Vergessen wir nach 2 Jahren 70 Prozent des Schulstoffs?

Gestern kam eine Seite bei Facebook die heißt glaube ich "Faktastisch". Dort gibt es immer Fakten, die wissenschaftlich oder anderweitig belegt werden. Bisher konnte ich jedenfalls niemals ersehen, dass dort eine Lüge aufgedeckt wurde, sodass man schon manchmal über viele Themen, die dort als Spruch veröffentlicht werden, erstaunt sein kann.

Vor wenigen Tagen stand da wieder ein Fakt der besagt, dass zwei Jahre nach dem Beenden der Schule wir Menschen um die 70 Prozent des erlernten Schulstoffs vergessen würden. Wenn ich das jetzt wirklich aus meiner Perspektive betrachte und all jener, die wir darüber gesprochen haben, dann sind wir derselben Meinung, dass wir nahezu alles bis auf grundlegende Dinge wie den Dreisatz, Prozentrechnung, Englisch usw. wieder verlernt haben. Eben all das, was wir nicht des Öfteren im Alltag benötigen.

Könnt ihr euch vorstellen, dass man wirklich um die 70 Prozent des erlernten Schulstoffs nach zwei Jahren aus der Schule beginnt zu vergessen oder ist das etwas weit hergeholt sowie zu pauschal? Was denkt Ihr oder teilt ihr die Meinung, weil es euch sogar selber so ergeht?

Ich habe vor allem in Mathematik viel vergessen, weil man das ständig üben sollte. Dabei meine ich so etwas wie Kurvendiskussionen oder die Mengenlehre. Auch von Physik habe ich nicht so viel mitgenommen, aber das brauche ich kaum noch und das wichtigste Fach war immer das mit den Fremdsprachen.

Bezieht sich das auf alles, was ich jemals in der Schule gelernt habe? Also in 13 Jahren? Dann scheint mir die Zahl schon realistisch zu sein, weil man ja schon vieles wieder vergisst während man noch zur Schule geht. An meiner Schule war es zum Beispiel normal, dass man nach der 11. Klasse sein Latinum hatte und die wenigsten haben danach noch weiter Latein gewählt und im Alltag verwenden tut man die Sprach ja auch nicht. Zwei Jahre nach meinem Abitur habe ich also praktisch schon vier Jahre lang überhaupt kein Latein mehr gelesen oder gesprochen, da vergisst man auf jeden Fall das meiste wieder.

Mein Französisch ist heute hingegen wesentlich besser als zu Schulzeiten, aber das hat mit dem, was ich in der Schule gelernt habe, nicht viel zu tun. Da hat man sicher eine Grundlage gelegt, so, dass ich nicht bei Null anfangen musste, aber das meiste habe ich eben erst nach der Schule gelernt. Ich denke das sieht bei anderen Leuten in anderen Fächern ähnlich aus. Wenn man zum Beispiel Naturwissenschaften studiert wird man trotzdem einiges aus Schulzeiten komplett vergessen haben, weil es für das Studium nicht relevant ist oder weil man etwas im Studium einfach anders macht.

Ich glaube ja, dass dieser Fakt sich wirklich auf "alles" aus der gesamten Schulzeit beziehen sollte. Normal prüfe ich diese "Fakt-Aussagen" manchmal gegen, wenn sie mir unrealistisch erscheinen, aber da ich bisher diese Fakten immer im Web auch als wahr herausgefunden habe, habe ich das dieses Mal komplett so übernommen, weil ich es auch an mir selber sehen kann.

Ich muss wirklich gestehen, dass ich kaum etwas aus der Schulzeit am gelernten Stoff noch weiß. Mathe? War ohnehin das größte Hassfach, was sicherlich beim Vergessen eine Mitschuld hat, aber da hatte ich nie Bock drauf. Ich habe mich immer eher durch diese Klasse gemogelt und durch Hausaufgaben, abgeschriebene Arbeiten & CO gepunktet. Geometrie - ein Graus. Der Satz des Phytagos, den weiß ich noch, das Einmaleins und das große 1x1. Nicht zu vergessen den Dreisatz und die Prozentrechnung. Das war es aus der Mathewelt.

Geschichtslehre? Da war bei uns eh immer Mangelware an abwechslungsreichen Themen und es war Öde. Oftmals wurden sowieso nur Filme geschaut, die habe ich noch inne Birne, aber viel passierte da nicht. Physik? Da weiß ich wirklich zu 100 Prozent nichts mehr. Naturwissenschaften weiß ich bestimmt 90 Prozent nicht mehr. Englisch weiß ich seltsamerweise fast alles, Spanisch und Französisch auch. Liegt aber daran, dass ich gerne mit Sprachen zu tun habe. Verbal, schriftlich war ich in Deutsch und überall immer eher Mittelmaß.

Ich kann mir daher auch sehr gut vorstellen, dass das wirklich wieder ein "Fakt" ist, der stimmt. Als wenn sich jeder alles merkt, was gewesen ist. Zumal man vieles ja im Alltag wirklich nicht braucht und genau da liegt ja auch das Problem u.a. mit dem vergessen. Regelmäßige Abläufe vergesse ich nicht, regelmäßige Themen auch nicht, aber etwas, was ich einmal in zehn Jahren brauche, das schon eher.

Ich habe die Zahl schon für Übertrieben und würde das ganze geringer ansetzen. Denn vieles in den 13 Jahren baut aufeinander auf, zudem noch nicht einmal jeder 13 Jahre auf der Schulbank sitzt manche auch viel weniger, da nur 9 Jahre Pflicht sind und alles andere optional. In den ersten Klassen lernt man das Lesen und Schreiben, dieses zieht man sein komplettes Leben lang mit durch und von Vergessen kann da auch nicht die Rede sein. Gleiches auch mit den anderen Basics auf denen alles aufbaut mit Deutsch, Englisch, Mathe und Co.

Erst wenn es dann tiefer geht, kommt es darauf an was man daraus macht. Manche ergreifen einen Beruf in diese Richtung und brauchen das Wissen dann auch weiterhin und können es somit nicht vergessen. Ein Naturwissenschaftler wird sich dafür hüten, dass dieser auf einmal alles aus der Biologie, Chemie und Physik vergessen hat, dafür dann aber andere Bereiche die für ihn nicht relevant sind. Jemand der eine Ausbildung zum Dolmetscher macht, der braucht mit Mathe nicht mehr viel anfangen wie man Wurzeln und Potenzen auflöst und das dann eher vergessen, als jemand der damit noch täglich arbeitet und konfrontiert wird.

Ich kann von mir aus sagen, dass es nur wenig gibt was ich aus dem schulischen Bereich vergessen habe. Brauchen tue ich davon so gut wie gar nichts, bis auf die Basis aber alles was darüber hinaus kam, hat mir gar nichts geholfen in meinem beruflichen Werdegang und könnte somit vergessen werden. Darüber hinaus ist dieses Wissen auch noch Allgemeinbildend und wenn man tatsächlich 70 von dem Vergessen würde was man in der Schule je gehört hätte, dann wäre das so ziemlich alles bis auf die Basis der ersten Schuljahre und das kann einfach nicht stimmen.