Unsympathisch sein, weil man keine Freude an Kindern hat?
Neulich gab es ein Familientreffen bei meinem Freund. Es wurde viel über Kinder geredet, denn einige Verwandte und auch Bekannte haben Nachwuchs bekommen. Eine Tante meines Freundes meinte dann am Tisch, dass sie es ja total unsympathisch finden würde, wenn Menschen keine Freude an Kindern hätten. Manchmal würde sie bei ihrer Arbeit etwas über ihren Sohn erzählen und diesen dann auch ein bisschen nachmachen und da würden einige nicht mitlachen.
Ich fand das eher lächerlich und habe mich nicht darüber gewundert. Letztendlich ist es doch jedermanns eigene Sachen ob man tollpatschige Kinder nun witzig findet oder nicht, warum ist man deswegen unsympathisch? Ich finde sowas auch nicht lustig, aber das scheint bei dem Treffen niemandem aufgefallen zu sein.
Wie ist das bei euch, findet ihr Menschen auch unsympathisch wenn diese keine Freude an Kindern haben und nicht über Kinder lachen können? Warum muss sollte man als sympathischer Mensch auch Sympathie für Kinder haben? Letztendlich will doch nicht jeder Kinder haben, da muss man doch nicht die Kinder von anderen witzig finden oder?
Das kann man von zwei Seiten aus betrachten. Eigentlich hast du ja Recht, das sollte jeder selbst entscheiden, ohne dafür verurteilt zu werden. Genauso wie es Leute gibt, die etwas gegen Schwule haben. Andererseits würde ich solchen Menschen intuitiv bestimmte Charaktereigenschaften zuschreiben.
Jemand, der keine Kinder mag, wird auch selbst kaum bis gar nicht kindisch, sondern eher ernst sein. Ich persönlich mag es aber, wenn man seine ernste Seite hinter sich lässt und zum Beispiel auch mal über total unnötige Dinge lachen kann. Deshalb würde eine Person, die keine Kinder mag, auch auf mich weniger sympathisch wirken.
Crispin hat geschrieben:Eine Tante meines Freundes meinte dann am Tisch, dass sie es ja total unsympathisch finden würde, wenn Menschen keine Freude an Kindern hätten. Manchmal würde sie bei ihrer Arbeit etwas über ihren Sohn erzählen und diesen dann auch ein bisschen nachmachen und da würden einige nicht mitlachen.
Das eine hat doch mit dem anderen nicht zwangsläufig etwas zu tun. Es kann ja auch sein, dass die Tante deines Freundes ihren Sohn verdammt schlecht nachmachen kann und dass einfach ihre Art der Parodie total unlustig und lächerlich ist. Manche Menschen können andere eben sehr gut imitieren und parodieren und andere haben dafür überhaupt kein Talent. Meine Cousine beispielsweise kann das sehr gut. Sie kann sehr gut andere Menschen nachmachen. Sie hat da irgendwie ein Auge für und imitiert das dann perfekt. Sie hat aber auch ein Talent dafür und man schaut ihr sehr gerne dabei zu, egal ob sie jetzt ihren Vater oder ihr Kind imitiert, sie kann alles gleich gut.
Andere Menschen haben dieses Talent nicht. Sogar wenn die den größten Witz erzählen würde, käme das rüber wie eine Rede auf einer Trauerfeier. Also finde ich es schon ziemlich arrogant, wenn man sich selbst einfach als "perfekten Imitator" darstellt und dann anderen Menschen pauschal unterstellt, Kinder zu hassen, nur weil man ihre Imitation dämlich findet und der Meinung ist, dass sie kein Unterhaltungstalent hat.
Jeder darf da seine Meinung haben, wie ich finde und wenn jemand nichts mit Kindern anfangen kann und keine Freude daran hat, dann ist es eben so. Mir sind Menschen nicht unbedingt sympathischer, die keine Kinder mögen, aber ich akzeptiere das, ebenso wie ich erwarte das diese Leute mein Kind akzeptieren und es trotzdem nett behandeln, auch wenn sie nichts damit anfangen können.
Ich denke auch, dass es oftmals daran liegt, dass man eben keine guten Erfahrungen mit Kindern gemacht hat oder generell keinen Bezug dazu hat. Das ist auch nicht weiter verwerflich, finde ich.
Wieso sollte ich jemand anderen für seine Meinung unsympathisch finden? Jeder hat seine eigene Meinung, und wenn jemand nichts mit Kindern anfangen kann, dann ist das halt so. Allerdings erwarte ich dennoch Akzeptanz und Toleranz nur daran scheitert es bei diesen Menschen dann auch meistens.
