Unverständlich, wenn Mutter mit einem Kind überfordert ist?

vom 11.10.2017, 07:52 Uhr

In einem anderen Beitrag schreibe ich ja schon über einen Vater, der offensichtlich die Situation zu Hause nicht mehr aushält. Er meint, dass er studiert und arbeiten geht, um das Geld für die Familie nach Hause zu bringen. Dort wurde aber er nur das Gemeckere und Gejammer seiner Frau hören, die schimpft, dass dies und jenes durch das Baby nicht schafft und alles so anstrengend sei und ihr das zu viel zu sein scheint.

Der Mann meint auch, dass er gar nicht verstehen kann, wie sich seine Frau wegen eines Babys schon so anstellen könnte. Andere Frauen hätten immerhin mehrere Kindern und würden trotzdem den Haushalt und ihr Leben noch unter einen Hut bekommen. Er meint wohl, dass man bei nur einem Kind eher nicht überfordert sein dürfte.

Meint ihr auch, dass es eher unverständlich ist, wenn Eltern wegen nur eines Kindes überfordert sind? Ist es eher verständlich, wenn dies passiert, wenn die Familie aus mehreren Kindern besteht? Ist es nicht normal, dass viele Mütter oder Eltern anfangs etwas überfordert sind und sich erst zurecht finden müssen? Habt ihr auch kein Verständnis dafür, wenn eine Mutter bei einem Baby so viel jammert und meckert?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn man den ganzen Tag arbeitet kann ich es verstehen, dass man dann überfordert ist. Aber als gesunde nicht erwerbstätige Frau die sich nur um ein Baby plus Haushalt kümmern muss fände ich es schon ungewöhnlich, wenn man dann überfordert ist.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es gibt pflegeleichte Kinder und es gibt sehr anstrengende Kinder. Dazu kommt noch der Charakter der Eltern, beziehungsweise hier der Mutter, und dann kann es schon sein, dass eine gewisse Überforderung auftreten kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Überforderung mit einer gewissen Frustration zustande kommt, wenn die Mutter den ganzen Tag mit dem Kind zu Hause sitzt und der Mann nichts Besseres zu tun hat, als zu betonen, dass er ja "das Geld nach Hause bringt."

Ich habe aber oft das Gefühl, dass Männer das Ganze auch unterschätzen. Er sieht nur seine Arbeit und kommt nach Hause und sieht eine Momentaufnahme des ganzen Tuns der Frau. Und wenn sie vielleicht gerade entspannt stillend in einem Sessel sitzt, dann kann das ihm durchaus ein falsches Bild vermitteln. Einen Haushalt absolut sauber zu halten, stelle ich mir mit Kind auch anstrengend vor. Wenn das Kind auch nachts keine Ruhe gibt, dann wäre bei mir auch eine gewisse Überforderung auf Dauer vorhanden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12590 » Talkpoints: 11,78 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich sehe es ebenfalls so, dass die Kinder unterschiedlich stark sind. Manch ein Kind ist nur am pennen, wartet geduldig auf seine Milch und da hast du einfach mehr Luft, als mit einem Schreikind was nicht eine Sekunde abgelegt werden kann. Darüber hinaus stellen sich das viele anders vor, die es eben nicht jeden Tag erleben und selbst machen. Das würde ich nicht mal auf Männer alleine schieben sondern auf jedes Geschlecht, dass da nicht genau weiß was abläuft den kompletten Tag und somit schnell solche Unterstellungen mit Überforderungen kommen.

Darüber hinaus darf man auch nicht vergessen, welcher Druck gemacht wird und den man sich selbst macht. Kinder ist etwas über das man sehr viel Druck auf Mütter ausübt, damit sie hinterher "perfekt" sind und alles "perfekt" haben. Da wird erwartet, dass alles funkelt und blinkt weil sie den kompletten Tag zu Hause sind damit sie putzen können. Da darf kein Staub liegen, alles muss sauber sein, Essen gekocht wenn der Alte nach Hause kommt, das Blag muss natürlich vorher auf den Spielplatz damit die Outdoor Fraktion ihren Rand hält weil das "so wichtig ist das ein Kind jeden Tag raus kommt!", dazu noch Babyschwimmen, Tanzunterricht, Frühförderung und was weiß ich noch alles, damit der kleine Kevin auch das perfekte Kind der modernen Leistungsgesellschaft wird und am besten mit 5 fertig ist mit dem Studium und in Lohn und Brot steht.

Ich denke das können vor allem die bestätigen die schon Kinder haben welcher Druck dann noch kommt. Wer Zuhause sitzt, der hat sicherlich mehr Zeit seinen Haushalt zu machen aber nicht jedes Kind ist Pflegeleicht. Wenn ich mal ehrlich bin, ich hatte keine Elternzeit und mein Kind war so pflegeleicht, ich wäre bereits um 8 Uhr früh mit dem kompletten Haushalt fertig gewesen und hätte den restlichen Tag nichts mehr mit mir anzufangen gewusst wenn ich das gemacht hätte. Ich war nach dem Mutterschutz Vollzeit arbeiten, hatte den Haushalt an der Backe und auch Alleinerziehend nach kurzer Zeit. Es geht wenn man denn möchte, aber der Maßstab der angesetzt wird ist eben nicht nur vom Partner, sondern auch von der Gesellschaft.

