Vermieter will leerstehende Wohnung an Asylanten vermieten

vom 20.12.2015, 19:35 Uhr

Herr K. wohnt seit dreißig Jahren in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in einem ruhigen Mietshaus. Die Nachbarn, meistens ältere Ehepaare, wohnen ebenfalls schon seit Jahren im selben Haus. Der Vermieter wohnt mit seiner Frau ebenfalls im Haus. Der Vermieter ist generell ein wenig schwierig, weil er gerne alle Kosten irgendwie auf die Mieter umlegt und die Mieter immer darum kämpfen müssen, dass er sich an mietrechtliche Dinge hält.

Bis vor wenigen Monaten lebte auch die Mutter der Vermieterin im Haus. Die ältere Dame war pflegebedürftig und man wollte sie nicht in ein Heim geben. Wohl auch um Kosten zu sparen. Da ihre Tochter aber noch berufstätig war und man die alte Dame nicht so lange alleine daheim lassen konnte, lebte eine junge Frau aus den Ostblockstaaten im Haus, die sich um die Mutter der Vermieterin kümmerte. Mittlerweile ist eine Pflege der Mutter der Vermieterin von Frau K. im heimischen Umfeld nicht mehr möglich und die alte Dame ist nun in einem Pflegeheim untergebracht.

Die junge Frau aus den Ostblockstaaten ist wieder nach Hause zurückgekehrt. Während ihrem Aufenthalt in Deutschland, hat sie im Haus der Vermieter von Herrn K. gelebt. Im Dachgeschoss gibt es eine Wohnung, in der wohl die Vermieterin als Jugendliche vor gefühlten fünfzig Jahren mal gelebt hat. Herr K. hat sich mit der jungen Pflegekraft ganz gut verstanden und hat ihr beim Auszug geholfen.

Herr K. war sehr bestürzt über die Wohnverhältnisse. Die Wohnung hatte zwei Zimmer. In einem Zimmer stand Gerümpel der Vermieter herum. Im anderen Zimmer lag eine Matratze auf dem Boden, auf der die Pflegekraft schlafen konnte. Ein altes Sofa, welches eher schon gammlig wirkte, stand dort ebenfalls noch. Die Stromleitungen waren noch über der Erde verlegt und hingen teilweise abenteuerlich in der Wohnung. Eine Küche gab es gar nicht, aber in einem dritten Raum hatte man immerhin einen alten und eher schimmligen Kühlschrank hingestellt, damit die Pflegekraft zumindest was zum Essen bevorraten konnte.

Im Badezimmer gab es ein altes, rissiges Waschbecken. Warmes Wasser gab es dort allerdings nicht. Die Toilette befand sich auf dem Hausflur. Die Fenster in allen Räumen waren einfach verglast und wurden nur mit Mühe und Not durch das Kit im Rahmen gehalten. Beheizt wurde die Wohnung mit einem uralten elektrischen Heizofen.

Nun ist der Vermieter der Meinung, er kann diese Wohnung an Asylanten vermieten. In unserer Stadt wird verzweifelt nach Wohnraum und Unterkünften für Asylanten gesucht und über die örtliche Presse werden eben auch private Vermieter gesucht, die Wohnraum an Asylanten vermieten würden. Die Miete würde von der Stadt übernommen werden.

Der Vermieter von Herrn K. argumentiert, dass er ja nun hohe Kosten hat, durch den Heimaufenthalt seiner Schwiegermutter. Die Kosten könnten durch die Rente der älteren Dame eben nicht gedeckt werden. Die Vermietung der Wohnung seiner Schwiegermutter würde die Kosten auch nicht decken. Die Wohnung seiner Schwiegermutter ist auch bereits wieder vermietet.

Der Hausbesitzer hat mittlerweile das Rumpelzimmer in der Dachgeschosswohnung leer geräumt. Dabei haben auch die anderen Hausbewohner mitgeholfen, da sie der Meinung waren, er wird die Wohnung nun sanieren und man dem Vermieter in der Situation mit der Schwiegermutter einfach helfen wollte, die von allen Hausbewohnern immer sehr geschätzt wurde.

In der Wohnung wird allerdings nichts gemacht. Der Vermieter sammelt bei Sperrmüllsammlungen alten Matratzen zusammen und schafft sie in die Dachgeschosswohnung. Als man ihn ansprach, sagte er, dass er der Stadt gerne helfen möchte und Asylanten ein Dach über dem Kopf anbieten möchte. Er würde nun jedes Zimmer mit zwei Schlafmöglichkeiten ausstatten und so könnten dort sechs Personen mindestens leben. Er rechnet mit etwa 300 Euro Mietkosten pro Person.

