Unternehmen locken mit Willkommensgeschenken für Azubis
Wie in den Nachrichten vermeldet wurde, sind einige Unternehmen bei der Gewinnung von Auszubildenden mittlerweile schon dazu übergegangen Willkommensgeschenke wie etwa Laptops auszuloben, wenn junge Menschen bei ihnen einen Ausbildungsvertrag unterschreiben. Was haltet ihr denn von solchen Aktionen und kennt ihr auch anderweitige Bonis für zukünftige Azubis? Habt ihr zu eurem Ausbildungsbeginn auch ein Willkommensgeschenk erhalten oder hättet ihr euch eines gewünscht?
Ich kann mir so etwas sehr gut vorstellen, da sich in den meisten Handwerksberufen heutzutage leider gar nichts mehr verdienen lässt. Immer mehr Schüler machen eine höhere Schule mit Abitur oder einer Ausbildung. Dass sich jemand dazu entschließt, eine Lehre zu machen, ist sehr selten und wahrscheinlich nur möglich, wenn dieser Schüler einfach zu schlecht in der Schule war, dass er eine höhere Schule besuchen könnte.
Ich habe auch gehört, dass es mittlerweile sehr leicht sein soll, in eine Schule hinein zu kommen, bei der man Abitur machen kann, da immer noch weniger verlangt wird. Ich kann mir das aufgrund der großen Zuwanderung sehr gut vorstellen, dass so die Erwartungen und auch das Leistungsniveau herab geschraubt werden.
Deshalb kann ich es gut verstehen, dass Unternehmen mit Geschenken locken, wenn sie einen Azubi bekommen sollten. Es ist doch auch gut, wenn man eine Anerkennung dafür bekommt, dass man eine Lehre macht. Ich finde es sehr wertvoll, dass es noch junge Menschen gibt, die sich dazu entscheiden. Denn jemand, der 15 Jahre lang nur eine Schule besucht hat, weiß doch gar nicht, was es heißt, zu arbeiten.
Ich halte wenig davon, dass man quasi als Lockmittel an künftige Mitarbeiter irgendwelche Sachen verlost. Das führt meiner Meinung nach eher dazu, dass man sich seine Arbeitgeber nach den besten Benefits aussucht ohne selbst darauf zu achten, dass der Job auch der richtige für einen ist. Außerdem motiviert so ein Willkommensgeschenk wahrscheinlich auch nicht, da der Mitarbeiter den Eindruck erhält, dass ihm sowieso alles in die Hände fällt.
Solche Geschenke finde ich okay, wenn das Unternehmen schon will, beim Erbringen einer besonderen Leistung. Dazu gehört für mich unter anderem wenn jemand die Ausbildung mit Auszeichnung abschließt. In meiner Gegend ist es bei mehreren Betrieben z.B. üblich, dass ein Lehrling für eine ausgezeichnete Leistung in der Berufsschule einen Gehaltsbonus bekommt oder bei mit Auszeichnung bestandener Lehrabschlussprüfung den B-Führerschein oder zu mindest einen Teil des Führerscheins vom Arbeitgeber bezahlt bekommt.
Ich habe von meinem Arbeitgeber keine Geschenke erhalten als ich im Betrieb zu arbeiten begonnen habe. Ich selbst war froh, dass ich eine passende Stelle gefunden hatte. Da war der Arbeitsvertrag selbst für mich Geschenk genug. Immerhin gibt es genug Menschen ohne Arbeit, die froh wären wenn sie irgendwo eine Stelle ergattern könnten.
Ich sehe diese Sache auch recht zwiespältig. Einerseits verstehe ich es, dass die Ausbildungsbetriebe so die Bewerber anlocken möchten und dann eben viele Bewerbungen bekommen und die geeigneten Bewerber herauspicken können. Außerdem kann das auch ein Anreiz für die Bewerber sein, sich mal mit nicht ganz so attraktiven Berufen auseinanderzusetzen, ob diese nicht vielleicht doch infrage kommen.
Aber genau hier sehe ich auch das Problem, dass die zukünftigen Auszubildenden mehr nach der Prämie gehen, die sie bekommen könnten, wenn sie in einem bestimmten Beruf und einem bestimmten Betrieb ihre Ausbildung beginnen, als danach, ob der Beruf denn tatsächlich auch etwas für sie ist.
Ich habe in meiner Ausbildung keine Prämie bekommen, im Gegenteil. Ich musste für meine schulische Ausbildung noch bezahlen. In dem Moment hätte ich mir vielleicht auch so eine Prämie gewünscht, aber das heißt ja eben nicht, dass man in dem Beruf und in dem Betrieb glücklich wird und darum würde ich mich nicht nur von einer Prämie locken lassen.
Barbara Ann hat geschrieben:Aber genau hier sehe ich auch das Problem, dass die zukünftigen Auszubildenden mehr nach der Prämie gehen, die sie bekommen könnten, wenn sie in einem bestimmten Beruf und einem bestimmten Betrieb ihre Ausbildung beginnen, als danach, ob der Beruf denn tatsächlich auch etwas für sie ist.
