Verödet der Onlinehandel unsere Innenstädte?
Es dürfte inzwischen bundesweit so sein, dass die Innenstädte immer mehr veröden. Die kleinen Läden können mit der Konkurrenz aus dem Internet einfach nicht mehr mithalten und schließen ohne dass sich ein Nachfolger findet.
Ich persönlich halte diesen Trend für unmöglich und versuche deshalb, immer zuerst einen Artikel vor Ort zu finden und zahle dann auch gerne mal etwas mehr, zumal ich dann auch noch etwas Gespräch habe. Dies ist gerade für ältere Leute sehr wichtig, die mit dem Internet nicht so bewandert sind.
Ganz so einfach sind die Zusammenhänge nun auch wieder nicht. Ich weiß aus meiner Stadt zum Beispiel, dass die Mieten in den guten Lagen immer mehr steigen. Die kleinen Läden, die nicht zu einer großen Kette gehören, schließen in den Fußgängerzonen nicht deshalb, weil immer mehr Leute im Internet bestellen, sondern weil sie sich die Miete und die ganzen Nebenkosten, die ja auch immer weiter steigen, nicht mehr leisten können.
Ich sehe hier auch keine Verödung. Es gibt keine leer stehenden Geschäfte und wenn ein Geschäft mal leer stehen würde macht da eigentlich immer direkt ein "Ein Euro" Laden auf, bis sich ein neuer, dauerhafter Mieter findet. Was ich sehe ist immer weniger Individualität und Charakter. Da macht eine Buchhandlung zu, weil die Inhaber in Rente gehen, und statt dessen kommt dann Thalia mit seinem 0815 Sortiment.
Davon abgesehen sehe ich es aber nicht als meine Pflicht an in Geschäften vor Ort einzukaufen, wo ich oft weniger Auswahl und höhere Preise erwarten kann, um älteren Leuten, die ich gar nicht kenne, einen Gefallen zu tun. Ich bin auch nicht so gesprächsbedürftig, dass ich es unbedingt positiv finde, wenn ich während des Einkaufs angesprochen werde.
Es einfach nur auf das Internet zu schieben ist in meinen Augen zu kurz gedacht. Wir haben das Thema im Studium von vorne bis hinten durchgekaut und haben dabei auch sehr ausführlich über das Bodenrentenmodell gesprochen.
Wie du in der von mir verlinkten Grafik erkennen kannst, sind die Büros und der Einzelhandel in erster Linie in der Innenstadt angesiedelt, weil dort die kürzesten Wege zum Stadtkern vorhanden sind. Dort sind aber auch die Bodenpreise am höchsten, sodass es zu Suburbanisierung kommt und die Städte wachsen.
In der Stadt meines Freundes ist die Innenstadt bzw. Kernstadt schon seit Jahren am veröden, das liegt aber nicht am Internet, sondern an dem riesigen Einkaufszentrum, das sich etwa 800 m von der Innenstadt entfernt befindet. Dadurch ist die Kernstadt erst recht am veröden, das liegt aber nicht am Internet.
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