Verliert der Begriff Freundschaft zunehmend an Wert?
Ich habe kürzlich die Aussage gelesen, dass der Begriff Freundschaft in der heutigen Zeit immer mehr an Wert verlieren würde. Das läge daran, weil die Anzahl der Facebook-Freunde immer wichtiger würde. Ich kann diese Aussage nicht wirklich verstehen: Nur weil einzelne Gestalten der Anzahl der Facebook-"Freunde" so viel Bedeutung beimessen, dass Freundschaft generell an Wert verlieren? Das sehe ich anders. Was haltet ihr von dieser Aussage? Meint ihr, dass der Autor mit seiner These recht hat oder seid ihr anderer Meinung?
Ich glaube schon, dass es einzelne Personengruppen gibt, die den Begriff Freundschaft zu locker definieren. Unter anderem sind das in meinen Augen die ganzen Influenzer in der heutigen Zeit. Freunde sind immer noch für mich das, was sie auch vor 20 Jahren waren. Bei mir hat der Begriff also nicht an Wert verloren und mir bedeutet es immer noch dasselbe, wobei das ein Begriff ist, der jeder für sich selber definieren und auslegen kann.
Solche Aussagen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen und da würde ich schon mal ganz klar trennen. Was haben denn die Facebook-Likes, mit wirklichen Freundschaften zu tun? Für mich sind das jedenfalls keine echten Freunde oder Freundinnen, denn eine wirkliche Freundschaft, die mache ich an ganz anderen Kriterien fest. Aber es kann schon gut möglich sein, dass viele Menschen keine oder weniger Zeit haben, ihre Freundschaften auch zu pflegen, aber an Wert verlieren die bei mir dennoch nicht.
Ich kann die Aussage des Autors nachvollziehen, denn eine ganze Reihe von Leuten denken doch wirklich, dass diese Facebook-Leute gleichzusetzen sind mit echten Freunden und geben dann sogar damit an, wie viele freunde sie doch hätten. Ich differenziere da einfach. Diese Facebook-Leute sind für mich einfach keine Freunde im engeren Sinne.
Für mich kann es echte Freundschaft nur mit einem echten, realen Kontakt geben. Und da definiere ich Freundschaft auch auf die ganz traditionelle Weise. Es gibt dann noch so ein Zwischending zwischen diesen realen Freunden und den Facebook-Personen. Die nenne ich dann aber auch gar nicht erst Freunde, sondern es sind eher Bekannte, Kumpels oder dergleichen.
Ich denke, nur wenn man weiterhin so differenziert, behält der Begriff Freundschaft seinen Wert. Wenn man aber die Facebook-Leute aber auch als Freunde bezeichnet und gar nicht mehr unterscheidet, dann kann ich verstehen, das man behauptet, der Begriff verliere an Wert.
Die Freundschaft an sich wird sicher nicht an Wert verlieren und ich denke, so ist das hier auch gar nicht gemeint, sehr wohl benutzen aber viele Leute den Begriff zunehmend inflationär. Früher waren die Leute Kollegen, Nachbarn, Bekannte, heute werden sie von manchen schnell als Freunde bezeichnet. Ich glaube, das ist vor allem eine Eigenheit, die aus dem amerikanischen Sprachraum übernommen wurde.
Das Skurrilste, was ich in dem Kontext mal gehört habe, war ein Bekannter, der erzählte, er hätte seinen Geburtstag im Kreise seiner 50 engsten Freunde gefeiert. Wenn das die engsten Freunde waren, was sind dann die losen Freunde oder Bekannten? Da wird er dann sicherlich so an die zweitausend haben.
Ich frage mich eher, ob und wie ein Begriff an Wert verlieren kann und ob das wirklich so eine Katastrophe ist. Mit dem Begriff "Liebe" ist es doch so ähnlich. Manche Leute "lieben" nur ihren Ehepartner, andere lieben Eishockey, Helene Fischer, ihren Goldhamster oder (in meinem Fall) Pasta. Oder der eine "hasst" Umweltverschmutzung, die andere Blumenkohl. Ich sehe hier keinen Schaden darin, dass der gleiche Begriff in unterschiedlichen Zusammenhängen unterschiedlich interpretiert werden kann und auch mal mehr, mal weniger extrem ausgelegt.