Und was ist daran das Problem? Dafür kann der Arbeitgeber doch nichts der diese Prämie ausschreibt, wenn sich jemand nur bewirbt und den Job machen will, weil er die Prämie möchte und vorher sich nicht darüber klar geworden ist ob er den Beruf wirklich hinterher machen will oder auch nicht. Denn das ist die Pflicht jedes einzelnen alleine und auch wo er arbeiten möchte und aus welchen Gründen, steht doch jedem frei. Dem einen ist die Prämie wichtig, einem anderen etwas anderes aber zu sagen, dass nur derjenige Arbeitgeber der Prämien auslobt Bewerbungen bekommt und andere nicht, ist einfach an den Haaren herbei gezogen.
Auch wenn man meint man verdient nichts mehr, ein Ausbildungsgehalt ist halt auch einfach kein Gehalt von einem fertig gelernten und das muss man mal sehen. Da muss ich nicht nur ins Handwerk schauen, es gibt genug Berufe auch in der Industrie und anderen Bereichen die auch nicht mehr bezahlen als andere im Handwerk und da schreit auch keiner danach. Aber immer wird gesagt, dass das Handwerk so schlecht ist - bei den Ausbildungsvergütungen schenkt es sich minimal etwas, hinterher ist die tragende Rolle, denn ein Friseur verdient hinterher deutlich weniger als jemand der aus einem anderen Bereich kommt oder auch ein Bäcker. Darauf bezieht sich das aber unter den Lehrjahren direkt nach einem dicken Gehalt zu fordern, ist schon ein wenig viel verlangt, da am man auch das "Gehalt" in der Form von Wissen und ggf. Sachleistungen bekommt.
So nun sind mir schon Unternehmen vor 20 Jahren aufgefallen, die ihren Azubis eine Bahnkarte geschenkt haben damit diese zum Unternehmen kommen und solche Dinge. Meint ihr wirklich, dass die Stellen nur deswegen immer alle besetzt worden sind weil die Fahrtkosten übernommen worden sind? Sicherlich nicht, es war eine Maßnahme damit man Bewerber bekommt, aber eine Garantie war das auch nicht und das war das Leckerchen auf den Arbeitsvertrag oben darauf.
Summe in Summe, rechne ich eine Monatskarte hier mit 55 Euro x 12 Monate für ein Jahr und dann x 3, dann komme ich auf eine finanzielle Summe von knapp 2000 Euro die "geschenkt" waren damals schon. Ein Laptop bekomme ich für die Hälfte, nach einem Jahr ist es veraltet und was hat man als Azubi davon wenn man so oder so im Jahr Fahrtkosten von 660 Euro selbst tragen darf?
Auto das gleiche, da stellt man dir kein Fahrzeug für 30.000 Euro als Neuwagen vor die Tür. Firmenwagen werden auch vergeben oder Leasingverträge, diese zahlt der Azubi dann selbst. Dazu kommen noch Dinger wie Sprit, Versicherungen, Steuern usw. die auch zu tragen sind und im Endeffekt bekommt man damit noch weitere Kosten und Ausgaben "geschenkt". Darüber schon mal nachgedacht, dass eben nicht alles Gold ist was geschenkt wird und Ködern soll? Aber ich kann doch erwarten, dass man das überdenkt und auch selbst darauf kommt und was bringt mir das tolle geschenkte Auto, wenn ich keine Kohle habe damit ich tanken fahren kann, mir die KFZ Steuer nicht leisten kann, oder die Versicherung nicht zusammen bekomme. Totes Kapital, was wohl erst nett sein sollte der Gedanke damit auf Arbeit zu fahren und hinterher eine Kostenfalle ist.
Laptops die verschenkt werden sind auch nicht das wahre. Habe ich auch schon gesehen, dabei waren es alte Modelle die aus dem Leasingvertrag aufgekauft wurden für wenige hundert Euro das Stück und mehr nicht. Sehen neu aus, sind gebraucht und erfüllen ihren Zweck für einfache Dinge wie Schreibarbeiten. Aber ein High End Rechner zum zocken ist das dann nicht, wie sich das manch ein junger Azubi vielleicht dann vorstellt und wofür er das verwenden würde.
Ehrlich gesagt würde ich mich eher darüber freuen, wenn der Arbeitgeber dauerhaft etwas zur Monatskarte für die Fahrtstrecke oder die Fahrtkosten mit aufkommt, anstatt mich von einmaligen Prämien ködern zu lassen mit denen man dann wenig bis nichts anfangen kann oder weitere Kosten verursachen die auf den ersten Blick nicht für jeden zu erkennen sind.
Bei meiner Umschulung hatte ich das "Geschenk", dass ich mir eine verbilligte Monatskarte kaufen durfte und anstatt 55 Euro im Monat dafür dann nur 26,50 Euro jeden Monat auf den Tisch legen muss. Dafür kann ich dann aber auch in der Einkommenssteuer keine weiteren Fahrtkosten für dieses Verkehrsmittel angeben, was dann aber wieder die Kehrseite war aber auch sich unter dem Strich für mich gelohnt hat, da ich so oder so jedes Jahr weit über den pauschalen Werbungskosten liege und somit immer eine Erstattung bekommen habe. Fehlt das dann und man müsste deswegen nachzahlen, müsste man rechnen was sich dann eher lohnt, aber ist auch keine große Kunst wenn man sich damit mal ernsthaft befasst.
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