Verheiratete Affäre den Eltern vorstellen?

Vor einigen Jahren hat die ältere Schwester einer damaligen Freundin mal einen Mann mit nach Hause gebracht. Sie war damals etwa 25, der Typ ein paar Jahre älter. Sie hat ihn so ziemlich als festen Freund vorgestellt und die Eltern fanden ihn auch ganz nett.

Erst am nächsten Tag ließ sie die Bombe platzen und erklärte, dass der Mann verheiratet sei und sie noch nicht genau wissen, wie es denn weitergehen wird, da er seine Ehe bislang nicht aufgeben wollte. Die Eltern nehmen diese Nachricht mit ziemlichem Entsetzen auf und die Mutter war richtig sauer, dass ihre Tochter so offen zugibt, mit einem verheirateten Mann eine Affäre zu haben und diesen auch noch den Eltern vorstellt, noch dazu, wenn überhaupt nicht feststeht, ob sie mit dem Mann eine Zukunft hat.

Die Tochter sah das damals wohl anders, auch wenn sie den Mann nie wieder mitgebracht hat und die Sache nach ein paar Wochen zerbrach. Findet ihr, es versteht sich von selbst, dass man eine verheiratete Affäre nicht einfach so den Eltern vorstellt, als wäre es eine ganz gewöhnliche Beziehung? Muss man damit rechnen, dass die Eltern dass äußerst ungut aufnehmen oder denkt ihr es gibt auch welche, die das nicht so eng sehen?

Mein Fall wäre es nicht. Also ich hätte keine verheiratete Affäre den Eltern vorgestellt, solange nicht Sache ist, wie es weitergehen wird. Das hat aber mit der Affäre an sich nichts zu tun. Ich finde, dass man einen Menschen erst dann offiziell der Familie vorstellen sollte, wenn man eben nicht weiß, was die Zukunft bringen wird. Da könnte man doch glatt jeden One Night Stand zu Hause vorstellen, um es mal überspitzt zu formulieren.

Die meisten alleinerziehenden Personen wollen den Kindern doch auch nicht jede Woche einen neuen Partner vorsetzen, weil man nicht möchte, dass die Kinder dadurch psychischen Schaden nehmen. Warum sollte man das also bei Eltern anders handhaben und ihnen gefühlt jede Woche jemanden vorsetzen, mit dem das eh nichts ernstes und langfristiges geben wird?

Ich käme nicht auf die Idee eine kurzzeitige Affäre und zudem noch einen verheirateten Mann, meinen Eltern vorzustellen. Das wäre mir sogar hochgradig peinlich, denn meine Eltern würden mir ja vielleicht gleich sonst was für einen Lebenswandel unterstellen. Davon mal ganz abgesehen, würde ich auch nie eine Affäre mit einem verheirateten Mann anfangen und wenn meine Eltern das erfahren würden, hätten sie wohl auch kein Verständnis dafür und würden das mir gegenüber garantiert auch zum Ausdruck bringen.

Das ist ja bei jedem anders und kommt auch immer darauf an, wie das Verhältnis zu den Eltern ist. Ich kenne Personen, die ein extrem lockeres Verhältnis zu den Eltern haben und freundschaftlich mit ihnen über alle möglichen Themen sprechen können, egal worum es geht. Manche sind da einfach sehr offen. Mein erster Partner war auch so, dass er über Themen mit den Eltern gesprochen hat, die ich teilweise nicht einmal mit Freundinnen besprechen würde.

Wenn man aber so ein Verhältnis hat, über alles sprechen kann und die Eltern eher sind wie Freunde, dann kann es schon sein, dass es da auch kein Problem ist, die Affäre vorzustellen. Für mich käme das aber nie in Frage. Damit ich meinen Eltern überhaupt einen Partner vorstelle, muss schon einiges an Zeit vergehen und ich will mir dann auch sicher sein, dass es etwas Ernstes ist und hält.

Ich stelle meinen Eltern nicht einfach so irgendwelche Menschen vor, sondern nur dann, wenn ich sie schon lange kenne und wenn es entsprechend ernst ist. Eine Affäre würde ich daher nie vorstellen, wobei ich das aber auch dann nicht machen würde, wenn ich sie schon lange kennen würde. Meine Eltern würden mich in hohem Bogen rausschmeißen und womöglich den Kontakt zu mir abbrechen, wenn sie so etwas erfahren würden. Meine Eltern sind ohnehin sehr streng und konservativ und über so etwas könnte ich mit ihnen auch nie sprechen, wobei ich das aber auch nicht will.

Es gibt doch durchaus offene Beziehungen und wenn man das für sich so machen will oder wenn man das für sich in der Konstellation okay findet, dann soll man es doch ruhig so machen. Ich würde mich da gar nicht aufregen, wenn meine Kinder mit so einem Partner zu mir kommen würden. So lange sie dabei glücklich sind, bin ich es auch und nur weil ich es anders mache muss das ja nicht richtig sein. Es gibt nicht nur einen Weg eine Beziehung zu führen.

Ich denke man sollte sich mit der eigenen Meinung ganz stark zurücknehmen, wenn eine Person in so einer Beziehung glücklich ist, immerhin hat man selber nicht immer nur den richtigen Weg für sich gepachtet. So etwas ist sicherlich ungewöhnlich, aber Hauptsache ist doch, dass das Kind oder die Person glücklich ist.

Also was ich mir durchaus vorstellen hätte können wäre gewesen, wenn ich meinen Eltern einen Mann vorstelle der noch unter dem Status "Affäre" läuft mit dem ich mir aber eine feste Beziehung vorstellen könnte und dies auch beim ihm durchaus Thema wäre. Die Meinung meiner Eltern war zwar nie beziehungsentscheidend aber es war mir trotzdem ein Anliegen die Einschätzung meiner Eltern zu kennen.

Ich wäre allerdings nie auf die Idee gekommen meinen Eltern eine Affäre vorzustellen die im Grunde genommen kaum bis keine Zukunft hat. Ich frage mich tatsächlich was man damit bezweckt. Ich als Mutter wüsste ehrlich gesagt nicht ob ich meine moralischen Gedankengänge meiner Tochter gegenüber für mich behalten könnte, wenn meine Tochter mit so einer Sache ankäme. Ich würde mich sogar fragen ob ich meiner Tochter die falschen Werte vermittelt hätte. Für mich ist eine Affäre mit einem verheirateten Mann ein No-Go und ich hoffe doch dass das auch meine Tochter mal so sehen wird.