratsam, wenn Piloten künftig gründlicher und häufiger medizinisch untersucht werden müssten? Oder seht ihr da eher die Rechte der Piloten in Gefahr? Wie würdet ihr euch da entscheiden, wenn ihr neue Regelungen mit bestimmen könntet und warum? Welche Checks oder Veränderungen würdet ihr euch wünschen und warum?
Ich stehe dem ein wenig kritisch gegenüber. Ich finde es richtig, dass Untersuchungen statt finden. Was ich nicht gut finden würde, wenn der Arbeitgeber Krankenakten einsehen darf und diese auch anfordern darf. Denn ich befürchte hier, dass erst mal nur die Fluggesellschaften Interesse daran haben und sich nach und nach auch andere Arbeitgeber dafür interessieren könnten. Wo aber zieht man die Grenze?
Ich denke, die Gefahr geht nicht nur von psychisch kranken Menschen aus. Ich halte das Risiko auch nicht unbedingt für größer. Ich denke, jeder Mensch kann ein Risiko sein, ohne das man das vorher weiß.
Ich will da jetzt auch nicht psychisch Kranke an den Pranger stellen. Deshalb habe ich im Startbeitrag ja auch bewusst zum Beispiel von Anzeichen für ein geschädigtes Herz geschrieben. Ein plötzlicher Herzstillstand oder Schlaganfall oder ein epileptischer Anfall des Piloten wenn der andere Pilot gerade auf Toilette ist ist auch nicht unbedingt das, was man sich als Passagier wünscht. Es gibt ja durchaus mehrere Möglichkeiten, was am Steuer eines Fahrzeugs mit vielen Passagieren gefährlich werden kann.
Ja sicher kann man Medikamente absetzen. Wenn es um seltene Untersuchungen geht, ist das sicher sogar problemlos möglich. Wenn man aber theoretisch alle zwei Monate Blut abgeben müsste, dann wäre das mit dem Absetzen schon relativ viel schwieriger.
Ich kann es rein logisch nachvollziehen, dass man seinen Traum wegen einer wie auch immer gearteten Krankheit nicht aufgeben möchte. Aber wenn das so ist, ist das eben Schicksal. Mein Vater wäre auch gerne Pilot gewesen. Aber mit seiner Sehschwäche war das damals nicht möglich. Er hat es überlebt. Es gibt so viele Leute, die ihren Traumberuf nicht ergreifen konnten. Und wenn man so krank ist, dass man eventuell eine Gefahr für andere darstellen könnte, ist es schon ein gewisser Egoismus trotzdem an so einem Wunsch fest zu halten. Und so traurig das für diejenigen ist, dass deren Traum platzt, so vernünftig ist es vielleicht aus Sicht eines neutralen Dritten.
Ich hab deinen Beitrag auch nicht wirklich als Hetze aufgefasst. Der war schon sehr sachlich formuliert. Mir lag und liegt es aber auch am Herzen, eben auch die andere Seite zu zeigen.
In wie weit ein psychisch kranker Mensch dauerhaft Medikamente braucht, kommt unter anderem sicherlich auch auf die Erkrankung an. Und es kommt auch auf den Patienten an. Wenn ich vor der Option stünde, meine Medikamente abzusetzen, um irgendwas zu bekommen, was ich unbedingt will, wäre es wahrscheinlich kein großes Problem, dass einzige reine Psychopharmaka welches ich einnehme abzusetzen. Und das auch auf Dauer.
Allerdings nehme ich noch ein Medikament, was ich nicht einfach so werde absetzen können, welches mit Sicherheit auf der Ausschlussliste steht. Allerdings wäre ein Job im Bereich Luftfahrt nun auch nicht von mir angestrebt.
Ach ja, ich kenne einige Frauen, die in der Schwangerschaft alle Psychopharmaka von jetzt auf gleich abgesetzt haben. Einfach weil sie das Risiko nicht eingehen wollten. Wobei es durchaus Psychopharmaka gibt, die nicht erbgutschädigend sind und in der Schwangerschaft genommen werden könnten.
Und wenn man so krank ist, dass man eventuell eine Gefahr für andere darstellen könnte, ist es schon ein gewisser Egoismus trotzdem an so einem Wunsch fest zu halten.