Meiner Erfahrung nach wird der Begriff Freundschaft seit der Erfindung der Sozialen Medien zwar durchaus erweitert, aber die Bedeutung von Sprache ändert sich sowieso ständig, da gibt es nichts zu jammern. Vielleicht etabliert sich mal ein Begriff für "Menschen, die man im Leben noch nicht gesehen hat, aber mit denen man online lose Kontakte pflegt, weil man sich über ein ebenfalls virtuelles Hobby oder gemeinsame Interessen gefunden hat". Aber bis dahin muss man wohl mit den Begriffen operieren, die es schon gibt.
Zudem habe ich sowieso den Eindruck, dass Facebook-Freunde und Co. schon lange wieder auf dem absteigenden Ast sind und von anderen Kontaktformen abgelöst werden. Ich glaube gar nicht, dass die jetzt nachfolgende Generation der Internetnutzer immer noch ausgerechnet in Facebook vernarrt ist und schon längst gemerkt hat, dass es unterschiedliche Formen von "Freunden" gibt. Die Leute werden ja nicht blöder, sondern passen sich an.
Der Begriff Freundschaft wird von vielen zu häufig in einem falschen Kontext genannt. Das bedeutet aber nicht, dass die Personen das nicht so meinen oder keine Ahnung von dem Thema „Freundschaft“ haben. Jeder sieht die Freundschaft und das Drumherum auch eben anders. Die einen sind dankbar, wenn man die Freundin oft sieht, andere sagen, ich muss meine Freundin nicht regelmäßig sehen, die Hauptsache ist, dass sie da ist, wenn ich sie brauche. Es verhält sich eben bei vielen anders, als bei einem selbst.
Doch Facebook & Co sind zumindest, das beobachte ich, dafür verantwortlich, dass Eifersüchteleien auf einmal auftreten oder Leute rumheulen, wenn die Freundin keine Zeit hat für Kaffeekränzchen, weil sie schon anderweitig verabredet war. Das ist mir jetzt schon des Öfteren aufgefallen und ob das sein muss? Ich denke mal nicht. Zudem ist einigen eben wirklich wichtig, viele Freunde auf FB zu haben und das über die Welt verteilt und dann wird der Begriff mir persönlich zu inflationär benutzt, stimmt schon.
Ich habe einen besten Freund und eine beste Freundin. Wir seit mehr als 20 Jahren miteinander befreundet und kennen uns vor der Pubertät hinaus. Wir haben Dinge mitgemacht wie eine angeblich gedachte große Liebe, jugendlicher Trennungsschmerz, Gewalt in den Familien wie in meiner, Trennungen der Eltern, Scheidungskinder und so viel. Wir mögen uns auch nicht immer täglich sehen, aber wir stehen da, egal wann, um welche Uhrzeit und um welches Thema es geht. Das ist unser Weg eine gute Basis für eine Freundschaft zu führen.
Ich bin aber jetzt nicht arrogant und sage, so muss das bei allen sein. Ich kenne auch eine Freundschaft, die seit mehr als 40 Jahre besteht. Die beiden sehen sich aber alle 3-5 Monate nur. Ansonsten telefonieren die täglich, obwohl sie in derselben Stadt wohnen. Es ist jedoch das Problem, dass die Partner sich nicht gerne mögen und ansonsten geht es auch wegen Arbeit nicht. Doch wenn man jetzt anrufen würde und sagen würde, mit Person X stimmt was nicht, sitzt die eine sofort im Taxi.
Jeder führt die Freundschaft, wie sie wollen. Ich teile aber dennoch die Ansichten, dass einige nicht richtig wissen, was Freundschaften sind. Heute wird die „Freundschaft gekündigt“, weil man kein Bock auf Party hatte und am Ende steht man alleine. Es gibt viel surreales, aber ob das nur an Facebook etc. liegt? Kann ich nicht beurteilen.
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