Als Beispiel nehmen wir einmal die Straßenbahn, dort fährt hier regelmäßig ein älterer Herr mit der wohl nicht mit Kindern kann. Zeigt sich dadurch das er alle Kinder regelmäßig anschreit, dass sie leise sein sollen. Auch mich hat er schon angeschrien, da ich mit dem Kinderwagen einsteigen wollte und er im Weg stand. Auf freundliche Bitte zur Seite zu gehen wurde er gleich verbal ausfallend. So etwas muss einfach nicht sein, auch wenn man keine Kinder mag, denn mein Sohn hatte zu diesem Zeitpunkt geschlafen und keinen Mucks von sich gegeben.
Ich bin ganz ehrlich, ich kann auch nichts mit fremden Kindern anfangen und sie fangen mich auch ziemlich schnell an zu nerven. Werde ich deswegen gleich als unsympathisch abgestempelt? Im Bekanntenkreis jedenfalls nicht, denn dort weiß man selbst das Kinder anstrengend sind und auch nerven können.
Im Job wird Professionalität erwartet, auch dort kann ich mich mit den Kindern beschäftigen und mir es nicht anmerken lassen, dass mir das Kind gerade richtig auf den Keks geht. Auch mein Sohn geht mir manchmal auf den Keks, und sei es nur durch Kleinigkeiten. Jedoch kann ich mich soweit herunterfahren, dass es dann wieder ertragbar und annehmbar ist und muss es dabei auch nicht meiner gesamten Umwelt zeigen.
Dass Menschen, die mit Kindern nicht immer viel anfangen können, ernst und humorlos sind, glaube ich nicht. Da kann ich ich mich selber als Gegenbeispiel in den Raum werfen, ich neige schon zu ausgelassenem Verhalten, trotzdem habe ich zu Kindern oft keinen großen Bezug. Dementsprechend finde ich Erzählungen von Eltern über die lustigen Begebenheiten der Kleinen oft weniger spannend, als diese es tun, aber das liegt vermutlich in der Natur der Sache. Bezuglosigkeit impliziert ein gemindertes Interesse bzw. umgekehrt. Wenn ich selber mit Kindern Zeit verbringe, ist es dann auch durchaus anders und kann mir Spaß machen, da ist dann aber eben eine Art von Interesse gegeben.
Ich glaube schon, dass gerade Frauen, die sich selbst als wenig kinderlieb oder zumindest desinteressiert outen, schnell angefeindet werden oder von einigen Menschen als unsympathisch oder gar kalt wahrgenommen werden. So richtig ausgeprägte Vertreterinnen, die beim Blick in einen Kinderwagen nicht mal neugierig gucken oder lächeln, finde ich dann auch wieder komisch.
Mir kommt es so vor, als wäre die Tante aus dem Beispiel vor allem ein wenig beleidigt, weil ihre Kindergeschichten bei manchen nicht so gut ankommen, wie von ihr erwünscht. Warum das so ist, kann man hier nur spekulieren. Vielleicht erzählt sie tatsächlich auf eine uninteressante Weise, vielleicht sind die Kollegen generell an Kindern nicht interessiert, möglicherweise ist das Umfeld auch speziell an ihren Kindern nicht interessiert, aus welchen Gründen auch immer.
Ich habe sehr selten Freude an Kindern, weil es meist daran liegt, dass mir die wahren Rotzplagen zur Seite stehen. In meinem Bekanntenkreis gibt es Frauen, die überlassen ihre Kinder sich selber und die Endergebnisse sind kleine Bushidos, Farid Bangs & Co. Verbal Entgleisungen, große Fresse und mehr. Da könnte ich direkt, um es salopp zu sagen, komplett ausrasten.
Ich kann mich schon mit Kindern anfreunden und finde sie witzig, mache mit ihnen Schabernack, gehe schwimmen usw. Das mache ich mit meinen Patenkindern und Neffen/Nichten auch. Wir sind eine große Familie, neben meinem Bruder und meiner Schwester habe ich eben Halb- und Stiefgeschwister sowie adoptierte Verwandte. Ich unterscheide da nicht zwischen Halb- oder Stiefschwester.
Doch da so viele Kinder schon alleine in meiner Verwandschaft sind, habe ich offenbar keine Lust. Meine erlebten Geschehnisse sind jedoch auch dafür verantwortlich, weil mein Leben eben kein Ponyhof ist oder war.