Herr K. und seine Nachbarn sind empört über die Vorstellungen ihres Vermieters. Als man versuchte ihn darauf anzusprechen, hat dieser argumentiert, die Leute hätten es doch in einem ordentlichen Mietshaus besser, als in einer Massenunterkunft oder gar in Zelten, wo in manchen deutschen Gemeinden die Asylanten untergebracht werden. Sie hätten bei ihm einen Schlafplatz und fließendes Wasser und ein Dach über dem Kopf.

Der Vermieter von Herrn K. scheint da ein wenig beratungsresistent zu sein. Er ist der Meinung, er tut was Gutes. Scheinbar hat er auch schon Kontakt mit der Stadt. Die anderen Mieter hofften ja noch darauf, dass sich jemand die Wohnung ansieht, bevor sie vermietet wird. Dem war leider nicht so. Der Vermieter kennt jemand, der scheinbar froh ist, wenn sechs Asylanten weniger untergebracht werden.

Prüft wirklich niemand die Wohnmöglichkeiten für Asylanten? Reicht da die Auskunft des Vermieters, dass er sechs Schlafplätze, Toilette (hier nur auf dem Stockwerk) und eine Waschmöglichkeit anbietet? Gekocht werden könnte ja auf Kochplatten. Wasser könnte man im Wasserkocher erwärmen. Und immerhin ginge es den Asylanten dann ja besser als in ihrem Heimatland, meint der Vermieter von Herrn K. Was könnten die Hausbewohner unternehmen?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hätte auch gehofft, dass die Stadt sich die Wohnungen vorher anschaut. Denn Flüchtlinge kennen oft ihre Rechte noch nicht und würde so eine Wohnung wohl einfach dulden. Aber das wäre sicherlich ein ganz schöner Aufwand, alle Wohnungen zu begutachten. Immerhin ist der Mann ja schon Vermieter und die Stadt nimmt wohl einfach an, dass diese Wohnung im gleichen Zustand ist wie die bereits vermieteten.

Anstelle von Herrn K. würde ich einfach mal bei der Stadt anrufen und ihr einen Hinweis geben. Das kann ja auch anonym passieren und die Stadt kann eine darauf folgende Besichtigung einfach als Routine erklären.

Aber so wie die Wohnung hier beschrieben wird, ist sie definitiv nicht bewohnbar. Schon gar nicht für 300 € pro Person. Das ist ja sowohl den Asylsuchenden als auch dem Staat gegenüber ungeheuerlich.

Die Einstellung, dass es ihnen dann ja immer noch besser ginge als in der Heimat oder in einem Flüchtlingszelt, kann ich auch immer nicht so ganz nachvollziehen. Ja klar kann es schlimmer sein als in einer deutschen Bruchbude, aber das ist doch kein Grund. Alte Matratzen vom Sperrmüll. Und dann sollen sie wahrscheinlich noch dankbar sein.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Letztendlich kommt es darauf an, ob der Vermieter direkt an die Flüchtlinge vermietet oder nicht. Da er Gespräche mit Behörden führt liegt die Vermutung nahe, dass er nicht direkt an die Flüchtlinge vermieten wird. Möchte er nämlich direkt, beziehungsweise persönlich an Flüchtlinge vermieten, muss er das nicht mit irgendeinem Amt abklären im Regelfall. Im anderen Fall ist das zuständige Amt zwischengeschaltet, welches dann die Miete zahlt. Und da kann man sich sicher sein, dass Leute kommen und die Wohnung begutachten werden, da kein deutsches Amt hier mehr zahlen wird, als es muss.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Sicher geht es den Asylsuchenden dort besser als im Heimatland, aber das ist ja so gesehen auch keine Kunst, weil das in einem friedlichen Land immer besser sein wird, als in einem Land, wo Krieg herrscht. Aber trotzdem hätte ich auch gedacht, dass in so einem Moment, wo man eine Wohnung anbietet, diese auch angesehen wird und dann entschieden wird, ob man diese nutzen kann, um Flüchtlinge unterzubringen und wenn ja, wie viele Flüchtlinge untergebracht werden können.

Aber wenn der Vermieter jemanden bei der Stadt kennt, dann vertraut er ihm vielleicht ganz einfach, dass da alles mit rechten Dingen zugeht und schickt dann einfach die Flüchtlinge ohne eine Überprüfung dorthin. Das ist dann schon schwierig, denn ein anonymer Hinweis an die Stadt ist ja schön und gut, aber der Vermieter wird wissen, dass er von einem seiner Mieter gekommen ist, die ihn ja schon auf die Missstände angesprochen haben.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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