Ist aber jeder psychisch Kranke eine Gefahr? Darum geht es mir und darum geht auch die Diskussion. Das man eben weil ein psychisch kranker Pilot Mist gebaut hat, nun der Meinung ist, alleine irgendeine psychische Erkrankung stellt eine Gefahr da.
Passagierflugzeuge gibt es nun über hundert Jahre. Das ein Flugzeug mit Passagieren bewusst zum Suizid benutzt wurde, dürfte aber das erste Mal gewesen sein. Das sich schon andere mit einem Flugzeug das Leben genommen haben, halte ich hingegen durchaus für realistisch. Nur waren da halt nicht noch 150 andere Menschen an Board.
Ich finde weiterhin schrecklich was passiert ist. Das es generell mehr Untersuchungen geben sollte, halte ich auch für legitim. Ich halte es aber für nicht richtig, wenn Fluggesellschaften die Krankenakten einsehen können. Eben weil ich da Sorge hätte, dass es jetzt die Fluggesellschaften sind und in wenigen Jahren darf jeder Arbeitgeber auf die Krankenakten zugreifen. Und man kann theoretisch in jedem Beruf Mist bauen. Auch Mist, mit dem man viele Menschen gefährden kann.
Psychische Erkrankungen bieten sicherlich Risiken, was ich ganz grob auch ganz abstreiten möchte. Aber nicht jeder der psychisch krank ist steuert ein vollbesetztes Flugzeug bewusst in den Abgrund. Und nicht jede psychische Erkrankung ist dauerhaft so schlimm, dass man zu krank ist für irgendwas.
LittleSister hat geschrieben:Ist aber jeder psychisch Kranke eine Gefahr? Darum geht es mir und darum geht auch die Diskussion. Das man eben weil ein psychisch kranker Pilot Mist gebaut hat, nun der Meinung ist, alleine irgendeine psychische Erkrankung stellt eine Gefahr da.
Passagierflugzeuge gibt es nun über hundert Jahre. Das ein Flugzeug mit Passagieren bewusst zum Suizid benutzt wurde, dürfte aber das erste Mal gewesen sein. Das sich schon andere mit einem Flugzeug das Leben genommen haben, halte ich hingegen durchaus für realistisch. Nur waren da halt nicht noch 150 andere Menschen an Board.
Ich denke nicht, dass jeder psychisch kranke eine Gefahr darstellt, und vermutlich nicht mal ein Großteil. Denn man sollte nicht alle psychisch kranken in einen Topf schmeißen, dafür ist die Auswahlmöglichkeit an psychischen Krankheiten viel zu groß. Da gibt es genügend Dinge, wo die Betroffenen allein leiden und das Umfeld kaum betroffen ist. Zudem denke ich, dass die allermeisten von uns mehr oder weniger psychisch krank sind, weil dieses Gesellschaft es unendlich schwer macht, psychisch total gesund zu sein.
Mir ging es bei dem Punkt, ob es nicht Egoismus ist, wenn man einen Traumberuf auf Biegen und Brechen ergreift auch wieder nicht nur um psychisch erkrankte Menschen alleine, sondern um alle, bei denen ein triftiger Grund die Berufswahl zumindest in Frage stellt. Dazu bin ich selbst eben vorbelastet. Ich hatte auch einen Traumberuf, den ich aus gesundheitlichen Gründen, wegen meiner empfindlichen Haut in Gefahr war.
Klar war ich damals lange traurig, denn ich hatte hart dafür gekämpft, überhaupt den Studienplatz dafür zu bekommen und so kurz vor dem Start hat die Gesundheit nicht mit gemacht. Ich hätte jetzt auch Gefälligkeitsatteste beschaffen können und meinen Kopf durchsetzen können. Aber letztlich war es damals einfach das einzig vernünftige, vom Traumberuf Abstand zu nehmen und sich umzuorientieren. Ich lebe noch.
Und wenn man es realistisch sieht, war es die beste Lösung, auch wenn ich mir manchmal immer noch wünsche, es wäre damals anders gekommen. Aber es ist wie es ist. So ist das Leben, es kommt nicht immer so, wie man sich es wünscht, auch wenn man noch so hart dafür kämpft.
