Unterkünfte für Obdachlose auch in der Nacht offen lassen?

vom 28.02.2018, 06:37 Uhr

Die Obdachlosen haben ja jedes Jahr im Winter das Problem, eine passende Unterkunft für die Nacht zu finden und frieren dann draußen umso mehr. Ich beobachte immer wieder, wie Obdachlose dann versuchen, sich in Hauseingängen oder anderen geschützten Orten auszubreiten, um die Kälte und den Wind abzuschirmen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

Ich lese auch jedes Jahr im Winter Berichte, nach denen Obdachlose schon wieder erfroren sind. Viele Obdachlosenunterkünfte sollen nur Tagsüber geöffnet haben und nachts ihre Pforten schließen. Das finde ich gerade im Winter nur bedingt nachvollziehbar. Ich meine, ich verstehe, dass das Personal in diesen Unterkünften auch mal nach Hause möchte und Schichtarbeit ist nie gut. Aber hier geht es um Menschenleben, die man retten könnte. Könnt ihr nachvollziehen, dass Unterkünfte für Obdachlose nur tagsüber geöffnet haben? Ist das überhaupt im Winter verantwortbar?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Obdachlosenunterkünfte für den Tag werden geschlossen, weil es für die Nacht Notunterkünfte und Schlafplätze eigentlich in allen größeren Städten, wo sich um Obdachlose gekümmert wird, der Anzahl nach reichlich gibt. Sie sind dann im Gegensatz zur Tagesunterkunft, wo es keine Schlafplätze gibt, nur separat gelegen, auch mal in relativer geographischer Nähe zu den Angeboten für den Tag. Die Tagesangebote sind so strukturiert, dass es dort Duschen, Kleidungs- und auch Essensausgaben gibt, manchmal auch Hobbyangebote und einen Arzt, aber keine Betten.

In manchen Gegenden sind sogar noch jede Nacht im Winter viele freie Plätze in den Unterkünften vorhanden. Das Problem ist nicht, dass es theoretisch keine Möglichkeit zum Schlafen gibt, sondern mehr, dass viele sie nicht annehmen wollen oder können, weil die Regeln oder Umstände für manche Obdachlose persönlich nicht tragbar sind, denn oft sind zum Beispiel Hunde verboten. Alkohol eigentlich immer. Und nicht jeder Obdachlose möchte mit sieben anderen fremden Menschen in einem Raum schlafen.

Das kann man ja auch verstehen, vor allem, weil es auf Platte auch eine hohe Anzahl von Leuten gibt, die psychische Probleme haben und denen das nicht zumutbar ist, unter solchen Umständen zu nächtigen. Wer von uns könnte oder wollte das? Und seinen Hund lässt man natürlich schon mal gar nicht zurück. Das Problem ist es, genau diese Menschen zu erreichen, dafür wird dann diskutiert, dass man zum Beispiel nachts die U-Bahnhöfe im Winter offen lässt, damit auch diese Leute eine Möglichkeit finden.

Ich weiß nicht, ob das Problem gelöst wäre, wenn die Wärmestuben auch nachts offen hätten, denn irgendwo müssen die Leute ja in der Kälte trotzdem schlafen und dafür sind die Tagesangebote nicht gedacht. Zum Schlafen fehlen dort vermutlich einfach die Kapazitäten.

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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