Verdienen unsere Chefs zuviel?
Gerade habe ich mir einen Vergleich von Chefgehältern angesehen. Diese reichen von 87.000 bis 225.000 Euro im Pharmabereich, wobei ich bei letzterem nicht verstehe, wieso dies so ist, da Medizintechnik und Gesundheitswesen weit abgeschlagen sind. Irgendwie finde ich diese Gehälter sowieso etwas zu hoch und teilweise sehr unangemessen. Wie steht ihr zu solchen Gehältern? Findet ihr sie verdient oder zu hoch?
Wenn der Betreffende die Verantwortung, die er mit seiner Position auf dem Papier übernommen hat, in der Realität auch trägt, indem er für das Funktionieren des Unternehmens und das Wohlbefinden der ihm unterstellten Mitarbeiter sorgt, finde ich das Gehalt in Ordnung.
Ich kenne allerdings auch den einen oder anderen Fall, in dem die Verantwortung nur auf dem Papier steht. Über diese Gehälter kann ich dann nur mit dem Kopf schütteln.
Die Frage ist doch erst einmal, was hier zu "Chef" gezählt wird. Ist ein Abteilungsleiter aus dem mittleren Management schon ein Chef? Oder zählen nur Geschäftsführer als Chefs? In dem Artikel ist allgemein von Führungskräften die Rede, das heißt es werden wohl alle Gruppen dazu gezählt. Da es recht wenige sehr gut verdienende Geschäftsführer gibt, drückt der Median an dieser Stelle eher ein typisches Gehalt im mittleren Management aus. Die Zahlen scheinen dann meiner Ansicht nach plausibel. Allerdings ist es auch so, dass die Umfrage sicherlich nicht repräsentativ ist und man daher die Zahlen mit Vorsicht genießen sollte.
Die Unterschiede der verschiedenen Branchen kann man anhand der Betriebsstruktur sehr gut erklären. Eine Führungskraft im Einzelhandel ist wohl in der Regel ein Filialleiter, der nur wenige Mitarbeiter zu führen hat. Oftmals sind das sogar selbst noch Einzelhandelskaufleute, wahrscheinlich mit entsprechender Weiterbildung, aber ohne akademische Ausbildung. Dafür ist das eigentlich ein ordentliches Gehalt.
In anderen Bereichen, zum Beispiel Maschinenbau oder Medizintechnik sieht das anders aus. Viele Führungskräfte leiten Abteilungen, die aus lauter Ingenieuren oder Naturwissenschaftlern bestehen. Da liegen die Durchschnittsgehälter auf Fachebene schon teilweise über 60000 Euro. Ein Abteilungsleiter in der Industrie hat sicherlich in der Regel mehr Mitarbeiter als ein Filialleiter im Einzelhandel. Außerdem gibt es dort viel mehr große Betriebe mit höheren Managementebenen. In Konzernen wird damit auch oft übertrieben und es werden unnötige Strukturen mit hoch bezahlten Managern geschaffen. Aber das ist ein Thema für sich.
Dass die Pharmaindustrie dann ganz oben steht, lässt sich mit dieser Argumentation auch gut erklären. Dort dürfte die Quote an hoch bezahlten Akademikern, insbesondere promovierte Wissenschaftler, sehr hoch sein. Dementsprechend sind dort auch die Managergehälter viel höher als in anderen Bereichen.
Das sollte aber nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass Chef sein nicht automatisch reich macht. Beispielsweise in der Gastronomie. Oder in modernen Berufen im Kundenservice. Dafür, dass solche Leute eine Menge Verantwortung tragen, haben sie oft in Zahlen extrem wenig von ihrer Belastung. Da sollte man immer den Einzelfall prüfen, bevor man auf einen Chef neidisch ist, nur weil er der Chef ist.
Ab einer gewissen Höhe stellt sich mir auch die Frage, ob so ein Gehalt angemessen ist. Vor allem, wenn die Chefs nicht mit ihrem Vermögen für ein Unternehmen haften. So wie ein Selbstständiger, der Chef einer kleinen bis mittleren Firma ist. Da finde ich es auch eher legitim, wenn ein Chef ein kleines Polster anlegen kann, damit man nicht bei der kleinsten Flaute oder einem Kunden mit Zahlungsschwierigkeiten schon Leute vor die Tür setzen muss.
Aber die Gehälter allein sind eine Seite der Medaille. Wie viele Steuern jemand darauf zahlt und welche Gebühren auf so ein Vermögen anfallen, das sind auch ganz wichtige Fragen, die man klären sollte. Denn dass die Schere immer weiter aufklafft und der Mittelstand immer mehr weg bricht, ist sicher keine optimale Entwicklung.
Dafür, dass solche Leute eine Menge Verantwortung tragen, haben sie oft in Zahlen extrem wenig von ihrer Belastung. Da sollte man immer den Einzelfall prüfen, bevor man auf einen Chef neidisch ist, nur weil er der Chef ist.
Da gebe ich dir völlig Recht. Die Durchschnittsgehälter, die in der Studie für einen Chef im Einzelhandel ausgewiesen sind, kann man in vielen Bereichen ohne jegliche Verantwortung mit einer einfachen 40-Stunden-Woche ohne Überstunden erreichen. Das wird man als Führungskraft und erst Recht im Einzelhandel kaum schaffen.
Vor allem, wenn die Chefs nicht mit ihrem Vermögen für ein Unternehmen haften. So wie ein Selbstständiger, der Chef einer kleinen bis mittleren Firma ist.
Es ist eigentlich ganz selten, dass ein Chef wirklich mit seinem Vermögen haftet. Die allermeisten Unternehmen sind Kapitalgesellschaften, ganz besonders wenn Mitarbeiter im Spiel sind. Es gibt natürlich auch Bereiche, in denen Personengesellschaften noch weiter verbreitet sind, aber generell ist das eher selten geworden. Spätestens seit der Einführung der UG, mit der man eine Kapitalgesellschaft mit einem Euro Stammkapital gründen kann, gibt es kaum noch Argumente für eine Personengesellschaft, wenn man nicht Einzelkämpfer ist und deshalb mit hohen Verbindlichkeiten rechnen muss.
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