Verlangen Ärzte Geld für Leistungen der Kasse?

In der neuen Folge von WISO wurde etwas berichtet was mich schon ein wenig nachdenklich gemacht hat. Ein Mann hatte ein Eiteransammlung unter der Haut und ist damit zum Arzt gegangen. Dieser meinte das müsste entfernt werden, da der Eiter sonst ins Blut gelangen könnte und diese Operation müsste er aber selbst bezahlen. Daraufhin rief der Mann bei seiner Krankenkasse an und diese meinte, dass sie das selbstverständlich übernehmen würde.

Dies teilte der Mann dann auch seiner Ärztin mit, diese meinte daraufhin aber überraschender Weise, dass sie nie gesagt hätte, dass das unbedingt entfernt werden müsste, es wäre ja nur ein optischer Mangel und wenn es nichts akutes ist, muss die Krankenkasse das auch nicht übernehmen, sondern er selbst. Das fand der Mann dann schon ein wenig komisch und hat dann auch die Praxis gewechselt. In der neuen war sofort klar, dass der Eiter problemlos innerhalb von Minuten entfernt werden könnte, die Krankenkasse würde dafür aufkommen.

Es wurde dann gesagt dass offenbar sehr viele Ärzte in Deutschland auf IGel (individuelle Gesundheitsleistungen) bestehen würde, die nicht von der Kasse übernommen werden, da die Ärzte so mehr Geld bekommen. War euch das klar? Seit ihr auch schon einem solchen Betrug zum Opfer gefallen?

Das Ärzte immer mehr die Igel-Leistungen anpreisen, habe ich leider auch schon erlebt. Gehäuft kam das bei mir bei Augenärzten vor, die mir immer wieder eine Augeninnendruckmessung angeboten haben, die ich selber bezahlen wollte. In einer Augenarztpraxis weigerte man sich sogar mir die Werte mit zu geben, wenn ich die Untersuchung nicht machen lasse. Außerdem fand keine wirkliche Untersuchung statt, sondern ein längerer Vortrag darüber, dass ich die Untersuchung machen lassen muss, weil sonst sie Optiker mit meinem Geld die Werbung finanzieren. Was absoluter Schwachsinn ist.

Ich habe in diesem Jahr den Augeninnendruck messen lassen. Ich habe aber durch Zufall eine Praxis gefunden, die diese Untersuchung für zwanzig Euro macht. Alle anderen Augenärzte wollten bisher mindestens vierzig Euro. Außerdem wurde mir erklärt was gemacht wird und was wichtig ist. Besagte Augenärztin hatte auch noch mehr Untersuchungen im Angebot, von denen mir sogar abgeraten wurde.

Ich war auch schon bei einer Frauenärztin, bei der mir quasi beim ersten Termin schon ein Zettel mit allen Untersuchungen vorgelegt wurde, die gemacht werden könnten. Bei mir ging es um eine reine Vorsorge Untersuchung. Auf der Liste standen auch alle Preise für irgendwelche zusätzlichen Untersuchungen während einer Schwangerschaft, die ich ausschließen konnte.

Bei einem Augenarzt hat man von mir noch keine Leistungen bezahlt haben wollen. Dafür ist aber der Orthopäde mehr ein Anbieter von IGEL-Leistungen. Ich habe mich einmal für eine Leistung entschieden, weil ich den Sinn einsah. Allerdings hatte ich dann weitere Leistungen abgelehnt. Ja, das Ergebnis war, dass der vorab so nette Arzt richtig muffig und unhöflich wurde.

Bei meiner Hausärztin wurde mir etwas abgeschlagen, für das die Kasse aufkam. Ich wusste das, weil ich mich vorab darüber bei der Kasse erkundigt hatte. Als ich ihr das sagte, bekam ich stillschweigend ein Rezept. Ab da wurde ich nicht mehr auf Leistungen angesprochen.

Wen wundert das? Wer wenig Privatpatienten hat, muss zusehen, dass er seine Praxis über Wasser hält. Und für die Vermarktung von Zusatzleistungen gibt es tolle Veranstaltungen, die zeigen, wie man das an den Mann bringt. Die heißen dann iGel-Leistungen patientenorientiert (bedarfsorientiert) verkaufen, Verkaufen wie Profis und so weiter. Einwandbehandlung ist da immer ein riesiger Block.