Ich finde, dass jeder selber entscheiden darf, ob man in dieser verkackten Welt noch Kinder bekommen sollte oder nicht. Ich habe darauf kein Lust, wenn Kindern das Spielen verboten wird, wenn Kinderspielplätze reihenweise abgerissen werden und mehr. Für Kinder tut der Staat eben nichts und das nervt mich auch an. Dadurch will ich auch keine Kinder.
Ich mache da keinen Unterschied und finde Menschen auch nicht weniger toll, nur weil sie keine Kinder wollen. Es gibt bei uns sogar einen Mann, der Kinder buchstäblich hasst! Es gibt nur selten eine Ausnahme. Ansonsten merkt man ihm schon bei jeder TV Werbung wo ein plärrendes Kind ist an, wie genervt er ist. Stört mich auch nicht!
Ich finde man kann nicht pauschal sagen, dass man unsympathisch ist, nur weil man keine Freude an Kindern hat. Meine Arbeitskollegin hat und möchte selbst keine Kinder und gehört mit zu den sympathischsten Personen, die ich bisher kennengelernt habe. Sie findet, dass Kinder einfach nicht in ihr Leben passen, da sie selbst oft und gerne auf Reisen geht. Auch auf ihre Nichten und Neffen mag sie nicht so gerne aufpassen, weil sie nichts mit ihnen anzufangen weiß.
Ich finde, wenn sie so denkt und diesen Lebensweg für sich gewählt hat, ist das doch vollkommen in Ordnung, denn schließlich ist jeder selbst für sein Leben verantwortlich und kann auch selbstständig entscheiden, was einen glücklich macht und mit welchen Dingen man sein Leben füllen will. Jemanden deswegen in eine Schublade zu stecken und zu sagen man sei Unsympathisch finde ich mehr als unfair.
Sympathie ist ein hoch subjektiver Begriff, der nur selten auf inhärenten Eigenheiten beruht. Ein und dieselbe Person kann als absolut sympathisch, ja liebenswert angesehen werden, und ebenso von jemand anderem vielleicht als extrem nervig, arrogant oder stumpfsinnig abgetan und gemieden werden. Auch Menschen und ihre Eigenheiten sind oft Geschmackssache.
Deswegen kann ich nicht sagen, dass Menschen, die mit Kindern wenig anfangen können, unsympathisch sind, genauso wenig, wie alle Kinderfreunde, die in jeden Kinderwagen praktisch hinein klettern, automatisch die netteren Menschen sind. Sympathie oder Antipathie sind bei mir sowieso nur schwer an einer einzelnen Charaktereigenschaft festzumachen. Da muss schon jemand die Rassismus- oder Sexismuskeule schwingen, damit er oder sie bei mir sofort unten durch ist, aber ich schreibe jemanden als Person nicht ab, wenn er nicht darüber lacht, wenn jemand tollpatschige Kinder nachmacht.
Ich kann mir sogar vorstellen, dass jemand Kinder durchaus mag und toll findet, aber vermeintlich lustige und originelle Histörchen aus zweiter Hand über die Tollpatschigkeit fremder Kinder einfach als nicht besonders amüsant empfindet, weil sein Sinn für Humor eher Richtung Loriot und seine Möpse geht. Wenn es jedoch vor allem darum geht, dass Leute auf ihre Kinder stolz sind und auch mal ein Foto zeigen oder von ihnen erzählen, dann finde ich zumindest, dass es ein Zeichen von guten Manieren ist, wenn man zuhört, nickt, lächelt und Anteilnahme zeigt. Schließlich erzählt wohl jeder gern von Dingen, die ihm am Herzen liegen und fühlt sich gekränkt, wenn ihm nur Desinteresse entgegen schlägt.
Gerbera hat geschrieben:Ich kann mir sogar vorstellen, dass jemand Kinder durchaus mag und toll findet, aber vermeintlich lustige und originelle Histörchen aus zweiter Hand über die Tollpatschigkeit fremder Kinder einfach als nicht besonders amüsant empfindet, weil sein Sinn für Humor eher Richtung Loriot und seine Möpse geht.
Das habe ich auch gedacht. Ich finde es sowieso total faszinierend, welche Kausalketten manche Menschen basteln und sich da grundlos reinsteigern, wobei aber keinerlei Beweise über Ursache-Wirkungs-Prinzipien vorliegen. Als ob man automatisch keine Kinder mag, nur weil man die "Histörchen" nicht so gerne hört, warum auch immer. Klassischer Fall von nicht zu Ende gedacht. Da sollte jemand mehr reflektieren lernen.
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