Sag dann mal, dass du arbeiten gehst da es dir ansonsten zu langweilig ist. Dann bist du eine Rabenmutter die das Kind abschiebt, dabei ist die Kita nicht das schlimmste und schlechteste was einem Kind passiert und kein Kind hat eine Vollmacke und Null Beziehung zu den Eltern, wenn es dort untergebracht wird und nicht 24 Stunden auf der Mutter klebt. Wenn ich mir ansehe was manche für ein Verhältnis zu ihren Blagen haben die 3 Jahre lang nur Zuhause aufeinander saßen und das mit meinem Kind vergleiche, der mit 8 Wochen in die Krippe kam, dann liegen da Meilen auseinander. Das ist nicht im positiven Sinne gemeint wie es bei den Langzeitelternzeiten aussieht, jedenfalls nicht in meinem Umfeld und die Kinder sind so Entwicklungsverzögert bzw. Unfähig, dass ich mich schon an den Kopf fasse.

Es braucht nicht tausend Kurse die besucht werden müssen und auch der Haushalt muss nicht Funkeln, auch wenn das andere meinen. Da muss man sich mal selbst klar werden was wichtig ist, was es braucht, was man schafft und das auch so annehmen. Dann wird das mit dem Meckern auch weniger, denn das entsteht dadurch, dass sie sich mehr Druck macht, mehr Erwartungen an sich stellt als sie hier schaffen kann.

Und der Mann ist einfach nur derjenige der es abbekommt und das nicht nachvollziehen kann, anhand dieser momentanen Aufnahme die er sieht wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Selbst ein Rollentausch wird es vermutlich nicht bringen, dass er das versteht da er mit einer anderen Einstellung und auch weniger Druck heran geht. Denn dieser Druck wird hauptsächlich von Müttern an andere Mütter gegeben und gemacht, Männer dagegen sind "perfekt" und bekommen davon wesentlich weniger ab, wenn sie in Elternzeit gehen.

Auch die Einstellungen sind generell unterschiedlich was "wichtig" ist im Haushalt und was nicht, sehe ich auch gerade an einer Freundin und ihrem Mann. Er hat nun die Elternzeit übernommen für das 2. Kind, er sieht es nicht notwendig an, dass 3 mal am Tag die Wohnung gesaugt wird was sie unbedingt notwendig findet. Wäsche waschen auch nur dann, wenn die Maschine voll ist und nicht zu einer festen Zeit die vorgegeben ist. Es ist dennoch sauber da, er macht es sauber nach Bedarf und nicht nach einem starren Plan und Druck von anderen und so sieht es in vielen Haushalten aus, dass sie ihren starren Plan hat und sich dann aufregt wenn das nicht aufgeht, wo Männer dann doch flexibler unterwegs sind.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Egal ob man vorher arbeiten ist oder wenn das Baby da ist oder wenn man etwas anderes getan hat, ein Baby ist ein Einschnitt in das bisherige Leben, ein völlig neuer Lebensabschnitt mit völlig neuen und anderen Herausforderungen und Aufgaben. Jede Mutter und jeder Vater kann überfordert sein, weil es einfach etwas komplett Neues und Anderes ist, auf das man sich so gut wie nicht vorbereiten kann. Sicherlich kann man das Windelnwechseln lernen und was weiß ich noch, aber es kann alles passieren und darauf muss man nicht zwingend vorbereitet sein.

Man wächst mit diesen neuen Aufgaben und Herausforderungen in die Situation herein, wenn man Zwillinge bekommt, dann kommt man nach ein paar Monaten oder auch nach etwas mehr Zeit damit klar und weiß wie man damit umzugehen hat. Das kenne ich von einem Arbeitskollegen. Wenn man nur ein Kind bekommt, dann schafft man auch das und vielleicht dauert das auch ein bisschen. Bei uns sieht es auch nicht immer tip top aufgeräumt und sauber aus und wenn meine Frau bügelt und die Kleine ist da, dann kommen die gebügelten Klamotten in einen Wäschekorb, nur um später wieder von der Kleinen ausgeräumt zu werden. Das ist halt so, deswegen schafft man eben nicht so viel im Haushalt dann. Ich hatte zwei Monate Elternzeit und habe mich dann um die Kleine gekümmert, ich kann also nachvollziehen, warum man im Haushalt dann deutlich weniger schafft auch wenn man quasi Vollzeiteltern ist.

Also ja, ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man auch nur bei einem Kind etwas überfordert sein kann, aber dann muss man sich zusammen nehmen und beide am selben Strang ziehen und gemeinsam die neuen Aufgaben und Herausforderungen bewältigen und sich idealerweise nicht gegenseitig ankeifen wenn man dann nach Hause kommt oder so.

» Antalis » Beiträge: 539 » Talkpoints: 0,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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