Vermarktet Westerwelle seine Krankheit zu sehr?

vom 16.11.2015, 18:17 Uhr

Nachdem der ehemalige Außenminister Westerwelle zuerst grandios als Parteivorsitzender der FDP scheiterte und dann auch noch miterleben durfte, wie die FDP zum ersten Mal in ihrer Geschichte nicht mehr im Bundestag vertreten war, kam auch für ihn persönlich auch noch die Schockdiagnose Krebs.Danach begann eine lange Zeit des Bangens und der Therapien mit offenem Ausgang.

Doch nun ist der Krebs besiegt und Westerwelle ist zurück und im Gegensatz zu uns Normalbürgern wird der Heraufbeschwörer der "spätrömischen Dekadenz" zu Talkshows eingeladen und veröffentlicht sogar noch ein Buch darüber. Dafür kassiert er sicher auch noch recht ordentlich. Findet ihr nicht auch, dass Herr Westerwelle seine Krankheit etwas zu sehr vermarktet? Hilft er damit nur sich selber oder auch anderen Leuten?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich bin da völlig unentschlossen. Ich habe durch Zufall unlängst eine Talkshow erwischt, wo er gerade saß und über die letzten Jahre berichtet hat. Ich muss sagen, dass ich sein Auftreten und seine Kommentare sehr interessant und angenehm empfand. Der Zyniker in mir meinte allerdings: pass auf, gleich hat er ein Buch geschrieben. Und Bingo, da wurde es auch schon hochgehalten.

Auf der einen Seite freut es mich wirklich, dass er die Krankheit anscheinend im Grifft hat. Auf der anderen Seite sitzt dieser Mensch aber nun in den letzten Tagen wirklich in jeder Talkshow. Vielleicht ist das für ihn ein Sprung zurück ins pralle Leben, aber sehr präsent war er für mich doch. Und ich bin eigentlich nicht der große Talkshowgucker.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe mir bisher nicht angesehen, was er da so gesagt hat. Ich denke aber, dass es sein gutes Recht ist darüber nun auch zu sprechen oder zu schreiben. Er ist ein Mann, der in der Öffentlichkeit steht und ein öffentlicher Umgang mit dem Thema kann nicht schaden. Es erkranken leider immer noch viel zu viele Menschen an Krebs und trauen sich damit nicht auf die Straße oder darüber zu reden. Es ist schon in Ordnung, wenn er das Thema aufnimmt und darüber spricht, was er durchmachen musste.

Ich denke auch, dass man darüber nicht urteilen kann, wenn man es selber nicht erlebt hat. Ich meine man muss sich das nur mal vorstellen. Er ist dem Tod von der Schippe gesprungen und das macht sicherlich ein besonders gutes Gefühl, worüber man dann auch gerne spricht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass er als ehemaliger Politiker sicher eine kleine Art "Hilfe" sein möchte. Man hat nicht immer viel von ihm gehalten, dass weiß er. Einige mochten ihn und die anderen nicht. So ist das als Politiker immer. Dann kam die Schockdiagnose nach dem Fall der FDP. Das war alles ein hartes Laster, wie es im privaten Leben jeden treffen kann. Da mag es heißen Jobverlust und Leukämie etc.

Ich denke, dass man anhand seiner Interviews, die echt kräftezehrend sieht, wie er kämpft. Man sieht auch, dass er leidet, mit Tränen kämpfen muss und mehr. Es ist kein Zuckerschlecken sich so zu zeigen. Schwach, kränklich und verwundbar. Das möchte ja niemand.

Ob er das bewusst auch vermarktet, das steht mir nicht zu beurteilen. Ich glaube schon, dass man das machen kann und es wäre nicht verwerflich. Andere vermarkten ihre Kinder und Charlie Sheen ist auch nicht nur, damit ihn keiner erpresst an die Öffentlichkeit gegangen. Es gibt nun Interviews usw. die Geld bringen!

Jeder vermarktet sich damit sicher auch, aber ich finde es mutig von allen, auch Charlie Sheen, öffentlich zu sagen, was man hat. So können andere Opfer ebenso schauen, hey mein Lieblingsstar oder Politiker hat es geschafft. Gibt vielleicht einigen Mut.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Westerwelle hat doch auch schon vor seinem "Rückzug" aus der Politik und dem krankheitsbedingten Verschwinden von der Bildfläche an einem (weiteren) Buch gearbeitet. Das war lange bekannt und teilweise auch schon Bestandteil von Diskussionen, weil die Möglichkeit bestand, dass er selbst das Scheitern der FDP auch im Buch sehr kritisch beurteilen würde.

Dass das Buch aufgrund des Überstehens seiner schweren Erkrankung eine andere Richtung genommen hat, ist soweit nachvollziehbar und auch verständlich. Dass er die gemachten Erfahrungen dort verarbeitet und niederschreibt ist klar, dass er das Buch nicht verschenken würde und stattdessen ein wenig daran verdient, war ebenso klar.

Letztendlich haben die meisten Politiker ein oder mehrere Bücher herausgebracht und eben mit unterschiedlichen Mitteln vermarktet. Ich wüsste nicht, was es daran auszusetzen gibt, denn es ist doch vollkommen normal. Dass Westerwelle das Buch, welches eben zu einem erheblichen Teil von seiner Krankheit handelt, bewirbt, liegt auf der Hand. Dass er im Rahmen dessen nicht unerwähnt lässt, dass er krank war, beziehungsweise danach gefragt wird, ebenso. Wie gesagt: Ich wüsste nicht, was es daran auszusetzen gibt.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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