Das war aus meiner Sicht eher eine Zeitgeistkritik: Man bekommt heute (zumindest wenn man auf dem Gymnasium ist) von klein auf eingeimpft, dass das wichtigste eine steile Karriere in einem möglichst angesehenen Beruf ist. Wie wichtig es ist, bei der Berufswahl das ultimativ beste raus zu suchen und sich restlos selbst zu verwirklichen. Und wenn dann eben das Schicksal wie auch immer dazwischen kommt, weil das Geld fehlt oder Gesundheit oder die Intelligenz oder das Durchhaltevermögen, dann steht man so schnell als Loser da.
Dabei ist es nicht immer und nicht für jeden das allerwichtigste eine beneidenswerte Karriere hin zu legen und einen Traumberuf zu ergreifen. Das sollte man unseren jungen Leuten vielleicht auch mal etwas klarer in der Schule beibringen. Es ist wichtig, immer einen Plan B zu haben, mit dem man auch glücklich werden kann.
Im Übrigen wäre ich da nicht so sicher, dass das das erste Mal ist, dass ein Pilot erweiterten Selbstmord mit einem voll besetzten Flugzeug begeht. Dieser Flug MH 370 ist ja bis heute unter ungeklärten Umständen verschollen. Eine der Thesen war da ja auch, dass es sich damals möglicherweise um einen Pilotenselbstmord gehandelt haben könnte. Klar ist das Spekulation. Aber auch da wäre es zu kurz gegriffen, das nur psychisch kranken Menschen allein in die Schuhe zu schieben. Als Motiv kämen da ja auch noch ganz andere Dinge wie zum Beispiel religiöser Fanatismus in Frage.
Ich habe eher Sorge um das, was daraus gemacht wird, wenn nun Krankengeschichten eingesehen werden können. Da ich Betroffene bin, interessiert mich halt vor allem der Umgang mit psychisch kranken Menschen.
Wenn in einer Krankengeschichte steht, dass jemand schlecht sieht, dann wird der Betroffene nicht schief angesehen und es werden keine Horrorszenarien aufgebaut. Auch bei einer Veranlagung für einen Herzinfarkt nicht. Ich habe aber mehrfach erlebt, wie manche damit umgehen, wenn andere eine psychiatrische Diagnose haben.
Und selbst wenn in vier Wochen oder in zwölf Monaten heraus kommt, dass der Pilot gar keine Schuld an dem Unglück hat, sitzt es doch nun fest in den Köpfen, dass da ein "Irrer" (die meisten sagen dann ja Irrer und nicht psychisch Kranker) ein Flugzeug mit vielen Fluggästen in den Tod gelenkt hat.
Ich habe meine erste Psychotherapie mit 17/18 Jahren rum gemacht. Ich vermute stark, dass meine damaligen Arbeitgeber davon gewusst haben. Die Therapie war nach der Mindestanzahl der Stunden beendet und nun ja, so wirklich richtig gesund war ich nicht wirklich. Ich habe ähnliche Therapien abgelehnt, bis ich etwa 30 Jahre alt war.
Ich hab die erste Therapie aber auch oft verdrängt. Das war was, was ich mal, mit wenig Erfolg, gemacht hatte. Aber nie hätte ich da einem Arbeitgeber von erzählt. Und ich vermute mindestens einen, eher zwei, meiner Arbeitsverträge hätte ich nicht bekommen, wenn meine Arbeitgeber meine Krankengeschichte hätten einsehen können. Allerdings glaube ich auch, wenn die Therapie damals anders gelaufen wäre, hätte ich wahrscheinlich damals schon irgendeine Diagnose bekommen und mein Leben wäre anders verlaufen.
Aber geht einen Arbeitgeber wirklich an, ob man als Kind einen Verdacht auf ADHS hatte und getestet wurde? Selbst wenn es keine Diagnose gab, steht eben in der Krankengeschichte, dass eine Testung stattgefunden hat. Meistens durch irgendeine psychische Einrichtung. Liest da noch jemand weiter, wenn da steht Behandlung im Psychiatrischen Zentrum X? Oder wird gleich geurteilt, der Bewerber war mal beim Irrenarzt?
