Verleitet zu weiter Hosenbund dazu mehr zu essen?
Eine Kollegin von mir quetscht sich immer absichtlich in Jeans welche ihr eigentlich eine Nummer zu klein bzw. am Hosenbund echt zu eng sind. Sie riskiert damit hin und wieder auch mal Bauchschmerzen.
Auf die Frage, warum sie sich das denn "antut", sagt sie, dass sie mit ihrer Figur noch nicht zufrieden ist und deshalb ihrem Bauch nicht zu viel Raum geben möchte. Sie hat das Gefühl, wenn ihr Bauch "zu viel" Platz habe, dann habe sie einen größeren Drang mehr zu essen bzw. verleite es sie dazu mehr zu essen als sie überhaupt benötige. Eine enge Hose gäbe ihr dagegen immer das Gefühl, dass sie weiter an sich arbeiten müsse und das unterstütze sie beim Abnehmen.
Was haltet ihr davon dem Bauch mit engen Hosen wenig Raum zu geben? Kann das tatsächlich das Essverhalten beeinflussen bzw. beim Abnehmen unterstützen? Verleitet eine weiter Hosenbund tatsächlich dazu mehr zu essen, was sind eure Erfahrungen?
Nach dieser Logik müsste ich mich heute bis zum Anschlag voll fressen, denn ich trage ein locker sitzendes Kleid, bei dem die Taille auch noch etwas höher angesetzt ist als meine natürliche Taille. Trotzdem hatte ich nur das übliche Brötchen zum Frühstück und nicht mal einen extra Kaffee dazu.
Ich habe solche und ähnliche Aussagen natürlich auch schon von Frauen gehört, aber ich finde das einfach nur befremdlich und kann mich damit so gar nicht identifizieren. Ich verstehe nicht warum man sich in eine Position bringen muss, in der man sich unwohl fühlt weil die Klamotte zu eng ist und man damit natürlich auch Scheiße aussieht, um sich zu motivieren etwas für sich zu tun. Ich persönlich bin viel motivierter etwas zu tun wenn ich mich gut fühle und mich nicht als eine Ansammlung von Problemzonen definiere.
Und in dem Fall ist die Methode ja noch nicht mal wirklich sinnvoll. Da hat sich die Gute dann in ihre enge Hose gequetscht und bildet sich ein, dass sie dadurch die Finger von einem zweiten Stück Kuchen lässt, aber statt dessen verkneift sie sich den Spaziergang in der Mittagspause weil die Hose kneift oder vermeidet das Treppen steigen weil der Hosenbund das nicht mitmacht.
Ich empfinde es als eine Mischung aus traurig und gruselig, wenn ich höre, dass sich Menschen mit körperlichem Unwohlbefinden für an sich normale und gesunde Lebensäußerungen wie Hunger oder auch "nur" Appetit strafen und kasteien. Da wird der Körper sozusagen gezüchtigt, weil er nicht so aussieht und tut, wie und was er soll.
Das erinnert mich an überholte und oft schlicht grausame Erziehungspraktiken vergangener Jahrzehnte, wenn ich ehrlich bin. Wenn mein Vater erzählt, dass er für Ungehorsam auf Erbsen knien musste, läuft es mir kalt über den Rücken. Aber wenn frau "zu fett" ist, muss sie sich auch selber bestrafen und das ganze Elend wird dadurch schön geredet, dass Abnehmen ja immer eine gute Sache ist, und eine Frau unter keinen Umständen mit ihrer Figur zufrieden sein darf. Schlank und krank als Ideal. Gruselig, diese Einstellung.
Ich finde auch, dass man sich entweder so nehmen muss wie man ist oder dann auch das Ganze durchziehen muss und die Ernährung umstellen sollte. Generell kann es ja nicht schaden sich gesund zu ernähren, aber sich selber so fertig zu machen, weil man ein bisschen dicker ist, das finde ich auch nicht richtig. Ich würde einfach eine passende Hose kaufen und so viel essen wie ich will. Ich esse sicherlich auch nicht immer nur Salatblätter und finde man darf ruhig auch mal etwas Ungesundes essen. Deswegen würde ich mir aber keine schlecht sitzende Hose kaufen, egal in welche Richtung.
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