Auch geht es einen Arbeitgeber nichts an, ob man als Kind das Bein gebrochen hatte, wie oft man als Kind krank war und so weiter. Es geht einen Arbeitgeber auch nichts an, ob seine Bewerberin schon mal abgetrieben hat oder wie viele Fehlgeburten sie hat oder ob sie eine Schwangerschaft ausgetragen hat und das Kind zur Adoption frei gegeben hat.
Das sind aber alles Punkte, die für einen Arbeitgeber ersichtlich wären, wenn sie die Krankengeschichte einsehen könnten. Ich empfinde das als nicht richtig. Einfach weil man nie weiß, wie damit umgegangen wird.
Ich lege auch Wert darauf, dass auf meinem Krankenkassenkärtchen keine Daten gespeichert werden. Einmal weil ich klar keinen Überblick habe, was damit gemacht wird und wer was damit macht. Mir wurde mal gesagt, dass jeder der in dem Krankenhaus arbeitet, welches meine psychischen Erkrankungen behandelt, der Zugriff auf das Computersystem hat auch auf meine Akte zugreifen kann.
Ich weiß, dass in meiner Krankenakte auch nicht so tolle Dinge drin stehen. Auch Dinge, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Im selben Krankenhaus ist aber auch eine Geburtsklinik. Meine schlimmsten Befürchtungen sind immer, dass ich dort als gebärende Frau hin komme, beim Einlesen meiner Karte das System meldet, dass ich Patientin der Psychiatrie im Haus war, dort auch die Diagnosen stehen und was so alles vorgefallen ist. Und quasi das Jugendamt schon im Kreißsaal steht.
In vielen Köpfen ist heute noch drin, dass Borderliner keine Kinder erziehen können/dürfen/sollen. Es gibt Fälle in denen Mütter die Kinder alleine wegen der Diagnose weg genommen wurden. Ich hab das Glück das ich über die Klinik ambulant behandelt werde. Falls ich schwanger werden würde, was recht unwahrscheinlich sein dürfte, würde man das alles im Vorfeld klären. Das Glück hat aber nicht jede ehemalige Patientin der Psychiatrie.
Ich meine mich zu erinnern, dass in den letzten Tagen was gesagt wurde, dass große ärztliche Untersuchungen alle zwei Jahre stattfinden. Das wäre der selbe Zeitraum, wie man ihn zum Beispiel bei der Bahn hat oder auch bei meinem Mann in der Landwirtschaft. Allerdings ist mir aus DDR-Zeiten bekannt, dass Pilot und Co-Pilot dort vor jedem Flug eine ärztliche Untersuchung hatten.
So dass man zumindest Blutdruck und auch Herz untersucht hat und man doch zumindest teilweise bestimmte gesundheitliche Probleme ausschließen konnte, bevor die Leute abgehoben sind. Ob das heute bei dem Zeitdruck, der da oftmals auch vorhanden ist, noch machbar ist, weiß ich nicht. Es wäre aber wünschenswert, wenn man sich dahingehend ein wenig absichern würde.
Nur was würde passieren, wenn man da direkt einen Piloten das Fliegen verbieten würde. Sind genug Ersatzleute vorhanden, die man dann bei Bedarf holen kann? Oder würde es am Ende heißen, dass X Flüge pro Tag durch Ärzteentscheidungen gestrichen werden würden?
Sicher kann man nun fragen, ob genug Untersuchungen stattfinden, wo man verbessern kann und welche Folgen das haben wird. Aber könnte man damit wirklich alle Risiken ausschließen? Ich glaube nicht und ich vermute hier mal, dass sich die Diskussion auch bald im Sande verlaufen wird. Passiert etwas, gibt es einen großen Aufschrei, aber in wenigen Wochen kräht kein Hahn mehr danach.
Bei der Bundeswehr gibt es solche Checks, aber was ist mit denen, die einen solchen Check nicht bestehen? Angeblich hatte der Andreas L. doch Angst vor dem nächsten Check und soll gerade deshalb die Tat begangen haben.
Man sollte auch das Angebot an Hilfen kräftig erweitern. Ansonsten bringt eine solche Maßnahme wohl eher das Gegenteil.
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